28. Februar 2010

Si tacuisses, o Vertreter der Vierten Gewalt!

Ganz besonders sind dieser Tage unsere Medien gefordert, jene Exekutoren der "Vierte[n] Gewalt", die, "zu einem unverzichtbaren Bestandteil demokratischer Gemeinwesen geworden", "die Aufgabe einer schnellen kritischen Kommentierung auf eine Weise wahr [nimmt], wie sie weder dem Parlament noch der Justiz mit ihren zeitraubenden Verfahren möglich ist" (Hans-Ulrich Wehler).

Ist es schon für die großen Redaktionen schwer, ihrer Verantwortung gerecht zu werden, um wieviel mehr dann für die kleinen oder mittelgroßen Redaktionen, die Journalisten in den deutschen Provinzstädten, die nicht einfach vorgefertigte Kommentare von der dpa übernehmen wollen!

Gut, wenn man dann, wie das "Main-Echo", meine geliebte Lokalzeitung, einen Experten im Team hat, der, mit der Materie vertraut, klare und fundierte Urteile wagt. Einen wie Martin Flenner, nicht nur leitender Redakteur im Ressort Politik und Wirtschaft, sondern auch Unterzeichner der einschlägigen Petition "Für die uneingeschränkte Anerkennung der Beschlüsse des II. Vatikanischen Konzils". Einen bessern kannst nicht finden, würde Wolf Haas da sagen.

Dieser Herr Flenner durfte also in der letzten Woche "Zollitschs Entschuldigung" kommentieren und forderte: "Jetzt müssen Taten folgen!" Taten wie ein klares Plädoyer für die Aufhebung der Verjährung von Mißbrauchsdelikten oder die Bestellung "kirchenunabhängiger" Personen als Bistumsbeauftragte für Mißbrauchsfälle.

Aber auch folgendes fordert Martin Flenner in einer völlig überraschenden Volte:

"Und: Die deutschen Bischöfe sollten klar machen, dass Sexualität ein wunderbares Geschenk Gottes an den Menschen ist, das die Kirche grundsätzlich bejaht. Papst Johannes Paul II. hat mit seiner Theologie des Leibes hier einen guten Anfang gemacht. Leider ist das bis jetzt viel zu wenig beachtet worden - auch innerhalb der katholischen Kirche."

Nun kann man von einem Qualitätsjournalisten wie Martin Flenner nicht erwarten, daß er schnell die relevante Literatur nachschlägt, im Internet vielleicht, wenn schon nicht im eigenen Bücherregal, und dort auf einen Satz stößt wie:

"Im Glauben an Gott begreifen wir die menschliche Geschlechtlichkeit als Geschenk und Gabe der Liebe Gottes." (KEK Bad II, S. 346)

Oder auf diese Kurzdarstellung der biblischen Sicht:

"Bibel spricht von diesen Weisen der Begegnung zwischen Mann und Frau an vielen Stellen. In der Genesis erzählt sie vom Jubelruf des Mannes, als er der Frau ansichtig wird, die Gott "als sein Gegenüber" geschaffen hat (Gen 2,23). - Die Erzählung von Jakob und Rahel (Gen 29,20), von Elkana und Hanna (1 Sam 1,5) und besonders das "Hohelied" zeigen, daß in der Geschichte des Gottesvolkes die Liebe aufs höchste gefeiert und unbefangen vom beglückenden Ereignis der Liebesvereinigung von Mann und Frau gesprochen wird (vgl. Spr 5,18-20; Koh 9,9)." (KEK Bd, II, S. 348)

Da muß es reichen, den Joker Johannes Paul II. gegen die deutschen Bischöfe auszuspielen!

Es wird schon keiner merken, daß das, was er da als "guten Anfang" vorstellt, so ganz und gar nicht zur Zeit passt, ja der vermeintlich aufgeklärten und entspannten, tatsächlich aber verspießerten Sexual-, Beziehungs- und Ehemoral deutscher Zeitgenossen des Jahres 2010 wesentlich und radikal widerspricht. Martin Flenner, steht zu befürchten, schon mal gar nicht.

Abneigung macht blind.

(Selbstverständlich kann man Flenner nur recht geben, daß " das bis jetzt [leider] viel zu wenig beachtet worden [ist]- auch innerhalb der katholischen Kirche." In seiner und meiner eigenen Diözese ist das genauso wenig der Fall wie in den anderen. Vielleicht kann er dazu mal eine Glosse schreiben: Wo die Theologie des Leibes - als Offenbarung des Schöpfungssinnes und als Werkzeug sakramentaler Vereinigung von Mann und Frau, so wie GOtt SEine Schöpfung und Jesus SEine Kirche liebt - in den Bildungsangeboten des Bistums, der Pfarrgemeinden, der Bildungshäuser und Kirchenläden bleibt...)

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