28. Februar 2010

Chile en mi corazon


Eyesight to the Blind

Als kleine Synthese meiner letzten beiden Postings, als Wunsch für katholische Journalisten aus der Lokalpresse und als Dienst eines Fundi-Katholen an guter Musik, dürfen B.B. King und David Gilmour von der Wirkung geschlechtlicher Liebe auf verlorenes Augenlicht singen und spielen:


Si tacuisses, o Vertreter der Vierten Gewalt!

Ganz besonders sind dieser Tage unsere Medien gefordert, jene Exekutoren der "Vierte[n] Gewalt", die, "zu einem unverzichtbaren Bestandteil demokratischer Gemeinwesen geworden", "die Aufgabe einer schnellen kritischen Kommentierung auf eine Weise wahr [nimmt], wie sie weder dem Parlament noch der Justiz mit ihren zeitraubenden Verfahren möglich ist" (Hans-Ulrich Wehler).

Ist es schon für die großen Redaktionen schwer, ihrer Verantwortung gerecht zu werden, um wieviel mehr dann für die kleinen oder mittelgroßen Redaktionen, die Journalisten in den deutschen Provinzstädten, die nicht einfach vorgefertigte Kommentare von der dpa übernehmen wollen!

Gut, wenn man dann, wie das "Main-Echo", meine geliebte Lokalzeitung, einen Experten im Team hat, der, mit der Materie vertraut, klare und fundierte Urteile wagt. Einen wie Martin Flenner, nicht nur leitender Redakteur im Ressort Politik und Wirtschaft, sondern auch Unterzeichner der einschlägigen Petition "Für die uneingeschränkte Anerkennung der Beschlüsse des II. Vatikanischen Konzils". Einen bessern kannst nicht finden, würde Wolf Haas da sagen.

Dieser Herr Flenner durfte also in der letzten Woche "Zollitschs Entschuldigung" kommentieren und forderte: "Jetzt müssen Taten folgen!" Taten wie ein klares Plädoyer für die Aufhebung der Verjährung von Mißbrauchsdelikten oder die Bestellung "kirchenunabhängiger" Personen als Bistumsbeauftragte für Mißbrauchsfälle.

Aber auch folgendes fordert Martin Flenner in einer völlig überraschenden Volte:

"Und: Die deutschen Bischöfe sollten klar machen, dass Sexualität ein wunderbares Geschenk Gottes an den Menschen ist, das die Kirche grundsätzlich bejaht. Papst Johannes Paul II. hat mit seiner Theologie des Leibes hier einen guten Anfang gemacht. Leider ist das bis jetzt viel zu wenig beachtet worden - auch innerhalb der katholischen Kirche."

Nun kann man von einem Qualitätsjournalisten wie Martin Flenner nicht erwarten, daß er schnell die relevante Literatur nachschlägt, im Internet vielleicht, wenn schon nicht im eigenen Bücherregal, und dort auf einen Satz stößt wie:

"Im Glauben an Gott begreifen wir die menschliche Geschlechtlichkeit als Geschenk und Gabe der Liebe Gottes." (KEK Bad II, S. 346)

Oder auf diese Kurzdarstellung der biblischen Sicht:

"Bibel spricht von diesen Weisen der Begegnung zwischen Mann und Frau an vielen Stellen. In der Genesis erzählt sie vom Jubelruf des Mannes, als er der Frau ansichtig wird, die Gott "als sein Gegenüber" geschaffen hat (Gen 2,23). - Die Erzählung von Jakob und Rahel (Gen 29,20), von Elkana und Hanna (1 Sam 1,5) und besonders das "Hohelied" zeigen, daß in der Geschichte des Gottesvolkes die Liebe aufs höchste gefeiert und unbefangen vom beglückenden Ereignis der Liebesvereinigung von Mann und Frau gesprochen wird (vgl. Spr 5,18-20; Koh 9,9)." (KEK Bd, II, S. 348)

Da muß es reichen, den Joker Johannes Paul II. gegen die deutschen Bischöfe auszuspielen!

Es wird schon keiner merken, daß das, was er da als "guten Anfang" vorstellt, so ganz und gar nicht zur Zeit passt, ja der vermeintlich aufgeklärten und entspannten, tatsächlich aber verspießerten Sexual-, Beziehungs- und Ehemoral deutscher Zeitgenossen des Jahres 2010 wesentlich und radikal widerspricht. Martin Flenner, steht zu befürchten, schon mal gar nicht.

Abneigung macht blind.

(Selbstverständlich kann man Flenner nur recht geben, daß " das bis jetzt [leider] viel zu wenig beachtet worden [ist]- auch innerhalb der katholischen Kirche." In seiner und meiner eigenen Diözese ist das genauso wenig der Fall wie in den anderen. Vielleicht kann er dazu mal eine Glosse schreiben: Wo die Theologie des Leibes - als Offenbarung des Schöpfungssinnes und als Werkzeug sakramentaler Vereinigung von Mann und Frau, so wie GOtt SEine Schöpfung und Jesus SEine Kirche liebt - in den Bildungsangeboten des Bistums, der Pfarrgemeinden, der Bildungshäuser und Kirchenläden bleibt...)

27. Februar 2010

Fundi-Musik

Fundi-Katholiken ärgern Merkel, bringen nicht einmal Lippenbekenntnisse für Käßmann auf, bilden den Nährboden für Kindesmißbrauch, sind uneinsichtig, psychisch mißgebildet und überhaupt überflüssig. Stimmt zwar nicht, ist aber so für viele Landsleute.

Aber, Ihr Lieben da draußen, wir bloggen die bessere Musik.

Heute und hier zum Beispiel den Delta-Blues-Musikanten Tommy McClennan mit dem "Whiskey Headed Man Blues". Lautsprecher aufdrehen und anklicken.

26. Februar 2010

Grüße nach Rosenheim!

Am Lichtmesstag geboren, ist Elias nun schon paar Wochen alt. Gelesen habe ich es erst heute, aber meine Wünsche für ihn, seine Brüder und seine Eltern kommen bestimmt nicht zu spät: Alles Gute, Gottes Segen und SEine Nähe, viele frohe und glückliche Momente und ein Herz voll Dankbarkeit!

Das Beste draus machen

Wenn ich wieder einmal den letzten Flug in die Heimat verpasse und die Nacht auf dem Flughafen verbringen darf, weiß ich jetzt mindestens, was ich zu tun habe:



(via The Anchoress)

Nun aber Schluß mit lustig und ab ins Bett.

25. Februar 2010

Standards

Wenn eine Predigt mit dem Satz beginnt: "Matthias is unremarkable", dann finde wenigstens ich das bemerkenswert.

Aber wo Lutheraner - diesmal Reverend Paul T. McCain aus der "Lutheran Church - Missouri Synod" - recht haben, haben sie recht. Definitiv.

"Not all of the men whom God chooses to preach, administer sacraments, and shepherd the church are remarkable. Most are pretty ordinary. Don’t be disappointed if your pastor is not the most dynamic or charismatic leader. Don’t be disappointed if he doesn’t have the business sense to manage a small corporation. Hold him to the qualifications set forth by Scripture. For the call of Matthias, what was important was that he have been a companion of Jesus and the Twelve from beginning to end, and that he be a witness of the resurrected Lord Jesus. For pastors today, their qualifications and duties are set forth in sufficient detail in Paul’s letters to Timothy and Titus. For that matter, we should learn from this to measure anyone in any God-given office by God’s standards in Scripture, not by whatever our emotions, eyes, or reason would require. Hold all church workers to the standards set forth in Scripture."

???


Meine 5 min Fröhlichkeit inmitten harter Tage

Als Käßmann-Kritiker der letzten Jahre habe ich mir standhaft jeden Kommentar versagt und tue es auch jetzt noch, auch wenn ich unheimlich gerne die Chance genutzt hätte, zum Thema das eine oder andere Youtube-Video eines alten weisen Mannes zu bloggen.

Dafür nehme ich mir die ökumenische Freiheit, einen Ausschnitt aus einem Brief wiederzugeben, der mich heute mittag in einem dieser neumodischen Kaffees mit grünem Logo und kostenlosem WLan so sehr zum Lachen brachte, daß es den Umsitzenden beinahe auffiel. Aber die Zeiten sind hart und anstrengend, da freut man sich über jeden Moment unbeschwerten Glücks...

Der Brief ist über 60 Jahre alt und stammt von Helene Hanff. Sie, die damals junge amerikanischen Drehbuchautorin schrieb ihn 1949 an den Angestellten eines Londoner Antiquariates, der ihr eine lateinische Bibelausgabe beschafft hatte. Ich fand ihn, wie gesagt, köstlich:

"WAS UM ALLES IN DER WELT FÜR EINE SCHLECHTE PROTESTANTISCHE BIBEL IST DENN DAS?!

Wären Sie so freundlich und würden den Verantwortlichen der anglikanischen Kirche Englands mitteilen, dass sie, wer immer ihnen den Auftrag gab, an der Vulgata herumzupfuschen, die schönste Prosa, die je geschrieben wurde, versaut haben? Sie werden dafür in der Hölle braten, das können sie sich merken! Mir macht das, da ich selber Jüdin bin, nichts aus. Aber ich habe eine katholische Schwägerin, eine methodistische Schwägerin, einen ganzen Tross von presbyterianischen Neffen (über meinen Großonkel Abraham, der konvertierte) und eine Tante, die Gesundbeterin bei der Christian Science ist, und ich bin mir sicher, dass keiner, wirklich keiner von ihnen diese anglikanische Latein-Bibel akzeptieren würde, falls sie wüssten, dass es sie gäbe. (Und ehrlich gesagt, wissen sie nicht einmal, dass es Latein gibt.)

Gut, zur Hölle damit, ich habe die Vulgata meines Lateinlehrers benutzt, und ich habe nicht vor, sie zurückzugeben, bis Sie eine eigene für mich gefunden haben."


23. Februar 2010

Zum späteren Gebrauch vorgemerkt ...

... habe ich mir das Adjektiv "klosterbruderisierend".

Stammt von Goethe und tritt bei ihm im Duo mit "sternbaldisierend" auf. Mit diesen sieben Silben dürfte man es schaffen, sich auch aus der Gesellschaft hochkultivierter Menschen nach oben hin wegzubewegen.

Eine halbwegs passende Gelegenheit wird sich wohl irgendwann finden...

Ganz simpel und völlig klar

"Es ist dir gesagt worden, Mensch,
was gut ist und
was der Herr von dir erwartet:

Nichts anderes als dies:
Recht tun,
Güte und Treue lieben,
in Ehrfurcht den Weg gehen mit deinem Gott."
(Micha 6,8)

22. Februar 2010

Loci Theologici

John Milbank: The New Divide: Romantic versus Classical Orthodoxy (Modern Theology 2010; 26 (1): 26):

"Of course, a lot of what goes on in theology today is much the same as a quarter of a century ago. But this is only the case for theological exponents who have not realised that all is now different or who dislike this difference. Some of the shifts were already apparent at that time, but are now far more palpable. The Anglo-Saxon countries and France have displaced Germany as the fulcrum of international theological activity. The debate within Protestant theology has ceased to be the decisive one for all theology, much affecting Catholic theology also. Today, instead, it is the debate within Catholic theology that is the vital one, to such a degree that a definitively Protestant theology is now extinct, even though Protestants are still doing much interesting and important work."

"Natürlich ist viel von dem, was heute in der Theologie geschieht, das gleiche wie vor einem Vierteljahrhundert. Aber das gilt nur nur theologische Leitfiguren, die nicht verstanden haben, daß sich alles verändert hat oder denen der Unterschied nicht passt. Einige der Verschiebungen waren damals schon sichtbar, sind aber jetzt bei weitem konkreter. Die angelsächsischen Länder und Frankreich haben Deutschland als den Brennpunkt internationaler theologischer Aktivität abgelöst. Die Debatte innerhalb der protestantischen Theologie hat aufgehört, entscheidend für die gesamte Theologie zu sein. Stattdessen ist es heute die Debatte innerhalb der katholischen Theologie, die die entscheidende ist - so sehr, daß eine entschieden protestantische Theologie jetzt ausgestorben ist, obwohl Protestanten immer noch viel interessante und wichtige Arbeit leisten."

Wunsch anläßlich Petri Stuhlfeier

Zum Fest der Kathedra Petri gab es bei The Anchoress einen treffenden Festtagswunsch von Ronald Knox:

"Perhaps it would be a good thing if every Christian, certainly if every priest, could dream once in his life that he were pope, and wake from that nightmare in a sweat of agony.

Es wäre vielleicht eine gute Sache, wenn jeder Christ oder wenigstens jeder Priester einmal in seinem Leben davon träumte, Papst zu sein, und aus diesem Albtraum schweißgebadet aufwachte."

21. Februar 2010

Staub bin ich - werd' ich es immer bleiben?

Vor Jahren habe ich über Gillian Welchs und David Rawlings' "Red Clay Halo" schon einmal gebloggt - aber ohne Video. Hier sind die beiden in einem sehr schönen und intensiven Video mit ihrem Lied, das man sehr wohl als Meditation über das "Mensch, Staub bist du und zum Staub kehrst du zurück" des vergangenen Mittwoch hören und singen kann.



Zum Text geht es hier lang.

Joseph Bernhart in seinen Tagebüchern

"Sakramentalismus vieler Katholiken: Die Hostie ist leichter zu schlucken als das Evangelium."

Drauflosgeschnarre und Verbitterung

Die Justizministerin waltet ihres Amtes und schnarrt drauf los. Dunkle Winkel ausleuchten, den Sumpf trocken legen. Restlos und wohl auch: ein für alle Mal.

I am all for it.

So sehr "all", daß ich - mit Georg Paul Hefty? - denke: Schafft 2, 10, 100 Leutheusser-Schnarrenbergers! Packt das Unmögliche! Klärt unselektiv auf!

Nicht nur die bekannten 15.098 Fälle aus dem Jahre 2008, in denen Kinder von fast 9.000 Tätern mißbraucht oder bedroht wurden. Auch die noch unbekannten Fälle dürfen nicht stillschweigend akzeptiert werden. Zur Not muß auch die deutsche Justiz an einen runden Tisch gezerrt werden, mit Ombudsperson, gestellt von der EU oder der UNO.

Frau Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, endlich erlebe ich Sie als Lebensschützerin. Blieben Sie es nur! Wären Sie es nur auch sonst gewesen! O vergeblicher Wunsch, o eitle Hoffnung.

(Ach, wie schwer fällt's einem dieser Tage, demütig gegen die Verbitterung anzugehen. Nicht immer gelingt's...)

Zum Thema: Selektive Empörung.

20. Februar 2010

Das Buch zu Bob Dylans Theme Time Radio Hour

Und weil wir gerade bei den weniger wichtigen Dingen des Lebens verweilen, verweise ich noch auf ein Projekt von Fred Bals, der den über sechzig Folgen von Bob Dylans Theme Time Radio Hour ein Buch widmen will und dafür noch finanzielle Unterstützung sucht:



Zu Freds Blog "Dreamtime" geht es hier lang.

Gedicht eines Hunde- und Gehsteigsauberhalters

Wollte ein stolzer Hundehalter ein Gedicht schreiben, dann könnte es werden wie dieses von Jason Tandon, das Garrison Keillor in seinem Writer's Almanach kürzlich abdruckte bzw. vorlas:

Cleaning up after the Dog

Besonders schön (und quasi Mr. Bean-mäßig) finde ich die Stelle:

Hold loaded bag high in the air,
assure onlookers that Everything is Okay.

If a cop should cruise by,
his crew cut bristling
in the sun,

hold that bag higher,
so he, too, can salute
your contribution.

19. Februar 2010

Goliarden

Es gibt immer wieder was Neues zu lernen: "Das eitle und müßige Geschwätz, die blasphemischen Reden und der Verlust an Zeit für gute Werke" zeichneten diese Gruppe mittelalterlicher Kleriker aus, sagt die FAZ, und man denkt bei sich: So wirkungsvoll war Bonifaz' VIII. Verbot wohl doch nicht, wenn es diese geistlichen Herren fast 700 Jahre später immer noch gibt.

Sie fahren nicht über Land, führen keine Hütchenspiele vor oder betrügen gar mit Taschenspielertricks einsame Witwen um die Lebensversicherung ihres Gatten. Aber ausgestorben sind sie noch lange nicht, im Gegenteil.

18. Februar 2010

Kleiner Monolog über die rechte Zeitungslektüre

Jetzt denkt man immer: Mann beißt Hund muß in die Zeitung, gleich auf Seite eins. Weil das ist ja ganz ungewöhnlich und will es jeder auch wissen, damit er's vorlesen kann, wenn beim Frühstück die Frau das Hörnchen in den Kaffee tunkt. Passiert so selten, daß man glaubt, jeder Redaktor müsste froh sein, wenn das übern Schirm tickert.

Hast dich aber geschnitten, wenn du's glaubst. Weil die Woche nämlich, da war der Fall "Mann beißt Hund", und auf Seite eins doch wieder nur Winter und Schnee und kein Salz mehr da. Da musstest du bis auf Seite fünf und war dann eine Meldung, so klein, ohne Brille fast nicht zu sehen. Bloß hieß der Mann da Obama und der Hund hieß Atomkraft, und gebissen hat der Obama nicht, aber gesagt, daß er welche aufmachen will, AKWs nämlich, für X Milliarden. Wäre ja eigentlich Sensation: Hat den Nobelpreis für Friedensstiftung, rettet die Welt in Kopenhagen und jetzt das. Riesenenttäuschung eigentlich, und Überraschung, aber was für eine. Könnte ja klar auf Seite eins, in die Mitte, unters Winterbild, daß jeder sieht: Aha, einer hat den Hund gebissen.

Aber klar, ist schwierig für den Redaktor. Wenn der Heilige sündigt, schreibt ja das Kirchenblatt auch nicht auf Seite eins, ganz vorne.

Ich sage aber dann zur Mari: Jetzt schau ich immer auf Seite fünf die Fünfzeiler an. Da jaulen die Hunde und beißen die Männer und sündigen die Heiligen und stürzen vom Podest, die Nobeln. Und keiner siehts, bloß ich. Tunk du nur dein Hörnchen und sei froh, daß du mich hast.

Wieseltier zum zweiten: Orte erster Prinzipien und ein "Wenn schon, denn schon"

Noch einmal aus dem gleichen Buch von Leon Wieseltier - allerdings ohne Seitenangaben, denn sie stammen aus der Rezension von Yizhak Ahren und ich habe mich nicht auf die Suche nach der exakten Stelle gemacht:

"Eine Schul ist nicht nur ein Haus der Religion, sie ist auch ein Haus der Philosophie, weil in ihren Mauern erste Prinzipien und ein Interesse an ersten Prinzipien gefragt sind. Solange es 'Schulen' und Kirchen und Moscheen gibt, wird der Sinn für Philosophie nicht aussterben. Von Universitäten kann man das nicht sagen."

"Wenn ich mich schon entfremden muß, dann wenigstens von der richtigen Religion." - Notiert nach dem Besuch einer progressiven Jüdischen Gemeinde und durchaus auf die Gemeinden des "Neuen Bundes" übertragbar.

Ein Resümee und zwei Betrachtungen

Aus Leon Wieseltiers "Kaddisch":

"Heute war ich unlenksam." (S. 145)- Was für ein passendes Wort auch für manche meiner Tage!

"Zwei Leute betrachten ein Objekt und können es nicht sehen. Der eine sagt: Ich kann es nicht sehen, also kann es nicht da sein. Der andere sagt: Ich kann es nicht sehen, also muß ich blind sein." (S. 264)

Unbegriffen und zum Sündenbock gemacht: Das böse Z

Alexander Kissler über das Missverstaendnis Zoelibat

"Insofern verfehlt es den Kern der Sache, wenn nun immer und immer wieder pragmatisch argumentiert wird. Der Zölibat ist keine pragmatische, sondern eine theologische Einrichtung. Darum wird er missverstanden in einer Zeit, die für jede Frage nur pragmatische Antworten bereithält. Er steht komplett quer zu den Bedingungen, die das 21. Jahrhundert an eine sozial akzeptierte Lebensform stellt. Er ist antibürgerlich, er macht nicht mit beim allgemeinen Ringelpiez und Fleischbeschau, er akzeptiert nicht die Vertröstungen des Diesseits.

Und wenn denn schon pragmatisch argumentiert werden soll: Kein Papst, der bei Sinnen ist, kann die Hand reichen zur Abschaffung des Zölibats. Die Kirche flöge ihm um die Ohren. Austrittsbewegungen und neue Kirchengründungen wären die Folge. Auch deshalb ist das aus Unkenntnis und Desinteresse gespeiste Urteil gegen den Zölibat oft nicht mehr als eine Spukgeschichte: Die Geister, die man nicht begreift, will man vertreiben."

17. Februar 2010

Immer noch am Anfang

"There is a story of an Eastern Orthodox monk who was revered by his brothers for his extraordinarily holy life. On his deathbed, he had a vision of God, angels, heaven—the whole works! After this vision, his brothers, who had been standing around his bed, pleaded with him for a word of wisdom. All he could say was, 'I have only begun to repent.'"

(Mark Galli: Are We Transformed Yet - Christianity Today)

16. Februar 2010

Die Sache mit dem Fleck auf der Stirn

Pop für die nächsten vierzig Tage:


Gebet eines SchwerHarthörigen


Und Hazel Motes hatte doch recht!

"Wise Blood" war der erste Roman von Flannery O'Connor und ist hierzulande fast unbekannt, obwohl es irgendwann einmal eine deutsche Übersetzung gab. Der Roman spielt im amerikanischen Süden und ist - da Paradebeispiel für das "Southern Gothic"-Genre - voll von grotesken Charakteren.

Held des Buches ist Hazel Motes, Straßenprediger und Gründer der "Kirche Jesu Christi ohne Christus". Seine Predigten klingen etwa so:

"Süßer Jesus Christus am Kreuz... Ich will Euch Leuten etwas sagen. Vielleicht denkt ihr, ihr seid nicht rein, weil ihr nicht glaubt. Ihr seid rein, das sage ich euch. Jeder einzelne von euch ist rein und laßt mich sagen, warum ihr falsch liegt, wenn ihr denkt, es ist wegen Jesus Christus am Kreuz. Ich sage nicht, er wäre nicht gekreuzigt worden. Aber es war nicht für euch. Hört her, ich bin selber ein Prediger und verkünde die Wahrheit (...) Ich predige euch jetzt eine neue Kirche - die Kirche der Wahrheit ohne Jesus Christus, den Gekreuzigten. Kein Pfennig müsst ihr zahlen, wenn ihr zu meiner Kirche gehören wollt. Sie hat noch nicht begonnen, aber sie wird kommen!"

"It's going to be - sie wird kommen." - Und manchmal denke ich, sie ist da.

Ich schlage arglos mein Bistumsblatt auf - o.k., es war die Faschingsausgabe, aber Sie werden sehen, liebe Leser, das tut nichts zur Sache - und mein Blick trifft auf einen Artikel auf der Jugendseite: "Taten statt Worte - Maria Ward-Tag im Dom zur Ordensgründung vor 400 Jahren". Es wird berichtet von einem Wortgottesdienst, der die Botschaft von Mary Ward verheutigen wollte.

Und wie macht man das am besten? Na, was haben wir gelernt in den letzten Jahren und Jahrzehnten? - Ja, genau: Man passt das Fremde dem eigenen Verständnishorizont und dem der jeweiligen Zielgruppe an.

Maria Wards aggiornamentierte Sätze klingen dann so:

"Du hast was drauf. Mach was draus", "Macht was, nehmt euer Leben in die Hand", "Gott will echte, wahre Beziehungen". Und die Heilige selber? Die Predigt - in Kurzzusammenfassung des offiziösen Diözesanorgans - sagt uns: "Als Wegbereiterin sei Maria Ward ein Vorbild gewesen. Sie habe geglaubt, Frauen könnten Großes vollbringen, und habe diese Überzeugung an Jüngere weitergegeben."

Church of Christ without Christ - wir kommen offensichtlich, mindestens wenn ein Gottesdienst aufs Wesentliche verdichtet werden soll, ohne "Jesus Christ Crucified" aus, nicht ganz ohne Gott zugegebenermaßen, aber immerhin ist es wenigstens ein Gott, der ganz zeitgeistgemäß "echte, wahre Beziehungen" will, nichts, was weh täte also! Mary Ward wird zur Feministin und zur Briefkastentante avant la lettre.

Die echte Mary sagt derweil sich und dem HErrn Jesus Christus, dem mit den Wunden an Händen, Füßen und Seite: "Ich habe das nicht gewollt. Du weißt es, mein HErr." - Und ER darauf, so stelle ich mir vor: "Hab Geduld, Mary. Wir können nur schenken, anbieten. Nehmen müssen sie es schon selber. Mein Opfer und Deine Mithilfe. Irgendwann werden sie es merken, daß Selbstverwirklichung nicht alles ist. Wie Du, Mary, werden sie nur in der Freundschaft, der Gemeinschaft mit mir 'was aus sich machen' können. Wie Petrus und wie Du werden sie es merken, daß ich sie an der Hand führe. Das Wort, das heilt, das rettet, der befreit und erlöst, können sie sich nicht selber sagen. Sie werden es merken. Gar bald, Mary, gar bald."

14. Februar 2010

SEine Liebe geht unserem Handeln voraus

"Das Christentum ist nicht Moralismus, sondern Glaube an den lebendigen Gott:"

"Es geht nicht darum, dass wir tun, was Gott sich von der Welt erwartet, sondern wir sollen vor allem in dieses ontologische Geheimnis eintreten: Gott gibt sich selbst, sein Wesen – seine Liebe geht unserem Handeln voraus... und da wir mit ihm identifiziert worden sind, können auch wir mit Christus handeln. Die Ethik ist Folge des Seins: Wir sollen einfach unserer neuen Identität entsprechend handeln. Das ist kein äußerlicher Gehorsam, sondern ein Realisieren unseres neuen Seins."

"Die wahre Neuigkeit ist nicht das, was wir tun: Die wahre Neuigkeit ist, was der Herr getan hat. Die Neuigkeit ist, dass wir Glieder seines Leibes sind, Trauben an seinem Weinstock. Die Neuigkeit ist also das große Geschenk – und daraus folgt dann auch ein neues Handeln... Die Neuigkeit ist, dass Gott sich bekannt gemacht und gezeigt hat: Er ist nicht mehr der unbekannte Gott, den man sucht, aber nicht findet. Er hat sich sehen lassen."

"Mission ist nicht eine äußere Sache, die zum Glauben hinzugefügt wird, sondern sie ist die Dynamik des Glaubens selbst. Wer Christus gesehen hat und ihm begegnet ist, der muss zu seinen Freunden gehen und ihnen sagen: Wir haben ihn gefunden, es ist Jesus, der für uns gekreuzigt wurde!"

(Benedikt XVI. am 12. 2. 2010 bei einem Besuch im römischen Priesterseminar - Quelle)

Fürbittenauftakte

Da geht man Jahre, was sage ich: Jahrzehnte lang in die Sonntagsmesse, regelmäßig, wie es ich gehört. Man denkt, man hätte schon alles gehört und nichts, aber auch gar nichts könnte einen überraschen, was da an Kreativität und Zeitgenossenschaft den Federn der Gottesdienstvorbereiter entspringt.

Bis eines schönen Sonntagabends vier in ihrer Nüchternheit schlechthin geniale Fürbittenanfänge auftauchen. Ich habe sie mir alle schön gemerkt, damit ich sie bloggen kann:

"Am Donnerstag feiert die katholische Kirche den Welttag der Kranken."

"Die Hartz-IV-Regelsätze sind verfassungswidrig."

"In Berlin findet die Berlinale statt."

"Wir befinden uns in der fünften Jahreszeit."

Keine Erwähnung fanden leider die Olympiade in Vancouver, die Streusalzknappheit, die griechische Staatspleite, der 3:1-Sieg der Bayern und die Nato-Offensive in Afghanistan.

Aber in sieben Tagen haben wir ja wieder einen Sonntag.

Guido, die Schand' und Lektüre für dumme Zeiten

Nutzer "BertholdIV" zu Don Alphonsos Text über unseren Hochleistungsaußenmister Guido W.:

"Es ist wirklich eine Schande mit diesem Außenminister. Wie sagte mein Urgroßvater immer. A Sind is niat, aber a Schand. Aber bei Herrn Westerwelle ist es beides. man muss aber sehen, dass er im Moment etwas im roten Bereich dreht und man bei seiner Partei schon überlegt "Ersatzaggregate" beizuschalten.

Und natürlich wieder ein Hinweis auf meinen geschätzten und leider viel zu früh verstorbenen Lehrer Norbert Brox und seine reihe fontes christianae. Etwas Origines oder Basilius von Cäsarea zu lesen in diesen dummen Zeiten ist nicht schlecht."

(Danke für den Hinweis an Herrn G. F. aus G.!)

13. Februar 2010

Fremdenhaß

Wenn "der Katholizismus" tatsächlich, wie Martin Mosebach vor einiger Zeit sagte, "die unbekannteste Religion der Welt, speziell in Deutschland" ist, dann haben wir es doch eigentlich mit Fremdenhass und - noch deutlicher - mit Fremdenhassern zu tun. Oder?

Alexander Kissler geht dem System "stabiler Unkenntnis" und freigewählter Ignoranz in Sachen katholische Kirche nach, wie es sich dieser Tage z.B. ganz deutlich im "Stürmer" nachlesen lässt. Habe ich "Stürmer" gesagt? - Entschuldigung, ich meinte den "Spiegel".

Uns bleibt dennoch die Aufgabe, daß "sie" uns bitte aus gutem Grund verkennen oder hassen mögen. Wegen unseres "Nein" zu zeitgenössischen Dummheiten zum Beispiel. Und nicht wegen vertuschten Mißbrauchs.

Ein bißchen Wein, zehn Nächte und gute Gesellschaft

Nun ist das Stöckchen mit den Zehn Historischen Personen, Mit Denen Ich Gerne Eine Nacht Mit Etwas (?) Wein Verbringen Möchte, via Elsa vor meine Füße gefallen.

So etwas ähnliches hatten wir schon mal, aber ich gehe nicht suchen auf dem Blog. Historisch bedeutet in dem Zusammenhang ja wohl 1. tot und 2. einem weiteren Kreis von Personen bekannt. Chronologisch müssen die Namen nicht angeordnet sein, mindestens werde ich es nicht tun. Da wären:

1. Paulus in der Nacht nach Damaskus, aus einem offensichtlichen Grund: Hier ist einer, der den HErrn nicht mehr in seinem irdischen Leib kannte, dem HErrn begegnet. Ein Zeuge erster Hand.

2. Helmuth von Moltke, in einer der Nächte des ersten Treffens der "Kreisauer" im Mai 1942, als über das Deutschland nach den Nazis gesprochen wurde.

3. Pierre Teilhard de Chardin, an der Front des 1. Großen Kriegs, der Wein wäre schlecht und die Nacht kurz, aber er könnte mir erzählen, wie er das "mystische Milieu" bei Ypern und Verdun erfuhr.

4. Chesterton, gerne mit Elsa zusammen und - warum nicht? - auch bei Wein. Ich stelle mir vor, wir müssten gar nicht viel sagen. GKC würde monologisieren (Tat er das gerne, oder konnte er auch zuhören?) und wir könnten fasziniert zuhören. Und unsern Wein genießen.

5. Bernhard von Clairvaux. "Sanft und radikal, zerbrechlich und stark, aktiv und kontemplativ zugleich, mystisch begabt und mit hohen spirituellen Gaben der Prophetie und Wundertaten ausgestattet" und nach einem, der ihn kannte, "allen ... schrecklich aus Liebe und lieb aus Schrecken". Könnte eine interessante Nacht werden. Den Wein würde ich stellen, einen Silvaner aus der fränkischen Heimat, damit er nicht völlig abhebt.

6. Robert Schuman, in einer der Nächte vor dem Schuman-Plan, also Anfang Mai 1950. Wir redeten über Franzosen und Deutsche, über Europa, über katholische Politiker - und über unseren Glauben.

7. Leonhard Rausch, über 20 Jahre Bürgermeister eines Nachbarortes an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, Bauer und Vater einer großen Familie, eine lokalhistorische Persönlichkeit, und außerdem mein Urgroßvater. Über das Leben im Vorspessart in alter Zeit, über den täglichen gemeinsamen Rosenkranz nach getaner Feldarbeit, über das Ende, das er der deutsche Revolution 1919 verpasste, als sie sich in H. angekommen wähnte, und gewiß manches mehr.

8. Father Richard John Neuhaus, der seinen Weg als historische Persönlichkeit als lutherischer Pastor begann, in der Bürgerrechtsbewegung und der Anti-Vietnam-Bewegung der 60er Jahre aktiv mitmachte, nach "Roe vs. Wade" aus seiner Demokratischen Partei austrat, mit 55 Jahren konvertierte und unermüdlich Brücken baute zwischen Katholiken, Evangelikalen, Orthodoxen, Juden... Auch eine Zigarre würde ich nicht abschlagen in dieser Nacht.

9. Reginald Pole, englischer Kardinal, Teilnehmer am Trienter Konzil und als Diakon um ein Haar Papst geworden(1549), letzter römisch-katholischer Erzbischof von Canterbury und Träger eines herrlichen Bartes. Themen gäbe es wahrlich genug.

10. Jeanne d'Arc. Bitte mehr als eine Nacht. 19 Lebensjahre passen nicht in die paar Stunden.
Wer mag, darf weitermachen.

Kirchenpolitik per Skandalmanagement

Patrick Bahners im Leitkommentar der FAZ von heute (und im faz.net) über P. Klaus Mertes als geschickten Presse-Profi, der sich die Gelegenheit nicht entgehen lässt, den Skandal kirchenpolitisch zu instrumentalisieren. (Auch für den, der Mertesschem Politiktreiben nicht zustimmt oder das Mantra vom "offenen Austausch" über eigene und damit ja auch fremde Sexualität nicht vor sich hinmurmelt, bleibt dennoch genug zu bedenken.)

"Der Rektor des Canisius-Kollegs hat seine Bitte um Vergebung und sein Versprechen rücksichtsloser Aufklärung und Ursachenforschung mit maßloser Polemik gegen die kirchliche Lehre und die kirchlichen Autoritäten verknüpft. Ihn interessiert nicht das Motiv des einzelnen Täters, sondern „das vertuschende System“. Dieses System, das „Interessen hat und Ängste“ und deshalb von Mertes der kollektiven Mittäterschaft an der sexuellen Belästigung im Canisius-Kolleg bezichtigt wird, ist größer als das Lehrerkollegium, die Ordensprovinz oder die Gesellschaft Jesu. Es ist die Kirche, mit ihrer Sexualmoral und ihrer Bürokratie.

Die Deutsche Bischofskonferenz hat 2002 Leitlinien „Zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche“ beschlossen. Nach Meinung von Mertes setzt das Verfahren, das gemäß Vorgaben der damals von Kardinal Ratzinger geleiteten Glaubenskongregation geschaffen wurde, die Praxis der systematischen Vertuschung fort. Mertes nimmt an der Unschuldsvermutung Anstoß. Er suggeriert, ein Bischof müsse einem Opfer, das sich ihm stammelnd offenbare, entgegenhalten, für die Kirche gelte der Beschuldigte als unschuldig. Das ist eine böse Verzeichnung. Die Unschuldsvermutung ist eine Minimalanforderung an jedes gerechte Verfahren, auch im kirchlichen Strafrecht. Ihre Beachtung verlangt keineswegs einen ausdrücklichen Vorbehalt gegenüber einer Zeugenaussage.

(...)

Und wenn Mertes das freie Reden über Intimitäten zur Heilung der Sprachlosigkeit gegenüber den Opfern empfiehlt, so ist der Fall des Paters, der seine Zöglinge zur Offenbarung intimer Gewohnheiten genötigt haben soll, wenigstens als historisches Exempel instruktiv: In zwanglosen Nachmittagssitzungen wurde gemäß dem Geist der Zeit ein freizügiges Reden eingeübt, das dann im Privatissimum in die Travestie eines Beichtgesprächs überführt wurde.

(...)

In jeder Lebensform steckt als Möglichkeit auch ihre Pervertierung. In einer bemerkenswerten Predigt hat der Jesuitenpater Martin Löwenstein, Pfarrer am „kleinen Michel“ in Hamburg, Gedanken über die Kultur formuliert, die den Missbrauch möglich gemacht hat. Als Beispiel nennt er das Ausforschen in der Beichte: Die Routine dieses Übergreifens in die Intimsphäre habe denen einen „kulturellen Schutzraum“ geboten, „die dann im körperlichen Bereich in den verletzlichen Raum anderer Menschen eingedrungen sind“. Solchen Fragen nach den Nachtseiten der eigenen pädagogischen Tradition, nach den psychischen Kosten der asketischen Disziplin wird die Selbstprüfung der Katholiken nachgehen, die der Canisius-Skandal anstoßen sollte."

Keine Musik für alte Männer

- oder mindestens nicht nur. Diese Gruppe offensichtlich minderjähriger Jungs und eines Mädchens spielt sie ebenfalls und nennt sich nach dem, was sie sind: Obviously Minor Guys and a Girl.

Die 6 spielen allesamt noch nicht so beiläufig, wie es in ein paar Jahren der Fall sein wird, aber ihr Sound hat definitiv schon die genretypische Melange von Schwung und Melancholie. Das richtige für die tollen Tage.



(via BluegrassBlog)

12. Februar 2010

Tröstlich

"Gray hair is God's graffiti." (Bill Cosby)

11. Februar 2010

Dankbarer Blick zurück in Traurigkeit

Wenn das Thema nicht so deprimierend wäre, würde ich Anmerkungen zum nächsten kleinen Meisterstück des Spiegel machen. "Schuldig, reuig, pleite" heißt es und befasst sich mit dem Mißbrauchsskandal in den USA.

Ich würde bemerken, daß Roger Kardinal Mahony einer der liberalsten und Homosexuellen-freundlichsten in den ganzen USofA ist, würde mich fragen, was das "nur" bedeutet, wenn "nur zwei Prozent der insgesamt Beschuldigten" ins Gefängnis kommen", mich wundern, wie aus den 2 Prozent - 100 Priester - ein paar Absätze weiter "zahllose Priester" werden, die ins Gefängnis kamen.

Doch wie gesagt: Mir ist nicht nach so was zumute. Ich habe in den letzten Tagen an meine eigene katholische Kindheit und Jugend gedacht, in denen das alles kein Thema war und keines zu sein brauchte, an die vielen guten Priester, die mir begegnet sind, an ihre Väterlichkeit, an Gespräche und Beichten, an Zeltlager und Exerzitien. Ein Blick zurück in Dankbarkeit. Und umso klarer war mir, was in all diesen vielen tausend Fällen, von denen dieser Tage die Rede ist, hier, dort, anderswo, zerstört wurde in den Kindern und Jugendlichen. Enttäuschtes Vertrauen, verletzte Seelen, verzerrter Gott.

Erbarme dich unser, o HErr, uns, DEiner Kirche!

10. Februar 2010

Richtiges im Falschen

Mag sein, daß Adorno recht hat und es "kein richtiges Leben im falschen" gibt.

Für Bier allerdings kann ich es beweisen: Es gibt richtiges Bier im falschen Glas.

Köstlich: Kleinhamlet beim Üben



(
Theo mit Brian Cox, gefunden bei First Thoughts)

9. Februar 2010

Vor der Fastenzeit die Fastendzeit

"Bringing about Armageddon can be dangerous. Do not attempt it in your own home.

Armageddon herbeizuführen kann gefährlich sein. Versuchen Sie es nicht in ihrer Wohnung!"

Diese Warnung stellen Neil Gaiman und Terry Pratchett ihrem Roman "Good Omens" (dt. unter dem Titel "Ein gutes Omen") voran.

Wer mit in Maßen respektlosem, doch inteligentem Humor etwas anfangen kann, der kann sich bei "Good Omens" herrlich amüsieren. Schließlich darf alles, was in der Johannesapokalypse Rang und Namen hat, in diesem Endzeitroman auftreten, von Unserem HErrn, der Frau mit der Sternenkrone und dem AllerHÖchsten einmal abgesehen. Gaiman/Pratchett sparen nicht mit hellsichtigen Beobachtungen über die gefallene Menschheit und ihre Sitten und Gebräuche, vertauschen den Antichrist bei seiner Geburt mit einem anderen Baby, sperren beiläufig Oberteufel in Anrufbeantworter, gehen dem Phänomen nach, daß - wir sind in den 90ern! - jede Musikkassette mit Bachs h-Moll-Messe nach zwei Wochen Lagerung im Auto klingt, als sei es ein Bootleg von Freddie Mercury und seiner Queen, und folgen den vier Apokalyptischen Reitern durch die Jahrhunderte, bis sie schließlich mit Hilfe unfreiwilliger Helden den Planeten ganz ganz knapp an der Katastrophe vorbeischlittern lassen.

Leichte Lektüre für die Fasenacht, würde ich sagen. Ernst sind wir ab dem Aschermittwoch wieder. Dann aber richtig. Denn: Siehe eins weiter unten.

8. Februar 2010

Wahrheit in drei Akkorden

Ich bin mir nicht ganz sicher, wo man dieses Stück der Louvin Brothers einordnen soll: Ist es ein Beispiel für die alte Faustregel: "Country music isn't nothing but three chords and the truth." (Harlan Howard)? Ist es der Fun-Anteil im amerikanischen Fundamentalismus? Oder doch nur eine perfide Abschreckungsstrategie, um möglichst viele Leute die "Anti-Country-Music-Petition" unterschreiben zu lassen, die es in knappen viereinhalb Jahren immerhin auf 42 Unterstützer brachte?

Ehrenwerte Rolle rückwärts

Halten wir - mit Stanislaus - öffentlich fest, daß die Patres Gemmingen und Mennekes ihre Äußerungen aus den letzten Tagen zurückgenommen haben.

Das ist ehrenwert und verdient, beim Wort genommen zu werden.

Beten wir trotzdem weiter für die Societas Jesu, für die Katholische Kirche in Deutschland - und mit möglichst viel Demut auch für uns selbst.

Ein Vorschlag sowie Skepsis nach Innenschau

"Hingucken oder wegducken?" fragt der anonyme Blogger von medmongrel und bittet die katholischen Blogger um Vorschläge, "wie sie sich einen angemessenen Umgang der Öffentlichkeit mit den Missbrauchsfällen vorstellen".

Mein - zugegeben unrealistischer - Vorschlag wäre, sich einfach jeder Hysterie zu enthalten und auf Verallgemeinerungen zu verzichten ("die Kirche", "die Priester", "die Jesuiten"...). Sich selber wieder und wieder zu fragen, ob man de facto im Interesse der Opfer handelt - oder diese in ihrem Schmerz und ihren Wunden für eigene Interessen an Quote, Auflage, Meinungsführerschaft, Aktualität instrumentalisiert. So zu schreiben, als sei das eigene Kind das Opfer und gleichzeitig der eigene Bruder der Täter.

Ein kleiner Hinweis noch an medmongrel: "Dass sich der Jesuitenorden, ausgerechnet durch seinen “Reformeifer” und seinen “Hang zur Selbstsäkularisation”, eine besondere Disposition zu sexuellem Missbrauch eingehandelt hat, ist eine Mutmaßung, die in ihrer Abwegigkeit kaum zu übertreffen ist." - Ich weiß nicht und ich glaube nicht, daß die Jesuiten eine solche "besondere Disposition" hätten. (Hat das jemand behauptet?) Ich bin aber ganz und gar nicht überzeugt, daß "Reformeifer" und "Hang zur Selbstsäkularisation" Einzelne oder Gruppen davor schützen, sich in punkto Mißbrauch etwas über sich selbst vorzumachen.

Vielleicht denke ich da zu sehr von mir her. Denn in mich schauend, merke ich, daß ich am liebsten jene Gebote und Regeln reformiere und aus dem Bereich göttlichen Interesses "heraussäkularisiere", die mich stören und pieksen.

Von daher kann ich mir grundsätzlich schon vorstellen, daß nicht nur Idealisten die gefühlt schwere Last erleichtern und durch zeitgemäßeres Christianity Lite ersetzen möchten, sondern auch solche wie ich, die gerne einen "free ride" mitnehmen. Warum, wenn ich Pater X oder Pater Y wäre, nicht von der Relativierung homosexueller Akte profitieren oder körperliche Zurückhaltung ablegen - wenn es doch dem Anderen, dem anvertrauten Jugendlichen nützt, ihm hilft? Und irgendeine Theorie dazu wird sich schon finden, oder?

Ich habe es hier schön öfter gesagt: Die menschliche Veranlagung, sich über sich selbst etwas vorzumachen, ist immens.

7. Februar 2010

Frei , entspannt, wertschätzend

"Und letztlich kommt es ... unfreiwillig zu einer unglaublichen Sexualisierung des Alltags, die einem freien, entspannten und wertschätzenden Umgang mit der Sexualität zuwiderläuft", sagt P. Mennekes.

Die passende Illustration aus dem RSS-Feed der Sonntags-Frankfurter:

Ignoranz, dein Name ist Wensierski

Wie der Bruder-Blog "Catholicism Wow" berichtet, darf unser aller Freund, der deutschlandweit bekannte Qualitätsjournalist Peter Wensierski wieder einmal* mit Ignoranz glänzen.

Wieso überrascht uns das nicht?
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* Ein früheres Beispiel Wensierskischer Ignoranz findet sich ebenfalls bei "Catholicism Wow" dokumentiert.

Asche und Feuer

Dafür, daß Jim & Jesse von einer Liebe singen, deren Feuer zu kalter Asche herabgebrannt ist, sehen sie ziemlich zufrieden aus, fast so als seien sie am Ziel ihrer Wünsche angekommen.



Übrigens: Vom 7. - 14. Februar zum zweiten Mal in Deutschland: "Marriage Week - Die Woche der Ehepaare".

Monotheismus-Debatte - Bitte um Aufklärung über den übernächsten Schritt

Wolfgang Günter Lerch referiert in der FAZ - ohne große Einwände seinerseits - verschiedene Aufrufe an die "abrahamitischen" Religionen, eine "Aufklärung zu dritt" über ihre offensichtlich zu relativierende Historizität und das "Fragwürdige an althergebrachten Überzeugungen und Dogmen", und parallel dazu eine irgendwie gemeinsame Rückgewinnung ihres "gemeinsamen Ursprung[s] und Grundgedanken[s], eine[s] klaren, allumfassenden Monotheismus" zu betreiben.

Sozusagen frei nach Paulus: Ein Gott, ein Monotheismus, ein Grundgedanke aller, der nicht mehr Jude noch Christ noch Muslim kennt, sondern noch nur Ein-Gott-Gläubige, Urenkel des Echnaton, der die Scheidewand niederreißt zwischen drinnen und draußen, Orient und Okzident, Morgenland und Abendland.

Freuen würde ich mich freilich, wenn Sie, Herr Lerch, mitsamt den akademischen Vordenkern noch weiter vorausdenken könnten als Sie es eh schon tun. Denn wenn Sie dabei sind, Utopien zu skizzieren, die diese Welt ein für allemal von Religionskriegen zwischen Monotheisten befreien würden, dann gehen Sie doch einfach noch den nächsten Schritt.

Wer sagt denn, daß die Vereinigte Umma der Ein-Gott-Gläubigen, wenn sie ihre internen Alleinvertretungsansprüche abgelegt haben wird und - ach, wie schön wär's! - sich nicht mehr um die Wahrheit kloppt, sondern sie ohne falsche Aromastoffe aus jedem ihrer momentanen Traditionsstränge herausdestilliert haben wird, daß also diese Hypergroße Koalition des Stammes Echnaton nicht immer noch sich überlegen dünkt - all jenen nämlich, die den Einen Großen Gott nicht anerkennen und nicht an ihn glauben? Sehen sie dann nicht immer noch Atheisten, Agnostiker und gerne auch Hindus und Buddhisten unvermeidlich als Träger von Weltanschauungen "minderen Werts"?

Deshalb bitte ich Sie, Herr Lerch, mit ihren Vordenkern den wichtigsten, ja entscheidenden Schritt weiterzugehen. Arbeiten Sie doch daraufhin, daß die Monotheisten die Historizität, die geschichtliche Bedingtheit ihres Ein-Gott-Glaubens auch noch durchschauen, daß sie - vielleicht gemeinsam mit dem Herrn Assmann - hinter den "berühmten Pharao Echnaton" zurückgehen, nicht zu einer Vielgötterwelt, sondern zur einzigen Welt, in der Atheisten und ehemalige Monotheisten ohne gegenseite Abwertung und ohne falsche Wahrheitsansprüche miteinander leben können. Lassen Sie uns Monotheisten vielleicht noch von einer "Ein-Gott-Hypothese" sprechen, solange wir sie nötig haben. Solange wir noch nicht ganz zuhause sind in der weltlichen Welt, auf dem Planeten ohne Gott, in der endgültigen Einsicht in neuronale Mechanismen, die Echnaton, Abraham, Moses, Jesus, Mohammed in ihren Ein-Gott-Glauben zwangen und darin einschlossen.

Wir sind nüchtern genug und mittlerweile friedlich, mindestens die römischen Katholiken. Schenken Sie uns ruhig die ganze Wahrheit auf ein Mal in den Bembel. Wir vertragen das.

Wir haben schon ganz andere Schierlingsbecher geleert. Ohne Erfolg übrigens. Aber - wir heißen Sie hoffen - vielleicht haben Sie ja diesmal Glück.

6. Februar 2010

Eintracht

Sagt nicht schon die Bibel, daß es herrlich sei, wenn Brüder einträchtig unter einem Dache wohnen? Von gemeinsamem Singen ist, wenn ich mich richtig erinnere, in diesem Zusammenhang nicht ausdrücklich die Rede, aber das gehört sicher auch dazu.

Diese Eintracht sieht im Idealfall wohl aus wie hier bei den Louvin Brothers Charles und Ira - ich habe noch selten jemanden so froh und aus ganzem Herzen in Harmonie singen sehen wie diese beiden hier ihr Lied "I don't believe you've met my baby".



(Für B. in herzlicher Freundschaft - ;-) )

Jesuitenpatres

Ach ja, die Jesuiten. Mescalero-Gefühle sind völlig unangebracht, aber kaum zu vermeiden, wenn man den Herrn Jesuitenpatres Mennekes und Gemmingen zuhört. Treue Söhne der Kirche - ja, klar, aber nur unter Vorbehalt und mit gewissen Bedingungen. Zuerst und vor allem aber: Korpsgeist. Nur nichts auf den eigenen Laden kommen lassen - der ja auch vor 20, 30 Jahren schon durchmodernisiert war. (Schon damals war in der Societas kaum noch einer "vorkonziliar", von Gestalten wie Adolf Rodewyk mal abgesehen.) Da hetzt man lieber gegen den Papst und fühlt sich als verfolgte Unschuld. Blind und taub, aber leider nicht: stumm.

Ach ja, die Medien, die professionellen und die von Massenintelligenz getragenen: Die einen denken, daß der Plural von "Jesuitenpater" "Jesuitenpatern" heißt - so die Spiegel-Schreiber, die andern hüten sich gleich gar vor dem Substantiv und sprechen lieber von "ein jesuitischer deutscher Pater", wenn sie einen aus der deutschen SJ meinen - gell, Wikipedianer?

Das Heil als Freude

Vater Alexander Schmemann am 3. Dezember 1976 in seinen "Aufzeichnungen" (Freiburg: Johannes, 2002, S. 204-5):

"Ich glaube, Gott vergibt alles eher als Freudlosigkeit: wenn wir vergessen, dass Gott die Welt erschaffen und sie gerettet hat. Die Freude gehört nicht nur zu den 'Komponenten' des Christentums, sie ist seine alles durchdringende Grundstimmung - Glaube und Schau. Wo keine Freude ist, da wird das Christentum zur Angst und somit zur Qual. Wir wissen von der Gefallenheit der Welt nur, weil wir auch im ihre herrliche Erschaffung und ihre Errettung durch Christus wissen. Das Wissen um die gefallene Welt tötet die Freude nicht, die in der Form einer hellen Trauer unablässig in diese Welt ausstrahlt.

Diese Welt hat ihren Spaß; dieser aber ist freudlos, denn Freude (etwas anderes, als was man 'Spaß' nennt) kann nur von Gott kommen, nur von oben - nicht nur Freude über das Heil, sondern das Heil als Freude. Man bedenke - jeden Sonntag halten wir mit Christus ein Festmahl, an Seinem Tisch, in Seinem Reich; dann versinken wir wieder in unseren Problemen, in Angst und Leid. Gott hat diese Welt durch Freude gerettet: '... Ihr werdet traurig sein, doch eure Trauer soll in Freude verwandelt werden...' (Joh 16, 21: 'Eine Frau, wenn sie gebiert, hat Schmerzen, denn ihre Stunde ist gekommen. Wenn sie aber das Kind geboren hat, denkt sie nicht mehr an die Angst um der Freude willen, dass ein Mensch zur Welt gekommen ist')."


"Gott hat diese Welt durch Freude gerettet" - ist das nicht zugleich schön und wahr? Durch eine Freude, die, wenn sie uns trifft, nicht als wertvolles Stück in den Schrank geräumt und nur bei besonderen Anlässen getragen wird. Durch eine Freude, die zur Schau und zum Glauben wird, die uns die Wirklichkeit zeigt, in ihrer Helle. In ihrer Gefallenheit, die auf die volle Enthüllung der Kinder Gottes wartet, um in die neue Schöpfung GOttes einzugehen. Nicht im Feuer vernichtet, sondern im Licht ganz in der ursprünglichen Schönheit aufstrahlend.

"Eine helle Trauer" - nicht die Trauer ist uns verboten, sondern die Hoffnungslosigkeit, das Schwarzmalen, das die Überraschung ausschließt, die wir mit jeder Faser unseres Herzens erwarten. Verloren ist verloren, kein Zweifel. Aber verloren an IHn.

5. Februar 2010

Mögliches Fazit eines modernen Christenlebens, aus atheistischem Mund

Stell Dir vor, Du bist ein Christ, der sich sein Leben lang ernsthaft gemüht hat, dialogfähig zu bleiben, der gespürt hat: "Mensch, das und jenes kann man heutzutage einfach nicht mehr glauben!" und der das Veraltete, Mythische dann auch schweren Herzens über Bord geworfen hat, der eine neue Sprache gesucht hat und damit lieber für Zeitgenossen akzeptabel als irgendwelchen Dogmen - den Sprachregelungen und Denkknebeln vergangener Zeiten also - treu und gehorsam sein wollte.

Du bist alt geworden in diesem Vorhaben, hast es vielleicht sogar lange und lange ausgehalten im Kirchendienst, bald wirst Du pensioniert - es wird ja auch Zeit, denn es wird ungemütlich um Dich. Die Jungen bewundern Dich nicht mehr für Deinen Mut und Deine Kaltschnäuzigkeit, die Obrigkeit hat gewechselt, und es pfeift ein kalter Wind aus der Bischofsstadt.

Doch zum Glück weißt Du: Da gibt es ja noch die da draußen, vor den Kirchentüren, die Kaum- und Nichtgläubigen, denen Du immer ein bereitwilliger Gesprächspartner warst. Du warst ihnen näher als Deinen Banknachbarn oder den Mitbrüdern auf dem "Dies", bei den Dekanatsrunden.

Und dann liest Du eines Tages einen Satz von einem, der ernst macht mit der Demaskierung vatikanischer Heuchelei, mit der Enthüllung von Ideologie und Scheinheiligkeit. Dieser moderne Atheist, Kämpfer für eine menschliche Welt, sagt da im Radio:

"Ich würde sagen, wenn Du nicht glaubst, daß Jesus von Nazareth der Christus und Messias war und daß er von den Toten wiederauferstand und daß durch sein Opfer unsere Sünden vergeben sind, dann bist Du eigentlich kein Christ, nicht in einem Sinn, der was bedeutet."*

Dann, würde ich sagen, fühlst Du Dich doch echt sch... Und weißt, daß alles umsonst war mit Deiner Artistik, Deiner Entmythologisierung und Verheutigung. Umsonst war's. Sinnlos. Ein Langweiler bist Du. Ein Versager.

Schade. Aber nicht zu spät. Bei GOtt ist es nie zu spät. Noch hast Du Zeit, aus Deinem Leben was zu machen.

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* "I would say that if you don’t believe that Jesus of Nazareth was the Christ and Messiah, and that he rose again from the dead and by his sacrifice our sins are forgiven, you’re really not in any meaningful sense a Christian." (Christopher Hitchens)

3. Februar 2010

Für die Höhenflieger

"Laßt es uns immer wieder sagen, daß Heiligkeit mit ganz normalen Dingen zu tun hat: Wahrhaftigkeit, Liebenswürdigkeit, Herzensgüte, Sanftmüt, Rücksichtnahme gegenüber anderen, Zufriedenheit mit unserem Los, Aufrichtigkeit und Zuversicht im Angesicht des Lebens, Zuverlässigkeit und Gehorsam. Darauf aus, die höheren Reichweiten der Spiritualität zu erlangen, laufen wir indes Gefahr, das Wesentliche am Heiligsein zu übersehen." (Ruth Burrows, zit. nach: Jonathan Robinson: Ich will dich an mich ziehen.- Köln: Adamas, 2003, S. 135)

Bayern Zwei

Nicht anders als lieben kann ich einen Radiosender, dessen Morgenmoderator um dreiviertel sieben in der Früh' nebenhin und unkommentiert, wenn auch nicht unvermittelt*, den Satz fallen lässt:

"Helmut Kohl war kein Perikles, und Theo Waigel war kein Phidias."

Der musikalische Rahmen - heute u.a. mit Curtis Stigers und Son Volt - war da nur noch das fast gewohnte "Tupferl" auf dem i.

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* Es ging um die Finanzlage des griechischen Staates und ihre Auswirkungen auf die Euro-Zone.

1. Februar 2010

Botschaften

Nun haben auch die deutschen Jesuiten ihren Mißbrauchsskandal, und ich befürchte, wir haben erst den schrecklichen Anfang gehört. Daß P. Klaus Mertes als Schulleiter des Canisius-Kollegs aktive Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit betreibt, hat ihm schon ein dickes Lob von Karl Jüsten eingebracht, dem Leiter des Katholischen Büros in Berlin.

P. Mertes' Sätze:

"Die Kirche leidet an Homophobie. Homosexualität wird verschwiegen. Kleriker mit dieser Neigung sind unsicher, ob sie bei einem ehrlichen Umgang mit ihrer Sexualität noch akzeptiert werden."

machen aktuell die Runde und geben - gewollt oder ungewollt - die Richtung an, wenn jenseits der schuldigen Ex-Jesuiten nach Schuld gesucht wird. Was genau P. Mertes sagen will, weiß ich nicht, vermute aber, so etwas wie: Weil die Kirche bei ihren Priestern homosexuelle Veranlagung nicht akzeptiert, haben diese keine Möglichkeit, darüber zu sprechen, sich bei Freunden, Beichtvätern, Vorgesetzten Rat und Hilfe zu holen und sich von ihnen durch Versuchungen hindurch geleiten und leiten zu lassen.

Die Öffentlichkeit wird daraus eine andere Botschaft stricken, keine Angst. Denn - um für einen Absatz in deren Slang überzuwechseln - ist das wirklich einem Menschen zuzumuten, seine Sexualität nicht auch auszuleben? Ist es nicht der Gipfel der Inhumanität, einem Priester die Ausübung seiner Sexualität, sei sie homo oder hetero gepolt, verbieten? Und ihm bei Zuwiderhandeln mit Konsequenzen zu drohen? Seine Existenz zu vernichten und ihn gar auf die Straße zu setzen? Ehrlicher Umgang mit Sexualität, das heißt doch zuerst: sie nicht sublimieren, sondern sie entfalten - und wie ginge das besser als mit, naja, mit Sex halt.

Ob wir in diesen Tagen auch einmal jene Botschaft hören, die Richard John Neuhaus zugeschrieben wird:

"During the Long Lent, which he named so well, he served the Church profoundly by, in his unique way, distilling the issue beautifully. He growled in that warm fire of a voice, 'Fidelity, fidelity, fidelity' and let everyone know that the homosexual abuse problem sprang from the culture of disobedience that had grown up in recent decades and there was only one way out of it, which was faithfulness to the teachings of the Church." (Quelle)

Vielleicht haben ja P. Mertes, Prälat Jüsten, der Jesuiten-Provinzial oder ein Bischof schon darauf hingewiesen - und die Medien haben es nur verschwiegen. Ausschließen mag ich es - in dubio pro reo - nicht. Oder wenn die drei Worte noch nicht gesagt wurden: Vielleicht sagt sie ja noch jemand, wiederholt sie gar.

Auch uns Laien würden sie gut tun. Denn auch bei uns - und da spreche ich als verheirateter, männlicher Laie - läuft es gelegentlich darauf hinaus: In der Kirche gibt es ja keine Heterophobie. Heterosexualität wird auch nicht verschwiegen. Ein ehrlicher Umgang mit unserer Sexualität ist uns also gestattet. Doch all das bewahrt uns nicht vor Situationen, in denen dreierlei gefordert ist: Treue, Treue - und Treue.