31. Januar 2010

Angesichts der Wetterlage

Klagen wir nicht über Schnee, Eis und Kälte. Klagen wir auch nicht darüber, daß andere darüber klagen.

Freuen wir uns, daß es offensichtlich immer noch Winter wie früher und Schnee wie in den Kindertagen gibt. Daß es auch im Jahreskreis weihnachtlich zugeht. Daß uns vereinzelte Wintersonnenstrahlen strahlend-weiß blenden.

30. Januar 2010

Zentren des Universums

Bei Crescat findet sich der kurze Eintrag:

"funny thing about kids

... you may never realize just how self serving your life really is until you have them.

Faith is like that too. They both force you to acknowledge you are not the center of your own universe.

Das Lustige an Kindern:

... man kapiert nie, wie selbstbezogen das eigene Leben wirklich ist, bis man sie hat.

Mit dem Glauben ist es auch so. Beide zwingen einen anzuerkennen, daß man nicht das Zentrum des eigenen Universums ist."

Wie wahr. Da draußen ist eine Realität, die anerkannt werden will. Die ihr Recht geltend macht. Kinder schreien, haben Hunger, wollen gewickelt werden, wollen dafür aber nicht schlafen, wenn sie sollen. Sie lächeln uns an, nehmen einen Finger in den Hand, wackeln die ersten Schritte auf uns zu. Forderungen. Geschenke. Und wir stehen in der Pflicht und Verantwortung. Empfangen unverdient und beglückt.

Wir sind nicht alles. Wir sind nicht im Zentrum. Wir können vielleicht erst einmal nicht anders als bei uns zu beginnen. Aber dann merken wir: Die andere Perspektive fordert ihr Recht, verlangt, daß wir sie respektieren und mehr noch: übernehmen, einüben, so daß sie unseren Blick erweitert, verändert. Sie drängt sich vielleicht nicht so sehr in unsere Welt als daß sie einfach da ist.

Tagsüber bewege ich mich nicht in Kreisen, wo Kinder oder Gott eine explizite Rolle spielen. Beides wird üblicherweise suspendiert, beurlaubt, fordert - je nachdem - erst am Abend wieder sein Recht. Aber die Frage, wie sehr jemand in der Lage ist, jemand anderen, etwas anderes als sich selbst im Zentrum seines Universums zu sehen, die spielt auch da eine Rolle. Es gibt manche, die alles auf sich beziehen: Sie sind selbstbeziehend, alle Wirklichkeit auf sie bezogen. Andere tun sich leicht, von sich abzusehen und dafür zu gut kopernikanisch zu bemerken, daß es außer dem eigenen Planeten noch andere Zentren um Universum gibt. Mit der Kinderzahl oder dem Gottesglauben muß das imho nicht unbedingt zusammenhängen, jedenfalls nicht nach meiner Beobachtung. Aber meine Stichprobe ist vielleicht zu klein und nicht repräsentativ.

29. Januar 2010

Richtungsanzeige am Wochenende

Weil die Woche lang und anstrengend war und meine sieben Gedanken noch nicht alle heimgekehrt sind zu mir und diesem Blog, lasse ich wieder einmal eine dieser obskuren Musikgruppen singen, für die ich anscheinend berüchtigt bin.

Selber schuld, sage ich, wenn Ihr Euch die Wailin Jennys und ihr "Glory Bound" entgehen lasst.



Es darf auch mitgesungen werden:

"When I hear that trumpet sound
I will lay my burdens down
I will lay them deep into the ground
Then I'll know that I am glory bound

I'll be travelin' far from home
But I won't be looking for to roam
I'll be crossing o'er the great divide
In a better home soon I will reside

Hallelujah

When I'm in my resting place
I'll look on my mother's face
Never more will I have to know
All the loneliness that plagues me so

So I'm waiting for that train to come
And I know where she's coming from
Listen can you hear her on the track
When I board I won't be looking back

Hallelujah"

Blogozesanes

"da aber der heilige vater heute die priester aufgefordert hat, sich im internet zu betaetigen, wird dieser blog einmal die woche weitergefuehrt - als 'tagebuch eines landpfarrers II'" - das nehme ich nicht als Drohung, sondern als Versprechen und freue mich, Pfarrer Jolie als weiteres geweihtes Mitglied der deutschsprachigen Blogozese begrüßen zu dürfen:

tagebuch des indien-pilgers.

Bei der Gelegenheit fällt mir auf, daß unsere österreichischen und schweizerischen Mitblogger irgendwie verschwunden sind: Gibt es sie nicht mehr oder sind sie durch die wachsende Zahl der Blogs nur von meinem Radarschirm verschwunden?

28. Januar 2010

Fortgesetzt dokumentierte Marotte

Frau Elsa konstatiert, daß ich einen Aspekt katholischer Blogkunst "vorbildlich" praktiziere, nämlich die "Dokumentation persönlicher Marotten". Ob das "vorbildlich" ist, weiß ich nicht genau, aber wer bin ich, daß ich das mit den "persönlichen Marotten" irgendwie anfechten könnte?

Als kleines "Amen" lasse ich auf jeden Fall die Sesame-Streeters eine Kostprobe der Musik aus den Sümpfen von Louisiana abliefern:

Was dem Dialog nutzt. Und was nicht.

"In den kommenden Jahren müssen dringend die Regeln für ein Miteinander der Weltreligionen gefunden werden. Demgegenüber erweisen sich die Auseinandersetzungen der Kirchen in der Abendmahlsfrage als Peanuts. Viele Christen, so beschreibt es der Münchener Soziologe Armin Nassehi, nehmen 'den Dalai Lama, Papst Benedikt und Bischof Huber gleichberechtigt abends mit ins Bett.'"

Endlich kann ich meinem Schweinfurter Lieblingsarianer Roland Breitenbach einmal drei Sätze lang vorbehaltlos zustimmen. Wenigstens kurz, bis die Fragen kommen.

Der Satz über die vielen Christen lehrt uns zum Beispiel was genau? Daß "alles funzt" (anything goes)? Daß sich die Leute einen Dreck scheren, was der Lama, der Papst und der Bischof eigentlich selber sagen und glauben - Hauptsache, das Bett ist warm?

Den zweiten Satz wiederum kann man einfach umdrehen: Wenn schon in der Abendmahlsfrage kein Konsens möglich ist - außer man heißt Breitenbach und tut und glaubt eh, was man will und dem ungöttlichen Herrn in den Mund schiebt -, wie soll der erst bei den Weltreligionen beikommen? Und bloß weil ein Problem größer ist als das andere, muß das kleinere nicht eingebildet und auch nicht leichthin oder brachial lösbar sein.

Tja, und zu Breitenbachs Satz Nr. 1 lassen wir einen indischen Jesuiten zu Wort kommen, von dem wir annehmen dürfen, daß er weiß, wovon er redet:

"Dialog heißt ja, anderen mit Offenheit zuzuhören, aber nicht die Grundelemente des eigenen Glaubens auszuklammern. Wenn wir Christen die göttliche Natur Jesu Christi verleugnen oder die Muslime den Offenbarungscharakter des Korans nicht anerkennen, geschieht kein echter und fruchtbarer Dialog der Religionen." (Sebastian Painadath sj im Publik-Forum-Blog)

27. Januar 2010

Vivat, crescat, floreat!

In der Mittagspause gehe ich in die nahegelegene, nicht allzu große Buchhandlung, um zu sehen, was es Neues gibt. An den Taschenbüchern vorbei zur Lyrik, den Sachbüchern, dann zum leeren Regal, wo es einmal englische Romane gab, und langsam zurück zur Tür. Da fallen meine Augen tatsächlich auf die Neuausgabe von der deutschen Übersetzung von Gerard Manley Hopkins' Journalen. Was für eine Überraschung! Lange genug vergriffen, steht sie jetzt da und hat auf mich gewartet, so scheint es.

Bei amazon ist mir so etwas noch nie passiert. Es lebe die papierne Buchhandlung an der Ecke.

26. Januar 2010

R-Cath-Apps

Bei den Canterbury Tales finden sich die Top 10 der (US-amerikanischen bzw. englischsprachigen) Apps für katholische iPhones, u.a. mit dem Churchfinder incl. der Zeiten für Beichte und Eucharistie, dem iBreviary und Recordatio (alle päpstlichen Enzykliken der letzten 50 Jahre - which might come in handy...)

25. Januar 2010

Mir ist gerade nach Nostalgie

"You never can tell" war vor vielen Jahren das allererste Lied, das ich von Emmylou Harris hörte; das muß noch ein paar wenige Jahre vor dieser auf 1978 datierten Aufnahme gewesen sein.

Here we go again, together with Ms. Harris:

24. Januar 2010

Neuzugänge in der Blogozese

Zum ersten schließe ich mich den Grüßen der Bloggerkollegen an, die sie Bischof Clemens Pickel aus Saratow in Rußland schon vor einer ganzen Weile zukommen ließen. Bischof Clemens bloggt auf Deutsch und lässt uns am Leben seiner Kirche teilhaben: Katholisch in Südrußland.

Und zum zweiten ist da noch pagenotfound, den es seit ein paar Wochen gibt und der - so mein Eindruck - seine Stimme und seine Themen noch sucht. Nur zu!

Ich freue mich über die Blogvermehrung und wünsche gutes Posten und GOttes Segen!

Konf.: Kfl.; Kinder: -

Den Glauben verliert man nicht folgenlos: "Am wenigsten Kinder bekommen Konfessionslose."

Schade eigentlich. Denn vielleicht ist es ein bißchen Selbstschutz: Wer seinen Unglauben nicht verlieren möchte, der hüte sich vor fundamentalen, weltstürzenden Erlebnissen wie dem ersten Schrei, dem ersten Lächeln, dem ersten Wort und dem ersten Beinbruch.

Wenn ich nicht schon Christ gewesen wäre beim ersten Kind: Ich hätte mich nicht wehren können gegen das Übermaß an charis.

Bauarbeiter des HErrn

Nach ein wenig Vorgeplänkel gehen Mr. Bill Monroe und die Blue Grass Boys zur Sache.



Für die Interessierten: Was die Sechs hier spielen, ist derselbe Klassiker "Working on a Building", den die Cowboy Junkies Jahre später in ihrer "Trinity Session" extrem verlangsamt zu Gehör brachten.

In Verteidigung Pius' XII.

Für die meisten Leser des Blogs bedeutet es nur eine Eule mehr in Athen, aber vielleicht verirrt sich ja doch der eine oder andere hierher, der sich sagt: Ja, wenn Haaretz, jene liberale Zeitung aus Israel, die es doch weiß Gott von Berufs wegen nicht müsste, dem Diener Gottes Pius XII. medial zu Hilfe kommt - dann ist die vorurteilsgeladene Ignoranz und Ablehnung, mit der ich mit vielen anderem diesem Papst üblicherweise begegne, vielleicht doch und ganz und gar nicht der Weisheit letzter Schluß. Eher im Gegenteil.

Much-maligned Pontiff:

"The campaign against Pope Pius XII is doomed to failure because his detractors cannot sustain their main charges against him - that he was silent, pro-Nazi, and did little or nothing to help the Jews - with evidence. Perhaps only in a backward world such as ours would the one man who did more than any other wartime leader to help Jews and other Nazi victims, receive the greatest condemnation. "

Hätschelkinder des Sozialtotalstaats

Rainer Hank und Georg Meck schlachten in der FAZ sozusagen "Die Hätschelkinder der Nation" und schließen ihren Artikel mit diesen Sätzen:

"„Der Sozialstaat gleicht immer mehr einem totalitären Regime, das die Familien zerschlägt“, sagt der Kieler Sozialphilosoph Wolfgang Kersting. Kersting ist kein Konservativer von gestern, der bestreitet, dass der soziale Wandel die Familienwelt individualisiert hat. „Aber warum muss der Staat dies auch noch mit finanziellen Anreizen unterstützen?“, fragt er: „Damit beschleunigt der Wohlfahrtsstaat die Zerstörung der Familien.“ Und lässt sich das auch noch von den Steuerzahlern teuer bezahlen.

Eines ist für den Philosophen klar. Der Staat macht das nicht aus moralischen Motiven der Gerechtigkeit, sondern aus eiskaltem politischen Kalkül. Er macht sich seine Bürger zu abhängigen Untertanen und erwartet dafür Dankbarkeit in Form von Wählerstimmen."

Worte an die Kirche im Web von heute

So häufig tauchte das Wort "Blog" sicher noch nicht in einer päpstlichen Verlautbarung auf und vielleicht ist die mit heutigem Datum veröffentlichte Botschaft des Heiligen Vaters zum 44. Welttag der sozialen Kommunikationsmittel überhaupt die erste Fundstelle.

Ich habe den Text eben schnell durchgelesen und muß sagen: Ganz schön anspruchsvoll ist er, der Papst, wenn er sich hier an seine Priester wendet. Aber die wollten ja wohl auch keine Schnarchstelle, damals in ihren jungen Jahren, als sie sich in die besondere Nachfolge Jesu als des Hirten weihen ließen.

Die reine Medienkompetenz scheint mir da noch das Harmloseste zu sein, schon weil es für die Technik ja Laien gibt und eine Reihe supersimpler Werkzeuge zur Verfügung stehen. Freilich, einfach an die Pfarrsekretärin delegieren geht hier nicht, denn letztlich geht es hier um Seelsorge und nicht um Information oder Verwaltung.

Um reine "Präsenz" geht es dem Papst nicht, und schon gar nicht um ein Einpflanzen der Vatikanfahne in die terra incognita des Internet und einen davon abgeleiteten Claim auf Schonung, auf Wahrgenommenwerden, auf die Webwährung "Aufmerksamkeit", auf Gehorsam.

Die entscheidenden Passagen (die ich mutatis mutandis auch auf mich als ungeweihten Christen "in der Welt von heute" beziehe) sind imho:

"Durch die modernen Kommunikationsmittel kann der Priester das Leben der Kirche bekannt machen und den Menschen von heute helfen, das Gesicht Christi zu entdecken.

Mehr als die Hand des Medientechnikers muß der Priester bei dem Kontakt mit der digitalen Welt sein Herz als Mann Gottes durchscheinen lassen, um nicht nur dem eigenen seelsorgerischen Einsatz, sondern auch dem ununterbrochenen Kommunikationsstrom des Internet eine Seele zu geben.

Auch in der digitalen Welt soll bekannt werden, daß die Zuwendung Gottes zu uns in Christus nicht eine Sache der Vergangenheit ist und auch keine gelehrte Theorie, sondern eine ganz und gar konkrete und aktuelle Wirklichkeit. Die Seelsorge in der digitalen Welt muß in der Tat den Menschen unserer Zeit und der verirrten Menschheit von heute zeigen können, „daß Gott nahe ist; daß wir in Christus alle einander zugehören“ (Benedikt XVI.)

Mit dem Evangelium in den Händen und im Herzen ist darauf zu pochen, daß es an der Zeit ist, auch weiterhin Wege zu bereiten, die zum Wort Gottes hinführen, ohne es zu verabsäumen, besondere Aufmerksamkeit dem zu widmen, der auf der Suche ist – mehr noch, dafür Sorge zu tragen, diese Suche als einen ersten Schritt zur Evangelisierung wach zu halten. Eine Seelsorge in der digitalen Welt ist in der Tat aufgerufen, auch an diejenigen zu denken, die nicht glauben, die entmutigt sind und doch im Herzen Sehnsucht nach dem Absoluten haben und nach unvergänglichen Wahrheiten; denn die neuen Kommunikationsmittel machen es möglich, mit Gläubigen jeder Religion, mit Nicht-Gläubigen und Menschen jeder Kultur in Kontakt zu treten. Wie dem Propheten Jesaja sogar ein Haus des Gebetes für alle Völker vorschwebte (vgl. Jes 56,7), könnte man sich so vielleicht vorstellen, daß das Web – wie der 'Vorhof der Heiden' im Jerusalemer Tempel – auch für diejenigen Raum schaffen kann, für die Gott noch ein Unbekannter ist?"

Wenn es um eine Präsenz geht, dann also doch um eine des HErrn selber, und zwar als diejenigen eines Lebendigen und Gegenwärtigen. Eine Präsenz, die so sehr eine des Inhalts (als "Objekt") wie eine der Form (als Art und Weise, als modus loquendi et scribendi, als modus bloggendi et publicandi) ist. Frei nach Paulus(2 Kor 4,5): "Nicht uns selber verkünden wir, nicht unsere Vorlieben, Marotten, privaten Bekenntnisse, Macken, sondern Christus als den HErrn. Uns selbst höchstens solche, die IHm alles verdanken, die in ihrer Menschlich-Allzu-Menschlichkeit doch erwählt wurden, IHM nachzufolgen und IHn zu vertreten, zu re-präsent-ieren in seiner Kirche und auch sonst."

Gestern abend in der Messe...

Frau Scipio neben mir schaute mich irritiert an, als ich bei der zweiten Strophe des Schlußlieds im gestrigen "Erstkommunionkindervorstellungsgottesdienst" - ja, den gibt es wirklich! - mit dem Singen aufhörte und stattdessen still vor mich hinlachte.

Nur ein Komma leicht verschoben und schon wurde das Lied subversiv und keinesfalls singbar für Drittklässler/innen:

"Gott dein guter Segen ist wie ein Helles, Licht
leuchtet weit, alle Zeit in der Finsternis.

Guter Gott, ich bitte dich:
Leuchte und erhelle mich etc."

--- Daheim gab es zum Abendessen ein Augustiner. Ein Helles.

23. Januar 2010

"Bin in der Fremde
die ist behütet von der 8
dem heiligen Schleifenengel
Der ist immer unterwegs
durch unser Fleisch
Unruhe stiftend
und den Staub flugreif machend -"
(Nelly Sachs)

22. Januar 2010

Die vier Wasser Edens

Noch ist keine Fastenzeit, diese, wie es so schön heißt: "protologische" Spekulation von Gilbert Keith Chesterton ist also durchaus zeitgemäß:

"You know, I hope (though I myself have only just thought of it), that the four rivers of Eden were milk, water, wine, and ale. Aerated waters only appeared after the Fall."

"Wissen Sie, ich hoffe (obwohl es eben gerade erst einfiel), daß die vier Flüsse in Eden aus Milch, Wasser, Wein und Bier bestanden. Selters kam erst nach dem Sündenfall auf."

21. Januar 2010

Menschliche Größe, menschliches Glück

Matthias Claudius in seinem "Passe-Tems zwischen mir und meinem Vetter in der Schneiderstube" (Der Wandsbecker Bote.- Frankfurt: Insel, 1975, S. 342):

"O Vetter, wenn dir ein Mensch vorkömmt der sich so viel dünkt und so groß und breit da steht; wende dich um und habe Mitleiden mit ihm. Wir sind nicht groß, und unser Glück ist, daß wir an etwas Größers und Bessers glauben können."

Unser alltäglicher Heroismus

"She could never be a saint, but she thought she could be a martyr if they killed her quick.

Eine Heilige könnte sie nie sein, aber, dachte sie, ein Martyrer schon, wenn man sie schnell genug umbrachte."


Stammt von Flannery O'Connor, die den Satz einem Schulmädchen in den Mund legt.

Kumpel statt Gott


(via Crescat)

Kein Gott mehr, sondern endlich Kumpel.

Falsch! - Noch nie Gott, sondern immer schon Kumpel. Für den, der will. Der ihn riechen kann. Andere Kumpel tun's freilich auch. Warum denn nicht? Wenn's dir dabei gut geht, wenn du denkst, daß du dein "wahres Selbst" dabei entdeckst - klar doch. Allemal. "Wahres Selbst", fragst du? Ich kenne es nicht, und wenn, würde ich's dir nicht sagen können, das wäre autoritär und daher vom - nicht-existierenden - Bösen. Du urteilst über dich. Nobody else. Schon gar kein guter Kumpel.

Im Großen desgleichen: "Die Zukunft wird multireligiös sein." Nicht nur als triviales Fakt. Sondern als regula propagandae fidei, als bestimmende Regel jeder Glaubenspropagierung. Steht's uns Jesuanern nach unserer 2000jährigen Verbrechensgeschichte doch sowieso nicht zu, irgendeinem Muslim, Konfuzianer oder Aquarianer zu sagen: "Hey, mein Kumpel ist besser als deiner."

Wenn wir den Kumpel auf dem Bild oben nun noch dazu bekommen, Kreuz und Inschrift aus dem Tattoo entfernen zu lassen, wäre alles geritzt. Das stört, das Kantholz und der patriarchalische Titel. "You" müsste stehen im roten Herz. Oder "Me" oder am besten "Ourselves".

Wir wollen ja einen Kumpel nicht dauernd bereden. Nein. Keinesfalls. Einklang der Herzen, jawohl. Meins hat den Rhythmus, wo der Kumpel mitmuß. Da ist auf die Dauer schon Bibellesen ganz schön anstrengend, wenn man bei allem, was man moderner Mensch nicht versteht oder akzeptiert, immer wieder sich und dem Kumpel sagen muß: "Nein, das und jenes ist nicht deine ipsissima vox. Die würde ich erkennen. So wahr wie mein wahres Selbst. Das hat dir, Alter, einer auf die Zunge gelegt. Oder vielleicht doch nicht: Dann war es Bilderrede, schlichte und einfache Anpassung an die Hörer. Die es nur so kapierten."

Zum Glück für den Kumpel sind wir schlauer. Wir durchschauen ihn. Ganz transparent ist er. Verschwindest fast wie ein Dunstschleier, so wenig ipsissima bleibt übrig. Und dahinter, durch das Flimmern hindurch, ist nicht viel zu sehen, kaum zu ahnen. Ab und zu, denkt man, da schwebe das Tetragramm. Deutlicher noch das Abba, aber auch das verschwimmt: Konturen ohne Füllung. Schwammig, falscher Trost. Wie ein schlaffer Händedruck, knochenerweicht. "Sag mal: Wie hättest du plötzlich, genau da, Wahrheit verkünden sollen? Hier, und sonst nie? Am Ende, Freund, bist du doch ganz schon autoritär. Und politisch inkorrekt. Definitiv frühes, ganz frühes vorletztes Jahrtausend. Gut, würde ich sagen, gut, daß du uns hast. Wir kennen dich besser als du dich selber. Was fürn Glück."

19. Januar 2010

Mein Lieblingsarianer

In den Leserbriefen der Lokalzeitung tobt ein erbitterter Krieg um unseren Lieblingsarianer, den Nicht-Zölibatsversprecher aus Schweinfurt und Kirchenvolksbegehrenerstunterzeichner Roland Breitenbach, eine Auseinandersetzung, die sich an einem Bericht entzündete, den man auf diesem "Atheist Media Blog" nachlesen kann.

Breitenbachs peer group und der höhere Klerus hält sich bedeckt, bis auf eine Ausnahme: einen pensionierten geistlichen Herrn, der sich über den Mut Breitenbachs freute, endlich aufzuräumen und Zöpfe abzuschneiden. Solche wie ihn bräuchten wir. Sanctus Simplicissimus.

Die Laienschar spekuliert derweilen, ob Jesus nicht sowieso ein Analphabet gewesen sei. Vielleicht, dachte ich beim Lesen des Briefes, konnte er nicht einmal reden? Es hätte IHn ja eh keiner verstanden. Oder nur so, wie er jeweils ins zeitgeistige Kleinhirn passte?

Was Breitenbach für die Ökumene bedeutet, hat bisher keiner ausgesprochen. Ein Totaldesaster nämlich: Schließlich stehen ja nicht nur die Katholiken, sondern auch die Orthodoxen und die Protestanten auf dem Boden des Nizäno-Konstantinopolitanum. Jetzt haben wir schon so wenige Gemeinsamkeiten und sollen nun auch noch den GOttesSohn und damit ja wohl auch den Drei-Einen verabschieden?

Zielerreichung

"Erfolg ist keiner der Namen Gottes." (Buber, wenn ich mich nicht irre.)

"Nicht einmal in der Kirche." (Scipio)

"Mit einer Ausnahme." (Scipio, noch einmal.)

17. Januar 2010

Auch ein Buch zum Priesterjahr

Ich war in der letzten Woche auf Reisen und unterbrach daher meine Lektüre des "Geistlichen Wunderhorn" mit einem der Priesterromane von J. F. Powers, genauer mit "Morte d'Urban": Ein weltgewandter und weltzugewandter Priester, Mitglied eines obskuren Ordens voll schrulliger Mitbrüder, erlebt in den frühen 60ern harte Zeiten im Hinterland von Minnesota, wo er auf Katholiken und andere Menschen trifft, die - im Vorgriff auf das Konzil bzw. auf manche seiner späteren Interpreten - richtig schön "mitten in der Welt" leben, ja diese Welt recht eigentlich darstellen. Sie tun es nicht so, daß Father Urban sie in den Salons und Clubs von Chicago vorzeigen könnte, sondern auf ihre ländlich-hinterwäldlerische Art, die weniger mit GOtt und um GOtt ringt als IHn korrigiert.



Powers ist kein Bernanos, da ist nichts schwermütig, gewichtig oder offensichtlich bedeutungsvoll. Er schreibt dafür mit einem präzisen Blick für die alltägliche kirchliche Komik und führt seinen Helden mitsamt Mitmenschen permanent und leichtfüßig durch eine lange Kette von Absurditäten. Ein Tanz auf dünnem Eis, wo Bernanos', Greenes oder Percys Priester mit den ihnen Anvertrauten ins tiefe Wasser der Gnade springen...

Eine typische Szene und zugleich einer der Höhepunkte des Romans: Father Urban spielt mit dem lokalen Bischof und dessen jungem Hoffnungsträger um die Zukunft des Exerzitienhauses und des zugehörigen Golfplatzes - beides eignet sich ideal für das diözesane Priesterseminar. Vor allem letzterer. Der Kampf wird, wie es sich gehört, auf dem Golfplatz ausgetragen und gibt Powers Gelegenheit zu schönen Parallelen:

"The Bishop's drive had gone up like a balloon and had come down not more than a hundred and thirty yards out, but it had gone right down the middle - practically an episcopal announcement.

[Der Schlag des Bischofs stieg nach oben wie ein Ballon und schlug gerade einmal 120 Meter weiter auf, aber genau in der Mitte war er wie ein Stein heruntergerfallen - praktisch eine bischöfliche Verlautbarung.]" (S. 242)

Der Protagonist siegt, indem er durch einen Querschläger des Bischofs niedergestreckt wird - nun ist es natürlich unmöglich, Father Urbans Gemeinschaft zugunsten des golfspielenden Diözesanklerus zu enteignen.

Leichte Lektüre also und mithin ideal für Reisen oder den Urlaub. Zugleich eine Zeitreise ins Goldene Zeitalter der Katholischen Kirche im Übergang von Pius zu Johannes, als die katholische Welt (in den USofA und anderswo) noch in Ordnung und die Zukunft strahlend schien.

Die Einführung von Elizabeth Hardwick zur New York Review Books-Ausgabe hier als pdf.

Ein freier Mann

"The free man owns himself. He can damage himself with either eating or drinking; he can ruin himself with gambling. If he does he is certainly a damn fool, and he might possibly be a damned soul; but if he may not, he is not a free man any more than a dog.

Ein freier Mann gehört sich selbst. Er kann sich selbst schaden mit Essen und Trinken; er kann sich mit Glücksspielen ruinieren. Wenn er das tut, ist auf jeden Fall ein verdammter Narr, und vielleicht auch eine verdammte Seele. Aber wenn er es nicht darf, dann ist er nicht freier als ein Hund."

(G.K. Chesterton im Radio am 11. Juni 1935)

Feststellung zwischendurch

"unbeingdead isn't beingalive - Nicht-tot-sein ist nicht: lebendig-sein." (E.E. Cummings)

14. Januar 2010

Januarabend in Paris

In warmen Mänteln ziehen Studenten heimwärts,
Lachen prallt an die Mauern, springt über den Boulevard.
Die Fremdenführerin wünscht den Ihren ein "Sleep well",
während mir der Kassierer das Restgeld auf die Hand legt.

Sein Gesicht, die weißen Augen, ich kenne sie, doch woher?
Sah ihn schon am Morgen, da trug er ein verflecktes
Hemd und führte seine Frau, mit erschreckten Augen und
nur noch weg von den Ruinen, in denen kein Kind mehr schläft.

Bruder, behalte die Centimes, ich brauche sie nicht,
habe ja ein Dach überm Kopf, aus Wolle den Schal um den Hals,
eine warme Stimme im Ohr. Kein Himmel stürzt ein,
doch dein Blick macht mich schwanken bei jedem Schritt.

American, die Sechste: "Ain't no grave"

78 Jahre wird er demnächst alt und bringt noch einmal ein Album auf den Markt, wie Twang Nation berichtet: Johnny Cash. Der Albumtitel zitiert passenderweise das traditionelle Gospelstück: "Ain't no grave can hold my body down".

Ob das Album was taugt, wissen wir nicht. Den Gospel singen freilich gerne mit ihm und hoffen wie er auf das Ganz Große Wunder.

10. Januar 2010

Anthropologische Raritäten

"Einen vollkommen harmonischen Menschen gibt es fast überhaupt nicht; unter Zehntausenden, vielleicht aber auch unter vielen Hunderttausenden findet man je einen, und selbst die noch in ziemlich schwachen Exemplaren." (Fjodor M. Dostojewski in "Schuld und Sühne", aus der Zeit stammend, wo Christen noch keine Lieder fürs Wohlbefinden erdichteten und für € 13,99 unters Volk brachten.)

Silberling des Wellness-Christentums

Aus den Zeiten des "Katechismus für Bittlinger" läuft immer noch ein Google-Alert in meine Mailbox. Aus den dort aufgelisteten und allermeist irrelevanten Webseiten fällt mir immer wieder jener glorreiche CD-Titel aufs Gemüt, den ich - bei allem Verständnis für die pastoral-seelsorgliche Absicht - für eines der sprechendsten Symbole christlicher Kapitulation vor der Wohlfühlgesellschaft mitsamt passender Mentalität halte:

Gott tut gut: Lieder fürs Wohlbefinden.

Einem Johann Baptist Metz, einem Karl Rahner - um von anderen großen Theologen der jüngeren und älteren Vergangenheit, von Heiligen oder von Aposteln und Propheten ganz zu schweigen - ihnen schwölle der Scheitel und stiege die Galle angesichts so viel Einschleimerei beim Zeitgeist. (Und dabei kann es völlig dahin gestellt bleiben, auf welchem Mist dieser Mist gewachsen ist, ob auf dem des Odenwälder Autors und Sängers oder auf dem des Kösel-Verlages, der ja seit seinen großen Zeiten auch einen weiten Weg zurückgelegt hat, um sich schlußendlich der Frau Zeitgeist an die vertrocknete Brust zu werfen.)

9. Januar 2010

Die Zeiten ändern sich -

- und wir uns mit ihnen. Das gilt auch, gerade und vor allem: liturgisch.

Mit den auf Liturgical Correctness geprüften Damen-Sneakern ist die Kirchgängerin von Welt immer auf der Höhe der Zeit. Grün ist ab sofort die Farbe der Saison.

Versorgen kann mich sich hier, das Design stammt von Ironic Catholic.

8. Januar 2010

"Swing low chariot, come down easy"

Der Freund und Kollege von St. Leibowitz erinnert mich daran, daß Elvis heute seinen 75. Geburtstags feierte. Entsprechend schicken wir den "King" mit einem Lied von Chuck Berry auf eine Reise von Norfolk, VA nach Kalifornien und machen alle 80er-Synth-Pop-Duos für zwei Minuten vierundfünfzig überflüssig:


Bloggerexegese im Domradio

Wenn ein bloggender Dilettant im Kirchenradio das Tagesevangelium kommentieren und auslegen darf, dann ist das mehr als ein Reinhören wert:

Thomas Baumann alias dilettantus in interrete alias Thomas vom Abendland auf oder im oder beim Domradio.

7. Januar 2010

Beten als Moderner Mensch im Kämmerlein

Zu spät entdeckt, aber vielleicht hat ja schon jemand Freunde mit dieser Wii-Variante beglückt? Sonntag-morgen-Langschläfer etwa oder auch gehetzte Freizeitsportler, die es beim besten Willen nicht mehr in die Kirche schaffen?


Gebetseinladung II

Wer für Schillebeeckx und Daly betet, der betet natürlich auch für jene koptischen Christen, die in Nag Hammadi (Ägypten) nach der Weihnachtsmesse erschossen wurden. Was auch immer genau dahinter stecken mag.(Mehr bei Radio Vatican und der taz.)

Hier steht vor deinem Angesichte... Oder auch nicht.

Immer noch am Nachdenken bin ich, woran es lag, daß ich in der an sich normalen und vergleichsweise würdigen und feierlichen Abendmesse am Sonntag erst zum Tagesgebet mit den Gedanken und der Aufmerksamkeit bei IHm und vor IHm und IHm gegenüber landete. Ein Eröffnungslied - "Tochter Sion"? -, eine Einführung, die sich an uns Messteilnehmer richtete, ein pädagogisch getextetes Kyrie, in dem das dreimalige gesprochene Eleison reichte, um uns von den läßlichen Sünden zu befreien, wie der abschließende Satz mit anderen Worten feststellte, zwei Strophen von "Herbei, o ihr Christen" (oder wie das Adeste fideles auf deutsch beginnt) als Gloria - und dann endlich durften wir zum ersten Mal beten.

Irgendwas stimmt da nicht. Und ich glaube, es hängt auch mit dem Novus Ordo zusammen. Nicht nur mit Schlamperei oder Nachlässigkeit oder dem allzu-menschlichen-und-katholischem Laissez-faire. Sondern auch mit dem, was da erlaubt möglich ist und sich infolgedessen de facto eingenistet hat - an zu vielen Orten, bei zu vielen Gelegenheiten. So sehr, daß ich mich inzwischen auch mit Romano Guardini frage, ob der "moderne Mensch" (lies: moderne Katholik) noch liturgiefähig sei.

Nichts Neues? - Nun gut. An manchen Tagen fällt es einem leider mehr auf als an anderen.

Walker Percy für Kinogeher

Aus den USA erfahren wir via The Anchoress, daß dort ein "documentary" über Walker Percy im Entstehen ist bzw. demnächst in die Spartensender und Filmfestivals gelangt.

Vielleicht wird der Film auch für uns überseeische Walker Percy-Fans greifbar... Bis dahin erfreuen wir uns an diesem Trailer, in dem neben dem Schriftsteller Richard Ford auch Jay Tolson, Autor der ersten und besten Percy-Biographie, und Robert Coles, Psychiater und ein Freund Percys, zu Wort kommen, und in dem wir neben dem Arbeitsort Percys - er schrieb in den letzten Jahren seines Leben im Bett sitzend - den katholischen Schriftsteller wieder einmal nicht bei der Arbeit sehen, sondern mit seinen Töchtern am Strand.


"Mami, ich weiß nicht, was ich machen soll?"

Langeweile, Jungs?

Bei "The Art of Manliness" gibt es eine schöne Liste von Hobbies für Männer. Wer bloggt, praktiziert schon eines der 45 aufgelisteten.

Gebetseinladung

Nachdem der Große Gleichmacher am Tag vor Heiligabend bei Edward Schillebeeckx OP anklopfte, um ihn vor seinen und unseren Richter zu führen, hatte er am vergangenen Sonntag ein Stelldichein mit Mary Daly, einer der - "großen" mag ich nicht sagen, also: führenden ex-katholischen und ex-christlichen Radikalfeministinnen, die alles verabscheute, was etwas Männliches an sich hatte. GOtt also inclusive. Sie ist vermutlich in den paar Tagen seither schlauer geworden als in all ihren 81 Jahren zuvor und würde sich jetzt über ein paar Gebete sicherlich freuen.

Wenn es geht, auch den belgischen Dominikaner nicht vergessen.

Denkt dran: Auch wir werden einst abgeholt und hoffen dann auf das gleiche Erbarmen wie Bruder Edward und Schwester Mary, das wir jetzt für diese beiden erbitten.

Zur Lage der deutschen Metzgerwurst - eine Bestandsaufnahme

Wie schlimm muß es eigentlich um unsere deutsche Wurst- und Metzgereikultur stehen, wenn sogar das Smithsonian auf seinen Seiten einen ausführlichen Artikel zum Thema hat:

For German Butchers, a Wurst-Case Scenario?

Zusätzlich gewährt uns der Artikel eine interessante interkulturelle Erfahrung: Wir sehen uns selbst mit den Augen eines anderen, der uns für seine Landsleute - hier: primarily Americans - beschreibt.

(Hat tip to a good old friend in Toms River, NJ.)

6. Januar 2010

Hinschauen, wenn Er aufscheint

Wer als Bayer im befreundeten Ausland seine Brötchen verdient, soll sich nicht beklagen, wenn er das auch an Hochfesten zu tun hat. Und sei es auch das Patronats-Herrenfest des eigenen Blogs.

Trotzdem kann man sich ja von 1 Joh 1, 1-2 begleiten lassen:

"Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir geschaut und was unsere Hände angefasst haben, das verkünden wir: das Wort des Lebens. Denn das Leben wurde offenbart; wir haben gesehen und bezeugen und verkünden euch das ewige Leben, das beim Vater war und uns offenbart wurde."

Oder von Paul Claudel (Chant de l'Épiphanie):

"Il n'y a plus qu'à ouvrir les yeux et à regarder - Es bleibt nur, die Augen zu öffnen und hinzuschauen."

5. Januar 2010

2 Sorten Musik

Townes van Zandt:

"There are two kinds of music: the blues and zippity doo dah..."

Und die der Engel natürlich noch. Drei also.

3. Januar 2010

Elegische Gedanken beim Prospektblättern



O, aber die Sehnsucht nach der katholischen Hausfrau!
Scheuermilch und Staubsauger, Schrubber und Stoßgebet.
Wie sie einst scheuchte Mann und Kind von Zimmer zu Zimmer,
auf daß sie ungestört wirke,
das Heim richte für den kommenden Frühling.
Nichts, was man mit Gottvertrauen,
offenen Fenstern und common sense
nicht vertreiben könnte aus den dunkeln Winkeln!

Stattdessen nun Räucherkegel und Zimbel,
Steinsalz und Pinselquast, Tools für das
Auramanagement
, Drei-neunzig der Pack.

Die Oma dreht sich im Grab und freut sich,
daß sie nicht sehen muß die überschlaue
emanzipierte Enkelin in der Schlange
bei Thalia.

Und durch offene Fenster
zieht ein siebenfaches Ungemach,
der Baal mit seinen Buhlen.

Die Herrin des mündigen Kirchenvolkes

Ach, unser aller EKD-Ratsvorsitzende. Kaum im Amt und schon Hans-, Verzeihung: Hanna-Dampf in allen Gassen, Kanälen und Medien. Da kann man einfach nicht immer auf verräterische Kleinigkeiten achten. Da spricht frau halt auch mal eine Grammatik, die so transparent ist, daß Unerwünschtes vorscheint.

Frau Bischöfin freut sich in einem epd-Gespräch auf München 2010, genauer auf den 2. Ökumenischen Kirchentag, und weiß auch genau, was sie will:

"Das Kirchenvolk soll mündig gemacht werden."

Meine Grammatikkenntnisse sagen mir: Das ist ein lupenreiner Passiv.

Hier spricht eine, die ganz genau weiß, was andere sollen. Die weiß: Sie sind noch nicht so, wie ich will, daß sie seien. Eine auch, die machen wird, ob diese anderen wollen oder nicht. Eine Aktive, die den Passiv beherrscht. Den Behördenpassiv, der fordert und den Fordernden im Dunkeln lässt. Vielleicht sogar, denke ich mir, den Demagogenpassiv, der für das demos, das Volk spricht und der weiß, bestimmt und festlegt, was das Volk zu sein, zu fühlen, zu tun, zu denken hat.

2. Januar 2010

Schönheit und ihr Erschaffer

Es scheint, als habe Ludwig Fels, laut Wikipedia "Arbeiterschriftsteller" und Meister einer "aggressiven und sprachgewaltigen Prosa und Lyrik" eine Buch der Gottesbeweise geschrieben:

"Ihr perfekt proportionierter Kopf mit dem geringelten Haaransatz an den Schläfen ist von einer Ästhetik, die mich glauben lässt, dass ein paar Menschen direkt von Gott erschaffen sind. Der Rest sind Auftragsarbeiten, die an irgendwelche müden Engel oder gelangweilte Teufel vergeben wurden."

Die interessante Rezension von "Die Parks von Palilula" bei der FAZ.

Gemischtes Publikum

Variation eines gut 2.000 Jahre alten Themas, diesmal von Rumer Godden aus ihrem Roman "In this House of Brede":

"One of the good things about a Catholic church is that it isn’t respectable; you can find anyone in it, from duchesses to whores, from tramps to kings."

[Eines der guten Dinge bei einer katholischen Kirche ist: Sie ist nicht respektabel. Man kann jeden darin finden, von Herzoginnen zu Huren, von Pennern zu Königen.


Stimmt natürlich nicht immer. Der Blick in unsere Kirchen mit der Milieutheorie-Brille zeigt uns ein eher homogenes Publikum, das sich ganz und gar nicht immer freut, wenn plötzlich gesellschaftliche Extrempersonen auftauchen.

(Zitat via The Anchoress)

Schwestern im Schnee

Quasi als Fortsetzung des "Solche wie wir"-Posts ein Video aus dem Garten der Dominikanerinnen von Summit, NJ, verbunden mit einem Hinweis auf das Blog dieser offensichtlich quicklebendigen Gemeinschaft: Moniales OP. (via The Anchoress)



Girard im Gespräch

Einen Hinweis wert ist auf jeden Fall das fünfteilige Interview mit René Girard, das Peter Robinson für National Review Online führte. Gewisse Vorkenntnisse des Englischen ;-) und des Girardschen Denkens sind von Vorteil... (via Gil Bailies Blog)

Teil 1
Teil 2
Teil 3
Teil 4
Teil 5

1. Januar 2010

Jimmie Lauderdale

Hurrah, ich gehöre zu "ein paar Eingeweihten" - zu denen nämlich, die Jimmie Lauderdale kennen.

Dem Rest der Welt empfiehlt Jonathan Fischer im faz.net die Musik des "Predigersohns", Country-Sängers, Liederschreibers, Musikers aus North Carolina.

"Allzu sonnig-jovial mag es der Zweiundfünfzigjährige nicht: Deswegen ist er für den „Rolling Stone“ ein 'Nick Cave, begleitet von Bill Monroes Bluegrass Boys'. Aber liegt diese Nähe zu Tod, Krankheit und Außenseitertum nicht aller wahren Volksmusik zu Grunde? Lauderdales Verdienst ist es, die Countrymusik wieder zu sich selbst zu bringen und Nashville zu zeigen, wie zeitgemäß die raue Tradition der Appalachen klingen kann – wenn man sich nur traut."

Gelegentlich scherzen aber auch Appalachensöhne, zum Beispiel in diesem Video, in dem sich Jimmie Lauderdale, Ralph Stanley und die Clinch Mountain Boys unter dem Blick von Alison Moorer aalen möchten:

Und eines für die melancholischen Stunden am Jahresanfang:




Ola Belle Reed hält inne und schaut um sich:

High on the mountain, wind blowing free
wondering about the days that used to be.
High on the mountain, standing all alone,
wondering where the years of my life had gone.

As I looked at the valleys down below
they were green just as far as I could see.
As my memory turned: Oh, how my heart did yearn
for you and the days that used to be.

Oh, I wonder if you ever think of me,
or has time spotted out your memories?
As I listen to that breeze
whisper gently through the trees
I'll always cherish what you meant to me.

High on the mountain a wind blowing free
thinking about the days that used to be.
High on the mountain, standing all alone,
wondering where the years of my life had gone

Das Video zum Oktavtag