21. Januar 2010

Kumpel statt Gott


(via Crescat)

Kein Gott mehr, sondern endlich Kumpel.

Falsch! - Noch nie Gott, sondern immer schon Kumpel. Für den, der will. Der ihn riechen kann. Andere Kumpel tun's freilich auch. Warum denn nicht? Wenn's dir dabei gut geht, wenn du denkst, daß du dein "wahres Selbst" dabei entdeckst - klar doch. Allemal. "Wahres Selbst", fragst du? Ich kenne es nicht, und wenn, würde ich's dir nicht sagen können, das wäre autoritär und daher vom - nicht-existierenden - Bösen. Du urteilst über dich. Nobody else. Schon gar kein guter Kumpel.

Im Großen desgleichen: "Die Zukunft wird multireligiös sein." Nicht nur als triviales Fakt. Sondern als regula propagandae fidei, als bestimmende Regel jeder Glaubenspropagierung. Steht's uns Jesuanern nach unserer 2000jährigen Verbrechensgeschichte doch sowieso nicht zu, irgendeinem Muslim, Konfuzianer oder Aquarianer zu sagen: "Hey, mein Kumpel ist besser als deiner."

Wenn wir den Kumpel auf dem Bild oben nun noch dazu bekommen, Kreuz und Inschrift aus dem Tattoo entfernen zu lassen, wäre alles geritzt. Das stört, das Kantholz und der patriarchalische Titel. "You" müsste stehen im roten Herz. Oder "Me" oder am besten "Ourselves".

Wir wollen ja einen Kumpel nicht dauernd bereden. Nein. Keinesfalls. Einklang der Herzen, jawohl. Meins hat den Rhythmus, wo der Kumpel mitmuß. Da ist auf die Dauer schon Bibellesen ganz schön anstrengend, wenn man bei allem, was man moderner Mensch nicht versteht oder akzeptiert, immer wieder sich und dem Kumpel sagen muß: "Nein, das und jenes ist nicht deine ipsissima vox. Die würde ich erkennen. So wahr wie mein wahres Selbst. Das hat dir, Alter, einer auf die Zunge gelegt. Oder vielleicht doch nicht: Dann war es Bilderrede, schlichte und einfache Anpassung an die Hörer. Die es nur so kapierten."

Zum Glück für den Kumpel sind wir schlauer. Wir durchschauen ihn. Ganz transparent ist er. Verschwindest fast wie ein Dunstschleier, so wenig ipsissima bleibt übrig. Und dahinter, durch das Flimmern hindurch, ist nicht viel zu sehen, kaum zu ahnen. Ab und zu, denkt man, da schwebe das Tetragramm. Deutlicher noch das Abba, aber auch das verschwimmt: Konturen ohne Füllung. Schwammig, falscher Trost. Wie ein schlaffer Händedruck, knochenerweicht. "Sag mal: Wie hättest du plötzlich, genau da, Wahrheit verkünden sollen? Hier, und sonst nie? Am Ende, Freund, bist du doch ganz schon autoritär. Und politisch inkorrekt. Definitiv frühes, ganz frühes vorletztes Jahrtausend. Gut, würde ich sagen, gut, daß du uns hast. Wir kennen dich besser als du dich selber. Was fürn Glück."

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Da bleibt nur zu sagen: übernächstes Posting lesen!