So häufig tauchte das Wort "Blog" sicher noch nicht in einer päpstlichen Verlautbarung auf und vielleicht ist die mit heutigem Datum veröffentlichte Botschaft des Heiligen Vaters zum 44. Welttag der sozialen Kommunikationsmittel überhaupt die erste Fundstelle.
Ich habe den Text eben schnell durchgelesen und muß sagen: Ganz schön anspruchsvoll ist er, der Papst, wenn er sich hier an seine Priester wendet. Aber die wollten ja wohl auch keine Schnarchstelle, damals in ihren jungen Jahren, als sie sich in die besondere Nachfolge Jesu als des Hirten weihen ließen.
Die reine Medienkompetenz scheint mir da noch das Harmloseste zu sein, schon weil es für die Technik ja Laien gibt und eine Reihe supersimpler Werkzeuge zur Verfügung stehen. Freilich, einfach an die Pfarrsekretärin delegieren geht hier nicht, denn letztlich geht es hier um Seelsorge und nicht um Information oder Verwaltung.
Um reine "Präsenz" geht es dem Papst nicht, und schon gar nicht um ein Einpflanzen der Vatikanfahne in die terra incognita des Internet und einen davon abgeleiteten Claim auf Schonung, auf Wahrgenommenwerden, auf die Webwährung "Aufmerksamkeit", auf Gehorsam.
Die entscheidenden Passagen (die ich mutatis mutandis auch auf mich als ungeweihten Christen "in der Welt von heute" beziehe) sind imho:
"Durch die modernen Kommunikationsmittel kann der Priester das Leben der Kirche bekannt machen und den Menschen von heute helfen, das Gesicht Christi zu entdecken.
Mehr als die Hand des Medientechnikers muß der Priester bei dem Kontakt mit der digitalen Welt sein Herz als Mann Gottes durchscheinen lassen, um nicht nur dem eigenen seelsorgerischen Einsatz, sondern auch dem ununterbrochenen Kommunikationsstrom des Internet eine Seele zu geben.
Auch in der digitalen Welt soll bekannt werden, daß die Zuwendung Gottes zu uns in Christus nicht eine Sache der Vergangenheit ist und auch keine gelehrte Theorie, sondern eine ganz und gar konkrete und aktuelle Wirklichkeit. Die Seelsorge in der digitalen Welt muß in der Tat den Menschen unserer Zeit und der verirrten Menschheit von heute zeigen können, „daß Gott nahe ist; daß wir in Christus alle einander zugehören“ (Benedikt XVI.)
Mit dem Evangelium in den Händen und im Herzen ist darauf zu pochen, daß es an der Zeit ist, auch weiterhin Wege zu bereiten, die zum Wort Gottes hinführen, ohne es zu verabsäumen, besondere Aufmerksamkeit dem zu widmen, der auf der Suche ist – mehr noch, dafür Sorge zu tragen, diese Suche als einen ersten Schritt zur Evangelisierung wach zu halten. Eine Seelsorge in der digitalen Welt ist in der Tat aufgerufen, auch an diejenigen zu denken, die nicht glauben, die entmutigt sind und doch im Herzen Sehnsucht nach dem Absoluten haben und nach unvergänglichen Wahrheiten; denn die neuen Kommunikationsmittel machen es möglich, mit Gläubigen jeder Religion, mit Nicht-Gläubigen und Menschen jeder Kultur in Kontakt zu treten. Wie dem Propheten Jesaja sogar ein Haus des Gebetes für alle Völker vorschwebte (vgl. Jes 56,7), könnte man sich so vielleicht vorstellen, daß das Web – wie der 'Vorhof der Heiden' im Jerusalemer Tempel – auch für diejenigen Raum schaffen kann, für die Gott noch ein Unbekannter ist?"
Wenn es um eine Präsenz geht, dann also doch um eine des HErrn selber, und zwar als diejenigen eines Lebendigen und Gegenwärtigen. Eine Präsenz, die so sehr eine des Inhalts (als "Objekt") wie eine der Form (als Art und Weise, als modus loquendi et scribendi, als modus bloggendi et publicandi) ist. Frei nach Paulus(2 Kor 4,5): "Nicht uns selber verkünden wir, nicht unsere Vorlieben, Marotten, privaten Bekenntnisse, Macken, sondern Christus als den HErrn. Uns selbst höchstens solche, die IHm alles verdanken, die in ihrer Menschlich-Allzu-Menschlichkeit doch erwählt wurden, IHM nachzufolgen und IHn zu vertreten, zu re-präsent-ieren in seiner Kirche und auch sonst."
24. Januar 2010
Worte an die Kirche im Web von heute
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