Ich war in der letzten Woche auf Reisen und unterbrach daher meine Lektüre des "Geistlichen Wunderhorn" mit einem der Priesterromane von J. F. Powers, genauer mit "Morte d'Urban": Ein weltgewandter und weltzugewandter Priester, Mitglied eines obskuren Ordens voll schrulliger Mitbrüder, erlebt in den frühen 60ern harte Zeiten im Hinterland von Minnesota, wo er auf Katholiken und andere Menschen trifft, die - im Vorgriff auf das Konzil bzw. auf manche seiner späteren Interpreten - richtig schön "mitten in der Welt" leben, ja diese Welt recht eigentlich darstellen. Sie tun es nicht so, daß Father Urban sie in den Salons und Clubs von Chicago vorzeigen könnte, sondern auf ihre ländlich-hinterwäldlerische Art, die weniger mit GOtt und um GOtt ringt als IHn korrigiert.
Powers ist kein Bernanos, da ist nichts schwermütig, gewichtig oder offensichtlich bedeutungsvoll. Er schreibt dafür mit einem präzisen Blick für die alltägliche kirchliche Komik und führt seinen Helden mitsamt Mitmenschen permanent und leichtfüßig durch eine lange Kette von Absurditäten. Ein Tanz auf dünnem Eis, wo Bernanos', Greenes oder Percys Priester mit den ihnen Anvertrauten ins tiefe Wasser der Gnade springen...
Eine typische Szene und zugleich einer der Höhepunkte des Romans: Father Urban spielt mit dem lokalen Bischof und dessen jungem Hoffnungsträger um die Zukunft des Exerzitienhauses und des zugehörigen Golfplatzes - beides eignet sich ideal für das diözesane Priesterseminar. Vor allem letzterer. Der Kampf wird, wie es sich gehört, auf dem Golfplatz ausgetragen und gibt Powers Gelegenheit zu schönen Parallelen:
"The Bishop's drive had gone up like a balloon and had come down not more than a hundred and thirty yards out, but it had gone right down the middle - practically an episcopal announcement.
[Der Schlag des Bischofs stieg nach oben wie ein Ballon und schlug gerade einmal 120 Meter weiter auf, aber genau in der Mitte war er wie ein Stein heruntergerfallen - praktisch eine bischöfliche Verlautbarung.]" (S. 242)
Der Protagonist siegt, indem er durch einen Querschläger des Bischofs niedergestreckt wird - nun ist es natürlich unmöglich, Father Urbans Gemeinschaft zugunsten des golfspielenden Diözesanklerus zu enteignen.
Leichte Lektüre also und mithin ideal für Reisen oder den Urlaub. Zugleich eine Zeitreise ins Goldene Zeitalter der Katholischen Kirche im Übergang von Pius zu Johannes, als die katholische Welt (in den USofA und anderswo) noch in Ordnung und die Zukunft strahlend schien.
Die Einführung von Elizabeth Hardwick zur New York Review Books-Ausgabe hier als pdf.
17. Januar 2010
Auch ein Buch zum Priesterjahr
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1 Kommentar:
Das hört sich interessant an. Hab's mir gleich mal bestellt.
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