31. März 2009

"Cross the Border - Close the Gap"

Die Parole Leslie Fiedlers, eine Schwalbe der Postmoderne, ist über vierzig Jahre alt, doch ab und an wird sie in Wirklichkeit umgesetzt. Heute abend zum Beispiel. Mehrfach.

Die Situation: Denis Sureau, katholischer Publizist und Blogger, spricht im Centre Culturel Saint-Paul in Paris über "La théologie postliberale face à la secularisation - Die postliberale Theologie und die säkulare Moderne". Zu dieser postliberalen Theologie, mit der er sich in seinem Buch "Pour une nouvelle théologie politique" näher befasst, gehören die Gruppe um David Schindler und die amerikanische Ausgabe von "Communio", Alasdair MacIntyre, Stanley Hauerwas, die Radical Orthodoxy-Gruppe und politische Theologen neuerer Facon wie John Howard Yoder und William Cavanaugh - alles Angelsachsen und zu einem Gutteil keine Katholiken, sondern Protestanten. Das Centre Culturel Saint-Paul gehört zum Institut Bon Pasteur, einer "traditionalistischen" Gemeinschaft in der Katholischen Kirche. Unter den naturgemäß französischen Zuhörern ein Priester der Traditional Anglican Communion und Yours Truly, ein Blogozesane aus Deutschland.

Erst dachte ich: Wieder typisch, fast nur ältere Damen unter den Zuhörern, wie soll's auch anders sein bei den Traditionalisten (Vorurteile sterben langsam, auch in Bloggerhirnen!), bis sich a) die Ränge mit jüngeren Zuhörern ergänzten und b) nach dem sehr interessanten und präzisen Vortrag von Denis die Diskussion begann: Viele Fragen, allesamt kundig und "to the point", wie ich es in Deutschland selten erlebt habe!

Zum Abschluß gab es im Keller des Centre ein verre d'amitié mit interessanten Gesprächen, zweierlei Wein und Häppchen.

So also sieht sie aus, die neue Welt, wo sich die Klüfte schließen und die Grenzen fallen: In den Räumlichkeiten einer traditionalistischen Gemeinschaft werden die neuesten theologischen Trends diskutiert, die orthodox-ökumenisch von Katholiken, Anglikanern, Methodisten, Mennoniten etc. gleichermaßen gesetzt werden. Es spricht ein Franzose, es bloggt ein Deutscher. Es geht um einen "neuen, anderen Benedikt" (MacIntyre), um "subversiven Thomismus" und "eucharistischen Anarchismus", um eine Ökumene, die fest auf der Basis des kirchlichen Credos steht und unserem alten, wandlungsfähigen Freund, dem Zeitgeist, keine Zugeständnisse macht.

Peter Wesnierski (Spiegel) und seine Artgenossen brüten derweil über ihren nächsten Artikeln, in denen sie ihre unwandelbaren Vorurteile wieder aufwärmen - statt sich an die aufregenden Orte im 2. Pariser Arrondissement und anderswo zu begeben, wo das wirklich Aufregende passiert. "Cross the border - close the gap" eben.

30. März 2009

Harmony Singing am späten Sonntag abend

Gut katholisch freut es mich immer, wenn jemand seinen Job gut und mit Freude macht.

Da war das Konzert der drei Schwestern Bondesson alias Baskery im Frankfurter "Nachtleben" exemplarisch: Mit Spaß und konzentriert waren Greta, Stella und Sunniva bei der Sache, spielten alte, aktuelle und neue Nummern, die sie abwechselnd "Killbilly" oder "Mud/Mad Country" nannten, verstanden sich blindlings und augenzwinkernd, wie es Geschwister nun mal tun, und drehten zur Freude des kleinen Auditoriums richtig auf. Deutschland sucht den Superstar? - Da reicht es manchmal, in die kleinen Clubs zu gehen.

29. März 2009

"I Shall Not Be Moved"

Tja, bei all den vielen Gelegenheiten, wo uns vom vollen und ganzen Evangelium lediglich ein leicht verdauliches Imitat verkündigt wird, freut man sich immer über Momente, wo etwas von seiner Wucht, seiner Fülle, seiner unsere Erwartungen, Hoffnungen und Ängste übersteigenden Kraft sicht-, hör-, spürbar wird.

In diesem Sinne lassen wir Reverend Peyton mit Frau Washboard Breezy, Bruder Jayme Peyton und dem All Star Gospel Choir an die Mikrophone. (Ob der "Reverend" echt ist, konnte ich bisher nicht herausfinden, bezweifle es aber. Seinen musikalischen Feuer-und-Schwefel-Predigten im Geiste von Son House, Charley Patton und Bukka White tut das keinen Abbruch.)


28. März 2009

Jesuitische Faust aufs pfarrherrliche Auge?

Wie wichtig und wie schwierig das interkonfessionelle Verständnis ist, bezeugt wieder einmal Elsa.

Mir selber, und da bin ich ganz offen, fällt ja eher das intrakonfessionelle Verständnis schwer. Gerade eben war das wieder der Fall, als ich in einem katholischen Pfarrbrief das geistliche Wort für die nächsten zwei Wochen las. Es schloß nämlich - nach einer schönen Nacherzählung von Doris Dörries' Film "Kirschblüten" mit der Passage:

"Und dieser Film entschlüsselt für mich, was mit 'Ostererfahrung' gemeint ist: Die Jünger und Freunde Jesu, zu denen Maria von Magdala gehört, fühlen sich durch den Tod Jesu beraubt. Aber indem sie nach seinem Tod beginnen, sich an seine Worte zu erinnern, zu tun, was er ihnen aufgetragen hat, ernst zu nehmen, wovon er geträumt hat, und in seinen Spuren zu gehen, erst da beginnen sie zu verstehen, wer er wirklich war."

Ich vermute, das kann man auch irgendwie orthodox verstehen und wäre für entsprechende Hinweise dankbar. Bis dahin lese ich aber nur heraus, daß die Auferweckung Jesu für die "Osterfahrung" jedenfalls nicht entscheidend war, genauso wenig wie eine zeitlich und räumlich festzulegende Begegnung mit diesem Auferweckten und Lebenden. Ostern weniger eine Tat GOttes als eine Tat des Menschen, scheint's.

In der gleichen Pfarrgemeinde findet am Dienstag abend ein Vortrag mit dem laut Wikipedia und der Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands "besonders 'aufmüpfige[n]' und 'moderne[n]' Theologe[n] Albert Keller SJ statt. Thema: "Verkündigung als Irrlehre".

Doch liest man die Ankündigung, wird es schlimm nicht werden: Wäre ja noch schöner, wenn ein moderner Jesuit einen modernen Pfarrer als "Irrlehrer" markierte...

Wenn eine eine Reise tut...

Wenn amerikanische Außenminister in die Nachbarschaft fahren, können sie Überraschungen erleben. Hillary Clinton lernte zum Beispiel das Werk eines hoch begabten Künstlers kennen:

"During her recent visit to Mexico, U.S. Secretary of State Hillary Clinton made an unexpected stop at the Basilica of Our Lady of Guadalupe and left a bouquet of white flowers “on behalf of the American people,” after asking who painted the famous image.

The image of Our Lady of Guadalupe was miraculously imprinted by Mary on the tilma, or cloak, of St. Juan Diego in 1531. The image has numerous unexplainable phenomena, such as the appearance on Mary’s eyes of those present in the room when the tilma was opened and the image’s lack of decay.

Mrs. Clinton was received on Thursday at 8:15 a.m. by the rector of the Basilica, Msgr. Diego Monroy. Msgr. Monroy took Mrs. Clinton to the famous image of Our Lady of Guadalupe, which had been previously lowered from its usual altar for the occasion.

After observing it for a while, Mrs. Clinton asked “who painted it?” to which Msgr. Monroy responded “God!”"
(via Hot Air)

26. März 2009

Vorfreude auf den Sommer

Und frühmorgens noch eine gute Nachricht:

Am 7. Juli gibt es das Debut-Album von Those Darlins ("Imagine Dolly Parton (minus the boobs) mixed with a hint of that punk-rock girl group in 10 Things I Hate About You" - so die NY Press)

- Herzlichen Dank übrigens für die kürzlich geäußerte Nachsicht meiner Leserschaft angesichts des Gitarrengeschrammels, was hier so nebenbei geboten wird. "We love to entertain you."

La bière française consolatrice

In einem Sommer vor über dreißig Jahren saßen ein paar halb- und ganzwüchsige Jungs in der Hütte von M. Paul an der Route Nationale bei Thun-Saint-Martin und tranken nach getaner Arbeit ihr Kronenbourg. Waren unsere Vorräte an nordbayerischem Bier schon erschöpft oder hatten wir naiverweise gar keines mitgebracht? Ich weiß es nicht mehr. Auf jeden Fall hatten wir unseren Spaß, uns immer neue Versionen des Spotts über dieses schwächelnde Gebräu auszudenken, das sich zu echtem Bier verhielt wie Caro zu einem echten italienischen Espresso.

2009 trinke ich statt dem gewöhnlichen Kronenbourg immer "1664", wenn ich in Frankreich bin, was man als Indikator für den seither geschehenen sozialen Aufstieg nehmen kann oder auch für die Entwicklung der französischen Bierkultur in einem Vierteljahrhundert.

Geschmacklich ist das 1664 einigermaßen in Ordnung, und eine gewisse seelentröstende Wirkung hat es auch - das mag aber direkt an den 5,5 Volumenprozent Alkohol liegen.

(Subtext dieses Postings ist freilich, daß damals wie heute eigentlich nicht das Bier tröstet, sondern la Grande Consolatrice. Das aber ist eine ganz andere Geschichte.)

25. März 2009

Gottesanrede nach Buber?

In Psalm XX der Preisungen:

"Horst sei dir
der Name von Jaakobs Gott!"

Verkündigung

"- Horchen will ich,
was der Gottherr redet, ER!
Ja, er redet Frieden
zu seinem Volk, zu seinen Holden,
und: 'Daß zum Narrenwerk sie nimmer sich kehren!'
Gewiß, seine Freiheit ist den ihn Fürchtenden nah,
daß in unserm Lande der Ehrenschein wohne,
Huld und Treue einander treffen,
Wahrhaftigkeit und Friede sich küssen.
Treue sprießt aus dem Erdland,
Wahrhaftigkeit lugt nieder vom Himmel.
Zugleich gibt ER das Gute
und unser Land gibt sein Gewächs.
Wahrhaftigkeit geht vor ihm her,
setzt zu einem Weg ihre Tritte."

(Verse aus Psalm 85 in der Übersetzung von Martin Buber)

23. März 2009

Die Frau, die Pfauen liebte und an Lupus starb

Per Video Meliora: Eine schöne, gelungene Rezension der neuen Flannery O'Connor-Biographie im livejournal von stereotypist.

Und ja: Bei FOC war es - contra House, M.D. - wirklich Lupus.

Vorwarnung

Da ich mich ab morgen für den Rest der Woche im befreundeten Ausland aufhalten werde, könnte es an dieser Stelle etwas ruhiger werden.

Gestik-Recycling


Bei welchem progressiv-kirchlichen Anlaß dieses Bild geschossen wurde, wollen wir lieber nicht wissen; es sind auf jeden Fall keine Anhänger der Piusbrüderschaft, die den rechten Arm zum Gruß heben.

Je nun, wer auf der Seite des Guten und des Fortschritts steht, muß sich um die politische Gestik des Dritten Reichs nicht mehr scheren, scheint's.

Wenn schon, denn schon



Wenn doch irgendwann und gegen alle Vorausschau römisch-katholische Priesterinnen, dann aber bitte solche wie im Online-Katalog von Maria Sjödin (Stockholm)... (via Sarcastic Lutheran)

22. März 2009

Anmerkungen zu zwei Zeitgeistmemen

Dem Spiegel im Vorbeigehen einen kleinen Klapps auf den Hinterkopf zu geben - gerade so wie es in Navy CIS "Boß" Gibbs bei Tony immer tut - wäre eigentlich langweilig und von keinem geistigen Mehr- oder Nährwert, fänden wir dort nicht immer die Zeitgeistmeme, jene kleinsten Einheiten der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Phase des fortgeschrittenen westlichen Bewußtseins, so herrlich herauspräpariert.

Heute zum Beispiel in einem Artikel über den neuen Hindu-Tempel in Hannover. Respekt vor Religionen wird ja immerfort und zurecht eingefordert von uns allen, besonders aber von unseren schreibenden Zeitgenossen. Wer aber die Überschrift einer Tempeleinweihung mit "Begegnungsstätte" einleiten muß, der zeigt gerade keinen Respekt, sondern demonstrative Ignoranz, die gar nicht erkennen will oder kann, daß ein Tempel etwas qualitativ anderes ist als das nordhessische Dorfgemeinschaftshaus oder der bayerische Biergarten... Es geht nun einmal nicht ins zeitgenössische Köpfchen, daß das Heilige, egal ob sieben Hindu-Götter wie hier oder der GOtt Israels, an einem Heiligen Ort angebetet werden soll/will/muß und daß dann ausnahmsweise einmal nicht gesellschaftliche Integration und soziale Beheimatung im Vordergrund steht.

Längeren Bedenkens bedarf dagegen der Satz der Hannoverschen Bürgermeisterin, der Grünen Ingrid Lange: "Der Hindu-Tempel ist eine Bereicherung für Hannovers Religionsvielfalt." Meint sie, daß eine Stadt umso reicher ist, je mehr Religionen und Glaubensrichtungen in ihr aktiv sind? Würde sie es von daher nicht begrüßen müssen, wenn die Christen sich auch weiterhin in gar vielen Konfessionen und Denominationen organisieren? Würde durch eine erfolgreiche Ökumene - sei es in Form der verfemten Rückkehr zur Una Sancta, sei es durch Zusammenschluß zur Vereinigten Christliche Kirche Deutschlands - Hannovers Religionsvielfalt nicht entscheidend verarmen? Was für eine Offenheit bei Frau Lange zum Beispiel für eine Kapelle der Piusbruderschaft, die zeigen könnte: Katholische Kirche ist gar nicht so monolithisch oder nachkonziliar - vorausgesetzt natürlich der Stolperstein des Antisemitismus würde beiseite geräumt!

Umgekehrt wird auch klar, warum der Papst so unbeliebt, das Papsttum so unzeitgeistig ist: Den willkommenen Fluchtkräften einer immer weiteren Zersplitterung der Konfessionslandschaft steht der Papst als Prinzip der Einheit natürlich feindlich entgegen. Wer die inhomogene Herde der Katholiken zusammenhalten statt sie unter der Hand auseinanderlaufen lassen will, der sie immer wieder in die Einheit mit dem Stuhl Petri und ins gemeinsame Bekenntnis zum Glauben der Apostel ruft statt sie zu modern-postmodernem Pluralismus zu ermutigen - der bereichert die Religionslandschaft ganz und gar nicht. Im Gegenteil: Er stört nur im Hannoverschen Dorf- und im Deutschen Volksgemeinschaftshaus. Er bleibe nur schön in seiner ultramontanen Verbannung, in seinem vatikanischen Kleinstaat.

21. März 2009

So vergeht ...



Noch bis zum 30. April läuft im Kasseler Museum für Sepulkralkultur die Ausstellung "Der Tod auf Samt und Seide", unter anderem mit dieser Kasel aus Kremsmünster.

Einen Bericht gibt es im Würzburger Katholischen Sonntagsblatt.

An unsere ganz Kleinen

Liebe Kinderchen, bloß weil der Spiegel Online sich über die Fortschritte der Schmerztherapie für Euch Ungeborene freut, solltet Ihr aber nicht denken, daß Ihr sicherer lebt.

Jeder 7. von Euch wird nicht durchkommen. Muß man nicht gut finden, ist aber so. Und haltet bloß den Mund, wenn Ihr's geschafft habt, und denkt nicht an die 15 % Eures Jahrgangs, die mit Duldung - und warum nicht auch mal Ermutigung? - von uns Geborenen abgetrieben wurden.

Und noch was: Fangt nicht das Zählen an. Denn erstens wird Euch schwindelig, und zweitens bringen sie Euch gleich zum Schweigen, von wegen Staatsräson.

Die Reaktion geht auf die Straße

Bei Salon Beige stellt man anläßlich der angekündigten Kondomverteilung durch die Kommunistische Partei Frankreichs fest, daß es die gleichen Leute, die dem Papst jegliche Autorität absprechen, gleich auf die Straße drängt, wenn er den Mund aufmacht: "La sainteté de l'Église fait réagir son ennemi - Die Heiligkeit der Kirche lässt ihren Feind reagieren."

The Baskery

mit einem fast schon paulinischen Titel: "Here to pay my dues".



Wen's interessiert: Die Drei sind demnächst auf Deutschland-Tour, und Yours Truly wird sich das nicht entgehen lassen.

Zum Weltlyriktag: Robert Frost: The Road Not Taken



Link zum Text.

20. März 2009

Mutterlose Kinder

Léon Bloy 1916 in seinen "Meditations d'un Solitaire en 1916":

"In alten Kirchen gab es früher seit Menschengedenken verehrte Bilder, eine Mutter in Tränen, sieben Schwerter im Herzen. Die gotteslästerliche Dummheit der Sulpicianer hat sehr viele dieser einfältigen und verstaubten Darstellungen einer alten Volksfrömmigkeit verschwinden lassen, und die armen Leute wissen nicht mehr, wohin sie sich in ihrem Leid wenden sollen."

19. März 2009

[Ohne Titel]

Gar nichts gesagt habe ich bisher zu jenem Fall eines brasilianischen Mädchens, das, von seinem Stiefvater vergewaltigt, von Zwillingen schwanger wird und sich schließlich einer Abtreibung unterzieht. Prompt deklarierte der Erzbischof von Recife und Olinda: "Ausgeschlossen seist du!" - Wer dieses "du" sei, darüber waren sich die Medien nicht ganz einige: die Neunjährige? Ihre Mutter, die sie gedrängt habe? Die Ärzte?

Schwer zu verstehen für die drinnen, abschreckend und das Urteil über die inhumane Catholica verstärkend allemal das Faktum der Exkommunikation.

Auch der Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, Erzbischof Fisichella, äußerte sich vor ein paar Tagen kopfschüttelnd bis ablehnend über den Vorgang bzw. das, was er dafür hielt.

Doch wieder einmal ist einiges nicht so, wie es uns wohlfeil von "objektiv berichtenden Medien" erzählt wird. (Ja, sorry, schon wieder: Medienschelte. Was bleibt einem den anders übrig dieser Tage. Irgendwann ist wieder Schluß damit.) Dem Internet sei Dank, daß wir mittlerweile ein paar mehr Fakten über diesen so oder so traurigen Fall erfahren, sofern wir nur wollen. So zum Beispiel die Erklärung des Pfarrers des kleinen Mädchens, Edson Rodrigues (Alagoinha) und der Erzdiözese Olinda-Recife - auf englisch können wir sie bei Rorate Caeli nachlesen. Einiges erscheint doch in einem anderen Licht und sollte die vorschnellen Aburteiler nachdenken lassen. So sind zum Beispiel die "behandelnden" Ärzte anscheinend keine Gewissensmärtyrer, die um des Überlebens eines Mädchens ihr Seelenheil auf das Spiel setzen.

Weniger denn je bin ich geneigt, auch nur irgendeinen Satz zur Sache selbst zu sagen. Und stattdessen ins Schweigen zu Verfallen. Nicht in Verzweiflung, aber ins stilles, bittendes Gebet für alle Beteiligten, vor allem aber für die Opfer.

18. März 2009

Korrupte Wahrheit und eine Zumutung

Es gibt auch wahre Sätze in der Linzer Kirchenzeitung - und solche, denen ich mich gerne und von Herzen anschließe. Hier sind ein paar von ihnen:

"In der Tat: Das Internet verändert die Kommunikation in der Kirche nachhaltig. (...) Auch mit der ethischen Verpflichtung zur Wahrheit nimmt man es nicht immer genau. (...) Nirgendwo ist es daher so leicht zu lügen wie im Internet – mit weltweiter Wirkung. (...) Doch Missbrauch gibt es auch beim Umgang mit der Wahrheit."

In der Tat: Wer wollte das alles bestreiten? Am schlimmsten ist es gar, wenn die Verderbnis die Besten im Griff hat. In der globalen Kirchensprache: corruptio optimi pessima.

Manchmal muß man nicht einmal weit suchen. Zwei Mausklicks reichen schon. Vergleichen wir nur einmal die Zusammenfassung, die die Qualitätsjournalisten aus Linz dem Papstbrief vom 10. März verpassen. Das fängt mit dem Titel an ("Pannen, die ich bedaure") und hört mit dem auf, was man mit Totschweigen übergeht. Es sind Passagen wie die folgenden:

"Aber manchen von denen, die sich als große Verteidiger des Konzils hervortun, muß auch in Erinnerung gerufen werden, daß das II. Vaticanum die ganze Lehrgeschichte der Kirche in sich trägt. Wer ihm gehorsam sein will, muß den Glauben der Jahrhunderte annehmen und darf nicht die Wurzeln abschneiden, von denen der Baum lebt."

Immerhin hat es die "sprungbereite Feindseligkeit" in den Artikel geschafft. Welcher Zensor hat da im Sekundenschlaf gelegen? Oder war die Glosse zur Umgang mit der Wahrheit in den Zeiten des Internet gar ein bewußtes Stück Selbstkritik? Bezog sich die Feststellung einer durchs Web nachhaltig veränderten Kommunikation auf den Gebrauch, den die mündigen Laien davon machen - indem sie den Vermittlern und Zwischenkäuern nicht mehr alles abnehmen? Indem sie selber surfen und Papstbriefe im Volltext lesen? Schlägt das Wort vom Mißbrauch gar an die Brust der Schreiber?

--- Ach, wenn man das alles so sieht und bedenkt und im Herzen wälzt, ist es so schwer, den Wunsch des Papstes und des hl. Paulus zu erfüllen:

"Liebe Mitbrüder, in den Tagen, in denen mir in den Sinn kam, diesen Brief zu schreiben, ergab es sich zufällig, daß ich im Priesterseminar zu Rom die Stelle aus Gal 5, 13 – 15 auslegen und kommentieren mußte. Ich war überrascht, wie direkt sie von der Gegenwart dieser Stunde redet: 'Nehmt die Freiheit nicht zum Vorwand für das Fleisch, sondern dient einander in Liebe! Das ganze Gesetz wird in dem einen Wort zusammengefaßt: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst! Wenn ihr einander beißt und zerreißt, dann gebt acht, daß ihr euch nicht gegenseitig umbringt.' Ich war immer geneigt, diesen Satz als eine der rhetorischen Übertreibungen anzusehen, die es gelegentlich beim heiligen Paulus gibt. In gewisser Hinsicht mag er dies auch sein. Aber leider gibt es das 'Beißen und Zerreißen' auch heute in der Kirche als Ausdruck einer schlecht verstandenen Freiheit. Ist es verwunderlich, daß wir auch nicht besser sind als die Galater? Daß uns mindestens die gleichen Versuchungen bedrohen? Daß wir den rechten Gebrauch der Freiheit immer neu lernen müssen? Und daß wir immer neu die oberste Priorität lernen müssen: die Liebe?"

Die Krönung eines ganz normalen Mittwochs

Eigentlich wollte ich ihn gar nicht kommentieren, den hirnrissigsten Satz, den eine Kirchenzeitung seit ewigen Zeiten publiziert hat.

Stammen tut er von Dr. Helmut Obermayer, dem Leiter des Landesstudios Oberösterreich des ORF, zitiert haben ihn die Bannerträger des Qualitätsjournalismus von der Kirchenzeitung der Diözese Linz. Er lautet:

"Viele Kinderpornoseiten haben so wie gloria.tv ihre Server in Moldawien. Mit diesen begibt sich gloria.tv auf eine Stufe."

Nun bin ich völlig verunsichert, denn ich weiß überhaupt nicht,
- wo der Blogspot-/Google-Server steht, auf dem mein Blog liegt;
- welche Server sonst noch in diesem Land stehen; und konsequenterweise
- mit wem ich mich da auf eine Stufe begebe.

Und überhaupt: Bei welchem Land kann man sicher sein, daß keine Kinderporno-, überhaupt Porno-, Links- und Rechtsradikalismus-, Gewaltverherrlichungs- und sonstwie abartige Seiten auf dort befindlichen Servern gehostet werden? - Herr Dr. Obermayer, Herr Chefredaktur Fellinger, für Hinweise wäre ich dankbar. Ich wäre nämlich gerne ebenfalls auf der Seite der Guten.

Dummheit, deine Konfession ist katholisch.

(Gefunden hat diesen Satz Elsa, der ich für ihre Mühe, sich ins Unterholz offiziöser Kirchenkommunikateure zu begeben, herzlich danke!)

17. März 2009

Ebenfalls pünktlich und passend

... zum heutigen Heiligenfest deckt der American Papist auf, warum der Papst nach Afrika reist: Dort gibt es mehr Guiness als in Irland. (Q)

Die Kommentarmaschinerie läuft auf Hochtouren, aber da ich weder Zeit noch Lust, mir die Lektüre anzutun, freue ich mich über die Bilder und auf den O-Text.

Eine Kostprobe gab es heute schon aus dem Papajet:

"Ehrlich gesagt: Ich muss über diesen Mythos der Einsamkeit lachen."

Das Zitat zum St. Patricks-Tag...

... soll heute von katholischen Italo-Amerikanern kommen, als Beweis dafür, wie gerne Katholiken untereinander streiten:

"St. Maria Goretti can beat up St. Paddy anyday."

(via Ironic Catholic)

16. März 2009

Eine Schande

"If they are going to be terminated, it is a shame to waste their organs - Wenn sie schon beseitigt werden, ist es eine Schande, ihre Organe zu verschwenden." So äußert sich Prof. Stuart Campbell zu einem Vorschlag von Sir Richard Gardner, die Organe abgetriebener Babies doch für Transplantationen zu verwenden. (Catholic News Agency)

Die Debatte geht gewißlich weiter.

Wie meinte Father Neuhaus bei anderer Gelegenheit:

"Thousands of medical ethicists and bioethics, as they are called, professionally guide the unthinkable on its passage through the debatable on the way to becoming the justifiable until it is finally established as the unexceptionable. - Tausende von Medizin- und Bioethikern, wie man sie nennt, werden das Undenkbare professionell begleiten, auf seinem Weg über das Diskussionswürdige hin zum Vertretbaren, bis es schließlich als das Unanfechtbare etabliert ist.”

Sie sind nicht Papst -

- Gott sei Dank!

15. März 2009

Bittlinger, die Busse und zehn Gebote

Clemens Bittlinger, Liedermacher und Pastor für zigtausend evangelische Seelen in Südhessen, schreibt angelegentlich Kolumnen für weitere Kreise. In einer der letzten bemerkte er zur Atheistenbus-Kampagne in Großbritannien und anderswo, das sei auch eine Reaktion auf eine christliche Verkündigung, die den rächenden und strafenden Gott in den Vordergrund stelle.

Das mag vielleicht in der Evangelischen Kirche von Hessen und Nassau so sein, für die Kirchen der britischen Inseln kann ich es mir nicht vorstellen. Für die Catholica in Deutschland ist es, mindestens seit ich regelmäßig Predigten, Vorträge, Religionsunterricht, katholische Zeitschriften und Bücher etc. höre, lese und verstehe, also seit 40+ Jahren, definitiv anders, möglicherweise von kleinen Residuen abgesehen.

Die nachdrücklichste Verkündigung christlicher (und jüdischer) Moralvorstellungen seit langer Zeit habe ich zufällig gestern abend mitbekommen: Die Lektorin las versehentlich nach der Langfassung der ersten Lesung vom 3. Fastensonntag B noch einmal die Kurzfassung. So bekamen wir doch tatsächlich die Zehn Gebote gleich zweimal hintereinander zu hören.

Das hat richtig Angst gemacht. Und wäre bei besserer Vorbereitung bzw. Instruktion durch den zelebrierenden Priester vermeidbar gewesen. Gut, daß draußen keiner der Atheistenbusse vorbeifuhr - die Gemeinde wäre glatt vom Glauben abgefallen.

Das Töten und Sterben geht weiter

Das Statistische Bundesamt veröffentlicht die Zahlen der deutschen Killing Fields für 2008.

Mechthild Löhr, die Vorsitzende der Christdemokraten für das Leben, in einer deutlichen Ansage, die durchaus auf die Parteifreundinnen Merkel und von der Leyen zielt:

"'2008 war das dritte Jahr einer wirtschaftlichen Aufschwungsphase und dennoch müssen wir bei den hohen Abtreibungszahlen von einer traurigen Stagnation sprechen und gerade nicht von einem Erfolg der Familienpolitik. Wenn nahezu jede fünfte Schwangerschaft mit einer Abtreibung endet, und mehr als 114.000 junge Mütter und Väter ein Kind zur Tötung freigegeben haben, ist dies leider ein eindeutiger Beleg dafür, dass es keineswegs gelungen ist, mehr junge Frauen zu einem Kind zu ermutigen', so Löhr. Offensichtlich gehe die bisherige Familien- und Frauenförderung weitgehend am Wohl der Frau und des Kindes vorbei. Es bleibe eine 'familienpolitische Bankrotterklärung', dass so viele Schwangerschaften durch Abtreibung beendet werden, davon allein 97 Prozent nach der Beratungsregelung."

Alles ganz wunderbar

So großmütig können nur Sieger und Mächtige sein:

"Zugleich hob Merkel den überkonfessionellen Anspruch der CDU hervor. „Das C in der CDU ist mir wichtig als evangelische Christin, und das ist wichtig für die katholischen Christen', sagte sie. Es deute darauf hin, aus welcher Quelle die Partei ihr Bild vom Menschen speise.

Auf die Frage, ob sie als Parteivorsitzende den Einfluss der Katholiken in der CDU für zu stark halte, sagte die Protestantin Merkel: 'Ich finde, dass das alles wunderbar ist und dass wir uns gemeinsam bemühen müssen, auch im 21. Jahrhundert möglichst viele Mitglieder zu haben.'"
(Welt)

Die Überschrift "Merkel lobt den Papst für Selbstkritik" stammt wohl von der "Welt", atmet aber Lehmannschen Geist - "Ich habe Mitleid mit dem Papst"...

Einen Stimmungsbericht aus der CDU schriebt Eckart Lohse in der FAZ.

Metzger und Menschen, die auf DU sind

Die Dame vom Deutschlandfunk findet gar nicht gut, was Arnold Stadler seinen Ich-Erzähler über "die historisch-kritische Bibelauslegung im Allgemeinen und Uta Ranke-Heinemann im Besonderen" loslassen lässt:

"Unter einer solchen theologischen Metzgerschaft einen Gläubigen auszumachen, dürfte wahrscheinlich fast so schwer sein wie es für Luther war, in Rom einen Beichtvater zu finden, (Das war ja, so heißt es, der eigentliche Ausgang von Luthers sogenannter Reformation). Als könnten wir einfachen Menschen nicht lesen, als bedürften wir der Erklärungen dieser Wildsau-Theologie!"

Zufrieden scheint sie mit uns dagegen über Passagen wie diese:

"Salvatore hatte Erbarmen mit ihnen, nun meist mit dem Schwanz nach unten, zu nichts anderem mehr gut, als das Bier wieder los zu werden. Die Bedienung brachte 'ein erstes Bier'. Da war es ihm eingefallen: Vatertag! Doch kein Spaß der Welt konnte seine Sehnsucht ersetzen, das Verlangen, ein anderer zu sein, an einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit. Und dann gab es noch das Verlangen nach dem ganz Anderen, als wäre dies der neue Name für Gott.

Salvatore war Gott bisher nicht begegnet und konnte nicht 'Du' sagen zu jemandem, den er überhaupt nicht kannte, wenn er sich auch nach ihm sehnte wie nach niemandem sonst. Wie er sich wenigstens nach einem Menschen sehnte, der mit Gott per Du war!"


Die deutsche Kritik scheint vor Stadlers "Salvatore" insgesamt gespaltener Meinung - vgl. den Perlentaucher.

14. März 2009

I've Known Mornings White As Diamonds

Alela Diane singt uns mit "White As Diamonds" aus dem Winter:


Wirklich "Na und?"?

AnguloJuan hat zu meinem Post "Gelebte Konzilsanerkennung" zwei Kommentare geschrieben, die genauso von vielen anderen stammen könnten: Was ist so schlimm daran, wenn "hier und da eine Sache anders ist" in der Messe? Macht die Wörtlichkeit die Wertigkeit aus? Wir passen an - so what?

Nun, zuallererst, bezogen auf das Feld der aktuellen Debatte, sollte man ganz klar wissen, daß man damit nicht konzilskonform handelt, in den Worten dieser Tage: das Konzil in Punkten nicht anerkennt, die ihm - dem Wortlaut nach - wichtig waren und die auch das nachkonziliare Lehramt bestätigt hat. Außer natürlich man versteht das Konzil besser als es sich selber verstand:

Nr. 22 § 3 ("Deshalb darf durchaus niemand sonst, auch wenn er Priester wäre, nach eigenem Gutdünken in der Liturgie etwas hinzufügen, wegnehmen oder ändern.") war nicht wörtlich gemeint oder bloß eine Empfehlung.

Nr. 28 ("Bei den liturgischen Feiern soll jeder, sei er Liturge oder Gläubiger, in der Ausübung seiner Aufgabe nur das und all das tun, was ihm aus der Natur der Sache und gemäß den liturgischen Regeln zukommt.") gilt nur noch, wenn ich, Du, wir wollen. Wenn ich, Du, wir meinen, daß es auf die von mir, Dir, uns definierten Bedürfnisse und Wünsche der Gemeinde passt.

Aber dahinter scheint mir ein unterschiedliches Verständnis der Liturgie zu stehen, auch wenn das vielleicht nicht reflektiert ist:

Die Kirche sagt kurz und knapp im Kompendium des Katechismus der Katholischen Kirche:

233. Wer handelt in der Liturgie?

In der Liturgie handelt der „ganze Christus“ („Christus totus“), das Haupt und der Leib. Als Hoherpriester feiert Christus die Liturgie zusammen mit seinem Leib, der himmlischen und der irdischen Kirche.

234. Von wem wird die himmlische Liturgie gefeiert?

Die himmlische Liturgie wird von den Engeln und den Heiligen des Alten und des Neuen Bundes gefeiert, besonders von der Gottesmutter, von den Aposteln, von den Märtyrern und von einer großen Schar „aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen, die niemand zählen kann“ (Offb 7, 9). Wenn wir in den Sakramenten das Heilsmysterium feiern, nehmen wir an dieser ewigen Liturgie teil.

235. In welcher Weise feiert die Kirche auf Erden die Liturgie?

Die Kirche auf Erden feiert die Liturgie als ein priesterliches Volk, in dem jeder seiner Aufgabe entsprechend in der Einheit des Heiligen Geistes handelt: Die Getauften bringen sich selbst als geistiges Opfer dar; die geweihten Amtsträger feiern gemäß der Weihe, die sie für den Dienst an allen Gliedern der Kirche empfangen haben; die Bischöfe und die Priester handeln in der Person Christi, des Hauptes.


Man muß das nicht glauben. Nur sollte man sich und anderen dann auch nicht einreden wollen, man sei mit der Kirche auf einer Linie. (Ich bitte das zu unterschieden von einem Hineinwachsen und Sich-hineinleben in dieses "Geheimnis", das wir diesseits nie völlig verstehen und liebend erkennen und vollziehen werden können.)

Wenn wir darüber übereinstimmen, dann können wir weiterreden über den Sinn und Unsinn von Spontaneität und Folgsamkeit, von "Freiraum" und "Spielwiese", von Vorschriften und ihrer Befolgung. Ansonsten wird es schwierig mit der Verständigung.

13. März 2009

Negative Angelologie

Flannery O'Connor über ihren Umgang mit Engeln:

"... In den ersten sechs Jahren ging ich bei Ordensschwestern in die Schule ... in ihren Händen entwickelte ich etwas, dem die Freudianer keinen Namen gegeben haben - nennen wir's eine Anti-Engel-Aggression. Im Alter von 8 bis 12 war es meine Gewohnheit, mich gelegentlich in einen Raum einzuschließen und mich, mit einem grimmigen (und bösen) Gesicht, im Kreis zu drehen und mit geballten Fäusten auf den Engel einzuschlagen. Das war der Schutzengel, mit dem wir, wie uns die Schwestern bestätigten, alle ausgestattet waren. Er verließ dich nie. Meine Abneigung gegen ihn war giftig. Ich bin sicher, ich trat ihn sogar und landete auf dem Boden. Man konnte einem Engel nicht weh tun, aber ich wäre glücklich gewesen, wenn ich gewusst hätte, ich hätte seine Federn schmutzig gemacht - ich stellte ihn mir in Federn vor.

Egal, aber der Herr in seiner Barmherzigkeit und Güte nahm diese Fixierung von mir und seitdem wurde ich nicht mehr von ihr geplagt. In der Tat hatte ich vergessen, daß Engel existierten, bis mir der Catholic Worker vor ein paar Jahren eine Karte schickte, auf der ein Gebet zum Hl. Raphael gedruckt war. Ich brauchte eine Weile, bis ich begriff: Raphael war ein Erzengel, der Führer des Tobias. (...) Das Gebet bittet den Hl. Raphael, uns ins Land der Freude zu führen, auf daß wir nicht unwissend wären um die Belange unserer wahren Heimat. All das brachte mich schließlich dazu herauszufinden, was die Engel sind oder jedenfalls: was sie nicht sind. Und was sie nicht sind, ist ein großer Trost für mich."
(übersetzt aus ihren gesammelten Briefen: The Habit of Being.- New York: Noonday, 1995, S. 131f.)

Nicht unbedingt allezeit beten

Die Merkelsche Zivilreligion in all ihrer Selektivität und ihrem Opportunismus bedenkt Ellen Kositza in der Sezession-im-Netz.

Päpstlicher Googler

Mr. Curt Jester schlägt sich selber für den Job des Päpstlichen Hofrechercheurs vor, hat aber keine Chancen. Das muß ein Deutscher machen - hierzulande brennt nämlich die Milch an.

Als Onliner der wenn nicht ersten, dann wenigstens zweiten Stunde, entsprechender beruflicher Praxis und erstklassigen Referenzen wäre Yours Truly die Idealbesetzung. Da muß ich doch glatt mal meine Verbindungen spielen lassen.

Und ja: Das Bloggen würde ich dann natürlich von Herzen gern aufgeben.

Pax Hamas

"Seit Ende der israelischen Militäroperation im Januar im Gaza-Streifen sind bereits knapp 100 Raketen und Mörsergranaten aus dem Gaza-Streifen im Süden Israels gelandet." (Infobrief der Botschaft des Staates Israel vom 13.3.2009)

12. März 2009

Behutsamer Einsatz für die Staatsräson

"Da richtet sie den Papst und steht neben dieser unsäglichen Type", heißt es in der Union über unser aller Kanzlerin. Nun, was macht frau nicht alles für die "deutsche Staatsräson".

Nicht ganz so schnell entschlossen ist Frau Merkel bei anderen Gelegenheiten. Zum Beispiel bei Durban II, jener UNO-Antirassismus-Konferenz, die, wie es ausschaut, verschiedenen Varianten des angewandten Antisemitismus ein hochoffizielles Forum bieten wird.

Gut, wir verstehen: Die Anti-Antisemitismus-Karte kann man nicht dauernd ausspielen. Sie nutzt sich sonst ab und sticht nicht mehr, wenn es einmal wirklich darauf ankommt.

Ergänzung am 14. März: Richard Herzinger: Schindluder mit den Menschenrechten

Was in Märchen das "Es war einmal",

ist bei der Vatikanberichterstattung die Wendung "Nach wochenlangem Schweigen hat der Papst" - heute morgen wieder schön eingesetzt von AP, nachzulesen bei focus.de und in meinem Lokalblatt.

Im Sinn der kritischen Exegese müsste man sagen: Wenn ein Artikel so anfängt, qualifiziert er sich als Exemplar einer bestimmten literarischen Gattung und Träger einer bestimmten Ausdeutung der historischen Fakten, die mit der ipsissima vox Papae nur noch wenig zu tun hat, mag sie ihn auch noch so ausgiebig wörtlich zitieren.

11. März 2009

Ich muß mich wiederholen -

nein, bin glücklich, mich wieder und wieder wiederholen zu können:

Benedikt ist a pope who knows how to pope.*

Nachzulesen aktuell in der Vollversion bei der FAZ und der Tagespost, morgen wohl allüberall.

* Auch wenn Bahners in seinem Kommentar, der - kein Zeichen für Selbstsicherheit, sondern eher für einen getroffenen Hund - fast so lange wie der Brief ist, einen Papst nach altem Muster fordert: immun, zurückgezogen, selbstsicher, unzugänglich, ungelenk. Einer, der sich nicht stellt. Einer, den die enttäuschten Feuilletonkatholiken ungestraft und unwidersprochen hernehmen können. "Lärm machen dürfen nur wir," scheint er zu sagen, "du aber sprich nur ein Wort, dann schweig fein still." -- Fast könnte man ad homininem Bahneris meinen, es sei ihm eine Audienz verweigert worden.

10. März 2009

Bloggerarm und Paulus

Da ich an einem akuten Bloggerarm laboriere und mich schonen will, wird es hier ein bißchen ruhiger zugehen.

Zur Überbrückung ein paar klare Worte aus einem echten Paulusbrief - man könnte wieder einmal meinen, Paulus hätte so einiges vorausgeahnt. Aber wahrscheinlich ist es nur ein weiteres Beispiel für die Stabilität der conditio christiana:

"Vor allem: Lebt als Gemeinde so, wie es dem Evangelium Christi entspricht. Ob ich komme und euch sehe oder ob ich fern bin, ich möchte hören, daß ihr in dem einen Geist feststeht, einmütig für den Glauben an das Evangelium kämpft und euch in keinem Fall von euren Gegnern einschüchtern laßt." (Phil 1, 27-28a)

9. März 2009

Ethische Theorie und praktische Mitmenschlichkeit

Oliver Tolmein in der FAZ:

"Küng zitiert zwar Textbrocken, um den Sterbewunsch von Jens zu belegen, aber er begleitet ihn nicht zum Kaninchenstall, nicht zu Caro, dem Wachhund, er spielt nicht mit ihm mit der Puppe. 'Mich erschüttert, dass ich so gar nichts für ihn tun kann', bilanziert Küng, dabei wäre viel gewonnen, wenn er akzeptieren könnte, dass er mit ihm etwas tun kann."

Das sind so die Momente, wo unser aller Weltethos, die Theorie des im Großen und Ganzen und allgemein Richtigen konkret und praktisch wird. Wo das Richtige so einfach wäre und wir einfach nicht drauf kommen, sondern uns auf dem vermeintlich stabilen Boden der grauen Theorie viel sicherer fühlen.

8. März 2009

Gelebte Konzilsanerkennung

Das Konzil sagt in seiner Liturgiekonstitution (Nr. 22 §3):

"Deshalb darf durchaus niemand sonst, auch wenn er Priester wäre, nach eigenem Gutdünken in der Liturgie etwas hinzufügen, wegnehmen oder ändern."

In Pfarrei X wird in einem Gemeindegottesdienst, der von den Erstkommunionkindern "mitgestaltet" wird, statt der beiden Lesungen eine selbstverfasste Zusammenfassung der Jüngerberufung in Jo 1 vorgetragen und mit der Akklamation "Wort des lebendigen Gottes - Dank sei Gott" abgeschlossen. Darauf folgt ein Lied und das Tagesevangelium.

Ich nahm das als Erlaubnis, mich kurzfristig von der "tätigen Teilnahme" zu absolvieren.

7. März 2009

"Mighty" Billy Joe Shaver



Mir blieb die Spucke weg, zuerst einmal wegen der musikalischen "power" und dann weil der Song auf allen möglichen Ebenen (dieser, dieser, dieser, dieser) funktioniert und zusammenstimmt.

Und daß er zwecks Ironieverstärkung auf diesen Blog eines deutschen Katholiken muß, war sofort klar.

6. März 2009

"Die" "Jugend" "begrüßt"

Elsa hat ein paar der Reaktionen auf Hamburg verlinkt - besonders erfreulich natürlich die des BdKJ.

Der BdKJ - zur Erinnerung, falls es jemand vergessen haben sollte - ist der "Dachverband von 15 katholischen Kinder- und Jugendverbänden mit rund 650.000 Mitgliedern [und] vertritt ihre politischen, sozialen und kirchlichen Interessen" - letzteres ist vor allem für Eltern wichtig zu wissen! (Ist mit dem "Wahlrecht für Kinder" vielleicht das Wahlrecht für BdKJ-Ehrenamtliche gemeint?)

Erfreulich ist wieder - wir können es nicht oft genug wiederholen -, daß der BdKJ, authentisch, wahrhaftig und honorig wie er ist, von anderen (hier: den Piusbrüdern) nur verlangt, was er selber aus ganzem Herzen und ohne Heuchelei, ohne Wanken und Schwanken praktiziert: "das unzweifelhafte Bekenntnis zum Zweiten Vatikanischen Konzil". Denn man tau, kann man da nur sagen. Wir warten, lieber BdKJ!

Aus dem Textbausteinlager stammt der Passus:

"Die Debatte zeige einmal mehr, wie notwendig ein offener und kritischer Dialog auf allen Ebenen der katholischen Kirche ist – zwischen Rom und den Ortskirchen, aber vor allem zwischen Laien und Bischöfen. Tänzler: 'Dafür müssen geeignete Instrumente und Strukturen entwickelt werden.'"

Ich muß sagen: Darauf habe ich keine Lust, bezahlten Berufslaien wie Dirk Tänzler noch ein Forum mehr zu geben, wo sie doch schon im Zentralkomitee und ganz bestimmt in allen möglichen anderen Gremien, die weder in der Bibel noch in einem der Konzilsdekrete erwähnt, sondern allein auf dem Mist einer kirchensteuerfinanzierten Kirche gewachsen sind, Zeit und Gelegenheit genießen, den Dialog über alles Mögliche pflegen.

O IhrInteressenvertreter Eurer selbst, ich mag mir nicht vorstellen, welche Worte unser gemeinsamer HErr und MEister für Euch gefunden hätte. Oder würde da in der Endredaktion einiges geglättet? Bezogen sich die weiß getünchten Gräber gar auf - halt, halt, Scipio! Dann müsstest Du fairerweise auch überlegen, wo die katholischen Blogger gemahnt werden.

Zwischengesang zur allgemeinen Entspannung



Ach, was ist es schön, wenn die alten Herren melancholische Liebeslieder singen. Hier blickt Mr. Billy Joe Shaver mit "When the Fallen Angels Fly" zurück und nach vorne:

God will save His fallen angels, and their broken wings He'll mend
When He draws their hearts together and they learn to love again
All their sins will be forgiven in the twinkle of an eye
All the saints rejoice in Heaven, when the fallen angels fly

There's a story in the bible, about the eagle growing old
How it grows new sets of feathers,then becomes both young and strong
Then it spreads its mightly wing span out across the open sky
We will have the wings of eagles, when the fallen angels fly


Auf welche Bibelstelle spielt er hier an? Meine NIV-Study Bible Concordance führte mich zu Ps 103, 5 und Jes 40, 31 als Referenzen. (So viel Adler ist da nicht in der Bibel, dafür aber umso mehr Turmfalke.)

(Dankbares Nicken zu Dreamtime)

Ein Moment magischen Denkens

Vorhin legte ich die Antwort der deutschen Piusbrüder in die Sammelmappe zur Hamburger Erklärung und konnte der Versuchung nicht widerstehen, die Druckseiten mit dem Gesicht gegeneinander zu legen. Und die kindische Vorstellung überkam mich, daß die beiden Texte miteinander sprächen, in den Dialog träten, ein gemeinsames Statement formten.

Ich habe die Mappe noch nicht wieder aufgeschlagen. Doch wenn ich es heute abend noch mal tue, wird mich nichts und niemand davon abbringen, daß man tatsächlich miteinander geflüstert, miteinander getanzt hat - mögen sich die Buchstaben noch so säuberlich zurück in die alte Reihenfolge gestellt haben.

Aus der Abteilung "Gut gegeben"

- das zuzugeben stehe ich nicht an: Die Antwort der deutschen Piusbrüderschaft auf die Erklärung der deutschen Bischöfe.

5. März 2009

Schnelle Anmerkungen zur Hamburger Erklärung

Wenn sich der große Schweizer Theologe Hans Küng und des Spiegels Mann fürs antikatholische Geholze Peter Wesnierski simultan über die Hamburger "Erklärung der deutschen Bischöfe zum gegenwärtigen Weg der katholischen Kirche" erregen und ihre Erbsenpistolen füllen, dann kann die "Erklärung" so schlecht nicht sein. Mindestens bemüht sie sich, die Wogen zu glätten und die von den Autoren befürchteten "Risse in der Kirche" zu verfugen.

Dafür, daß dem Episkopat eine Debatte aufgezwungen wurde, die er am liebsten nicht geführt hätte und in der sich manche Bischöfe nur leidlich, manche recht unleidlich geschlagen haben, klingt sie erstaunlich ausgewogen:

Nr. 1 sagt zu Recht: Der Ball liegt im Feld der Piusbruderschaft, und nicht alles, was man von dort vernimmt, macht uns zuversichtlich, daß man die ausgestreckte Hand der RKK auch tatsächlich dankbar und demütig ergreift. Da haben die Bischöfe recht, und es kann offen bleiben, was sie selber sich hier klammheimlich wünschen.

Nr. 2 stellt fest: Die Beurteilung, ob die Bruderschaft "die Glaubensüberzeugung der ganzen Kirche und besonders die Lehre der Päpste und Konzilien" bejaht, ist Aufgabe des Apostolischen Stuhl - und nicht der Kirchenlehrer aus Tübingen, der Hamburgischen Redaktionen oder gar besonders motivierter Politiker aus Berlin. Auch nicht derer, die "wir sind Kirche" sind.

Bei Nr. 3 habe ich meine Zweifel, nicht an Absicht und Bemühen der Bischöfe, sehr wohl aber an deren Erfolg. Dafür gibt es in den Bistümern und Pfarreien zu viel Heterodoxes, um nicht zu sagen: Häretisches. Dafür gibt man sich deutschlandweit zu oft mit theologischen und spirituellen Dünnbrettbohrern zufrieden (zum Beispiel wieder einmal hier), dafür werden "Dynamik und ... Orientierungen" des Konzils zu oft vorgeschoben, um der Herren und Damen eigenen Geist zu legitimieren.

Nr. 4: Zustimmung.

Nr. 5: Hier nun werden die Herren Küng, Wesnierski et al. endgültig allergisch, all jene, die seit Ende Januar mit dem Brennstoff des antirömischen Affekts ihr eigenes Süppchen kochen. "Vor allem weisen wir jeden Versuch zurück, das Ansehen und die Integrität des Papstes in Zweifel zu ziehen, die katholische Kirchenverfassung zu negieren und spalterisch zu wirken." - wenn das nicht deutlich ist...

Dafür sind diese Sätze wieder opak:

"Aber nicht diese Frage kann uns vorwiegend bewegen, sondern die Sorge um die Stärkung und Erneuerung des kirchlichen Lebens und um dessen Bezeugung im konkreten, vielgestaltigen Dienst. In diesem Bemühen wirken wir mit den Priestern und Diakonen, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im kirchlichen Dienst und mit allen Gläubigen zusammen, die auf vielfache Weise ihre Kraft und ihre Fähigkeiten zur Verfügung stellen. Die Kirche lebt aus diesem Miteinander des Engagements und der Gaben, um der Sendung des österlichen Herrn zu entsprechen." Das klingt mir denn doch eher wie eine Hausaufgabe in pastoralem Neusprech und wie eine Bitte um Wohlwollen des einflußreichen kirchlichen Mittelbaus. Jedenfalls nicht wie ein Aufruf, alles einzusetzen für einen festeren und treueren Glauben, eine ausgreifende und demütige Hoffnung und eine selbstlose Liebe in der Nachfolge des am Kreuz sich hingebenden Gottessohnes.

"Ihm vertrauen wir uns einmütig an, um seinen Segen bitten wir." - Da sprechen sie mir aus der Seele.

Christen hip und cool

Hip und cool wären wir alle gern, nicht wahr? Nicht untergehen im Mainstream, uns mindestens in den geheimen Winkeln unserer Seele abheben von der breiten Masse und ihren Vorbetern. Unauffällig auffallen. Hervorstechen, aber so, daß keiner denkt: Der, die will etwas besonderes sein. Den besonderen Geschmack pflegen. Das Erlesene lesen, sich von Qualität berieseln, ach was: beflügeln lassen.

Brett McCracken hat auf seinem Blog "The Search" eine kleine Liste von Don'ts und Do's für "Christian Hipsters" zusammengestellt - vielleicht mag sich der eine oder die andere entsprechende Anregungen holen. Es sind nicht die schlechtesten, wenn auch mit einer gewissen amerikanischen Schlagseite und auf einem evangelisch-evangelikalen Hintergrund geschrieben:

"Things they don’t like:

Christian hipsters don’t like megachurches, altar calls, and door-to-door evangelism. They don’t really like John Eldredge’s Wild at Heart or youth pastors who talk too much about Braveheart. In general, they tend not to like Mel Gibson and have come to really dislike The Passion for being overly bloody and maybe a little sadistic. They don’t like people like Pat Robertson, who on The 700 Club famously said that America should “take Hugo Chavez out”; and they don’t particularly like The 700 Club either, except to make fun of it. They don’t like evangelical leaders who get too involved in politics, such as James Dobson or Jerry Falwell, who once said of terrorists that America should “blow them all away in the name of the Lord.” They don’t like TBN, PAX, or Joel Osteen. They do have a wry fondness for Benny Hinn, however.

Christian hipsters tend not to like contemporary Christian music (CCM), or Christian films (except ironically), or any non-book item sold at Family Christian Stores. They hate warehouse churches or churches with American flags on stage, or churches with any flag on stage, really. They prefer “Christ follower” to “Christian” and can’t stand the phrases “soul winning” or “non-denominational,” and they could do without weird and awkward evangelistic methods including (but not limited to): sock puppets, ventriloquism, mimes, sign language, “beach evangelism,” and modern dance. Surprisingly, they don’t really have that big of a problem with old school evangelists like Billy Graham and Billy Sunday and kind of love the really wild ones like Aimee Semple McPherson.

Things they like:

Christian hipsters like music, movies, and books that are well-respected by their respective artistic communities—Christian or not. They love books like Resident Aliens by Stanley Hauerwas and Will Willimon, Rich Christians in an Age of Hunger by Ron Sider, God’s Politics by Jim Wallis, and The Imitation of Christ by Thomas a Kempis. They tend to be fans of any number of the following authors: Flannery O’Connor, Walker Percy, Wendell Berry, Thomas Merton, John Howard Yoder, Walter Brueggemann, N.T. Wright, Brennan Manning, Eugene Peterson, Anne Lamott, C.S. Lewis, G.K. Chesterton, Henri Nouwen, Soren Kierkegaard, Pierre Teilhard de Chardin, Annie Dillard, Marilynne Robison, Chuck Klosterman, David Sedaris, or anything ancient and/or philosophically important.

Christian hipsters love thinking and acting Catholic, even if they are thoroughly Protestant. They love the Pope, liturgy, incense, lectio divina, Lent, and timeless phrases like “Thanks be to God” or “Peace of Christ be with you.” They enjoy Eastern Orthodox churches and mysterious iconography, and they love the elaborate cathedrals of Europe (even if they are too museum-like for hipster tastes). Christian hipsters also love taking communion with real Port, and they don’t mind common cups. They love poetry readings, worshipping with candles, and smoking pipes while talking about God. Some of them like smoking a lot of different things.

Christian hipsters love breaking the taboos that used to be taboo for Christians. They love piercings, dressing a little goth, getting lots of tattoos (the Christian Tattoo Association now lists more than 100 member shops), carrying flasks and smoking cloves. A lot of them love skateboarding and surfing, and many of them play in bands. They tend to get jobs working for churches, parachurch organizations, non-profits, or the government. They are, on the whole, a little more sincere and idealistic than their secular hipster counterparts."

4. März 2009

Musik für schwere Zeiten - Dylans Version

"I'm listening to Billy Joe Shaver/And I'm reading James Joyce/Some people tell me I got the blood of the land in my voice" - so singt laut Rolling Stone Bob Dylan auf seinem neuen Album, mit dem er uns Ende April beglücken wird.

Wenn mich die FAZ fragte:

"Was ist für Sie das vollkommene irdische Glück?"

dann würde ich sagen:

"Vor 10 min habe ich es so erlebt: Im Sonnenschein des Vorfrühlingstags auf einer freien Autobahn unterwegs sein, im Radio singt Emmylou Harris das Lied vom "Montana Cowgirl", der letzte Schluck des Starbucks-Kaffees schmeckt nach und die Gedanken wandern zum Abschiedskuß der Liebsten am Morgen. Und metaphysisch ist auch gerade alles in Ordnung."

Ferndiagnose

Madeleine Delbrêl:

"Wenn unser Christenleben allgemein so unfähig bleibt, die Welt zu durchdringen und deren feindliche Kräfte zu überwinden, so deshalb, weil es nicht restlos und ausschließlich christliches Leben ist;

wenn unser Christenleben bei seinem Einsatz in der Welt oft zerbröckelt, aus dem Gleichgewicht gerät oder seine Gestalt einbüßt, wenn es sich mehr als normal verbraucht, so deshalb, weil es nicht restlos und ausschließlich christliches Leben ist."

3. März 2009

Deutschkatholische Probleme

Den heimischen Untergangspropheten schreibt Heinz-Joachim Fischer ein paar Nettigkeiten ins Poesiealbum:

"Lange Zeit konnte man in den Ländern deutscher Sprache hoffen, dass das Totschlagargument des Konzils, dass die Hinweise auf das Moderne, gesellschaftlich Akzeptable, das der Zeit Angepasste, auch die Vorzüge eines komfortablen Staat-Kirche-Systems sich durchsetzen würden gegen den als lästig empfundenen Inquisitor in Rom. Aber dann wurde Joseph Ratzingers Sicht auf Kirche und Welt vom Kardinalskonklave mit päpstlicher Vollmacht ausgestattet. Darüber kann man sich ärgern und auch das Versagen der vatikanischen Bürokratie zum Anlass einer großen Empörung nehmen. Doch die Probleme für den deutschen Katholizismus bleiben – nun mit einem Problem mehr wegen einer maßlosen Empörung –, während die weltumspannende Kirche unter Benedikt unbeirrt Kurs hält."

Gospelkonzert

Die Blind Boys of Alabama singen dieser Tage im World Cafe von National Public Radio. Den Klassiker "I'll Fly Away" im Dixie-Idiom (in etwa bei Minute 21) sollte man sich nicht entgehen lassen.

Diese Gospel-Combo ist seit 70 Jahren aktiv und hat in dieser Zeit "das Gesamt der Tradition schöpferisch weiter[ge]tragen" (A. Kissler).

Konzil, Tradition und Polka

Bei Summorum Pontificum wird zu Alexander Kissler verlinkt - ich wusste gar nicht, daß er ein halber Blogger ist.

Sein Text "Die Kirche, das Konzil und die Hesselbachs" ist sehr gelungen, schon allein die Schlußpassage:

"Es käme heute, wie stets, darauf an, das Gesamt der Tradition schöpferisch weiterzutragen. Es käme darauf an, nicht mit dem Codewort 'Kein Zurück!' eine aschfahl gewordene Modernität lebendig zu schminken. Solchermaßen schrumpft der Glaube auf das Heute der frühen sechziger Jahre und sieht also sehr alt aus. Die Binsenweisheit gilt auch hier: Je enger eine Zeit sich an ihre Gegenwart kettet, desto schneller wird sie Vergangenheit."

Ganz und gar nicht einverstanden bin ich freilich mit seiner Feststellung:

"... das Zweite Vatikanum atmet den Geist einer Epoche, die versunken ist wie die damals eine Nation erwärmende Fernsehfamilie Hesselbach und deren Polkamusik."

Die Polka lebt nämlich. Wer's nicht glaubt, der suche nur einmal kurz bei youtube nach Bands wie Polkacide, der Happy Schnapps Combo oder den Polkaholics.

Oder höre hier Lil' Wally zu, der als Polka King jahrzehntelang erfolgreich war und schließlich für Johannes Paul II. im Vatikan sein "God Bless Our Polish Pope" spielen durfte. Henny and the Versa J's mit ihrer "I Walk The Line Polka". (Und jetzt sind wir aber alle glücklich und überzeugt, daß Epochen untergehen mögen: Die Polka und das Gesamt der Tradition aber nicht.)

Ein Bischof spricht

"Wir sind oft wehleidig, wenn es um den Mut zum Zeugnis geht. Wir sind im Bereich des Glaubens sehr feige geworden.

Wir schätzen die Religionsfreiheit vieler Staaten für alle und üben Toleranz, aber wir nützen zu wenig die eigene Chance, dann auch in Freiheit das klare Bekenntnis unseres Glaubens öffentlich zur Geltung zu bringen.

Ich denke nur daran, wie schwer es ist, eine größere öffentliche Bewegung zum Schutz des ungeborenen Kindes ins Leben zu rufen, obgleich sehr viele mit der heutigen Situation der Bewältigung von Schwangerschaftskonflikten ganz und gar nicht zufrieden sind.

Wo ist die Zivilcourage der Christen heute?"

(Bischof Karl Lehmann am 4. Juni 1989 in einem Vortrag in Würzburg)

2. März 2009

Diagnose des verschütteten Herzens

P. Karl Rahner in der ersten Nachkriegsfastenzeit an seine Münchner Zuhörerschaft:

"... wir sind nie dieser Gefahr des Verschüttetwerdens enthoben, wir, die sogenannten guten Christen, die Kirchentreuen, die 'Praktizierenden'. Wir können so in unserem patentierten Christentum dahinleben und dahinpraktizieren - und vielleicht ist das Herz schon längst ein verschüttetes Herz. (...)

Man ist dagegen nicht gesichert bloß dadurch, daß man weiterpraktiziert. Denn auch dieses Christenleben kann - ach, es ist alles möglich - zur Fassade gehören, hinter der man vor der Welt und vor allem vor sich selbst die tödliche Krankheit versteckt, die Krankheit zum Tode, die Krankheit des geheimen Unglaubens, der Verzweiflung, die Gelähmtheit des inneren Menschen, der aus dem Gefängnis dieser Endlichkeit nicht herauszukommen vermag in das Licht (...)

Man kann Christ sein, nicht weil man glaubt, sondern weil man für und vor sich selbst seinen Unglauben, der einen sonst zu sehr erschrecken würde, verstecken will. Ja, aus der Natur der Sache heraus ist das Christentum für das verlogene Herz des Menschen die beste Tarnung des Unglaubens vor sich selbst, die beste Fassade, die das verschüttete Herz verbirgt."
(Von der Not und dem Segen des Gebetes.- 5. Aufl.- Freiburg: Herder, 1962, S. 15f)

Klarstellung, die wir meinen

"Natürlich seien die Bischöfe besorgt wegen der hohen Zahl der Abtreibungen. "Aber es wird immer wieder darauf ankommen, dass wir, wenn wir Vergleiche anstellen, die richtigen Proportionen treffen", betonte Zollitsch. Mixa werde Gelegenheit zur Klarstellung erhalten." (SpOn)

"Am Wochenende erhalten Sie ansonsten Zeit und Gelegenheit" - so drohte Anno 81/82 immer der Spieß seiner im Hof angetretenen NSchKp 2/2. Muß Bischof Mixa jetzt nachsitzen? Muß sich ein Bischof vor einer Bischofskonferenz rechtfertigen? (P. de Lubac, waren Sie das nicht, der zu seiner Zeit Zweifel am theologischem Status der Bischofskonferenzen hatte? Sind das Einnordungsinstanzen, die ihre Mitglieder auf die party line zurückpfeifen, oder sollen sie den einzelnen Nachfolgern der Apostel Arbeit abnehmen und gemeinsames Zeugnis in einem geographischen Raum ermöglichen? Könnten Sie sich da mal einmischen, wenn man Sie lässt?)

Wie wäre es, wenn die gesammelte Bischofskonferenz einmal nicht mit Samtstimme, sondern klar und deutlich sagt, was Sache ist in Deutschland und damit auch den Mächtigen in den tauben Ohren liegt: An jedem Werktag ca. 1.000 Abtreibungen in Deutschland. Und wir finden uns damit ab.

Ja, vielleicht meint Erzbischof Zollitsch, daß man den Holocaust gar nicht mit den deutschen killing fields in einem Absatz erwähnen muß, um das Ungeheuerliche auch dieser fortgesetzten Kindestötung zu verdeutlichen. Ja, vielleicht. Warten wir ein paar Tage und wir werden hören, wie klar die Samtstimmen unserer deutschen Bischöfe klingen werden.

Schmankerl für Flannery-Fans!

Es gab eine Zeit, in der Flannery O'Connor keine Pfauen hielt, sondern Hühnern das Rückwärtslaufen beibrachte und damit sogar in die Wochenschau kam.

Dem Internet und seinen Erfindern sei Dank: Fast siebzig Jahre später können wir die sechsjährige Mary O'Connor aus Savannah, Georgia immer noch bewundern:



(via Missflannery's Weblog)

Ziehen am Strang der Einheit

Nicht zu beneiden, sondern allzeit eines Gebetes bedürftig ist wohl der Bischof von Linz (OÖ). Bischof Ludwig Schwarz hat in einer ersten Reaktion auf die Dispens für den designierten Weihbischof Gerhard Wagner gesagt:

"Jetzt heißt es, wieder an einem Strang zu ziehen und die Einheit als gemeinsames Anliegen zu verwirklichen."

Wohlgemerkt: Auch beim Tauziehen ziehen beide Mannschaften an einem Strang, und wie ich vor einiger Zeit schon einmal angemerkt habe, ist Einheit bei Christus und im Christentum immer inhaltlich qualifiziert und nicht gleichzusetzen mit a) Harmonie und b) praktischem Laissez-faire bzw. theoretischem Anything-goes.

Ideologiekritisch (frei nach Brecht: Immer fragen, wem eine Behauptung nützt!) könnte man jetzt überlegen, an wen vor allem diese Aufforderung sich richtet und wer, statt z.B. auf dem Kirchenrecht zu beharren, nach der Übereinstimmung bestimmter Linzer Eigenkirch-Sitten mit dem Vatikanum II zu fragen oder beleidigte Leberwurst zu spielen, still und klaglos in die so und nicht anders gegebene Einheit der oberösterreichischen Ortskirche wieder eingliedern sich möge.

Das fünfte Evangelium

RightWingBob verweist eine neue amerikanische Denomination, den Zimmerman-Way, der seinen Grundlagentexte nicht mehr bei Matthew, Mark, Luke und John hat, sondern bei Bob Dylan.

The Zimmerman Way is for people who want spirituality in their lives but don’t want to be bothered with the actual person of God. That “obey the Lord thy God” thing is anathema to them, too.

-- Was, nur eine Erfindung, eine Realsatire? Hat aber was, muss ich schon sagen. Besser als die Lyrics von Herbert G. oder Hartmut E.

Oder von Clemens B.

Zwei Entwarnungen

Da ist die Verwandtschaft ja ganz schön erschrocken, als im Briefkasten ein an mich adressierter Brief der Priesterbruderschaft St. Pius lag. Erst ein Hinweis, daß da nicht Pius, sondern Petrus stand, beruhigte.

Eine weitere Entwarnung darf ich geben für die Messe in der Außerordentlichen Form des Römischen Ritus in Aschaffenburg: Wie ich am Samstag ein weiteres Mal feststellen konnte, finden sich dort keine Skinheads ein. Die einzige Lederjacke war meine, und als Grünenwähler der ersten Stunde (Those were the days, my friend...) bin ich ja wohl unverdächtig, oder?

1. März 2009

Lernen für den Tag danach

Einen ganz anderen Blick auf die berüchtigten "Computer- und Videospiele" wirft diese Expertenrunde:



Kerner, Will, Plasberg, bitte übernehmen Sie!

(Von Onion)

Wofür ich die Kirche liebe 1 - ex opere operato

Auch wer nur von außen in die Katholische Kirche hineinschaut, sieht jene ärgerniserregende Kluft zwischen ihrem Anspruch und ihrer Wirklichkeit. Wer Jahrzehnte in ihren Mauern, ihrem Wanderzug, ihrem Schifflein - je nachdem welches Bild man bevorzugt - verbringt, der hat sich üblicherweise irgendwie damit arrangiert: Er lebt seinen Protest bei "Wir sind Kirche" aus, er resigniert, er betet für sich und andere um Vergebung, immer neuen Aufbruch und um Heiligkeit, er führt ein Büßerleben, er malt, falls er sich als Künster an einer Darstellung des Jüngsten Gerichts versucht, Päpste, Bischöfe, Priester, Nonnen, Haupt- und Ehrenamtliche Laien und Normalos gleichmäßig in beiden Hälften der vom Richter geschiedenen Schafherde.

Und natürlich geht er weiterhin zu den Sakramenten, die ihm von den beauftragten, dafür ausgewählten und mit Vollmacht ausgestatteten, aber trotzdem weiterhin menschlich-allzu-menschlichen Verwaltern gespendet werden.

Denn zu seinem Glück, zu unser aller Glück kommt es eben nicht auf die persönliche Frömmigkeit, das gottgemäße Leben, das Maß der Christusnachfolge bei Spender und Empfänger an, sondern "[d]ie Sakramente wirken ex opere operato die Gnade, d.h. kraft des vollzogenen Ritus und kraft der dem Spender verliehenen Vollmacht" (G.L.Müller: Katholische Dogmatik.- 5. Auf.- Freiburg: Herder, 2003, S. 638).

Das habe ich immer als eine Riesenentlastung empfunden: für mich, den Empfänger, und für den jeweiligen Spender, in der Regel der Priester, mit dem ich gerade zu tun hatte. Denn da können er und ich Versager sein, wie wir wollen - die Fülle der Sakramente und der Nähe Jesu Christi ist ungeschmälert da und steht uns offen. Und man weiß: Mehr braucht man eigentlich nicht von der Kirche.