Die Parole Leslie Fiedlers, eine Schwalbe der Postmoderne, ist über vierzig Jahre alt, doch ab und an wird sie in Wirklichkeit umgesetzt. Heute abend zum Beispiel. Mehrfach.
Die Situation: Denis Sureau, katholischer Publizist und Blogger, spricht im Centre Culturel Saint-Paul in Paris über "La théologie postliberale face à la secularisation - Die postliberale Theologie und die säkulare Moderne". Zu dieser postliberalen Theologie, mit der er sich in seinem Buch "Pour une nouvelle théologie politique" näher befasst, gehören die Gruppe um David Schindler und die amerikanische Ausgabe von "Communio", Alasdair MacIntyre, Stanley Hauerwas, die Radical Orthodoxy-Gruppe und politische Theologen neuerer Facon wie John Howard Yoder und William Cavanaugh - alles Angelsachsen und zu einem Gutteil keine Katholiken, sondern Protestanten. Das Centre Culturel Saint-Paul gehört zum Institut Bon Pasteur, einer "traditionalistischen" Gemeinschaft in der Katholischen Kirche. Unter den naturgemäß französischen Zuhörern ein Priester der Traditional Anglican Communion und Yours Truly, ein Blogozesane aus Deutschland.
Erst dachte ich: Wieder typisch, fast nur ältere Damen unter den Zuhörern, wie soll's auch anders sein bei den Traditionalisten (Vorurteile sterben langsam, auch in Bloggerhirnen!), bis sich a) die Ränge mit jüngeren Zuhörern ergänzten und b) nach dem sehr interessanten und präzisen Vortrag von Denis die Diskussion begann: Viele Fragen, allesamt kundig und "to the point", wie ich es in Deutschland selten erlebt habe!
Zum Abschluß gab es im Keller des Centre ein verre d'amitié mit interessanten Gesprächen, zweierlei Wein und Häppchen.
So also sieht sie aus, die neue Welt, wo sich die Klüfte schließen und die Grenzen fallen: In den Räumlichkeiten einer traditionalistischen Gemeinschaft werden die neuesten theologischen Trends diskutiert, die orthodox-ökumenisch von Katholiken, Anglikanern, Methodisten, Mennoniten etc. gleichermaßen gesetzt werden. Es spricht ein Franzose, es bloggt ein Deutscher. Es geht um einen "neuen, anderen Benedikt" (MacIntyre), um "subversiven Thomismus" und "eucharistischen Anarchismus", um eine Ökumene, die fest auf der Basis des kirchlichen Credos steht und unserem alten, wandlungsfähigen Freund, dem Zeitgeist, keine Zugeständnisse macht.
Peter Wesnierski (Spiegel) und seine Artgenossen brüten derweil über ihren nächsten Artikeln, in denen sie ihre unwandelbaren Vorurteile wieder aufwärmen - statt sich an die aufregenden Orte im 2. Pariser Arrondissement und anderswo zu begeben, wo das wirklich Aufregende passiert. "Cross the border - close the gap" eben.
31. März 2009
"Cross the Border - Close the Gap"
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