P. Karl Rahner in der ersten Nachkriegsfastenzeit an seine Münchner Zuhörerschaft:
"... wir sind nie dieser Gefahr des Verschüttetwerdens enthoben, wir, die sogenannten guten Christen, die Kirchentreuen, die 'Praktizierenden'. Wir können so in unserem patentierten Christentum dahinleben und dahinpraktizieren - und vielleicht ist das Herz schon längst ein verschüttetes Herz. (...)
Man ist dagegen nicht gesichert bloß dadurch, daß man weiterpraktiziert. Denn auch dieses Christenleben kann - ach, es ist alles möglich - zur Fassade gehören, hinter der man vor der Welt und vor allem vor sich selbst die tödliche Krankheit versteckt, die Krankheit zum Tode, die Krankheit des geheimen Unglaubens, der Verzweiflung, die Gelähmtheit des inneren Menschen, der aus dem Gefängnis dieser Endlichkeit nicht herauszukommen vermag in das Licht (...)
Man kann Christ sein, nicht weil man glaubt, sondern weil man für und vor sich selbst seinen Unglauben, der einen sonst zu sehr erschrecken würde, verstecken will. Ja, aus der Natur der Sache heraus ist das Christentum für das verlogene Herz des Menschen die beste Tarnung des Unglaubens vor sich selbst, die beste Fassade, die das verschüttete Herz verbirgt." (Von der Not und dem Segen des Gebetes.- 5. Aufl.- Freiburg: Herder, 1962, S. 15f)
2. März 2009
Diagnose des verschütteten Herzens
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2 Kommentare:
"Man kann Christ sein, nicht weil man glaubt, sondern weil man für und vor sich selbst seinen Unglauben, der einen sonst zu sehr erschrecken würde, verstecken will."
Das ist sogar ein sehr guter Grund zu glauben. Ich kenne keinen besseren. "... hilf, Herr, meinem Unglauben."
Ein erschreckender Text - erschreckend und wahr.
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