Es gibt auch wahre Sätze in der Linzer Kirchenzeitung - und solche, denen ich mich gerne und von Herzen anschließe. Hier sind ein paar von ihnen:
"In der Tat: Das Internet verändert die Kommunikation in der Kirche nachhaltig. (...) Auch mit der ethischen Verpflichtung zur Wahrheit nimmt man es nicht immer genau. (...) Nirgendwo ist es daher so leicht zu lügen wie im Internet – mit weltweiter Wirkung. (...) Doch Missbrauch gibt es auch beim Umgang mit der Wahrheit."
In der Tat: Wer wollte das alles bestreiten? Am schlimmsten ist es gar, wenn die Verderbnis die Besten im Griff hat. In der globalen Kirchensprache: corruptio optimi pessima.
Manchmal muß man nicht einmal weit suchen. Zwei Mausklicks reichen schon. Vergleichen wir nur einmal die Zusammenfassung, die die Qualitätsjournalisten aus Linz dem Papstbrief vom 10. März verpassen. Das fängt mit dem Titel an ("Pannen, die ich bedaure") und hört mit dem auf, was man mit Totschweigen übergeht. Es sind Passagen wie die folgenden:
"Aber manchen von denen, die sich als große Verteidiger des Konzils hervortun, muß auch in Erinnerung gerufen werden, daß das II. Vaticanum die ganze Lehrgeschichte der Kirche in sich trägt. Wer ihm gehorsam sein will, muß den Glauben der Jahrhunderte annehmen und darf nicht die Wurzeln abschneiden, von denen der Baum lebt."
Immerhin hat es die "sprungbereite Feindseligkeit" in den Artikel geschafft. Welcher Zensor hat da im Sekundenschlaf gelegen? Oder war die Glosse zur Umgang mit der Wahrheit in den Zeiten des Internet gar ein bewußtes Stück Selbstkritik? Bezog sich die Feststellung einer durchs Web nachhaltig veränderten Kommunikation auf den Gebrauch, den die mündigen Laien davon machen - indem sie den Vermittlern und Zwischenkäuern nicht mehr alles abnehmen? Indem sie selber surfen und Papstbriefe im Volltext lesen? Schlägt das Wort vom Mißbrauch gar an die Brust der Schreiber?
--- Ach, wenn man das alles so sieht und bedenkt und im Herzen wälzt, ist es so schwer, den Wunsch des Papstes und des hl. Paulus zu erfüllen:
"Liebe Mitbrüder, in den Tagen, in denen mir in den Sinn kam, diesen Brief zu schreiben, ergab es sich zufällig, daß ich im Priesterseminar zu Rom die Stelle aus Gal 5, 13 – 15 auslegen und kommentieren mußte. Ich war überrascht, wie direkt sie von der Gegenwart dieser Stunde redet: 'Nehmt die Freiheit nicht zum Vorwand für das Fleisch, sondern dient einander in Liebe! Das ganze Gesetz wird in dem einen Wort zusammengefaßt: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst! Wenn ihr einander beißt und zerreißt, dann gebt acht, daß ihr euch nicht gegenseitig umbringt.' Ich war immer geneigt, diesen Satz als eine der rhetorischen Übertreibungen anzusehen, die es gelegentlich beim heiligen Paulus gibt. In gewisser Hinsicht mag er dies auch sein. Aber leider gibt es das 'Beißen und Zerreißen' auch heute in der Kirche als Ausdruck einer schlecht verstandenen Freiheit. Ist es verwunderlich, daß wir auch nicht besser sind als die Galater? Daß uns mindestens die gleichen Versuchungen bedrohen? Daß wir den rechten Gebrauch der Freiheit immer neu lernen müssen? Und daß wir immer neu die oberste Priorität lernen müssen: die Liebe?"
18. März 2009
Korrupte Wahrheit und eine Zumutung
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