10. Dezember 2008

Gloria, jemand anders und ich

Ich habe vorhin auf das Mail eines Bloglesers geantwortet, der mich aufforderte, mich zu Gloria von Thurn und Taxis zu äußern. Leicht verändert, veröffentliche ich diesen kleinen Text hier - ich denke, er ist auch ohne das vorausgegangene Mail verständlich:

... vielen Dank noch einmal für Ihr Mail, das ich jetzt mit ein bißchen Zeit beantworten will.

Ich freue mich natürlich sehr über Leser und über deren Anregungen und Vorschläge, aber ich werde Ihnen den Gefallen, über "Fürstin" Gloria zu bloggen, vermutlich auch weiterhin nicht tun. Das hat verschiedene Gründe:

Zuerst einmal ist das Bloggen für mich eine Angelegenheit, die ich frei nach dem Motto des
Duke of Denver betreibe: "As My Whimsy Takes Me - Wohin mich meine Laune führt". Da gibt es Themen, die kommen immer wieder, andere tauchen kurz auf, wieder andere bekommen ein längeres Posting, die vierten nur eine kurze Randbemerkung gewidmet. Und vieles kommt gar nie zur Sprache.

Dafür gibt es ganz verschiedene Gründe: Da mag ich einmal nicht noch einmal aufwärmen, was eh schon bei den Kollegen auftaucht (trifft auf Gloria nicht zu), ein anderes Mal habe ich wenig Zeit oder Lust und bis sich das ändert, ist ein Thema schon vom Radar verschwunden. Dann gibt es blinde Flecken, von denen ich manche kenne und andere wiederum nicht. Tja, und dann gibt es vieles, was mich schlicht und einfach nicht interessiert oder wozu mir nichts einfällt. Und anderes ist mir einfach zu dumm - was nicht ausschließt, daß ich mich bei nächster Gelegenheit doch mit irgendwelchen Dummheiten befasse.

Bei der Fürstin oder Prinzessin handelt es sich um eine Mischung aus Desinteresse (Von ihr scheint mir manches einfach dahin gesagt, ob absichtlich oder im Eifer der Diskussion - ist das dann ernst gemeint? Keine Ahnung. Der Tag ist lang und der Worte sind viele), mangelndem Wissen (Ich habe sie noch nie im Fernsehen erlebt und könnte nur mutmaßen, was sie für eine Person ist. Jedenfalls versteht sie nach wie vor zu provozieren - was nicht schlecht ist, nur weil sie jetzt nicht mehr die Schickeria auf die Schippe nimmt, sondern den deutschen Mainstream.) und einer gewissen Beißhemmung. (Sie spielt ja doch im gleichen Team, im gelb-weißen Trikot sozusagen, und da foult es sich weniger schnell als bei der gegnerischen Mannschaft, das gebe ich gerne zu.) Diese Mischung ist erst einmal mein gutes Recht als Blogger, und mit dieser Art von Selektivität stehe ich insgesamt nicht allein in der Blogosphäre. Den Anspruch auf umfassende und neutrale Berichterstattung erhebe ich im Gegensatz zu den verschieden Magazinen und Zeitungen für Deutschland bestimmt nicht. One man's voice. Read it or leave it. Am besten natürlich: Read it.

Aber Sie wollten ja keine Apologie in eigener Sache...

"Vorzeigekatholiken" sind zuerst einmal die Heiligen, und dann wohl vor allem wir selbst, Sie und ich und alle anderen, Gloria von Thurn und Taxis inclusive. Wir zeigen, was Katholisch-sein heißt - oder auch nicht. Die Medien haben andere Maßstäbe und suchen sich ihre Lieblingskatholiken entweder nach Farbe (früher vorzugsweise nicht in Vatikanfarben, inzwischen ist man ein bißchen offener) oder nach Schlagzeilenwert - oder nach beidem. Gloria liefert mehr Schlagzeilen als sie und ich, schon wegen ihres Marschgepäcks aus der Vergangenheit. Mich bringt keine lose Lippe ins Fernsehen...

Ob sie den Gregoriusorden verdient hat? - Wie soll ich das wissen? Keine Ahnung, ob sie von ihrem Reichtum abgibt oder anderen hilft, und deswegen will ich ihr das auch nicht unterstehen. Mir reicht es schon, daß meine linke Hand weiß, was die rechte tut: zu wenig.

Das berühmte "Schnackseln"-Zitat war natürlich daneben, keine Frage. Zur Frage, wie HIV, Verhütung und Ehe zusammenhängen, hat meine Bloggerkollegin Elsa kürzlich ein paar wahre Worte gesagt; bei der Lebensfremdheit hinwiederum halte ich mich an den Herrn Jesus, der meiner bescheidenen Meinung nach einige höchst welt- und lebensfremde Gebote und Verbote erlassen oder bestätigt hat. Ich denke da z.B. an die Frage des Ehebruchs, oder noch schlimmer: des begierdefreien Blicks auf andere Frauen als die meine. Oder an den Umgang mit Wahrheit und Lüge. Oder mit dem Eigentum anderer generell.

Was die Frage des Verstehens, Teilens, Sich-gemein-machens, gar des Sündigens angeht, hätte ER wohl eine differenzierte Einstellung: Verstehen: Ja und alles. Akzeptieren? Wenn "Geh hin und sündige fortan nicht mehr" akzeptieren bedeutet, dann schon; ansonsten: Nein. Sündigen? Da sehe ich - leider Gottes - wenig Spielraum für Sie und mich. Und für Gloria.

Kierkegaard macht uns einmal auf den Zöllner aufmerksam, der in der letzten Reihe steht und betet: "Herr, ich danke dir, daß ich nicht bin wie dieser Fromme dort vorne in der ersten Reihe."

In der ersten Reihe ganz nahe am Geschehen zu sitzen und im Herzen ein Zöllner zu sein, das ist das Kunststück. Und ich wünsche uns dreien, Ihnen, Gloria und mir, daß es uns gelingt.

Herzliche Grüße zurück, ich hoffe, Sie nehmen mir keinen meiner Sätze übel.

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sehr geehrter, unbekannter Credo-ut-intelligam-Leser!

Im Gegensatz zu Scipio bin ich gerne bereit, über Fürstin Gloria zu bloggen, und zwar in Form eines Eintrages von circa 300 Wörtern. Sie müssten dafür lediglich einen Betrag von 30 Euro wahlweise auf ein Konto für die Nothilfe in Burma bzw. im Kongo der Malteser oder auf ein Konto von Kirche in Not einzahlen. Für den Aufwand, mir den Spendenbeleg einzuscannen und zu mailen, dürfen Sie sich als Ausgleich wünschen, ob Sie einen im Ton sachlichen oder lieber einen polemischen Artikel lesen würden.

Ich verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Elsa Laska
:-)

Resident hat gesagt…

Tut mir Leid, Scipio, aber ich kann mich gar nicht auf den Text konzentrieren, denn es dröhnt mir die Formulierung "das Mail" zu sehr in den Augen.

Anonym hat gesagt…

"denn es dröhnt mir die Formulierung 'das Mail' zu sehr in den Augen."

:-D

Ach so, Gloria. Dauernervbolzen in der ersten Lebenshälfte, mit den Wechseljahren dann fromm werden, um halt irgendwie weiter nerven zu können. Kennt man.

Scipio hat gesagt…

@ Resident: das Mail.

@ Harki: Die üblichen Klischees, "um halt irgendwie weiter nerven zu können. Kennt man."

Resident hat gesagt…

@Scipio:

Der Link (Vorsicht Wiki) sagt aber "die Mail" und nennt das andere nur als Sondervariante.

@Harki:

Das springt mir etwas zu kurz, nein viel zu kurz sogar.

Klar ist katholisch sein heutzutage wohl die größte Provokation, aber Nerven geht auch ganz anders.

Anonym hat gesagt…

@ Resident

Nun ja, "größte Provokation", ich meine, daß da schon noch anderes denkbar ist.

Und ob's nun so toll ist, mit Gloria von Tut und Weiß nix und kreuz.net in einem Boot zu sitzen? Das ist doch deklassierend.

Was mich an Frauen wie der (und wir müssen es wirklich nicht an gerade der festmachen) stört, im übertragenen Sinne z.B. auch an Eva Herman, ist, daß sie sehr lautstark Entscheidungen treffen, die sie eigentlich gar nicht mehr treffen müssen. Die ziemlich offensichtliche Unverschämtheit des "Ja, ich bin schlau genug gewesen meinen Spaß zu haben, obwohl's anders besser gewesen wäre. Nun weiß ich das. (Sollen mal andere so dumm sein, mit 20 fromm zu werden.)" Ich finde hier ist der geheime Vorbehalt, die Absicht geradezu mit Händen zu greifen.

---

"Das Mail" habe ich wirklich zum erstenmal gelesen, fand's strange, nehm's aber gutwillig zur Kenntnis, daß man das im Süden so sagt.

Resident hat gesagt…

Harki,

>>Nun ja, "größte Provokation", ich meine, daß da schon noch anderes denkbar ist.<<

Ich glaube kaum. Bei wenigen Dingen schlägt einem größeres Unverständnis entgegen. Im Zweifelsfall kann Osama bin Laden mit mehr Verständnis rechnen.

>>Und ob's nun so toll ist, mit Gloria von Tut und Weiß nix und kreuz.net in einem Boot zu sitzen? Das ist doch deklassierend.<<

Das wäre es und es ist eine heftige Anschuldigung. Hast Du da auch einen Beleg dafür? Ich habe davon noch nichts gehört.

>>Was mich an Frauen wie der (und wir müssen es wirklich nicht an gerade der festmachen) stört, ... daß sie sehr lautstark Entscheidungen treffen, die sie eigentlich gar nicht mehr treffen müssen. Die ziemlich offensichtliche Unverschämtheit des "Ja, ich bin schlau genug gewesen meinen Spaß zu haben, obwohl's anders besser gewesen wäre. Nun weiß ich das. (Sollen mal andere so dumm sein, mit 20 fromm zu werden.)" Ich finde hier ist der geheime Vorbehalt, die Absicht geradezu mit Händen zu greifen.<<

Und ich halte diese Unterstellungen für böswillig. Denkst Du etwa die beiden hätten sowas geplant? Und mal abgesehen davon, beide sind dafür nicht gerade belohnt worden. Gut, die Gräfin kann sichs erlauben, weil sie materiell auf niemanden angewiesen ist, aber die andere hat man aus ihrer Arbeit herausgemobbt.

Man sollte lieber vor der eigenen Türe kehren.

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"Das Mail" habe ich wirklich zum erstenmal gelesen, fand's strange, nehm's aber gutwillig zur Kenntnis, daß man das im Süden so sagt.