Im nächsten Abschnitt hören wir deutlich den "Patristiker" de Lubac sprechen, der einer der großen Wiederentdecker der Kirchenväter und ihrer Theologie war. Aber er spricht eben doch nicht nur als Theologe zu Theologen, sondern formuliert allgemein- und damit auch für uns gültig. Bei den Klassikern in die Schule gehen - nicht (nur) um das Wissen zu mehren, sondern zuerst um von ihnen als "geistlichen" zu lernen. Geistlich leben zu lernen.
"Wenn er seine geistige Nahrung aus der Schrift zieht, hält er sich deshalb nicht für dispensiert, treu auf das Lehramt zu hören, und durch diese Gefügigkeit nicht der Pflicht enthoben, tieferen Kontakt mit der kirchlichen Überlieferung zu pflegen. Das Lehramt ermutigt ihn ja selbst immer wieder dazu. Und bei solcher Kontaktnahme sucht er etwas anderes und Größeres als die Frucht wissenschaftlicher Arbeit. Er weiß: nie würde er sich eine echte kirchliche Kultur verschaffen können ohne liebevollen und selbstlosen Umgang mit denen, die er mit Recht als Klassiker seines Glaubens bezeichnet. Er sucht bei ihnen weniger den Umgang mit 'großen Geistern', als den mit wahrhaft 'geistlichen Menschen'. Er trachtet deshalb soweit als möglich in die Intimität derer einzudringen, die vor ihm in der Kirche zu Christus gebetet haben, die für Christus gelebt, gearbeitet, gedacht, gelitten haben. Sie sind die Väter seiner Seele. Durch häufigen Umgang mit ihnen erwirbt er sich wenigstens etwas von dem katholischen Ethos, das weder durch Wissenschaftlichkeit noch selbst durch Orthodoxie zu ersetzen ist. Wie gut versteht er dann zum Beispiel die Begeisterung des damals noch anglikanischen Newman, da er die 'Kirche der Väter' entdeckte und in ihr durch eine Art platonische Anamnese, oder besser: durch eine Erleuchtung des Geistes seine wahre Mutter erkannte."(Die Kirche.- Einsiedeln: Johannes, 1968, S. 221-222)
(Zum vorigen Abschnitt hier)
21. Februar 2011
In der Kirche leben (3)
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4 Kommentare:
Dazu schaue ich mir gerade testweise das ebook "The Fathers Know Best: Your Essential Guide to the Teachings of the Early Church" von Jimmy Akin auf meinem "Kindle for PC" bei Amazon an ... sieht vielversprechend aus, die Väter besser kennenzulernen ...
De Lubacs "Sources Chretiennes" dürfte es für den Kindle wohl nicht geben...
Aber gab es nicht die Bibliothek der Kirchenväter elektronisch im Netz?
Doch.
Ich darf für mich in Anspruch nehmen, nicht durch de Lubac, den ich damals noch nie gehört hatte, sondern durch den schnöden Katechismus der Katholischen Kirche auf die Väter gestoßen worden zu sein (sie werden ja häufig zitiert). Als ich auf der Suche nach meiner religiösen Identität war, mußte ich zu den ersten Quellen. Wohin auch sonst?
Und da fand ich dann Bischofsamt, Eucharistie, den Bischof von Rom, die Sakramente etc.
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