Die FAZ kündigt für ihre morgige Druckausgabe eine Stellungnahme von Kardinal Lehmann an und zitiert ihn unter anderem mit den folgenden Worten:
"Ich musste mir vorstellen, welche Bildunterschriften zu lesen wären, wenn ich in dieser Situation und möglicherweise noch im Bischofsgewand neben Navid Kermani den Preis entgegengenommen hätte... In der Berichterstattung wäre dann zu erfahren gewesen, dass Navid Kermani Kreuzen gegenüber prinzipiell negativ eingestellt ist und sie rundherum ablehnt. Ich malte mir schon die Kommentare derer aus, die mich deswegen verhöhnt hätten, heute aber über mich herfallen, weil ich mir dieses Szenario ersparen wollte."
Kurz in der lingua franca des 21. Jahrhunderts: My adversaries made me do it.
Doch warten wir den vollen Text ab.
19. Mai 2009
Möglicherweise noch im Bischofsgewand
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8 Kommentare:
Abwarten lohnt nicht. Lehmann genehmigt nach wie vor nicht die Veröffentlichung seines Schreibens an die Staatskanzlei. Ansonsten ist das alles gar nicht so gemeint und man hat nichts gegen den Dialog - o nein - sondern will den WAHREN DIALOG. Diesen Begriff werden wir uns merken müssen. Mir wird nun jedenfalls einiges klar.
Ganz von der Hand zu weisen ist das natürlich nicht. Hätte Lehmann den Preis neben Kermani angenommen, hätten ihm manche das vorgeworfen.
Nur - warum ist er überhaupt in dieser Situation? Warum wäre das einem Dyba nicht passiert?
Bitte! Lehmann hat recht: Ich würde meine Hand dafür ins Feuer legen, daß, hätte er neben dem werten Herrn Kermani gestanden, die Empörung in gewissen Internetmedien dieselbe wäre, nur würde man jetzt behaupten, daß, nachdem Zollitsch ja (wie wir nach einem Interviewausschnitt wissen, nicht wahr) den Sühnetod Christi leugnete (daß er einige Tage später diesen Eindruck zerstreut hat, braucht man dann auch nicht auf gewissen Blogs - womit nicht Deiner gemeint ist, scipio - zu erwähnen), nun sich Lehmann neben einen Moslem stellt, der folgenden Satz schrieb: "Für mich formuliere ich die Ablehnung der Kreuzestheologie drastischer: Gotteslästerung und Idolatrie."
Spätestens seit Zollitsch das Amt des Vorsitzenden der dt. Bischofskonferenz übernahm kommt es mir so vor, als würde man einfach mal pauschal was gegen die Leute in der Position haben. Aus unserer konservativen Sicht sind die halt nicht konservativ genug oder was weiß ich. Jedenfalls kann ich die Wellen der Entrüstung weder bei Lehmann noch bei Zollitsch mehr ernst nehmen, weil diese beiden ein ähnliches Schicksal wie der Hl. Vater teilen.
Was auch immer der Heilige Vater sagt und tut - die modernistische und die Weltliche Presse wird ihre negativen Erwartungen gegenüber dem Papst bestätigt finden (wer lange sucht, der findet oder so). Und ähnlich ist es anscheinend hier in Dt. mit dem Amt des Vorsitzenden der DBK: Was immer sie sagen, schreiben oder tun - die katholische Konservative wird uns bald wieder erklären, warum wir wieder das Bild des modernistischen/unsympatischen/windelweichen/altachtundsechziger/wasauchimmer Vorsitzenden bestätigt finden. Einerseits ist das lustig, andererseits irgendwie traurig...
P.S.: Lieber Scipio, das hier geschriebene hat mit der Sache und nicht mit Dir oder Deinem Blog zu tun. Auch wenn ich ein wenig Dich bei den Worten im Hinterkopf hatte, gehörst Du zu den Leuten, die die Kritik nicht in allzu böse Worte kleiden und auch die Originalquellen verlinken. Allein hier merkt man, daß Du, ganz anders als ich, eben kein aushilfsblogger bist, sondern zeigst, daß Weblogs inzwischen vom Informationsgehalt durchaus mit traditionellen Medien mithalten können. Da Dein Blog erstens allgemein quasi das Rom der Blogozese darstellt und zweitens Du diese ganze Kermani-Debatte recht detailreich dargestellt hast, dachte ich, es ist am besten, auf Deinem Blog etwas dazu zu schreiben. Bei mir steht dazu gar nichts, das wäre imho etwas blöd gewesen. Aber vielleicht schreibe ich noch was allgemeineres auf meinen Weblog.
@ Phil: Kommentare kann man leider nicht editieren - entweder ganz oder gar nicht. Sonst hätte ich bestimmte Sätze aus Deinem PS herausgenommen - nicht ohne mich vorher drüber zu freuen.
Ich sehe die Gefahr, die Du ansprichst, auch immer wieder. In solchen Momenten biege ich immer zu youtube ab. ;-)
Die Position der deutschen Bischöfe ist eine schwierige: die Strukturen brechen in den nächsten 20 Jahren zusammen und zwar nicht nur oder vor allem wegen des Priestermangels, der "Glaubenskern" glüht vielerorts nur schwach, die Katechese ist in einem beklagenswerten Zustand, der Tropf der Kirchensteuer ist, je weniger fließt, desto überlebensnotwendiger, die Gesellschaft und der Staat lassen sich jede Unterstützung durch Anpassung abkaufen, die Opposition hat man sich im eigenen Haus heraungefüttert (wenn wir uns die Reihen der "Hauptamtlichen" mal so vorstellen) und beim ZDK gelingen nur Nadelstiche und keine Erneuerung. Und dann kommt noch die konservative APO... Between a rock and a hard place sind sie, keine Frage. Und sie brauchen unser Gebet und unsere Unterstützung, mehr als jetzt. Und vielleicht sollten wir unseren Mund auch mal halten statt die Lupe auf jeden Floh zu halten, der vorbeikriecht. (So sehe ich das Zollitsch-Interview im Fernsehen: Nicht die inkriminierte Stelle an sich - das war eine Unachtsamkeit - ist für mich das Problem, sondern daß man zu sehr versucht, die Botschaft den vermuteten Ohren draußen an den Bildschirmen anzupassen, und dann kommt so etwas dabei heraus.)
Zur Lehmann-Apologie versuche ich noch separat etwas zu bloggen; denn sie ist schon bemerkenswert. Ich hate wirklich gehofft, das Zitat der FAZ, das ich oben zitiert habe, sei nicht das Zentralstück, sei nicht die eigentliche Erklärung - aber doch, es ist so. Wegen seiner innerkirchlichen Opposition kann er nicht so lieberal, hoppla, da ist mir ein "e" reingerutscht, so liberal also sein, wie er es gerne wäre.
Ich restituiere meinen ersten - von mir wieder gelöschten - Kommentar mal nicht. Aber @ Resident:
"Hätte Lehmann den Preis neben Kermani angenommen, hätten ihm manche das vorgeworfen."
Manche? Nein, ganz bestimmte: nämlich DIESELBEN, die jetzt einen durchgeknallten und lieblosen Muslim wie Kermani verteidigen, Mosebach et alii.
Deshalb hat Scipio durchaus den zentralen Punkt aus Lehmanns vorzüglichem Artikel herausgegriffen: "Ich malte mir schon die Kommentare derer aus, die mich deswegen verhöhnt hätten, heute aber über mich herfallen, weil ich mir dieses Szenario ersparen wollte." Es sind dieselben - und jetzt reden wir mal Klartext: - widerlichen Pseudo-Katholiken à la MM. Pseudo-Katholiken insbesondere auch deshalb, weil gerade sie durch ihre persönlichen Kontakte Kermani diese unsinnige Kreuzes-"Theologie" aufgeschwatzt haben, die er in der NZZ in den Dreck zieht, obwohl sie mit der echten theologia crucis überhaupt nichts zu tun hat.
Wird das einigen eine Lehre sein? Werden einige endlich kapieren, was von Mosebach et alii zu halten ist? ES SIND KEINE KATHOLIKEN, q. e. d.
@phil: Der Vergleich mit dem Hl. Vater ist nicht ganz so treffend, auch wenn ich weiß, wie du es meintest, weil ich vom Hl. Vater jedenfalls nur glasklare Aussagen zum katholischen Glauben bekomme. Ich kann mir tatsächlich nicht vorstellen, dass er auf die Sühnetodfrage derart ins Schleudern kommen würde.
Das bedeutet nicht, dass ich EB Zollitsch nicht andererseits auch verstehen kann - im TV hat man eben schnell mal irgendwas gesagt und alle haben es dokumentiert. Auf Blogs kann man ja wenigstens nochmal richtigstellen und korrigieren, oder in der Zeitung einen Leserbrief schreiben. Und wenn natürlich dann gleich auch noch der Lieblingsfeind FSSPX ausflippt - naja.
Ich kann sogar Kardinal Lehmann in gewissen Punkten, die er vorbringt gut verstehen.
Aber ich würde anderen, die das nicht so gut können oder wollen, auch nicht einfach das Katholischsein absprechen - @lupo
Scipio folge ich in seinem Kommentar insoweit zum größten Teil, aber ich sehe eigentlich nicht ein, wieso ich meinen Mund halten sollte, wenn jemand aus dem Klerus Glaubenssätze in Frage stellt oder auch aufweicht, die ich mir selbst habe hart erarbeiten müssen - im wahrsten Sinne*gg* - meine Meinung dazu nicht zu bloggen entspräche genau dem Negativbild, was manche sich von Katholiken ja machen - nicht selbst denken, alles abnicken.
Dass alle Gebet brauchen ist klar, denke ich mal. Insbesondere aber auch solche Leute, die öffentlich unbeschwert äußern können, sie fänden - ist egal jetzt wen, Lehmann oder Mosebach oder Kermani - widerlich. Niemand ist "widerlich". Die einen nerven einem halt nur mehr, die anderen dafür weniger. :-)
Finde ich halt.
Lumpa,
"Manche? Nein, ganz bestimmte: nämlich DIESELBEN, die jetzt einen durchgeknallten und lieblosen Muslim wie Kermani verteidigen, Mosebach et alii."
Nun, das ist nichts weiter als eine üble Verleumdung ohne Realitätsbezug.
Ich bleibe da lieber bei meinem "manche" und nahme da Scipio, Elsa und Mosebach ausdrücklich aus.
Warum Kermani nun aber "durchgeknallt" sein soll, weiß ich nicht. Vielleicht weil Herr Korn gleiches schreiben könnte, man sich bei ihm aber nicht traut. Oder weil man ihn mit der fleischgewordenheit Trübseligkeit namens Steinacker vergleicht? Dann doch lieber "durchgeknallt"!
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