1. März 2003

Musik alter Männer

Den Erfolg von Johnny Cashs American Recordings habe ich erst bei Teil III mitbekommen. Seitdem bin ich begeistert - auch wenn dem neuesten Album etwas an der inneren Spannung und Geschlossenheit der früheren fehlt.

Gestern habe ich wieder einmal Son House gehört, genauer gesagt: seine Aufnahmen aus dem Jahr 1965, als er schon 63 Jahre alt und anscheinend nicht mehr ganz auf der Höhe seines Könnens war. Aber die Lieder haben dieselbe Aura wie die von Johnny Cash: intensives Gitarrenspiel, emotionaler, drängender Gesang, dramatische Texte von Liebe und Tod ("Death Letter"), von Gott ("Preachin' Blues") und Menschen ("President Kennedy"). Manchmal schrubbt er gar arg auf seiner National, seine Stimme kommt an ihre Grenzen und nach einem 5minütigen Parforce-Gesang ist völlig außer Atem.

Doch: Von der ersten Note an ist die Präsenz eines Menschen zu hören, eine Verletzlichkeit und eine innere Kraft, die den - ansonsten - untadeligen Aufnahmen seines jung verstorbenen Schülers Robert Johnson abgeht. Kann einer so erst ab 60 singen?

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