5. März 2009

Schnelle Anmerkungen zur Hamburger Erklärung

Wenn sich der große Schweizer Theologe Hans Küng und des Spiegels Mann fürs antikatholische Geholze Peter Wesnierski simultan über die Hamburger "Erklärung der deutschen Bischöfe zum gegenwärtigen Weg der katholischen Kirche" erregen und ihre Erbsenpistolen füllen, dann kann die "Erklärung" so schlecht nicht sein. Mindestens bemüht sie sich, die Wogen zu glätten und die von den Autoren befürchteten "Risse in der Kirche" zu verfugen.

Dafür, daß dem Episkopat eine Debatte aufgezwungen wurde, die er am liebsten nicht geführt hätte und in der sich manche Bischöfe nur leidlich, manche recht unleidlich geschlagen haben, klingt sie erstaunlich ausgewogen:

Nr. 1 sagt zu Recht: Der Ball liegt im Feld der Piusbruderschaft, und nicht alles, was man von dort vernimmt, macht uns zuversichtlich, daß man die ausgestreckte Hand der RKK auch tatsächlich dankbar und demütig ergreift. Da haben die Bischöfe recht, und es kann offen bleiben, was sie selber sich hier klammheimlich wünschen.

Nr. 2 stellt fest: Die Beurteilung, ob die Bruderschaft "die Glaubensüberzeugung der ganzen Kirche und besonders die Lehre der Päpste und Konzilien" bejaht, ist Aufgabe des Apostolischen Stuhl - und nicht der Kirchenlehrer aus Tübingen, der Hamburgischen Redaktionen oder gar besonders motivierter Politiker aus Berlin. Auch nicht derer, die "wir sind Kirche" sind.

Bei Nr. 3 habe ich meine Zweifel, nicht an Absicht und Bemühen der Bischöfe, sehr wohl aber an deren Erfolg. Dafür gibt es in den Bistümern und Pfarreien zu viel Heterodoxes, um nicht zu sagen: Häretisches. Dafür gibt man sich deutschlandweit zu oft mit theologischen und spirituellen Dünnbrettbohrern zufrieden (zum Beispiel wieder einmal hier), dafür werden "Dynamik und ... Orientierungen" des Konzils zu oft vorgeschoben, um der Herren und Damen eigenen Geist zu legitimieren.

Nr. 4: Zustimmung.

Nr. 5: Hier nun werden die Herren Küng, Wesnierski et al. endgültig allergisch, all jene, die seit Ende Januar mit dem Brennstoff des antirömischen Affekts ihr eigenes Süppchen kochen. "Vor allem weisen wir jeden Versuch zurück, das Ansehen und die Integrität des Papstes in Zweifel zu ziehen, die katholische Kirchenverfassung zu negieren und spalterisch zu wirken." - wenn das nicht deutlich ist...

Dafür sind diese Sätze wieder opak:

"Aber nicht diese Frage kann uns vorwiegend bewegen, sondern die Sorge um die Stärkung und Erneuerung des kirchlichen Lebens und um dessen Bezeugung im konkreten, vielgestaltigen Dienst. In diesem Bemühen wirken wir mit den Priestern und Diakonen, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im kirchlichen Dienst und mit allen Gläubigen zusammen, die auf vielfache Weise ihre Kraft und ihre Fähigkeiten zur Verfügung stellen. Die Kirche lebt aus diesem Miteinander des Engagements und der Gaben, um der Sendung des österlichen Herrn zu entsprechen." Das klingt mir denn doch eher wie eine Hausaufgabe in pastoralem Neusprech und wie eine Bitte um Wohlwollen des einflußreichen kirchlichen Mittelbaus. Jedenfalls nicht wie ein Aufruf, alles einzusetzen für einen festeren und treueren Glauben, eine ausgreifende und demütige Hoffnung und eine selbstlose Liebe in der Nachfolge des am Kreuz sich hingebenden Gottessohnes.

"Ihm vertrauen wir uns einmütig an, um seinen Segen bitten wir." - Da sprechen sie mir aus der Seele.

4 Kommentare:

Stanislaus hat gesagt…

Sehr schön zusammengefaßt. Meine Zustimmung!

jaku hat gesagt…

Na hoffentlich hast Du mit Deinem Optimismus recht. Auf mich wirkt das Ganze ein bisschen so als würde jemand mit der linken Hand einen Turm einreißen und in die rechte ein Schild nehmen, auf dem steht: "Turm einreißen verboten"...

Anonym hat gesagt…

@azuriana: Oder - Auf dem linken Auge blind und auf dem rechten Ohr taub, vielleicht?

jaku hat gesagt…

Ja, oder so :) Oder wie man "papsttreu" seine eigenen Interessen verfolgt