3. Mai 2008

Paradox

"Das Liberale, mag es jüdisch oder heidnisch sein, ist gegenüber dem Christlichen (und erst recht dem authentisch-Jüdischen) immer von einem Schimmer der Großzügigkeit umstrahlt. Es umfaßt in seinen religiösen Gedanken und Entwürfen die Welt als ganze; von jedem Punkt aus ist das Gottverhältnis möglich, und jeder Punkt schließt, weil alle grundsätzlich gleichwesentlich sind, auch jeden andern ein. Das ist die liberale Katholizität der Wahrheit.

Die christliche ist dem gegenüber ein ungeheures Paradox: es liegt darin, daß Gott, obwohl er sich ein einzelnes Volk erwählt hat und in diesem einzelnen Volk schließlich einen Einzigen hat seinen eingeborenen Sohn sein lassen, trotzdem und gerade deshalb und darin allen Völkern und allen Menschen das Heil zugedacht hat."
(Hans Urs von Balthasar: Das betrachtende Gebet.- 4. Aufl.- Einsiedeln: Johannes, 1976, S. 159)

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