13. Mai 2008

Ganz erlöst im Hier und Jetzt

Hans Joas in seiner Besprechung des Buches von Peter Gross: Jenseits der Erlösung in der FAZ:

"Im Buch wird die Erlösungsvorstellung so behandelt, als hofften Menschen auf Erlösung aus Leid und Schuld, weil ihnen Lösungen unmöglich erscheinen. Erlösung wird gut feuerbachisch als Projektion und Verschiebung der Hoffnung auf ein Jenseits interpretiert. Nur an einer Stelle ist davon die Rede, dass für das Christentum die Erlösungstat durch den Kreuzestod Christi ja bereits vollbracht ist. Deshalb wird an den Kreuzwegstationen Jesus gedankt, dass er durch sein heiliges Kreuz die Welt erlöst habe. Es geht also gar nicht um ein Versprechen, dass in der Zukunft, Wohlverhalten vorausgesetzt, Belohnung in Gestalt der Erlösung komme. Damit ist auch die Vorstellung von Kompensation des Leids durch die Erlösungsidee nur teilweise plausibel. In der Erlösungsidee steckt vielmehr ein euphorisches, ekstatisches Befreiungsgefühl, das das Verhältnis zur Welt völlig verändert und schon Max Weber vom 'Dauerhabitus der Erlösten' sprechen ließ."

Euphorie, Ekstase, Gefühl der Befreiung - das mag sein, und wir kennen es als Christen wohl nicht nur aus feierlichen und großen Stunden, sondern auch weil es uns unverhofft, sekundenschnell überfällt, kommt und geht. Aber ist die Art, wie sich unser Glaube an die Erlösung bemerkbar macht, nicht doch viel nüchterner? Eher so, daß ich diese Realität, nachdem ich sie erkannt habe bzw. nachdem sie sich mir gezeigt hat, nicht mehr vergesse. Eine stille Freude, ein ruhiges Wissen, eine schlichte Treue - wenn es gut geht. (Wir denken hier an Juan de la Cruz, Therèse von Liseux und Mutter Teresa, deren Dauerhabitus ein erkämpfter, angefochtener war.) Und wenn es auf Dauer gut geht: innere Ruhe, Verankertsein in GOtt, Trittsicherheit, gelenkiges Antwortgeben auf IHn und SEine Gnade im Hier und Jetzt. Vielleicht sogar Entspanntheit und Lockerheit im Geborgensein, im Geführtsein durch IHn - doch so, daß nicht die Entspanntheit und das Lockersein das Wichtige ist, sondern die geschenkte Liebe und die mitgeschenkte Antwort darauf.

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