Der Büchnerpreisträger allerorten. Heute z.B. im Standard:
Standard: Der Vorwurf, der der Tradition, etwa in der Kirche, heute begegnet, ist ja das Gegenteil: die Aushöhlung. Die Entleerung der Formen von ihrem Sinngehalt. Die tote Form wird von den Mächtigen oktroyiert und von den weniger Mächtigen gehorsam befolgt.
Mosebach: Aber eine tote Tradition ist immer noch besser als ein toter Individualismus. Den gibt es nämlich auch. Die meisten Leute sind der Traditionslosigkeit überhaupt nicht gewachsen. Es gibt einen schönen Satz von Dalì, der sagt, wer sich nicht der Tradition unterwirft, ist dazu verurteilt, Plagiate herzustellen. Weil wir uns sowieso wiederholen müssen. Wenn wir uns aber in der Tradition wiederholen, begehen wir einen bewussten Akt.
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1 Kommentar:
Man kann es auch mit Anleihen an Nietzsche so sagen: Der uniforme Zwangs-Individualismus hat durch seine Ablehnung jeder wirklichen Leitung, die ihm selbst entzogen ist, eine Herdenmoral hervorgebracht, die schließlich nun den Menschen, das Ebenbild Gottes, zum "Letzten Menschen" im Sinne Nietzsches gemacht hat. Alles ist diesem Menschen zu beschwerlich, nichts ist eine Mühe Wert. Wenn das Inidividuum aber aufhört sich bewusst selbst zu verorten und zu entwerfen, ist es mit seiner Inidivdualität vorbei. Aber ohne Traditionsbewusstsein und ohne Verantwortungsübernahme für die Umwelt ist echte Inidividualität gar nicht möglich.
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