Momentan wird hin und wieder über die zweite Enzyklika des Papstes spekuliert. War erst von einer Sozialenzyklika die Rede, munkeln die Wissenden nun von einer über die Hoffnung. Oder sprechen von zweien, die im Werden sind.
Und wie, wenn es sich bei der Sozialenzyklika und der Hoffnungsenzyklika um ein und dasselbe Schreiben handeln würde? Dafür sprächen imho die folgenden Punkte:
1. Der Papst würde seine Trias "Liebe - Hoffnung - Glaube" fortsetzen - nicht unwichtig bei einem Intellektuellen mit Sinn für Schönheit und Proportion. Daß er dabei die übliche Reihenfolge umdrehen würde, hat Tradition: In seinem Buch "Auf Christus schauen" nimmt er die Sammelausgabe von Josef Piepers Monographien über die Kardinaltugenden zum Bezugspunkt. Die trägt den Titel "lieben - hoffen - glauben" trägt, und der damalige Kardinal folgt eben dieser Reihenfolge der Tugenden in den Vorträgen, aus denen "Auf Christus schauen" besteht.
2. Hoffnung und Soziallehre zusammenzudenken, hat ebenfalls Tradition in der katholischen Theologie. Leider kann ich meine Ratzinger-Bücher aktuell nicht durchsehen, aber ich vermute mal: Man würde auch bei ihm fündig. Bei Josef Pieper sowieso, denn für den bietet die Hoffnung den einzigen Weg zwischen der Szylla der Verzweiflung und der Charybdis der Vermessenheit hindurch; nur die Hoffnung ermöglicht uns ein christliches Engagement, das alles tut, als ob es von uns abhinge, und das doch alles von GOtt erwartet. Wir bauen nicht das ehemalige Paradies oder das zukünftige Reich GOttes auf Erden; keine Reform, keine Revolution wird es heraufführen; aber wir verfallen auch nicht in Lähmung, denn wir sehen die Not, wir stehen in der Nachfolge dessen, in dem sich unsere Hoffnung schon erfüllt hat, und wissen daher: Nichts von dem, was wir tun, ist vergebens.
3. Hoffnung und Einsatz für die Welt zusammenzubinden - das würde genau jenen Anfang fortsetzen, den "Deus caritas est" machte: Spiritualität und Leben, Geschenk und Aufgabe zusammenzusehen. Es würde ein neuer Versuch sein, im Bewußtsein der Kirche und der Gläubigen wieder zusammenzubringen, was zusammengehört und was es nicht eins ohne das andere gibt.
Nun, wie schon jener Tüncher sagte: Die Zeit wird's weisen. Bis dahin freuen wir uns vor und beten für den Autor.
19. Oktober 2007
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