"... die 'ideale' Situation des christlichen Gottesdienstes im Himmel und auf Erden: Die Kirche steht vor dem Thron Gottes. Alle haben demnach das Gesicht auf Gottes Thron gerichtet. Der Gottesdienst dauert 'Tag und Nacht'. Im Stundengebet der Klöster kommt dieses wenigstens prinzipiell zum Ausdruck. Und Gott 'zeltet', also wohnt, thront über der Gottesdienst feiernden universalen Kirche. Vom 'Bruder Jesus' ist hier nicht die Rede. Im Sinne des Sehers Johannes ist vielmehr zu präzisieren: Auf dem Thron sitzt neben Gottvater das Lamm. (...)Im Vergleich zu Zimbabwe, China, der Türkei und anderen Orten üben wir momentan nur - just in case.
Die jubelnde Anbetung Gottes ist für den Seher Johannes aus folgenden Gründen elementar wichtig: Der Sinn des Daseins aller Kreatur erfüllt sich darin, den Schöpfer zu loben. Gerade dadurch, dass die Gegenseite statt Gott den Kaiser quasi-gottesdienstlich feiert (vgl. 13, 3f), offenbart sie ihre Verkehrtheit und Orientierung am Teufel, dem Mörder von Anbeginn. Für den Seher Johannes ist es nicht ausreichend, wenn die Christen still und selig in ihren Herzen glauben, nein, er hält das sichtbare liturgische Bekenntnis für unabdingbar, auch und vor allem wegen des Kaiserkultes der Gegenseite. Um genau zu sein: Liturgie ist für ihn Bekenntnis ersten Ranges.
Und so haben es auch gottlose Tyrannen seit Bestehen des Christentums aufgefasst. Nur die Christen selbst scheinen mittlerweile darüber nicht mehr die nötige Klarheit zu besitzen und fassen oft den Gottesdienst als eine Art Unterhaltungssendung in Konkurrenz zum Fernsehen auf, in der es auf witzige Gags ankommt. Nein, in der Liturgie geht es um eine Kampfansage gegenüber allen menschenverachtenden Tyrannen und Mördern in der Welt. Liturgie ist kein Gemeindefest im engeren Sinne, sondern ein öffentliches Bekenntnis zum Schöpfer und Erlöser, zu dem, der das Leben schenkt und der ewiges Leben verheißt. In der Anbetung gewinnt die Kirche die ihr angemessene Gestalt, und so ergeht es auch jedem Einzelnen dabei."
30. April 2007
Liturgie als Gestaltgewinnung und Kampfansage
Klaus Berger in seiner Betrachtung über die Lesung aus der Johannes-Apokalypse am vergangenen Vierten Sonntag der Osterzeit (C) - eine Lesung, die mir und vielen anderen am wie üblich sparsam gedeckten Tisch des Wortes des letzten Sonntags entging.
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