Was wir nicht vergessen dürfen
"Ich meine, es sollte auch in der Zukunft der Kirche, und zwar nicht nur in den seltensten Fällen, so sein:
Da kniet ein Christ allein und still in der Kirche vor dem heiligen Schrein, in dem das Brot des Lebens für seinen Empfang aufbewahrt wird. Dieser Christ weiß, daß Gott überall ist, mit seiner Macht und Liebe alles trägt, allem unsagbar nahe ist, die ganze Welt der Dom seiner ewigen Anbetung ist. Aber dieser Christ weiß auch, daß er selber noch lange nicht weiß, daß der in Allmacht und Liebe überall gegenwärtige Gott, weil wir ihm nicht immer nahe sind, sich selbst einzelne Orte und Wirklichkeiten geschaffen hat, die es uns, die in Raum und Zeit Gefangenen, leichter machen, seine Gegenwart zu ergreifen. -
Jesus aber ist das Ereignis, in dem Gott unüberbietbar und unwiderruflich für den endlichen Menschen seine heilschaffende Gegenwart gegeben hat. Und vor diesem leibhaftigen Jesus, wenn auch verhüllt unter sakramentalen Zeichen, kniet dieser Christ. (...) Er schaut auf den, den sie durchbohrt haben; er ist dem ganz leibhaftig nahe, in dem Gott die Welt als seine eigene Wirklichkeit angenommen hat.
Der betende Christ schweigt, er nimmt die stille Ruhe dieses Sakraments entgegen, er kann diesem sakramental gegenwärtigen Herrn seines Lebens dieses oder jenes Anliegen seines Lebens vortragen; aber letztlich will er durch diesen sakramental gegenwärtigen Jesus eben doch nur aufgenommen werden in die Wahrheit und die Liebe Gottes, die sich schweigend von diesem sakramentalen Zeichen her ausbreitet.
Ich meine, wir dürfen auch in Zukunft das, was unsere christlichen Vorfahren geübt haben, nicht vergessen." (Karl Rahner, 1981, zit. in: "ein neuer Weg, eine innere Pilgerschaft, die unser ganzes Leben ändert" (Arbeitshilfen Nr. 198, S. 4f (1,18 MB)
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen