Jan Ross in der ZEIT über den Besuch des Papstes in seiner Heimat:
"Die Volksfrömmigkeit von Altötting und das Christentum als Logos-Religion der wahren Vernunft, der Pilgerpapst und der Papstprofessor – das ist die Spannweite der Bayernreise Benedikts XVI. Im Grunde ist das seine eigene Geschichte: Als Kind einfacher Leute mit klarem, starkem Glauben aufgewachsen, dann zu einem subtilen Intellektuellen seiner Zeit geworden, hat er eigentlich immer die Anfänge retten, bewahren, verteidigen wollen. Den »Glauben der Kleinen« vor dem wegwerfenden Hochmut der Modernisierer zu schützen, hat er als Kardinal und Dogmenhüter zum Kern seiner Aufgabe erklärt. Dass beides zusammengehen kann, ein schlichtes Herz und ein komplizierter Kopf, das ist das Ratzingersche Lebens- und Kirchenprojekt. (...)Der bayerischen Heimat. Der ewigen Heimat. Der ersten als Vorgeschmack der zweiten, endgültigen, unverlierbaren.
Vielleicht liegt hier auch, neben den Großproblemen von Säkularisierung und Kirchenkrise, ein kleiner Schlüssel zum etwas fremden Verhältnis zwischen Ratzinger und Deutschland. Wojty?a war Kirchenmann und Patriot, womöglich umso mehr, weil sein persönliches Zuhause durch Verlust und Gewalt zerbrochen war und Polen als christliche Idee eine letzte Identitätsbastion war. Ratzinger dagegen ist kein Mensch der Nation, sondern der Heimat."
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen