29. Juli 2009

Unterwegs mit Chuck

Ziemlich unvermeidlich haben wir in uns innere Landschaften, Bilder und Szenen real existierender Gegenden, eine innere Geographie sozusagen. Was mich und die USA angeht, wurde sie in einer entscheidenden Lebensphase von Chuck Berry gezeichnet: Durch ihn gab es das Land mit dem Provonzjungen, der in einer Hütte eine sagenhafte Gitarre spielt und davon träumt, seinen Namen in Neon zu sehen; das Land, wo ein Mädchen namens Maybellene (damals noch keine verheiratete Jade) untreu über den Highway raste und von morgens bis abends die Hamburger auf dem offenen Grill brutzelten, während - hail, hail! - Rock'n'Roll die Jungen vor dem Altwerden bewahrte. Auf jeden Fall aber waren die Vereinigten Staaten von Mr. Berry ein bevölkertes, kein menschen- und noch weniger ein autofreies Land.

Umso erstaunter war ich, als ich bei youtube diese Performance von "You can't catch me" entdeckte: Der Moderator verschwindet sofort, die Begleitband mit Honky Tonk-Piano und Schlagzeug bleibt völlig unsichtbar und Chuck Berry bleibt als isoliertes Individuum, als letzer Amerikaner sozusagen, zurück auf der nackten Bühne, singt ganz allein von seinen imaginären Autorennen auf dem New Jersey Turnpike. Freilich: Er singt nicht nur, sondern liefert eine humorvolle Scharade, hört die State Patrol hinter sich und hängt sie ab, schaut nach dem goldenen Mond und den Sternen, küsst sein Mädchen und ist überhaupt so cool wie die kühle Brise, die er sich zum Vorbild nimmt, wenn er davonrauscht. (Das berühmte Berry-spezifische Entengewatschel ab Minute 2:40 zu sehen...)

Ganz spaßig auf jeden Fall und eine schöne Erinnerung an das Traumland längst vergangener Tage.


Keine Kommentare: