12. Juli 2009

Bildbetrachtung


Dieses Andachtsbildchen, das den hl. Josef von Copertino (1603 - 1663) zeigt, hat das Zeug, zu meinem Lieblingsbildchen zu werden. Und zwar nicht nur wegen des ausgefallenen Motivs, sondern weil sich da, auf dem engen Raum von paar Quadratcentimetern, einige Geheimnisse unseres Glaubens auch für geistlich Halbblinde und religiös Unmusikalische clarissime dargestellt finden: Daß unser GOtt ein entzückender, ein hinreißender GOtt ist, der auch in gewöhnlichen Menschen eine große Liebe, ausreichend für ein ganzes Leben wecken kann; daß die Liebe GOttes nicht ohne Abschiede und ohne Verwandlung zu haben ist (eigentlich ist sie gar nicht zu "haben"), Mitfranziskaner bleiben u.U. genauso zurück wie Familienangehörige; daß die Liebe GOttes keine rein innerliche, spirituelle ist, sondern Leib und Seele gleichermaßen ergreift - den ganzen Menschen eben; daß die Glorie, die Herrlichkeit GOttes in diesem Leben zwar schon einmal aufscheint, aber dort nicht zu fassen ist - im Gegenteil: das kleine Bildchen unseres Lebens umfasst, nachdem sie es vorher überhaupt erst erschaffen hat. (Da ist es also nur konsequent, daß die Franziskaner von Osimo von der Gloriole nur ein Stückchen zeigen.) Und auch ein Stück Engelkunde, Angelologie gibt es zu sehen: Auch die mächtigsten, erhabensten, entflammtesten, liebeerfülltesten Erzengel, die Himmelsfürsten, sind vor IHM nur kleine Kinder, reichen nicht an Seine Fülle, Seine Macht, Seine Liebesflamme.

Und bevor Sie, liebe Leser, und ich völlig abheben, gebe ich zu bedenken, daß der hl. Josef von Copertino - laut der Kurzbiographie auf der Rückseite - "eine grosse Berühmtheit als Studentenseelsorger" erlangte. Ihr Ergriffenen aller Länder und Diözesen, Ihr Mystiker in Euren ökologischen Nischen: Auch Ihr seid also gesandt zu den KHGs dieser Welt. Keiner fliegt nur für sich selbst, würde der hl. Josef vielleicht sagen. Er fliegt hin zum HErrn und fliegt gleichzeitig, simultan zu den Menschen. Und so er Glück hat und der HErr will, fliegen andere auf ihn - und mit ihm zu IHM.

(Gewidmet sind diese Zeilen Frau E.)

1 Kommentar:

Elsa hat gesagt…

Ach schön! Das ist dir aber wieder sehr gelungen!
Es freut mich, dass das kleine Bildchen dich so inspiriert hat.

Wenn das die Franziskaner in Osimo lesen könnten ...