11. April 2009

Vorösterliches

* Um die jahreszeitliche Rhetorik von den "Symbolen für neues Leben" hier wenigstens einmal aufzugreifen: Heute morgen erblickte ich auf einem Gehsteig den ersten Maikäfer, der doch wohl auch ein Symbol dafür ist, daß immer wieder neues Leben entsteht, daß alles grünt, blüht, schwirrt, frisst.

* "Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen." - So sprach einst der, dessen Name in der säkularen Welt nicht genannt werden braucht, wenn man Ostern feiern will. Unverbindlicher klingt es eben bei Hermann Hesse ("Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde uns neuen Räumen jung entgegen senden."), den Stefan Toepfer in der FAZ ausgiebig kommentiert, während er den Eigentümer dieser Räumlichkeiten elegant ignoriert.

* Die SZ schaut sich Kathedralen an - zum einen die französischen als Ort nationaler Symbolik und - zweitens - mit den Augen Goethes und Prousts die "Gesamtkunstwerke", die es dort zu sehen gibt. Gustav Seibt:

"Kirchenbau und Gottesdienst als Gesamtkunstwerk - das war auch das Argument, das Marcel Proust gegen die Profanierung der französischen Kathedralen im Zuge der Laisierungsgesetze von 1904 ins Feld führte. 'Wenn das Opfer von Christi Fleisch und Blut nicht mehr in den Kirchen zelebriert wird', schrieb Proust in seinem Essay über den "Tod der Kathedralen", 'werden sie ohne Leben sein. Die katholische Liturgie bildet mit der Architektur und Skulptur unserer Kathedralen eine Einheit, denn sie entspringt derselben Symbolik wie diese'. Wenn man sie abschaffe, werde man sich künftig gezwungen sehen, diese untergegangenen Gesamtkunstwerke - ausdrücklich zog Proust den Vergleich mit Wagners 'Parsifal' - in saisonalen Festspielen für ästhetische Snobs nachzuspielen, auf leblose, archäologische Weise. Heute dagegen sei es das Volk selbst, 'das sich die Mühe macht, uns unwissentlich eine Vorstellung zu liefern'."

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