3. Januar 2008

Frischer Glaube

"Sei gepriesen, o Gott, der Du lebendig bist über alles menschliche Leben hinaus. Du hast Dich uns geoffenbart, und ich glaube Deinem Wort. Ich will keinen Gott nach meinem eigenen Bilde, der mich in die Welt versiegelt, sondern verlange nach Deiner heiligen Wirklichkeit, und wie sie mir entgegentritt, so sei sie aufgenommen. 'Ich glaube, Herr; hilf meinem Unglauben!"

Ach, ab und zu müssen wir so beten wie Romano Guardini hier. Gerade in diesen Tagen zwischen dem ersten Advent und dem Fest der Erscheinung des Herrn begegnen uns en masse die gezähmten Bilder GOttes und SEiner Heiligen: das Christkind, die Engelchen, die Heilige Familie, die Drei Könige, der Nikolaus, der Weihnachtsmann als Kreuzung zwischen dem Nikolaus und dem lieben Alterchen namens Gott. Wer Jahr für Jahr das Kommen GOttes in die Welt, SEin Kommen als Mensch, ins Fleisch feiert, kann wohl nicht anders als sich daran zu gewöhnen, seine eigenen Bilder dieses Geschehens zu malen und zu schnitzen, schön einzurahmen nach dem Geschmack des Jahrhunderts oder Jahrzehnts, sie schön geordnet vor nachgebauten Gebirgslandschaften oder Großstadtsilhouetten aufzustellen, die Geschichte immer wieder in gleichen, ähnlichen, festgelegten Worten zu erzählen.

"Glaubst du an Weihnachten?" - Schlimmer als der Zweifel an Ochs und Esel ist der Verlust des Staunens über diese Verrückheit GOttes: Der "GOTT von GOTT, LICHT vom LICHT, wahrer GOTT vom wahren GOTT", der Gezeugte-nicht-Geschaffene, der Eines-Wesens-mit-dem-VAter ist - er liegt neben seiner Mutter, macht seinen ersten Schrei, nimmt den ersten Schluck Milch, greift mit kleinen Händchen nach einer großen Hand ... Den Rest Seiner Geschichte kennen wir - und kennen sie doch nicht, weil wir sie nicht mehr zum ersten oder zweiten Mal hören, sondern seit unserer Kindheit schon vieltausend Mal erzählt bekamen von anderen, die sie sooo besonders aufregend auch nicht mehr fanden.

"Aber Glaube darf nicht eine Stunde alt sein! Das ist es!" lässt Robert Musil seinen "Mann ohne Eigenschaften" sprechen. Für mich und die Frische meines eigenen Glaubens waren in der letzten Zeit Begegnungen mit Menschen wichtig, deren Glaube zwar älter als eine Stunde, aber doch noch: frisch war und ist. Die ihre ersten Schritte als glaubende Christen gehen, die Kniebeuge und den Kommunionempfang üben, aus deren Worten man das Staunen und Wundern, die Freude und das Verzaubert-sein heraushört.

Solche Begegnungen wünsche ich jedem von uns Christen mit dem alten Glauben, dem kritischen Verstand und dem abgebrühten Blick, der alles schon mindestens einmal gesehen hat.
Ersatzweise tun es auch Bücher: Ich lese momentan mit großer Freude die Geschichte von Lauren F. Winner: Girl meets God. Spannend, frisch, unkonventionell.

2 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Jaaaaaaa!

Dank für das kräftige Gebet von Romano Guardini, diesem großen Alten, dessen Glaube so jung und frisch war.

Und Dank für diese Schneise (nicht nur, aber auch) ins neue Jahr: Staunen, Augen machen, Sich-Wundern über die Wunder der tagesfrischen Liebe Gottes.

Das alles ist ja unverfügbar, eine Gnadengabe des Herrn, nicht produzierbar durch das menschliche Herz, aber ausstrecken danach, bitten darum, sich sehnen danach...das kann ich, will ich.

Und - in der Tat: Gott schenke uns Menschen, die uns daran erinnern und uns darin ein Vorbild sind.
(In Klammern und ohne Liebedienerei: Danke, scipio, dass Sie viel von beidem sind: Mensch, der staunt und an das Staunen erinnert; den Blog durchzieht beides...)

Scipio hat gesagt…

Danke auch zurück! Vergelt's Gott, wie die älteren Leute bei uns hier sagen...