30. Januar 2008

Bücherstöckchen

"Meme" klingt viel anspruchsvoller und kultivierter als das deutsche Stöckchen", bei dem ich jedes Mal an Azaleen oder Tomaten denken muß.

So oder so, es ist mal wieder Zeit für ein "Book Meme" bzw. "Bücherstöckchen", das vom Curt Jester stammt.

1. Welches Buch vermeidest Du instinktiv zu lesen, obwohl Du nur lobende Besprechungen gesehen hast?

Gibt es ein Buch, das nur gelobt wird? Viel gelobt, aber für mich reizlos ist der deutsche Bücherbestseller 2007, das Kerkelingsche "Ich bin dann mal weg". Ich glaube, nicht einmal in einer Buchhandlung habe ich es je durchgeblättert. Von Anselm Grün habe ich ein paar (wenige) Bücher, aber es noch nie geschafft, eines davon wirklich von vorne nach hinten zu lesen. Nach 10, 15 Seiten war mein guter Wille wie weggeblasen.

2. Wenn Du drei Charaktere für eine gemeinsame Unternehmung oder Begegnung lebendig machen dürftest, welche wären das und wofür würdest Du sie zusammenholen?

Mit Will Barrett und Allison im Gewächshaus sitzen, und vielleicht noch einen jungen, nordfranzösischen Landpfarrer dabei haben, der eine Flasche seines roten Weines mitgebracht hat. Ja, das wäre interessant, vorausgesetzt man hätte eine gemeinsame Sprache.

3. (Um ganz schamlos eine Idee aus Jasper Ffordes Thursday Next-Romanen zu verwenden): Man sagt Dir, Du könntest erst sterben, nachdem Du den langweiligsten Roman auf Erden gelesen hast. Es ist zwar ganz schön, unsterblich zu sein, aber irgendwann ist es doch an der Zeit zu sterben. Welches Buch, meinst Du, beschert Dir einen angenehmen Tod?

An Fontane habe ich ganz schlechte Erinnerungen. Vielleicht könnte es bei der zweiten Lektüre von "Frau Jenny Treibel" klappen...

4. Gib's zu, wir haben es doch alle schon gemacht! Bei welchem Buch hast Du angedeutet or vorgegeben, Du hättest es gelesen, obwohl Du es weder vor- noch hinter Dir hattest?

Hm. Vielleicht "Frau Jenny Treibel"? Oder habe ich es damals, KGA, 11c, Dr. Sturm, doch gelesen?

5. Du bewirbst Dich als Offizieller Leseberater für eine v.i.p. (die kein großer Leser ist). Was wäre das erste Buch, dessen Lektüre Du empfiehlst und warum?

Da fällt mir Cormac McCarthys "Die Straße" ein: noch neu, viel gelobt und ausgezeichnet, nicht zu lang, gut geschrieben, modisches Thema, dunkel eingefärbt mit Hoffnungsstreifen. Damit macht man nichts falsch. Und ein guter Einstieg, wenn man wieder mehr lesen möchte.

6. Die gute Fee kommt und gewährt Dir einen Wunsch: Du darfst Dir eine Fremdsprache aussuchen, die Du beim Lesen perfekt verstehen wirst. Welche wählst Du?

Französisch.

7. Die böse Fee kommt und sagt, Du müsstest Dir ein Buch aussuchen, das Du von jetzt an einmal im Jahr lesen musst - bis ans Ende Deiner Tage. (Andere Bücher darfst daneben auch lesen.) Welches wählst Du?

Die gesammelten Gedichte von Robert Frost oder E. E. Cummings. Mit der endgültigen Entscheidung warte ich, bis die Fee wirklich klopft.

8. Das Bloggen über Bücher erweitert den Lektüre- und Bücherhorizont. Was hast Du durch Blogschreiben und -lesen entdeckt?

Zuerst fällt mir "Mystik des Sterbens" von Hans-Peter Hauschild ein, auf das Ralf vor Jahren hingewiesen hat und das mich dann genauso beeindruckte wie ihn. Und von Cummings habe ich auch erst durchs Bloggen etwas gehört: durch einen seiner deutschen Übersetzer (Danke, Lars!) und durch dylan.

9. Die gute Fee kommt noch einmal vorbei - Du darfst Dir Deine Traumbibliothek zusammenstellen. Wie sieht sie aus? Lederrücken? Erstausgaben? Uralte Taschenbücher? Oder ein paar signierte Werke? Ruhig drauflos gewünscht!

Die Freiheit nehm ich mir.

Also dann: die komplette Trilogie des Hans Urs von Balthasar und seine gesammelten Aufsätze, dazu eine schöne Ausgabe deutscher Klassiker, denn da habe ich eine Bildungs- und Bücherlücke. Und vielleicht die Fontes Christiani. Bernanos und Péguy in Erstausgaben (gelblich-beige, von Gallimard?) Das wär fein und würde erstmal reichen.

[Man weist mich darauf hin, daß es in dieser Frage um die "Äußerlichkeiten" geht - zu Recht! Nun denn: Die Rücken der Balthasarschen Trilogie haben etwas Imposantes an sich, mit ihrem dunklen Leinen bzw. den grauen Schutzumschlägen. Und die beigen Bände der Editions Gallimard wirken auch sehr klassisch (Bsp.). Leder? Muß nicht sein. In ein paar Jahrzehnten wird eh alles verscherbelt. Spätestens.
Aber wenn ich schon am Wünschen bin: Platz wäre gut. Dann müssen keine zwei Reihen hintereinander stehen.]

Jemand da zum Weitermachen?

4 Kommentare:

Harki hat gesagt…

Zu Frage 3 und 4: Ich habe ganz ähnliche Erinnerungen an Effi Briest. Furchtbar. In einer Gewaltaktion an einem Nachmittag irgendwie überflogen...

Ist Frage 9 nicht so zu verstehen, daß nach der physikalischen Gestalt, nach dem reinen Aussehen der Traumbibliothek gefragt wird?

Thomas Matterne hat gesagt…

Also bei einem Bücherstöckchen bin ich natürlich (fast) immer dabei.

Scipio hat gesagt…

@harki:

Irgendwie hätte ich Dir auch Fontane zugetraut. Aber tröstlich, daß es anderen auch so ging.

Bei Frage 9 hast Du recht, aber ich drifte da immer schnell weg zu den Büchern selber.

Anonym hat gesagt…

Hab das Stöckchen bei Thomas Matterne gefunden und mir ist aufgefallen, die "Fontes Christiani" fehlen in meiner Traumbibliothek, wo ich mir als Sprache doch Latein gewünscht hab. Danke für den Tip.