13. September 2006

Head's amoi döm Ringsgwandl zua:
Das Einzige, was mich zurzeit noch daran hindert, wieder in die katholische Kirche einzutreten, sind die eingedeutschten Messen und das renovierte Vaterunser. Der Text, den ich noch gelernt hatte, war in einer unantastbaren Sprache abgefasst, auf einer literarischen Höhe, die jedem sofort vermittelte, hier radebrecht kein reformfreudiger Studienrat, hier spricht Gott. Kann sich jemand vorstellen, dass Gott in der Nähe ist, wenn, wie kürzlich bei einer Kindstaufe, eine Pfarrerin in Kurzhaarfrisur Lieder der Rolf-Zuckowski-Machart zur verstimmten Wandergitarre singt?

Ich möchte zu meiner Beerdigung ein Hochamt mit Scharen von Ministranten, die, ohne ein Wort zu verstehen, ellenlange Gebete auf Lateinisch herunterrasseln, das Licht muss durch hohe bunte Fenster kommen und auf Schwaden von Weihrauch strahlen, von der Orgel soll erhabene Musik von Bach erklingen (ein Protestant, macht aber nix), dazu Chorgesang mit der Inbrunst von achtzig enttäuschten Hausfrauen, die Priester in so reich verzierten Gewändern, dass ihre sündhafte Person dahinter verschwindet, und wenn die Liturgie in Latein und Griechisch gelesen wird, weiß ich, dass es etwas gibt jenseits von Rentenanspruch und bewusster Ernährung, etwas, das schon vor den Assyrern existierte und noch sein wird, wenn Josef Ackermann längst vergessen ist. Erst dann ist meine Seele beruhigt, und dann mag mein Sarg getrost ins Feuer fahren."
Aba das'd's net moand, des woa ois. Do gibbd's no mea, inklussif ebbas fias Stammbuach.

I moag ean.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

i woass ned recht..."oba i ho an Popst g'seng", des hat ma deamoi jo nu taugt, oba des es a weng goa dick auftrogn... jetzt wudtat der am end nu "müstisch", ja sakara, do herat si jo glei ois auf...na des glaub i eam ned gonz, na wirkli ned....

Scipio hat gesagt…

Ja, ist schon klar. Eine Goldwaage darf man hier nicht hernehmen und hart im Nehmen sollte man auch sein.

Aber für den Ringsgwandl ist das ja schon ein richtiger Paradigmenwechsel. Wenn so eine öffentliche (Kunst-)Person sich ernsthaft zu existentiellen, religiösen Dingen äußert (und ich denke, das macht er hier schon), dann ist es kein schlechter Kunstgriff, so zu schreiben, wie er's tut: plakativ, schillernd, mit Übertreibungen, Beispielen, Erinnerungen gewürzt. A bisserl wie der Harald Schmidt.