2. September 2003

Die besseren Systemverwalter

Neal Stephenson hat in seinem Roman Cryptonomicon eine ganz überraschende Würdigung der Christen und speziell ihres Umgangs mit "Sündern" untergebracht:

"Randy und Amy hatten letzte Nacht eine geschlagene Stunde im Gespräch mit Scott und Laura verbracht; sie waren die Einzigen, die sich bemühten, Amy den Eindruck zu vermitteln, dass sie willkommen war. Randy hatte nicht die leiseste Ahnung, was diese Leute über ihn und das, was er getan hatte, dachten, aber er spürte sofort, dass das letztlich gar nicht der Punkt war, denn selbst wenn sie dachten, er hätte etwas Schlimmes getan, verfügten sie wenigstens über einen Rahmen, eine Art Verfahrenshandbuch, um mit Missetaten umzugehen.

Um es in die Begriffe der UNIX-Systemverwaltung (Randys grundlegende Metapher für fast alles) zu übersetzen: Die postmodernen, politisch korrekten Atheisten glichen Leuten, die ohne jegliche Dokumentation oder Anweisung plötzlich für ein großes, wahnsinnig komplexes Computersystem (nämlich die Gesellschaft) verantwortlich waren und deren einzige Möglichkeit, das Ding am Laufen zu halten, darin bestand, mit einer Art neo-puritanischer Strenge gewisse Regeln zu erfinden und durchzusetzen, denn mit jeglicher Abweichung von dem, was sie als Norm betrachteten, hatten sie große Schwierigkeiten.

Dagegen glichen Leute, die in eine Kirche eingebunden waren, UNIX-Systemverwaltern, die zwar vielleicht nicht alles verstanden, aber doch über eine Dokumentation, ein paar FAQs und Hilfe-Programme und README-Dateien verfügten, die ihnen, wenn die Dinge aus dem Ruder liefen, eine gewisse Anleitung boten. Mit anderen Worten, sie waren in der Lage, Flexibilität zu zeigen." (S. 761)

Keine Kommentare: