Dirk Tänzler ist 41 Jahre alt und quasi von Berufs wegen Dauerjugendlicher.
Dirk Tänzler ist keiner, der je "Benedetto" rief, weder 2005 noch jetzt. Er ist nämlich "generell eher zurückhaltend" (Tänzler). Das macht aber nichts. Macht ihn höchstens sympathischer, noch sympathischer. Ein bedächtiger, stiller, leiser Typ ist er, der Tänzler.
Und weil Dirk Tänzler als "Chef der Katholischen Jugend" (S_____L) nicht ausgelastet ist, sucht er eine Mission. Dolmetscher wäre was, das hat er erkannt. Da gibt es Bedarf. Weil es nämlich so viele Mißverständnisse gibt.
Nehmen wir den Papst zum Beispiel. Den mag der Herr Tänzler zwar nicht so richtig und muß im Interview ein paar Mal über seinen breiten Schatten springen, um sich ein paar "leise kleine" (Tänzler) Lobeswörtchen abzuringen. Aber wo Not am Mann ist, wo zum Beispiel ein Intellektueller wie Benedetto nicht recht verstanden wird, ist ein Tänzler nicht weit: "Da braucht es wie in anderen Dingen immer wieder Übersetzer, die sagen: Was meint denn überhaupt der Papst? Da können und wollen wir uns anbieten."
Dirk Tänzler ist, und das qualifiziert ihn irgendwie schon auch als Übersetzer, ein Mann mit Geschmack fürs Banale. Banal - so wie in "ich weiß, dass sich nicht alle katholischen Jugendlichen den Papst zum Vorbild genommen haben." Oder auch wie in "Er hat gute Akzente gesetzt, die aber zum Teil ganz anders angekommen sind." Anders angekommen freilich nicht bei Tänzler, i wo. Denn sonst könnte er ja nicht übersetzen. Oder?
Freilich: Loyal muß ein Übersetzer schon sein. Und Tänzler ist es. Hat er doch nie mit dem Gedanken gespielt, die Kirche zu verlassen. Nicht in den letzten Wochen. Im Gegenteil: "Ich habe nie mit dem Gedanken gespielt, weil ich überzeugt bin, dass Kirche und Glaube für die Gesellschaft gut sind. Und weil man die Kirche auch verändern und weiterentwickeln muss, und das kann man nur von innen."
Ach ja, der zurückhaltende Herr Tänzler. Er sagt wie immer nicht alles, sagt vorsichtshalber nur das, was die liebe Tante vom S_____L hören will. Natürlich ist er überzeugt, daß Jesus Christus die Kirche gestiftet hat, daß ER seine Kirche liebt als seine Braut. Natürlich glaubt er, daß die Kirche Hüterin der Wahrheit ist, Heimat der Heiligen und Tempel des Gegenwärtigen. Natürlich glaubt er, daß vor aller Kirchenreform erst die Tänzler-Reform kommen muß, so wie ich glaube, daß sich Scipio dringend und grundlegend reformieren muß. Aber wieso die Journalistin und die vielen Leser/inn/en vor den Kopf stoßen? Dann lieber bescheiden tun und allein die gesellschaftliche Relevanz des Glaubens und die sempiterna reformatio erwähnen.
Denn wenn ein Tänzler in der falschen Ecke steht, hat keiner was davon: Dann weiß der S_____L nicht mehr, welchen Katholiken er guten Gewissens interviewen kann. Dann fehlt der Katholischen Jugend der Chef und sie wird am Ende wieder monarchistisch. Dann verstehen wir alle nicht, was der Papst eigentlich meint. Das kann keiner wollen.
Deshalb brauchen wir ihn. Und wünschen uns noch mehr von seinem Schlag. Schafft zwei, drei, viele Tänzlers!
Mehr Dirk Tänzler gibt es hier, beim S_____L.
6. April 2010
Gut, daß es den Tänzler gibt!
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1 Kommentar:
Tja, ich war zwar damals nicht mehr jung, so um die 40, aber es war eigentlich genau andersherum. Der Papst hatte mir übersetzt, oder sagen wir besser, er hat aus der ungenießbaren Brühe, die mir die deutschen LaberLaber-Katholiken vorgesetzt haben, in einer Art Meisterleistung des Küchenchefs eine Essenz zubereitet: Kräftig reduziert, klar, konzentriert. Die Essenz eben.
Und wenn ich heutzutage als Katholik dem Spiegel ein Interview gebe, bin ich nichts weiter als ein lächerlicher Defätist. Übersetzt ihm das denn niemand?
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