21. Mai 2005

Anmerkungen zum diözesanen Wort zum Sonntag

Zugegeben, was unsere - geweihten, ungeweihten oder nicht weihbaren - Theolog/inn/en jede Woche im Bistumsblatt zu Papier bringen, soll nicht unbedingt die ganze Fülle des christlichen Glaubens in seiner römisch-katholischen Ausprägung abbilden. Zugegeben auch, daß die halbe Seite, die zur Verfügung steht, am Dreifaltigkeitssonntag besonders kurz ist. Zugegeben, daß Wiltrud Stoer diesmal ihr Bestes gab.

Aber umso mehr warte ich auf das Jahr, in dem die Schreiber/innen auf Sätze wie die folgenden verzichten:
"Doch können wir heute mit dieser Aussage noch etwas anfangen? So geläufig sie uns in der täglichen Praxis ist: im Kreuzzeichen, beim Segnen, im „Ehre sei dem Vater...“ – hat sie für uns noch eine persönliche Bedeutung? Können wir Rede und Antwort stehen, wenn wir gefragt werden, was es mit „diesen drei Personen“ auf sich hat?"
Dann wäre Platz gewonnen für bessere und vor allem: überraschendere Aussagen. Denn Sätze wie diese hört man an Sonntag nach Pfingsten landauf und -ab in den katholischen Kirchen Deutschlands.

Ganz weit weg von der "ganzen Fülle" des Glaubens sind Passagen wie:

"Hinter dem Dreifaltigkeitsglauben steckt die Frage, wer Gott ist. In der Bibel finden wir dazu wenig. Ihr geht es um Erfahrungen, die Menschen mit Gott gemacht haben, welche Bedeutung er für ihr Leben hat."
Natürlich bietet die Bibel an keiner Stelle eine ausgebaute Trinitätstheologie, genauso wenig wie eine voll reflektierte Rechtfertigungslehre oder eine Transzendentalchristologie. Aber daß wir in der Bibel nichts über die "Frage, wer Gott ist", finden - glaubt Frau Stoer das wirklich? Waren Juden und Heiden damals, befangen in ihrer engen, unaufgeklärten Welt, einfach damit zufrieden, daß Gott "für ihr Leben" eine "Bedeutung" hat - ohne zu fragen, wer dieser GOtt ist? Warum erzählt Frau Stoer ihren Lesern nichts über das Verhältnis der "immanenten" und der "ökonomischen" Trinitat, über die Gründe, warum eben nur ein drei-einiger Gott ein Gott sein kann, der nicht einen Menschen mit einem exemplarischen Leben beauftragt, sondern selber todverfallenes Fleisch wird? Warum nur das Sterben des Gottes-Sohnes am Kreuz zur Erlösung reicht? Warum eben doch nur trinitätstheologische "Spitzenaussagen" der heilsgeschichtlichen Offenbarung GOttes und ihren Spitzenereignissen von Donnerstag abend bis Sonntag morgen gerecht werden? Jedenfalls nach Meinung der Kirche(- da nämlich die Privatmeinung einer Pastoralreferentin wie die eines jeden Pfarrers einen Christenmenschen völlig egal sein darf)?

"Das Geheimnis dieses Gottes ist es, dass er sich uns auf verschiedene Weise zeigt. Er ist das Geheimnis der Liebe, er ist Lebensfülle, er sucht verschiedene Wege, um Zugang zu uns Menschen zu finden, um uns in unseren ganz unterschiedlichen Lebenssituationen nahe sein zu können. Diese vielfältige und reiche Phantasie Gottes, uns seine Liebe erfahren zu lassen, das feiern wir heute am Dreifaltigkeitssonntag."
Nein, das Geheimnis GOttes sind nicht die "verschiedenen Weisen" (die lateinisch nicht umsonst "Modi" heißen, wie in Modalianismus), sondern es ist gerade diese eine Weise, wie ER sich in SEinem Sohn, Jesus, dem Sohn Mariens aus Nazareth, zeigt. Diese eine Weise - und nur diese eine Weise - ist es, die IHm völlig ausreicht, um uns "in unseren ganz unterschiedlichen Lebenssituationen nahe sein zu können".

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