Klaus Bergers Therapie
"Es wird nichts helfen, die drei 'K' werden für Christen in dieser weltgeschichtlichen Auseinandersetzung notwendig werden: Katechismus, Kultur und Kinderfreundlichkeit. Mit Katechismus meine ich ein klares und verständliches Begreifen des eigenen Glaubens. Das betrifft besonders jene Positionen, die sich vom Islam unterscheiden, nämlich Dreifaltigkeit und Sühnetod Jesu. Wir können es nicht dabei belassen, dass nur der Islam auftritt als die 'biblische Religion für die Leute von der Straße'. Ein schlichter, klarer Katechismus, wie wir ihn in der Nachkriegszeit hatten, ist überfällig. Unsere Kultur aber sollte mit traditionsbewusster Gelassenheit auftreten, die darum weiß, dass wir viel, aber eben bei weitem nicht alles dem Islam des Mittelalters verdanken. Die Begegnungen werden oft gerade dadurch erschwert, dass die Gemeinsamkeiten weiter reichen, als wir ahnen. Ich habe aber immer wieder Muslime erlebt, die vor glaubwürdig frommen Christen große Hochachtung hatten. So ist es auch im Koran."
Wie geht der Westen mit dem Islam um? Dem Allermeisten im ZEIT-Artikel von Klaus Berger: Die Muslime sind längst unter uns stimme ich zu - eines aber lässt er außer acht: Der Westen - mindestens der europäische - ist säkular. Das eigentliche Thema ist daher nicht, wie Christen und Muslime miteinander umgehen und wie sie einander besser verstehen, sondern wie eine gott-freie Gesellschaft und Kultur mit Kulturen umgeht, in denen die Religion genau so selbstverständlich ist wie in Deutschland das Bekenntnis zur Freiheit des einzelnen, sein Leben nach eigenen, individuellen Vorstellungen zu gestalten, oder zu glauben, was er für richtig hält.
Ein "schlichter, klarer Katechismus" wäre vermutlich eine interessante Lektüre für aufgeschlossene Muslime und einen Teil des Feuilletons, ein Tabu-Buch für die Mehrzahl der deutschen Katholiken, ein schwer verdaulicher Bissen für die Hierarchie und unakzeptabel für die Theologenzunft. No chance, nicht einmal in der katholischen Kirche.
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