31. März 2005

Wieder verwaist und allein

Eher zufällig eben in Peter Strassers Journal der letzten Dinge, S. 157f. gefunden:

"John Irving: 'Anyone can be sentimental about the Nativity; any fool can feel like a Christian at Christmas. But Easter is the main event; if you don't believe in the resurrection, you're not a believer.'

Dazu eine Bemerkung Wittgensteins: 'Was neigt auch mich zu dem Glauben an die Auferstehung Christi hin? Ich spiele gleichsam mit dem Gedanken. - Ist er nicht auferstanden, so ist er im Grab verwest, wie jeder Mensch. Er ist tot und verwest. Dann ist er ein Lehrer, wie jeder andere und kann nicht mehr helfen; und wir sind wieder verwaist und allein.'

Angenommen, woran es uns, den Ungläubigen, Heimatlosen, sich über die Schafe Erhebenden, fehlt, ist jene Unschuld in Ansehung des Auferstehungsereignisses, von der Wittgenstein sagt, sie könne nur eine Folge der Erlösung zur Liebe sein: 'Es ist die Liebe, was die Auferstehung glaubt.' Um so lieben zu können, muß man vom Zweifel erlöst sein.

Das bedeutet auch, daß sich niemand selbst vom Zweifel befreien kann. Man kann sich dogmatisch verhärten und dabei dumm werden; man kann, aus Angst vor den Folgen, alle Argumente gegen die Möglichkeit, von den Toten aufzuerstehen, vom Tisch wischen. Man kann sagen, das Wissen um die irreversiblen Prozesse des Sterbens und der Verwesung hat für mich keine Bedeutung, obwohl es doch eine hat. Man macht bei Jesus eine Ausnahme, obwohl man weiß, daß es keine Ausnahmen gibt. Und so ist man auch gar nicht wirklich vom Zweifel befreit.

Der Glaube, der wahre Glaube, macht hier keine Ausnahme. Denn wer die Evangelien mit dem erlösten Blick der Liebe liest, der weiß, daß Jesu Tod nicht von dieser Welt ist. Es ist eine Art des Sterbens, für die der Ungläubige, der zu dieser Liebe nicht fähig ist, keinen Blick hat. Der Unglälubige sieht einen toten Körper, der vom Kreuz abgenommen und ins Grab gelegt wird. Er kann den Körper des Menschensohnes, den göttlichen Leib, gar nicht sehen. Was er sieht, das ist eine verstümmelte Leiche, die sehr bald in Fäulnis übergegangen sein wird."

20. März 2005

Osterpause

Ich bin meinem Heimatrecht auf der Spur
dieser Geographie nächtlicher Länder
wo die zur Liebe geöffneten Arme
gekreuzigt an den Breitengraden hängen
bodenlos in Erwartung -
(Nelly Sachs)

Der geneigten Leserschaft eine gesegnete Karwoche und ein frohes Ostern!

Ich sitze morgen früh im Flug CO51 nach NY-Newark und bin am 30. März wieder zurück - so G-tt will. Bis dahin gibt es hier nichts oder wenig Neues.
Alberne Reformen

„Wer den heutigen Katholizismus nicht mag, sollte austreten und Protestant oder Atheist werden, statt ihn durch alberne Reformen zu verderben.“ (Paul Feyerabend, zit. in der Tagespost)

18. März 2005

Frühling in Deutschland

Dem Fußgänger kommen jede Menge Kinder entgegen. Die Hausärztin dekoriert den Vorgarten österlich. Am Hang gegenüber greift sich ein Falke seine Beute.
Eine erstaunliche Geschichte - zu schön, um nicht wahr zu sein

So fing's an:

"A man on trial for rape shot and killed the judge in his case, a court stenographer and a sheriff's deputy in a courthouse rampage on Friday morning, law enforcement officials said. The suspect fled, hijacking several cars and setting off a manhunt in several states across the South." (New York Times)

Und so ging's weiter in Flannery O'Connor Country. Eine erstaunliche Geschichte, deren "einzige Moral Liebe ist" (P. Noonan).
Ausweg aus dem subtilen Gemeindetriumphalismus

"Es gibt aber auch, nach der Demütigung des hierarchischen Triumphalismus, einen subtileren geistigen Triumphalismus der Gemeinde- oder Gruppenideologie. Aus solcher sind ja von jeher - seit Paulus, Johannes und den Gnostikern - die Sekten der 'reinen Kirche' hervorgegangen. Das sind Leute, die als Einzelne oder als Gemeinschaft das Attribut der kirchlichen Heiligkeit für sich gepachtet haben.

Die Humilität der kleinen Gruppen ist heute das der Kirche Nötigste, aber das Gefährdetste, durch Versuchung zur Weltlichkeit auf der einen, durch Versuchung zur abgeschlossenen Autonomie auf der andern Seite. Ausweg kann nur die Offenheit für die unverkürzte Katholizität der Offenbarung Gottes sein, für jenes Größtmögliche des Einsatzes Gottes in Christus für die Welt, das keine voreilig abschließende Deutung verträgt, kein Bescheidwissen, keine endgültige Nachahmung und Wiedergabe im christlichen Leben, in Programmen und Einsätzen, sondern als das Immer-Größere uns überragt.

Für diese Katholizität schenkt dem, der empfänglich bleibt, wieder der Heilige Geist einen Instinkt, und der kann genau so scharf sein in dem alten Weib, das seinen Rosenkranz betet wie im Akademiker, der seinen Einsatz rational plant, oder im Theologen, der für den Einsatz Gottes den genuinsten Ausdruck sucht." (Hans Urs von Balthasar: In Gottes Einsatz leben.- Einsiedeln: Johannes, 1972, S. 104f)

17. März 2005

Wofür Fernsehgottesdienste alles gut sind

"Auf dem Weg zu einem gemeinsamen 'Haus Europa' leistet die Reihe der Gottesdienste einen wichtigen Beitrag, indem sie die Suche nach verbindenden geschichtlich-kulturellen Wurzeln und geistig-religiösen Traditionen in den Mittelpunkt rückt. " (ZDF.de - Grenzenlos glauben- Geschichte begreifen)
Das Anglikanische "Vorerst"

Vom katholischen "Und" und dem evangelischen "Solus, -a, um" hat man ja schon gehört. Die Anglikaner scheinen demgegenüber eine Konfession des "Vorerst" zu sein. (Vgl. Welt)

Aber klar: Warum soll ich heute eine Entscheidung treffen, die morgen von ganz allein kommt?
"Das ist es woran ich glaube"

Es soll jeder seine Meinung haben können, und wem es glückt, soll sie nicht nur von der Kanzel, sondern auch im Fernsehen und auf Kirchentagen sagen dürfen. Auch Jürgen Fliege. Gerade Jürgen Fliege. Wie sonst soll man "ins Gespräch über unterschiedliche Meinungen" kommen?

Sonst bleibt ja tatsächlich nur die die "Binx-Bolling-Alternative":

"Umfächelt und umhegt vom Sturm gehe ich zu Bett, geborgen wie eine Larve im Kokon, warm eingehüllt in christliche Freundlichkeit. Vom Sessel zum Bett und vom TV zum Radio, für ein kleines Schlummerprogramm. Ich folge dem Ritual der Gewohnheit wie ein Mönch, vergnüge mich an den alltäglichsten Wiederholungen und höre jede Nacht um zehn 'Woran ich glaube'. In dieser Sendung geben Hunderte der besten Geister dieses Landes, nachdenkliche und intelligente Leute, ihr Credo bekannt. Die zwei-, dreihundert, die ich bis jetzt gehört habe, waren ausnahmslos bewundernswert. Ich bezweifle, ob irgendein andres Land oder eine andre Zeit je so nachdenkliche und hochgeistige Menschen hervorgebracht hat (...)

Müßte ich all diese Leute mit einem gemeinsamen Merkmal kennzeichnen, so wäre das ihre Nettigkeit. Ihr Leben ist ein Triumph der Nettigkeit. Sie haben die wärmsten, großzügigsten Empfindungen und mögen jedermann. Und was sie selber angeht: auch der ärgste Griesgram muß sie mögen.

Die Hauptperson des heutigen Abends ist ein Dramatiker, der diese besondere Qualität auch in seine Stücke einbringt. Er fängt an:

'Ich glaube an die Menschen. Ich glaube an die Toleranz und an die Verständigung. Ich glaube an die Einzigartigkeit und an die Würde des Individuums -'

Jeder bei 'Woran ich glaube' glaubt an die Einzigartigkeit und Würde des Individuums. Aber es fällt auf, daß die Bekenner selber weit entfernt von Einzigartigkeit sind; daß sie in Wahrheit einander gleichen wie Erbsen in der Schote.

'Ich glaube an die Musik. Ich glaube an ein Kinderlächeln. Ich glaube an die Liebe. Ich glaube auch an den Haß.'

Wahr: ich bin einigen dieser Gläubigen im Haus meiner Tante begegnet, Humanisten und Psychologinnen. In 'Woran ich glaube' mögen sie jeden. Aber wenn es um diesen oder jenen geht, dann hassen sie ihn gewöhnlich auf den Tod.

'Woran ich glaube' hat mir nicht immer gefallen. Während ich bei meiner Tante wohnte, wurde ich davon in diabolische Zustände versetzt. Aber statt wie sonst einen Brief an eine Zeitung zu schreiben, besprach ich ein Band und ließ es Mr. Edward R. Murrow zukommen. 'Folgend die Glaubenswahrheiten von John Bickerson Bolling, Moviegoer, wohnhaft in New Orleans': so fing es an. Und so hörte es auf: 'Ich glaube an einen guten Tritt in den Hintern. Das ist es, woran ich glaube.' Ich habe diese Überreaktion freilich bald bedauert und war erleichtert, als das Band zurückgeschickt wurde. Seitdem bin ich ein treuer Hörer von 'Woran ich glaube'.

'Ich glaube an die Freiheit, an die Heiligkeit des Individuums, an die menschliche Brüderlichkeit -' (so schließt der Dramatiker).

'Ich glaube ans Glauben. Das ist es woran ich glaube.'

All die Zittrigkeit beim Gedanken an Sharon ist weg. Ich schalte das Radio aus und liege da, mit einem süßen Klingeln im Leib, einem Klingeln für Sharon und alle Mit-Menschen." (Walker Percy: Der Kinogeher. Frankfurt: Suhrkamp, 1986, S. 108 ff.)

16. März 2005

Fürs Handbuch des nutzlosen Wissens

Was für ein wunderschönes Wort, das mir vorhin aus meinem alten Langenscheidts Taschenwörterbuch Altgriechisch - Deutsch entgegensprang:

apokottabizein - die letzten Weintropfen aus dem Becher zur Erde schleudern, so daß sie aufklatschen.

Kein Wunder, wenn da wenigstens eine Frau zur Xanthippe wurde...

15. März 2005

Vorösterliche Hasenwitze

Alle englisch, aber einige funktionieren auch auf deutsch: Rabbit Jokes. (via Huw Raphaels Sarx)

How do you make a rabbit fast?
Don't feed it.

How can you tell which rabbits are the oldest in a group?
Look for gray hares.
Künstliche Sündelligenz



Das neue Softwarepaket "Sinbot Search & Destroy 2.0" der Fa. Curt Jester dürfte uns eine ganze Menge moralischen Einsatz sparen. Läuft nur auf vorinstalliertem MOS, spürt dann aber auch Theotrojaner auf - u.a. das LAV (Liturgical Abuse Virus). Mehr auf den Herstellerseiten!
Unsere liebe Frau vom Küchenfenster

"'One night I saw my mom staring in the window and she just kept staring and she finally said, ‘Bree, look into the window and tell me what you see,’ and I said ‘Oh my God, it's the Virgin Mary," said Brianna Torres.

The Torres family says the Virgin Mary is there, and even if you are not a believer, they will show it to you. (...)

Velma and her daughter Briana believe it’s a sign that she is there to watch over Dominik Torres, who suffers from cerebral palsy and the aftermath of a stroke.

What moved them even more, spiritually, was a picture Dominik took that they had a photographer digitally enhance.

"The image is the face of Jesus Christ. You can see his thorns, his eyes and his mouth. A lot of the times when a figure of Jesus shows up, Mary will show up to the left of him, and she there right to the left of him," said Velma Torres. (KZTV10 News Headlines from Corpus Christi, TX)
Du wirst geführt

"My faith is a part of everything that I do," she said. "It's not something that I can set outside of anything that I do, because it's so integral to who I am.

And prayer is very important to me and a belief that if you ask for it, you will be guided. Now, that doesn't mean that I think that God will tell me what to do on, you know, the Iran nuclear problem.

That's not how I see it. But I do believe very strongly that if you are a prayerful and faithful person, that that is a help in guiding us, as imperfect beings, to have to deal with extremely difficult and consequential matters." (The Washington Times)

Die "She" in question ist Ms. Condoleeza Rice, Secretary of State der U.S. of A.
Travelin' Blues

On the trail of the blues, from Nashville to New Orleans - SFGate
"Was haben die Amerikaner je für uns getan?"
- ein Monty-Python-Update


"All right, all right. But apart from liberating 50 million people in Iraq and Afghanistan, undermining dictatorships throughout the Arab world, spreading freedom and self-determination in the broader Middle East and moving the Palestinians and the Israelis towards a real chance of ending their centuries-long war, what have the Americans ever done for us?"
Zu Tisch mit dem Philosophen-Papst

Lord Weidenfeld in der Welt

14. März 2005

Taktiker am Zug

Über den Fortgang der Causa Hofmann-Gaillot-Breitenbach berichtet kath.net ausführlich.

Aktuell fallen viele taktisch gemeinte Sätze, wie der von Diözesan-Oberlaie Norbert Baumann: "Wer versucht, den früheren Bischof und den jetzigen Bischof gegeneinander auszuspielen, befindet sich meiner Meinung nach auf einem Irrweg, der nur schadet und niemandem nützt". Den Unterschied zwischen dem Hasenfuß-Schüler Paul-Werner Scheele und dem ebenso kampfeslustigen wie populären Friedhelm Hofmann sieht er auch - aber jetzt gilt es, eine Korrekturänderung zu verhindern und alles beim Alten zu lassen. Da zieht er gerne die Karte einer "ungebrochenen Tradition", wo er doch sonst lieber den Trumpf der "semper reformanda" ausspielt...
Die Antwort der Erde

O sweet spontaneous
earth how often have
the
doting

fingers of
prurient philosophers pinched
and
poked

thee
,has the naughty thumb
of science prodded
thy

beauty .how
often have religions taken
thee upon their scraggy knees
squeezing and

buffeting thee that thou mightest conceive
gods
(but
true

to the incomparable
couch of death thy
rhythmic
lover

thou answerest


them only with

spring)

(E.E. Cummings)

______________________________________________

O süße ungezwungene
erde wie oft haben
die
vernarrten

finger
lüsterner philosophen dich gezwickt
und
gestupst

,stieß
der dreiste daumen
der wissenschaft
deine

schönheit .wie
oft nahmen religionen dich
auf ihre knochigen knie und
herzten und

schüttelten dich auf dass du schwanger werdest mit
göttern
(doch
treu

der unvergleichlichen
bettstatt des todes,deines
rhythmischen
liebsten

gabst du zur antwort


ihnen nur

frühling)

(Übersetzung: Lars Vollert)

[Die Einrückungen und mehrfachen Leerzeichen der Cummingschen Typographie werden von Blogger leider leider geschluckt. Ich bitte um Verzeihung!]
ich.sechs nichtvorträge

"Ich wurde willkommen geheißen, wie kein Sohn irgendeines Königs nebst Königin jemals willkommen geheißen wurde. Das war mein freudiges Schicksal und mein größtes Glück. Wenn ich auch nur eine Andeutung dieses grenzenlosen Segens an Sie weitergeben könnte, würde dies mein Vorhandensein hier und jetzt rechtfertigen."

Hier und jetzt - das waren sechs Vorträge, die Edward Estlin Cummings als Charles Eliot Norton Lectures 1952/3 in Harvard hielt und die nun erstmals in deutscher Sprache, von Lars Vollert übersetzt, bei Langewiesche-Brandt erschienen sind. Ein "aesthetic striptease" (Cummings) ist bei solcher Art Veranstaltungen nicht ganz ungewöhnlich, und Cummings gibt eine Paradevorstellung: Er enthüllt sich, seine Eltern, sein Erwachen in die Welt, seine Sicht der Welt - zeigt viel von sich, aber er ist jederzeit souverän in dem, was er durchblicken, durchblitzen lässt. Und welche Überraschung! Er sieht aus, wie wir es von seinen Gedichten her vermuteten: ein Liebhaber nicht der Menschheit, sondern der Menschen, verliebt in das "you", in die Frauen, in die Natur, in den Frühling, gläubig vertrauend auf die Augen der Liebe und auf die Sehkraft des Herzens. Ein "ich", wie es im Buche des Individualismus des 20. Jahrhunderts steht: kreativ, neugeboren, wie selbstverständlich seine Heimat im Zentrum der Welt nehmend.

Die Lektüre ist trotz der komfortablen englisch-deutschen Parallelübersetzung nicht einfach und braucht ihre Zeit, aber mir hat sie riesiges Vergnügen bereitet. Denn zusätzlich gibt es Neuübersetzungen wunderbarer Cummings-Verse, die in den Auswahlbänden "like a perhaps hand" und "Poems" nicht enthalten waren. Lars Vollert ist dabei - wieder einmal - eine Übertragung gelungen, die den Cummingschen Tonfall konsistent und mit kleinstmöglichen Verlusten ins Deutsche überträgt. Was will man mehr?
Halbierter Bedarf

"Fast die Hälfte der bundesweit mehr als 20 000 evangelischen Kirchen und Kapellen würden künftig nicht mehr für Gottesdienste benötigt." So die EKD laut Welt.

13. März 2005

Spartip für den homo religiosus

Wer als religiöser Zeitgenosse einen billigen Außenblick aufs eigene Gotteshaus werfen möchte, kann das mit Unterstützung der Bundeszentrale für politische Bildung für 4,00 € zzgl Versandgebühren tun. Friedrich Wilhelm Grafs viel gelobtes Buch "Die Wiederkehr der Götter: Religion in der modernen Kultur" gibt es dort in der günstigen Lizenzausgabe.

Exzerpte gibt es in dem interessanten (und schönen!) Blog von Theodor Frey!

12. März 2005

Ein Kommentar von der Basis

Eine Wortgottesdienst-Leiterin kommentiert in der Tagespost den Fastenbrief ihres (und meines) Bischofs: "Er vertritt die liturgischen Bestimmungen der Gesamtkirche und bezieht eindeutig Stellung. Damit spricht er aus, was wir – wenn wir ehrlich sind – längst wissen. Ich sehe darin keine „Dienstanweisung“ oder keinen diktatorischen Führungsstil, wie in manchen Leserbriefen diese Haltung beschrieben wurde. Bischof Friedhelm „führt“ seine Diözese, was doch seine Aufgabe ist. Seine große Offenheit, sein Zugehen auf die Menschen und seine Gesprächsbereitschaft mit den verschiedenen Gruppen machen das deutlich. (...)

Mir erscheint in dieser Frage wesentlich, welche Haltung wir als Wortgottesdienstleiter haben: es sollte eine dienende sein."
"Wo hat das Kreuz mich bewegt?" - Ehrlich gesagt: Tief drinnen.

11. März 2005

Postmoderner Troubadour

Bob Dylan spricht:: "I never wanted to be a prophet or a savior. Elvis maybe. I could see myself becoming him. But prophet? No."
Ehre, wem Ehre gebührt

Was will uns denn die Linkliste des Lehrstuhls für Fundamentaltheoogie und vergleichende Religionswissenschaft an der Baerischen Julius-Maximilians Universität Würzburg sagen? Vorbereitung der Heiligsprechung der Bischöfe Pedro und Jacques? Würdigung ihrer Beiträge zu einer zeitgemäßen Fundamentaltheologie?

10. März 2005

Schöner Rock'n'Roll

Mark Gauvreau Judge: "What got me hooked on rock was beauty, not ugliness. (...) I was an angry young rebel back in those days, but the music I thought was a signifier of total freedom, indeed, anarchy, was a gateway to the orthodox truth that theologians had known about for thousands of years. As Weigel points out, 'Beauty is something that even the most skeptical of moderns can know…. People know that they know what’s beautiful. Thus beauty is one way we can introduce out doubting friends and colleagues to the mystery they often deny: the mystery that there is truth and we can know it.'" (Beautiful Green Day - Breakpoint)

Also auf der Heimfahrt heute abend noch x-mal "Rollin' the dice" von Hunter/Lauderdale hören. Besten Gewissens.

You're like a midnight doctor on a sick call
You're like a big flash flood upon the river
You're like a Salvador Dali on a brick wall
Where the others only talk you deliver

You got me rollin' the dice
You got me breaking 'em twice
Ridin' shotgun in a Caddy with the top down
You got me rollin' the dice
You got me breaking 'em twice
You got me ... on the rebound
Kurzanleitungen für den Irak

Zielgruppe: U.S. Marine Corps
Version Februar 2004 (1.0 MB; pdf)
Version November 2004 (6.5 MB; pdf)

9. März 2005

What’s So Great About Catholicism

Harry W. Crocker III zählt in bunter Reihe auf: Hoffnung, Inquisition, Kreuzzüge, Schweizer Garde und Fremdenlegion, Kunst, Freiheit, die Heiligen, Einheit, Sakramente und die Wahrheit. Ein bißchen zu triumphalistisch und unökumenisch, aber dafür mit schönen Passagen:

"Who ever heard of a deathbed conversion to Methodism?"

" In the words of the German priest, professor, and theologian Karl Adam,'Art is native to Catholicism, since reverence for the body and for nature is native to it.' The Puritan influence is foreign to Catholicism—just as the idea that smashing altars, defacing Madonnas, and breaking stained glass as a religious act is foreign, and indeed heretical, to Catholics. The Catholic Church leaves such Talibanism to the Protestants and iconoclastic heresies. The Catholic Church, instead, offers a celebration of beauty; and beauty, in our world of pierced faces, body tattoos, gangsta rap, and concrete tower blocks, is something we could use much more of."

"The true Catholic is a natural Tory anarchist—someone who believes in loyalty to persons, institutions, and the faith—semper fidelis—and in otherwise letting les bons temps rouler."

"Nothing else would matter about Catholicism if it weren’t true."

Und ein Zitat von Auberon Waugh, dem Sohn von Evelyn:

"There are countless horrible things happening all over the country, and horrible people prospering, but we must never allow them to disturb our equanimity or deflect us from our sacred duty to sabotage and annoy them whenever possible."

8. März 2005

Backmischung

Kierkegaard ist lange tot, aber seine Christenheit lebt fröhlich weiter:

"For centuries, Danish churchgoers have received the body of Christ in the form of a small, bland communion wafer. Now, competition is on the way.

Ninety master bakers from the island of Funen have taken up the challenge to experiment with new recipes for the holy flesh, daily religious newspaper Kristeligt Dagblad reported on Thursday.

‘We have never tried anything like this before,’ Svendborg baker Gerner Pedersen said. ‘It’s very exciting. I think I will go for a baguette made out of a mixture of wheat and rye flour. That would give a good, strong taste of bread.’" (The Copenhagen Post via A Saintly Salmagundi)
Einspruch, Euer Ehren!

"Hat sich auch nur einer zur Frage der Heiligkeit der Ehe oder der Familie geäußert? Nein, sie werden doch alle von der Spitze der Hierarchie unterdrückt. Political correctness. Kastration per Fax."

Der so spricht, heißt Paul Williamson, Priester der Church of England, furchtloser Streiter gegen kirchenobrigkeitliche Heuchelei - aktuell in Sachen Charles und Camilla. (Welt)

Formulare für einen Einspruch gegen das Eheglück von C&C gibt es laut Guardian bei den folgenden Adressen:

- Chippenham register office, 4 Timber Street, Chippenham, Wiltshire SN15 3BZ.
- Cirencester register office, Old Memorial Hospital, Sheep Street, Cirencester, GL7 1QW
Wenn das Weizen-Korn stirbt ...



Ex-Korn-Gitarrist Brian "Head" Welch bei der Taufe im Jordan. Als deutscher Christ bin ich natürlich gehörig skeptisch gegenüber solchen öffentlichen Zurschaustellungen - aber beten wir mal für den Guten. Und wer weiß, ob sich die Engel im Himmel über ihn nicht mehr freuen als 99 Kindertaufen? (USA Today)
Charles Simic zu Besuch im tiefen Süden (NZZ)
Spätherbst oder Frühlingsfrost in der Ökumene?

Gernot Facius in der Welt:

"Neu ist, daß der Dissens akzentuierter, ungeduldiger und fordernder ausgetragen wird - ausgerechnet von den deutschen Lutheranern, den natürlichen Dialogpartnern Roms. Ihre Bischöfe haben ein Papier vorgelegt, das die katholische Seite als Abrücken von den bisherigen Gesprächsergebnissen empfinden muß. Kern der Verständigung war die gemeinsame Absage an ein rein funktionales Amtsverständnis und eine Annäherung an ein sakramentales Verständnis von Ordination. Wenn nun, gestützt auf die reformatorische Lehre vom Allgemeinen Priestertum, die Protestanten dafür plädieren, daß auch Nichtordinierte, wenn sie dazu offiziell berufen werden, das Abendmahl vollziehen können, dann ist die Unterscheidung von geistlichem Amt in der Kirche und gemeinsamem Priestertum aller Getauften aufgehoben.


Ordiniert oder berufen, der Disput darüber mag als Streit über eine lächerliche Marginalie erscheinen. Für die römische Kirche ist aber eine Grundsatzfrage berührt. Für sie steht das Weihesakrament als Wesenselement der Kirche Christi niemals zur Disposition. Wird Ordination nur mehr als ein Ordnungsfaktor verstanden, dann kann im Grunde genommen jeder Getaufte die Abendmahlsfeier leiten. Der Wesensunterschied zum Verständnis der Priesterweihe ist evident."

6. März 2005

Vorzüge anderer

"Gegen große Vorzüge eines Andern gibt es kein Rettungsmittel als Liebe." (Goethe - Quelle unbekannt)
Liturgisches Gütesiegel

Die erste Fürbitte in der Sonntagsmesse lautete heute doch tatsächlich:

"Laß die Kirche ein lebendiges Gütezeichen für alle sein, die nach Lebensqualität und Sinnerfüllung suchen." - Herr, erbarme Dich!
"Eines Tages kam einer..."

Jesus zu einem überraschenden Besuch im Bildungshaus St. Hildegard in X. Von der Pforte wegen seiner Ähnlichkeit mit Jim Caviezel gleich erkannt, begrüßen ihn Rektor und Bildungsreferent und laden ihn zu einer Hausführung ein. Man schaut in die Kurssäle und Seminarräume, stört Yoga-, Ikebana- und Ikonenmalkurse. Jesus begrüßt freundlich und inkulturiert Referenten und Teilnehmer mit Handschlag, schenkt allen einen freundlichen Blick und eine heilende Berührung, fragt auch nach den Themen und Angeboten und interessiert sich sogar für das erwachsenenpädagogische Konzept und das neu eingeführte Qualitätsmanagement. Man lässt beim Rundgang auch das Reinigungs- und das Küchenpersonal nicht aus und lädt Ihn - es ist ja gleich zwölf - zum gemeinsamen Mittagessen - einem schmackhaften, einfachen, fast vegetarischen Mahl.

Jesus isst schweigsam, nach innen gekehrt, sagt aber nicht nein, als man ihm eine Kaminrunde zu einem Thema vorschlägt, das alle bewegt: "Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts". Nach dem Nachtisch erhebt sich Jesus mit einem Murmeln der Entschuldigung - wohl um sich frisch zu machen.

Als Er nach 20 Minuten nicht wieder aufgetaucht ist, macht sich die Hausleitung auf die Suche durch Gruppen- und Werkräume, Kräutergarten und Verwaltungstrakt. Hat Er sich trotz der kinder- und seniorengerechten Ausschilderung in dem ehemaligen Kloster verlaufen?

Erfolglos und betreten steht die Hausleitung an der Pforte - da öffnet sich die Hauskapelle hinter ihnen. Jesus stutzt, geht dann ohne ein Wort mitten durch die kleine Gruppe in Richtung Ausgang, bleibt kurz am Infostand stehen, wischt ein paar Prospekte fast beiläufig auf den Boden, und tritt über die bunten Zettel nach draußen, in den grauen Nachmittag.

Eine Woche später übersetzt der Alttestamentler, der das Seminar über Martin Bubers Bibelübersetzung abhält, die Einträge im Fürbittbuch: "Muß ich nicht in dem sein, was meines Vaters ist? Wird der Menschensohn, wenn er wiederkommt, noch Glauben finden auf Erden?"

5. März 2005

Katholischer Liberalismus

Ganz so schlimm kann es mit dem Meinungskonformismus in der kathlischen Kirche nicht sein, wenn "Ausbildungsleiter für Pastoralassistentinnen und -assistenten" ihre "Gedanken zum Sonntagsevangelium" im Bistumsblatt veröffentlichen, in denen sie das "System Jesus" so flach und schwarz-weiß wie eh und je dem "System Glaubensbehörde (hier die Synagoge; die Kirchengeschichte zeigt uns, dass auch andere Namen dafür stehen können)" entgegensetzen. Hans und Eugen redivivus.

"Sich neuen Zugängen öffnen" klingt wunderbar, aber inzwischen langweilig - machen wir doch, seit ich denken kann! Mich würde es interessieren, was oder wer hinter dem Zugang auf mich wartet: Ist es Jesus von Nazareth, Menschensohn, Sohn Mariens, GOttes Sohn, inkarniert, gekreuzigt, gestorben, begraben, auferstanden, wiederkommend (venturus/veniens), mir innerlicher als ich selbst, mein Heiland, Herr, Bruder, mir nahe, mir geschenkt - oder es ist - je nach Zugang - doch nur Jesus, der Pazifist, Befreiungskämpfer, Psychotherapeut, Popstar, Sozialarbeiter, Ausgestoßene - der nicht mehr Überraschende, sondern auf mein Wunschbild fixierte?

Glaubensbehörde, hilf!
Wir sind gekommen, um um UNS zu kreisen

Eine Rezension der offiziellen "Geistliche Hilfe zur Vorbereitung auf den XX. Weltjugendtag 2005" in der Tagespost von Thomas Steimer.

"So ist die Titelseite des Heftes gewissermaßen Programm für den Inhalt: Das Deckblatt ziert nämlich ein Werk des amerikanischen Künstlers Paul Thek mit dem Titel „Portable Ocean – Tragbarer Ozean“. Es zeigt durcheinander liegende Bauklötze und ein Holzwägelchen, das an einen Schweifstern angehängt ist.

Die Erklärung zu diesem Bild von Joachim Plotzek verdient in vollem Wortlaut zitiert zu werden: 'Unspektakulär entführt einen diese kleine Arbeit des Diözesanmuseums Köln in den unauslotbaren Spielraum des wissenden und erinnernden, assoziierenden und imaginierenden Erlebens und Entdeckens und des Nachdenkens, in jenen Raum, in dem das Schöpferische der Kunst sich in der aktiven Empfänglichkeit des Betrachters spiegelt. Darin wächst Wirklichkeit für jeden Menschen.' An dieser Stelle erübrigt sich jeder weitere Kommentar.

(...)

Beispielhaft seien somit nur die Anregungen von Birgit Altmeyer zu einem 'anderen Seniorennachmittag' (88–91) referiert. Die Senioren sollen sich mit den heiligen drei Königen beschäftigen. ('Zu Beginn der Erzählung brechen die drei Könige auf. Auch wir kommen irgendwo her.') Da für den weiten Weg der Magier die Füße wichtig gewesen seien, beginnt der Nachmittag mit Fußgymnastik zu rhythmischer Musik. Im weiteren Verlauf sollen die Teilnehmer ihren Heimatort auf einer Karte markieren, nach Worten suchen, in denen der Begriff „Stern“ vorkommt (als Beispiele werden genannt: 'geSTERN, FinSTERNis, O-STERN'), über Aufbrüche und Neuanfänge in ihrem Leben reden, zu einem Lied von Freddy Quinn einen Sternentanz tanzen sowie Sternbilder erraten."
Der Fairneß halber: Auch Thomas Steimer findet nicht alles daneben, aber die sinnproduzierende Pastoralbürokratie tut halt doch, was sie am besten kann. "Anbeten" (vgl. WJT-Motto) gehört offensichtlich nicht dazu.
Ergänzender Vorschlag für Eckhard Henscheid: Dummdeutsch

Arbeitshilfen treten grundsätzlich nur im Plural auf und werden vor allem von ---> Sinnproduzenten zusammengestellt. Sollen nicht, wie der Begriff vermuten lässt, zu effektivem oder effizientem Arbeiten anleiten, sondern helfen auch bei Tätigkeiten, die kaum jemand mit Arbeit verbindet. Im katholischen Bereich gibt es zum Beispiel Arbeitshilfen zu den Themen: Kinder- und Jugendliteratur (jährlich), Ehe und Familie (jährlich), Gästebeherbergung, Gottesdienstübertragungen im Radio und Fernsehen, Frieden (jährlich) (vgl. aber ---> Friedensarbeit) und neuerdings zum "großen Glaubensfest" Weltjugendtag. Liturgische Arbeitshilfen sind wider Erwarten am Verschwinden und werden zunehmend durch ---> Bausteine abgelöst, vermutlich um den "Feiercharakter" der Liturgie zu betonen und den Verdacht der Bevormundung zu vermeiden. Vgl. ---> Arbeitsmaterial.

4. März 2005

Attraktive Braut Christi

"Erst wenn Ordensleute und Priester, engagierte Christinnen und Christen aufhören, mit dem erhobenen Zeigefinger “die Kirche” erklärend in Schutz zu nehmen oder aber sie zu verurteilen, wird die Kirchenkrise hierzulande ein Ende haben. Begeisterte und begeisternde Identifikation ist gefragt." (Jozef Niewiadomski: Attraktive Kirche)
Noch keine Wochenendlektüre?

Wie wäre es mit dem Heft 7/2005 von Aus Politik und Zeitgeschichte? Mit Aufsätzen von Claus Leggewie (Religionen und Globalisierung), Otto Kallscheuer (Der Vatikan als Global Player), Rudolf Uertz (Katholizismus und Demokratie), Wilfried Röhrich (Der Islam in der Weltpolitik) und Josef Bram (Die theo-konservatie Politik Amerikas)?
IKVu verschwunden?

Posting in einem Internet-Forum: "Kann es vielleicht sein, dass die Organisation IKvu nicht mehr existiert? Einige male habe ich dorthin geschrieben, sogar auch zweimal an den Leiter, Herr Görig persönlich, jedoch ohne eine Antwort und die geringste Reaktion. Das kommt mir doch irgendwie spanisch. Eine Antwort auf einen Brief ist doch eigentlich das Mindeste, was man verlangen kann. Dabei habe ich im November sogar noch eine Spende dorthin gemacht."

Da hoffen wir, daß er wenigstens eine Spendenbescheinigung fürs Finanzamt bekommen hat. Und weinen anläßlich des Scheintods derer "von unten" ein paar Krokodilstränen.
Wer lacht zuletzt?

Catholicism Wow übersetzt ein Posting von Fr. Bryce Sibley, mit dem dieser eine Aufzählung der "52 lustigsten Dinge beim Tod des Papstes) in der New York Press kommentiert hatte:

"Wenn der Papst jetzt sterben würde, dann wäre das abolut Lustigste daran die Wahl eines afrikanischen Papstes vom wirklich rechten Flügel, neben dem Johannes Paul II eher wie ein kleiner Welpe im Osterkorb aussehen würde als wie der Faschist, den ihr zugedröhnten Liberalen in ihm sehen wollt. Und es würde noch viel lustiger, wenn er dann in einem Ausmaß, wie es dieser Papst nie getan hat, in die Offensive gehen würde bei Themen wie Schwulenhochzeit, Abtreibung, der Rolle des Glaubens in der Politik, der Herrschaft der Massenmedien, Frauenordination, der Erneuerung der wahren Liturgie und der Disziplin und Amtsenthebung von Geistlichen. Das wäre natürlich nur lustig für gläubige Katholiken und nicht für euch hirnlose Schreibautomaten in den Medien. Aber wen kümmerts, wer da lacht, Hauptsache, irgendwer hat seinen Spaß. Und damit hört es noch lange nicht auf. Wir werden weiterlachen über euer Dilemma, wenn ihr den neuen Papst für seine 'reaktionäre' Einstellung kritisieren wollt, es aber nicht könnt, weil ihr zuviel Angst habt, als Heuchler dazustehen, wenn ihr auf einen Mann einschlagt, der genauso schwarz ist (oder noch schwärzer) als euer geliebter Reverend Jesse Jackson."
Mindestens genauso gut aber ist der Kommentar eines Lesers, der als Nr. 53 vorschlug:

"In 2015 an obscure humorist for the New York Press is on his deathbed. An ailing and frail Pope John Paul II visits him and blesses him. Obscure humorist is miraculously healed."
"Einer der wenigen international beachtlichen Intellektuellen der Bundesrepublik"

Jan Roß schaut sich Joseph Kardinal Ratzinger erfreulich differenziert und unvoreingenommen an. Den Artikel möchte man so manchen aus der deutschen Kirchenbasis zu lesen geben. (Die Zeit: Der leise Absolutist)

"In einem durchaus verehrungsvollen Beitrag zu Wojtylas zwanzigstem Thronjubiläum hat er durchblicken lassen, dass ihm bei der päpstlichen Subjektivität nicht ganz wohl ist. Es geht um »Wir« und »Ich«, darum, dass Johannes Paul II. den Pluralis Majestatis seiner Vorgänger in seinen Schriften und Reden abgeschafft hat und im eigenen Namen spricht, persönlich. Da ist, meint Ratzinger, nicht einfach ein Zopf abgeschnitten worden. Sondern das feierliche »Wir« bedeutete etwas – dass da nicht ein Einzelner redete, sondern die Kirche selbst, ein Ganzes, das größer ist als jedes seiner Glieder, auch größer als ein Papst. »Auf gewisse Weise«, bemerkt Ratzinger, »ist es kein harmloses Phänomen, wenn das ›Ich‹ an die Stelle des ›Wir‹ tritt.« Das »Wir« steht nicht für Hochmut, sondern für Selbstdisziplin – eine Selbstdisziplin, so mag man das bei Ratzinger Ungesagte weiterdenken, die er auf seinem Weg von der Gelehrtenfreiheit ins Kirchenamt bewiesen hat und die er bei Johannes Paul II. trotz aller Loyalität gelegentlich vermissen mag.

Insofern hat es seinen tiefen Sinn, wenn gegen Ende dieses Pontifikats der Blick noch einmal auf Ratzinger fällt. Unter Johannes Paul II. ist der Katholizismus in ungeheurem Maße mit dem Papsttum identifiziert worden, und das Papsttum mit Karol Wojtyla, der charismatischen Führungsfigur. Ratzinger dagegen steht für die Kirche als Institution. In nicht allzu ferner Zukunft werden wir wissen, wie es um diese Institution ohne den Zauberer an ihrer Spitze bestellt ist."
Pingo, ut intellegam

"ZEIT: Noch einmal zurück zu Ihrem Namenspatron Anselm von Canterbury. Von dem stammt die folgende Überlegung: Glauben, um zu erkennen, und erkennen, um zu glauben.

Kiefer: Malen, um zu erkennen, und erkennen, um zu malen. Bei jedem neuen Thema, das ich angehe, bei jedem Erlebnis, das ich verarbeite, gibt es zunächst keinen Diskurs. Die Erkenntnis stellt sich erst im Verlauf des »Malens« ein. Dann aber verändert der gewonnene Standpunkt wiederum das »Malen«. Diesen Vorgang, diesen Zirkelschluss kann man selbst auf die Produktion jedes einzelnen Bildes anwenden." (Aus einem aktuellen Interview der Zeit mit dem Maler Anselm Kiefer)

3. März 2005

Kapitulation vor dem "Grauenvollen"

Manfred Spiekers erschreckende Bestandsaufnahme zum Thema Spätabtreibung in der Politischen Meinung
Nach der Wahl ist vor der Wahl

"People often ask me whether I'm a praying person, and I say I was lucky enough to be raised in a praying family, and learned to say my prayers as a very young child, and remembered seeing my late father by the side of his bed until his very last days saying his prayers. So I was fortunate. But I also say that had I not been a praying person, that after I'd been in the White House for a few months, I would have become a praying person."

So spricht Ms. President 2008, Hillary Clinton. (God Is a Centrist Democrat, von Kristen Lombardiin der Village Voice)
Allheilmittel

Indischer Kuhharn, dazu erwartungsgemäß preiswert.

2. März 2005

Transparenz und Konsequenz - lebenslänglich

Klaus Bergers Hymne auf das Geheimnis des Amtes ist dank Cicero im Netz.

"Auch dies gehört zum Allgemeinwissen: Der Papst lebt, um bis zur letzten Faser hin alles Gott zu geben, deshalb hat es für keinen Papst je einen 'wohlverdienten Ruhestand' gegeben. Es ist schon ein Sklavendasein, wenn alles bis zum letzten Atemzug Gott gehört. Nicht, als ob das nicht auch andere täten – jede evangelische Diakonisse tut es auch. Beim Papst gehört die Lebenslänglichkeit zum Beruf dazu. Denn es gibt keine Trennung von privat und dienstlich, bis hin zur Sterbestunde, in der er mit dem greisen Simeon sagen kann: 'Nun entlässt du Herr, deinen Sklaven in Frieden…' Insofern hat der Papst einen radikalen Beruf, denn er hat nicht nur ein gläsernes Pfarrhaus, wie man es von guten Pfarrern erwartet, er selbst ist wie ein gläserner Mensch.

Glücklicherweise ist dieses Experiment des Herrgotts im 20. Jahrhundert bei jedem Papst gelungen. Was übrigens nicht moralische Perfektion bedeutet, nicht Sündlosigkeit oder makellose, langweilige Fehlerfreiheit. Sondern was Autorität begründet, wenn – wie bei Johannes Paul II. – eine große und kompromisslose Liebe erkennbar wird. Auch dieses gilt eigentlich für alle Christen: Wer liebt, was er glaubt, kann Christentum weitergeben. Das ist ganz wenig und ganz einfach und alles andere als moralischer Hochleistungssport.

Aber so ist jeder Papst dieses Jahrhunderts Weltgewissen gewesen. Die berühmte Frage: 'Ihr kümmert euch um Gott, wo bleibt der Mensch?' haben alle diese Päpste so beantwortet: Die Konsequenz unserer Anbetung Gottes ist die bedingungslose Liebe zu allen Menschen. Nicht zuletzt die päpstlichen Rundschreiben zur Soziallehre mit der Konsequenz dessen, was man in Deutschland Herz-Jesu-Sozialismus nannte, waren Ausdruck dieser Orientierung."
JPs Geschichte

"Wer aber das Buch liest, wird Mühe haben, das angeblich Skandalisierende überhaupt zu finden." So Lorenz Jäger in der FAZ über das jüngste Papstbuch und seine "Stellen". Entsprechend legt er sein Augenmerk auf anderes: den nach der Aufklärung "allein gebliebenen" Menschen, die Deutung der Geschichte des 20. Jahrhunderts aus dem Glauben (wie sonst sollte es ein Papst tun?), seinen christologisch geprägten Patriotismus und den demokratischen Totalitarismus.
Die Konfession des Premierministers Ihrer Majestät

Tony Blair - (CWN)
Was mit der Liturgie passiert, wenn GOtt langweilt



"Sehen wir es klar: Wenn man einen E-Bass und tanzende Cheerleaders braucht, um die Zuhörerschaft abzuhalten, zappelig oder abgelenkt zu werden - dann gibt man zu, daß der Hauptakt von Anfang an ein Flop ist." (Catholic World News - CWN)
Immer die liberalen Protestaten

"The great achievement of liberal Protestantism," wrote cocky atheist H.L. Mencken in a moment of astute cynicism, "was to make God boring." (Catholic World News - CWN)

1. März 2005

On the road again

Was treibt eigentlich Eugen Drewermann diese Tage?

Nun, kürzlich war er in Eitorf, wie uns die Rhein-Sieg-Ausgabe des Kölner Stadt-Anzeigers mit vergiftetem Lob schildert:

"Der exaltierte Kirchen- und Papstkritiker Eugen Drewermann fesselte sein Publikum mehr als 90 Minuten lang. Es gelang ihm, ohne allzu kräftige Salven Richtung Rom und Vatikan zu schielen. Schließlich begibt sich auch ein Revolutionär wie er irgendwann in seichtere Gewässer. Das hat auch den Vorteil, viel tiefer blicken zu können als auf der hohen, aufgewühlten See. So gingen die zumeist protestantischen Besucher der evangelischen Kirche in Eitorf mit Drewermann, dem Katholiken, auf Entdeckungsreise in der oder besser ihrer Seele."
Exaltiert (laut Duden überspannt, leidenschaftlich erregt) - so kennen wir ihn ja. Aber daß "ein Revolutionär wie er" im seichten Brackwasser dümpelt statt die Herausforderung des großen, weiten Meeres zu suchen, ist dann doch erstaunlich. Nun, "tiefer blicken" wird er dort nicht können, wenn er Glück hat, sieht er bis zum Boden unter seinen Füßen. Und bekommt Inspiration für schöne Metaphern:

"Wenn die Energie des Außenmotors stottert und etwas zerbrochen ist, eine Vision oder ein Ziel nicht mehr erreichbar ist, dann benötigt man jemanden, der kommt" (E.D.) - Jesus eben, diesmal mit Werkzeugtasche und Ersatzteilbox für den Außenmotor.

Jesus war übrigens einer, der den Menschen "in Anspielung auf den Untertitel der Veranstaltung lehrte, ihre Freiheit zu gebrauchen". Da mag der Dogmengeschichtler Alois Grillmeier SJ auch in seiner Christologie-Trilogie feststellen, "dass bis heute keine allgemein angenommene und widerspruchslos durchdachte Lehre vom menschlichen Wissen Jesu erarbeitet ist" (Rheinischer Merkur ) - Jesus spielt trotzdem schon providentiell auf Eugens spätere Veranstaltungen an.
Modefasten

Absolut nicht zeitgeistig: Online Sources of Modest Clothing. Garantiert Heidi-Klum-frei, überkonfessionell und interreligiös.
"Wo dein Schatz ist..."

Mt 6,21 für Häuslebauer in der Übersetzung von Reiner Kunze:

Die Handwerker sind gegangen

Unumgänglich viel zu viel
dachten wir an dinge

Laß uns das haus abtragen
in uns

Damit der tod nicht macht gewinnt über uns
im leben