8. März 2005

Spätherbst oder Frühlingsfrost in der Ökumene?

Gernot Facius in der Welt:

"Neu ist, daß der Dissens akzentuierter, ungeduldiger und fordernder ausgetragen wird - ausgerechnet von den deutschen Lutheranern, den natürlichen Dialogpartnern Roms. Ihre Bischöfe haben ein Papier vorgelegt, das die katholische Seite als Abrücken von den bisherigen Gesprächsergebnissen empfinden muß. Kern der Verständigung war die gemeinsame Absage an ein rein funktionales Amtsverständnis und eine Annäherung an ein sakramentales Verständnis von Ordination. Wenn nun, gestützt auf die reformatorische Lehre vom Allgemeinen Priestertum, die Protestanten dafür plädieren, daß auch Nichtordinierte, wenn sie dazu offiziell berufen werden, das Abendmahl vollziehen können, dann ist die Unterscheidung von geistlichem Amt in der Kirche und gemeinsamem Priestertum aller Getauften aufgehoben.


Ordiniert oder berufen, der Disput darüber mag als Streit über eine lächerliche Marginalie erscheinen. Für die römische Kirche ist aber eine Grundsatzfrage berührt. Für sie steht das Weihesakrament als Wesenselement der Kirche Christi niemals zur Disposition. Wird Ordination nur mehr als ein Ordnungsfaktor verstanden, dann kann im Grunde genommen jeder Getaufte die Abendmahlsfeier leiten. Der Wesensunterschied zum Verständnis der Priesterweihe ist evident."

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