Klaus Bergers Hymne auf das Geheimnis des Amtes ist dank Cicero im Netz.
"Auch dies gehört zum Allgemeinwissen: Der Papst lebt, um bis zur letzten Faser hin alles Gott zu geben, deshalb hat es für keinen Papst je einen 'wohlverdienten Ruhestand' gegeben. Es ist schon ein Sklavendasein, wenn alles bis zum letzten Atemzug Gott gehört. Nicht, als ob das nicht auch andere täten – jede evangelische Diakonisse tut es auch. Beim Papst gehört die Lebenslänglichkeit zum Beruf dazu. Denn es gibt keine Trennung von privat und dienstlich, bis hin zur Sterbestunde, in der er mit dem greisen Simeon sagen kann: 'Nun entlässt du Herr, deinen Sklaven in Frieden…' Insofern hat der Papst einen radikalen Beruf, denn er hat nicht nur ein gläsernes Pfarrhaus, wie man es von guten Pfarrern erwartet, er selbst ist wie ein gläserner Mensch.
Glücklicherweise ist dieses Experiment des Herrgotts im 20. Jahrhundert bei jedem Papst gelungen. Was übrigens nicht moralische Perfektion bedeutet, nicht Sündlosigkeit oder makellose, langweilige Fehlerfreiheit. Sondern was Autorität begründet, wenn – wie bei Johannes Paul II. – eine große und kompromisslose Liebe erkennbar wird. Auch dieses gilt eigentlich für alle Christen: Wer liebt, was er glaubt, kann Christentum weitergeben. Das ist ganz wenig und ganz einfach und alles andere als moralischer Hochleistungssport.
Aber so ist jeder Papst dieses Jahrhunderts Weltgewissen gewesen. Die berühmte Frage: 'Ihr kümmert euch um Gott, wo bleibt der Mensch?' haben alle diese Päpste so beantwortet: Die Konsequenz unserer Anbetung Gottes ist die bedingungslose Liebe zu allen Menschen. Nicht zuletzt die päpstlichen Rundschreiben zur Soziallehre mit der Konsequenz dessen, was man in Deutschland Herz-Jesu-Sozialismus nannte, waren Ausdruck dieser Orientierung."
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