23. November 2009

Antifränkische Randbemerkung eines Randbayern

Aus einem Hamburger Blatt erfahre ich erst heute, was die Welt-Leser schon am katholischen Feiertag Allerheiligen lesen konnten: Es gibt eine neue Partei für Franken, die "Die Franken" heißt.

Meine Prophezeiung für den Teil Frankens, aus dem ich komme und wo ich wohne: Vergesst es. Mag ja sein, daß die Oberbayern nicht nur die CSU, sondern auch alles andere in Bayern dominieren. Aber die wohnen wenigstens ganz weit weg im Süden. Ihre Sprache erinnert an Urlaub, an Gemütlichkeit, an nicht ganz ernst gemeintes Granteln. Und sie sind katholisch, die meisten jedenfalls. Es gibt da Berge, Marterln, Bischöfe, Barock etc.

Die Franken dagegen, die von jenseits der Appel-/Apfel-Linie (von mir aus gesehen): Da hören wir doch am liebsten weg. Oder freuen uns, daß wir Untermainer aus einer anderen Dialektfamilie kommen. Statt der Münchener jetzt die Nerrnbercher, die Würzburger, Schweinfurter, Fürther, Rother, Bamberger an die Macht? Statt der Herrschaft gemütlicher Biergartenhocker die Tyrannei der übereifrigen Machtnachholer, die auch noch um die Ecke wohnen? Waren es nicht die Franken, die damals dem Herrn Grafen von Montgelas halfen, die berühmte Bayerische Bürokratie aufzubauen (wenn ich meinen Carl Amery recht erinnere...)? - Kommt, das meint ihr doch nicht ernst!

Von Lothar Matthäus haben wir dann - im Gegensatz zur Zeit - überhaupt noch nicht geredet.

10 Kommentare:

meditans nugarum hat gesagt…

Wie heißt es doch so schön treffend?

"Bayern wird von den Schwaben ernährt,
von den Franken regiert,
und von den Altbaiern
mit Duldung durch die Sudetendeutschen
vorläufig bewohnt."

Resident hat gesagt…

Da kann ich Dir, Scipio, als im mainfränkischen Exil lebender Rheinfranke, nur rechtgeben.

Ein Zentralismus aus Nernberch (deren Selbstidentifikation als Franken auch eher jüngeren Datums ist) wäre noch viel schlimmer als einer aus Minga. Wobei bei einer Zerteiligung des Freistaats unter heutigen Umständen aber auch ein Berlienr Zentralismus drohen würde.

Der Satz von Meditans mag zwar schön sein (oder auch nicht), aber (zu)treffend ist nun nicht. Das kleine Schwaben wird kaum Bayern ernähren, die Franken sind garantiert nicht die Regenten, die "Altbaiern" leben auch nur da wo sie wohnen und die Sudetendeutschen gibt es eigentlich ja gar nicht.

Anonym hat gesagt…

ha! Als Bambergerin kann ich hier nur widersprechen!! Diesen diebischen Elstern aus "Minga" gehört auf die Finger geklopft! Schon, um´s denen für den Diebstahl der fränkischen Insignien und den Verrat zu Gunsten der Franzosen heimzuzahlen, mit dem sie uns erwarben! Bundesland Franken, jawoll!!

Der Herr Alipius hat gesagt…

"Bamberger an die Macht"? Au ja! Kommt, bringt die Fürstbischöfe zurück!

Bomber Manolo hat gesagt…

Oho, mein Gott! Etwas neues? Na da muss ich dagegen sein! Was bilden sich diese Leute nur ein, wenn Sie Ihre Heimatstadt in der großen weiß-blauen Welt vertreten wissen wollen? Unmöglich...

PS: Nürnberger sind Franken! Mal nicht aus der Ferne meckern, sondern vorbeifahren und die Leute fragen. Die werden schon erzählen, ob sie sich als Bayern bezeichnen! :-)

Resident hat gesagt…

Anonyma,
ich habe ja nicht "Minga" verteidigt, sondern die Begeisterung für Nernbercher Zentralismus gebremst. Und die angebliche Frankenmetropole - die sich aber vor 1806 zu schick dafür war (und heutzutage meint, Franken sei 1806 an Bayern gekommen!) - wird bestimmt solche, wenn auch historisch völlig unhaltbare Ansprüche stellen. Bamberg wird es dann nicht besser gehen, Würzburg auch nicht, von uns Aschaffenburgern, die wir nochmal ganz anders aber doch fränkisch sind, ganz zu schweigen.

Welche "fränkischen Insignien" denn? Vor der bayerischen Herrschaft gab es kein einiges Franken.

Verrat zugunsten der Franzosen? Stimmt zwar, nur warum sollten wir uns deshalb heute unter die Nernbercher beugen?

Manolo,

einfach mal dort nachfragen ist selten eine adequate Lösung, denn grade einheimische unterliegen doch der so gerne gepflegten Mythen (man fahre nur mal nach "Schwäbisch" Hall). N. war übrigens nicht immer fränkisch, ein Blick z.B. in Putzgers Geschichtsatlas zeigt die Stadt - oh schreck - auf grünem Grund. Gut, das 10. Jahrhundert ist eine weile her, aber bis 1806 war man ja Reichstadt, eigentlich ja Hauptstadt der Welt und etwas besseres als die Franken rundherum.

Anonym hat gesagt…

Welche Insignien? Na, zum Beispiel das fränkische Herzogsschwert!

Anonym hat gesagt…

Ha! Was ist mit dem fränkischen Herzogsschwert?? Der Würzburger Bischof war Titularherzog, oder? Natürlich war Franken über die Jahrhunderte in viele Teilherrschaften zerfallen, aber Franken war´s trotzdem - selbst die Nürnberger. Bayern jedenfalls waren und sind wir NICHT. DIE haben wir doch schon unter Herzog Tassilo kaltgestellt und eingegliedert, oder?

Resident hat gesagt…

Der Würzburger Bischof war seit 1168 Herzog - ein Anspruch Herzog "von Franken" zu sein gab es erst seit dem 16. Jahrhundert und wurde natürlich von den Bamberger Bischöfen und den Markgrafen bestritten. Ja, das Herogsschwert gehört nach Würzburg - sein rechtmäßiger Eigentümer ist der Bischof - nur ist das eine doch eine rein Würzburger und darüber hinaus noch völlig museale Frage.

Und natürlich waren wir Aschaffenburger ganz außen vor.

Ob die Nürnberger sich nun als Franken, Bayern oder Reichsstädtler verstehen ist doch egal - ich will jedenfalls nicht von ihnen regiert werden.

Und was soll dieser Anspruch, "wir" hätten die Bayern unter Tassilo "kaltgestellt".

Wer ist denn "wir" - sicherlich nicht die Nürnberger, auch nicht die "(Main)Franken".

Und wieso kaltgestellt? Bei solchen Formulierungen werde ich nur in meinen Befürchtungen bestätigt und will solchen Leuten besser keine Regierungsgewalt geben.

Entmachtet wurde Tassilo, nicht Bayern - diese waren danach Untertanen des fränkischen Königs wie andere auch (allerdings stand Bayern schon seit dem 6. Jahrhundert schon unter fränkischer Oberhoheit).

Was sollen diese Versuche, die eigenen Minderwertigkeitskomplexe durch Großsprecherei zu überspielen, seien es nun das "Bayern ... von den Franken regiert", sei es die Fabel, man sei "Bayerns Elite" oder nun der Mythos, Bayern sei einmal den Mainfranken untertan gewesen.

Anonym hat gesagt…

Resident, Humor ist Glückssache, wie? Und ich bin Fränkin, egal, welche Sorte. Hoch lebe unser König Karl,ob in Aachen oder Forchheim (war auch eine Kaiserpfalz).