7. Juni 2011

Flucht aus der konkreten Kirche?

Der Herder-Verlag veröffentlicht aktuell einzelne Aufsätze von Karl Rahner als separate Büchlein. "Kirche der Sünder" heißt eines, das im Frühjahr 2011 erschien und das einen Aufsatz aus der frühen Nachkriegszeit in den aktuellen Kontext stellt.

In ihrer Nüchternheit, ihrem beharrlichen Nachfragen und Ringen um eine klare dogmatisch begründete Sicht und in ihrer Kirchenliebe sind die knapp 50 Seiten des Aufsatzes sehr lesenswert. Von Kardinal Lehmann stammt das kurze Vorwort; Albert Raffelt und Andreas Batlogg sj haben das gründliche Nachwort verfasst.

"... diese Kirche in ihrer Konkretheit ist die Kirche, die einzige Kirche, die Kirche Gottes und seines Christus, die Heimat unserer Seelen, der Ort, an dem allein wir den lebendigen Gott der Gnade und des ewigen Heils finden. Denn diese Kirche ist mit Christus und dem Geiste Gottes eines - unvermischt , aber ungetrennt. Es gibt aus dieser Kirche keine Flucht, die zum Heil sein könnte. Man kann in seine unverbindliche Privatsphäre flüchten, man kann in eine Sekte oder etwas ähnliches fliehen. Man mag dort weniger von der Sünde, der Enge, dem Skandal belastet und belästigt werden. Man kann dann ein großartiges Alibi besitzen, daß man nichts mit 'dieser' Kirche zu tun habe; man ist vielleicht näher bei seinen Idealen, aber näher bei Gott ist man nicht. Man kann auch nicht gegen die konkrete Kirche an ein anderes Ideal Berufung einlegen; denn es gibt nur jenes, das sich ewig mit dieser Kirche vereinigt hat und ewig nur in ihr lebt, und aus dem man selbst herausgefallen ist, wenn man sich zugunsten eines selbstgemachten Ideals von der Einheit dieser Kirche, von ihrer Liebe, ihrem Glauben und ihrem Gehorsam trennt. Man kann nicht sozusagen in einer generatio aequivoca die Kirche neu gründen wollen; denn sie ist für alle Zeiten bis zum Ende der Tage vom einzigen Herrn gegründet. Man kann klagend, weinend, beschwörend und zornig, anklagend und eifernd von ihr zu ihr flieben, aber man kann nie mit Recht von ihr wegfliehen; man kann sie nie verlassen, ohne im selben Maße auch das zu verlieren, was man vorgibt, retten zu wollen." (S. 55f.)

1 Kommentar:

Alex hat gesagt…

Schöne Gedanken zum frühen Morgen. Danke!