Ich würde mich gerne lauthals mit meinen Bloggerkollegen über Matusseks "Katholisches Abenteuer" freuen.
Leider bekomme ich momentan ein bißchen zu viel von den Gefahren des katholischen Unterholzes mit. Jenes Unterholz, das in den Abenteuererzählungen kaum auftaucht - vielleicht weil die üblichen Schemata dort nicht passen: hier der böse Rätekatholizismus mit seinen glaubensschwachen Meckerchristen, liberalen Gemeindereferenten und postkonziliaren Krawattenpriestern, auf der anderen Seite das tapfere Häuflein aufrecht Gläubiger, in Glauben und Sitten fest, dem Papst von Herzen verbunden und seinen großen Anliegen verpflichtet.
Es gibt nämlich noch die dritte Art Katholiken, die "Normalos", jene gutwilligen Immer-schon-und-nicht-anders-als-Katholiken, die glauben, so gut sie können, die zur Kirche stehen, wenn drauflos geschimpft wird, die mithelfen und mitanpacken, ohne auf Lob und Anerkennung zu schielen. Sie leben ihr katholisches Abenteuer im Alltag, in ihrer Familie und ihrem Beruf. Unauffällig und demütig (auch wenn sie das Wort nie auf sich anwenden würden). Sie haben vielleicht ihre Schwierigkeiten, den Zölibat zu akzeptieren oder die Verweigerung des Kommunionempfangs für wiederverheiratete Geschiedene. Aber sie tragen ihre Zweifel und Bedenken nicht vor sich her, unterschreiben keine Petitionen. Solschenizyn würde sie vielleicht wie seine Matrjona zu "jene(n) Gerechte(n)" zählen, "ohne die, wie das Sprichwort sagt, kein Dorf bestehen kann. Und keine Stadt. Und nicht unser ganzes Land."
Tja, und dann sehe ich, wie dort der glimmende Docht, die kleine Flamme, die durchgehaltene Liebe gelöscht wird: Kleine Lügen, große Schummeleien, Verweigerung eines Gesprächs, freches Pochen aufs Amt. Natürlich sagt der an den Heiligen geschulte Blick: Habt Ihr anderes erwartet? Die Kirche kennt Licht und Schatten. Nehmt es als Schule der Heiligkeit, als Aufforderung, die Kirche und ihre Sünder auf allen Ebenen noch tiefer zu lieben.
Dieses Ärgernis, das die Menschen in der Kirche, nicht zuletzt auch Priester aller Facon und Kragenweite, geben, ja das auch ich gebe - das gehört leider für viele Katholiken zum "Katholischen Abenteuer" dazu. Und es sieht nicht so aus, als ob die Geduld GOttes es jemals enden lasse. Nicht diesseits des Jüngsten Tags.
10. Mai 2011
Katholisches Unterholz
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2 Kommentare:
Was für ein kluger, trauriger und richtiger Text. Danke!
Ich verlinke jetzt sofort drauf!
GL
Kurzer Text, grosser Inhalt!
H.U.von Balthasar würde ihn unterschreiben!
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