"Auf Augenhöhe". Den einen Mantra und unhinterfragbarer Ausgangspunkt. Den anderen - konkret eigentlich: mir - ziemlich unbequem und ganz und gar nicht selbstverständlich. Denn, ich gebe es freimütig zu, in der Regel fühle ich mich meinen Gegenübern in den verschiedenen kirchlichen Dienstämtern und Aufgaben heillos überlegen: Keine Predigt, die ich nicht besser gehalten hätte, kein Bildungshausvortrag, den ich einfach so akzeptieren würde, kein Hirtenwort, das ich schon vorab am liebsten dem Vergessen überantwortet hätte. Bei Priestern rümpfe ich üblicherweise die Nase, bei Bischöfen höre ich erst gar nicht hin und schaffe es nicht, mehr als eine halbe Seite ihrer Verkündigung zu lesen, bei ungeweihten Seelsorgemitarbeitern schicke ich Gehör und Verstand sofort auf Wanderschaft, um nicht in Versuchung zu fallen - und prompt tappe ich genau damit in die Falle der Selbstgerechtigkeit, des Stolzes, der Überheblichkeit. Schaue von oben herab. Bin, mit einem Wort, überhaupt nicht auf Augenhöhe.
Dafür müsste ich mich bücken, so sehr, daß garantiert der Rücken weh tut. Oder gar mich knien, innerlich versteht sich, aber nicht weniger real.
Ihr versteht, daß ich deshalb meine Probleme habe mit der "Augenhöhe" und am liebsten gar nicht davon rede. Trotzdem freue ich mich natürlich, wenn es wieder irgendwo eine Theologieprofessorin oder ein katholischer Ex-Minister geschafft hat und sich auf Augenhöhe mit Unterlegenen begibt. Oder sie zu sich heraufholt oder vor sich auf ein Podest stellt. So weit wäre ich auch gerne auf meinem geistlichen Weg.
31. Mai 2011
Von der schweren Überwindung des natürlichen Gefälles
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