Geschrieben von Vater Alexander Schmemann, gefunden im Touchstone-Weblog Mere Comments, übersetzt von mir:
"Ist es nötig zu erklären, daß Ostern viel mehr als eines einer Reihe von Festen ist, mehr als das jährliche Gedenken an ein vergangenes Ereignis? Jeder, der - und sei es nur einmal - an jener Nacht teilgenommen hat, die 'heller ist als der Tag', der von dieser einzigartigen Freude gekostet hat, weiß es ... An Ostern feiern wir die Auferstehung Christi als etwas, das an uns geschah und noch geschieht. Denn jeder von uns empfing die Gabe dieses neuen Lebens und die Kraft, es anzunehmen und daraus zu leben. Es ist eine Gabe, die unsere Einstellung zu allem in dieser Welt radikal verändert, den Tod eingeschlossen. Sie macht es uns möglich, voller Freude zu bekräftigen: 'Der Tod ist nicht mehr!' Ja, der Tod ist noch da, sicher, wir stehen ihm noch gegenüber, und eines Tages wird er kommen und uns holen. Aber es ist unser ganzer Glaube, daß Christus durch seinen eigenen Tod die eigentliche Natur des Todes verändert hat, ihn umwandelte in einen Übergang - ein Vorübergehen, ein 'Pascha' - in das Reich Gottes, indem er die Tragödie der Tragödien umgestaltete in den äußersten Sieg...
Das ist der Glaube der Kirche, bekräftigt und einsichtig gemacht durch ihre zahllosen Heiligen. Doch ist es nicht unsere tägliche Erfahrung, daß dieser Glaube sehr selten der unsere ist, daß wir die ganze Zeit das 'neue Leben' verlieren und verraten, das wir als Gabe erhielten, und daß wir tatsächlich leben, als ob Christus nicht von den Toten erstanden sei, als ob dieses einmalige Ereignis keinerlei Bedeutung für uns habe? ... All dies vergessen wir einfach - so geschäftig sind wir, so vertieft in unsere alltäglichen Beschäftigungen - und weil wir vergessen, versagen wir. Und durch diese Vergesslichkeit, dieses Versagen, diese Sünde wird unser Leben wieder 'alt' - klein, dunkel und letztlich bedeutungslos - eine bedeutungslose Reise zu einem bedeutungslosen Ende. ... Von Zeit zu Zeit mögen wir unsere verschiedenen Sünden anerkennen und bekennen, doch wir hören auf, unser Leben auf das neue Leben zu beziehen, das Christus offenbarte und uns gab. Ja, wir leben, als ob er nie gekommen sei. Das ist die einzige wirkliche Sünde, die Sünde aller Sünden, die bodenlose Traurigkeit und Tragödie unserer Christenheit, die es nur dem Namen nach ist.
So wollen wir die Fastenzeit wieder entdecken. Eine Reise, eine Pilgerfahrt! Doch, sobald wir sie beginnen, sobald wir den ersten Schritt in die 'helle Traurigkeit' der Fastenzeit tun, sehen wir - weit, weit entfernt - unser Ziel. Es ist die Freude von Ostern, es ist der Eingang in die Herrlichkeit des Reiches. Und es ist diese Vision, dieser Vorgeschmack von Ostern, der die Traurigkeit der Fastenzeit hell und die Mühe unseres Fastens zu einem 'geistlichen Frühling' werden lässt. Die Nacht mag dunkel und lang sein, aber den ganzen Weg entlang scheint eine geheimnisvolle und strahlende Dämmerung am Horizont zu glänzen. 'Beraube uns nicht unserer Erwartung, o Liebhaber des Menschen!'"
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