Nachdem Lorenz Jäger kürzlich in der FAZ* den Kirchenoberen anläßlich des im Bistum Trier geprägten Satzes "Auch Jesus wäre ein Autofaster" empfahl, doch einmal ein paar Wochen Abstinenz vom Zeitgeist zu üben, bin ich inzwischen fast soweit, uns allen angesichts der säkularen bzw. zivilreligiösen Fastenindustrie ein "Fastenfasten" zu empfehlen.
Das ginge so: Einfach ganz normal weiterleben, hier und da ein bißchen Schokolade, ein Bierchen (oder wie in meinem Fall: ein gespritztes "Mömbriser Goldtröpfchen") und ansonsten ohne großes Aufhebens das Seine tun. Nicht auf die Erhöhung der eigenen Lebensqualität schielen. Die durch das Nichtfasten gesparte seelische Energie und Willenskraft darauf verwenden, sich nicht besonders, vor allem: sich nicht besonders gerecht zu fühlen, sondern als stinknormaler Erlösungsbedürftiger.
* Lorenz Jäger:
"Aber nun ist die Fastenzeit angebrochen, und da haben sich die Kirchen in Rheinland-Pfalz etwas Neues ausgedacht: das Autofasten. Kein Witz, sondern Realsatire in bester Tradition der 'Neuen Frankfurter Schule': Die Fastenzeit, so liest man in dem Aufruf des Bistums Trier, 'war für Christinnen und Christen schon immer ein besonderer Anlaß, über den eigenen Lebensstil nachzudenken und bewußter zu leben.' Empfohlen wird dem Autofaster vom 20. Februar bis zum 20. März die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel. 'Auch Jesus wäre ein Autofaster', sagt das Bistum. Leider fehlt der Zentralrat der Muslime in Deutschland, der in Form eines Auto-Ramadan (Fahren nur nach Sonnenuntergang, dann aber mit Karacho) mit von der Partie sein sollte, wenn ihm denn an der Integration und am interkonfessionellen Dialog wirklich etwas liegt. 'Viele Autofasterinnen und Autofaster' könnten, so das Bistum, bezeugen, daß die Nutzung von Bus und Bahn Spaß macht, weil sie für Kommunikation sorgt. Vielleicht als Ergänzung noch ein Aschenkreuz auf der Frontscheibe? Fasten könnte für die Kirchenoberen natürlich auch heißen, vom 20. Februar bis zum 20. März einmal abstinent von der Genußdroge Zeitgeist zu leben. Aber das wird nichts, und so bleibt nur das Tagtraum unserer bösen Seele: Sturm auf den Trierer Bischofssitz als Zangenangriff, links kommandiert von Voltaire, rechts von den Truppen des Opus Dei und vom Traditionalisten-Erzbischof Lefèbvre."
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen