25. Juli 2004

Flipper-Liturgie

Katholiken ist heutzutage gar nichts mehr peinlich. Als in meiner Bischofsstadt am Samstag 7 Religionslehrer/innen und 7 Gemeindereferentinnen vom Diözesanadministrator zu ihren jeweiligen Diensten ausgesandt wurden, spielte nicht irgendeine, nein: die diözesane Sacro-Pop-Band schlechthin: Funtasy aus St. Michael, Schweinfurt (sapienti sat).

Die Jungs und das eine Background-Mädel spielten uns zu den üblichen NGL-Texten eine veritable Imitation des Flippers-Sounds. Das war angesichts des Durchschnittsalters und des vermutlichen Musikgeschmacks der Gottesdienstteilnehmer vielleicht gar nicht so verkehrt.

Aber ich vermute doch, daß unsere Reli-Lehrer/innen und Gem-referentinnen zuhause keine einzige CD der Flippers besitzen und sich ziemlich zügig aus der "Musikantenscheune" herauszappen, sobald die drei Gute-Laune-Bolzen auftauchen. Wieso, kann mir das einer sagen, holt man sich dann Flipper-Klone in einen solchen Gottesdienst?

Meine Hypothese geht in Richtung "Katholische Verspätung": Was bei anderen schon 20 Jahre out of fashion ist, finden meine Konfessionsgeschwister immer noch cool. Wir schaffen es einfach nicht, zur Gegenwart aufzuholen. Und wenn wir etwas Zeitgemäßes gefunden haben, was wir in unsere liturgischen Zusammenkünfte einbringen zu können meinen, dann ist es mit ziemlicher Sicherheit minderwertige Massenware. Und keiner von uns merkt's.

1 Kommentar:

Scipio hat gesagt…

Aber warum nur, warum dieser absurde Musikgeschmack? Warum diese schlechte Qualität, dieses Schlagerniveau, diese Zeitentrücktheit? Da klang jedes Tantum Ergo, jedes "Großer Gott", jedes "Laßt, Christen, hoch den Jubel schallen" weniger tot, gegenwärtsnäher als diese Musikleichen.

Vielleicht ist diese Verspätung wirklich "eingebaut" ins Bewußtsein: Man läuft im Abstand von 15 - 20 Jahren hinter dem Rest der Welt her und denkt, man ist vorne dabei, nur weil man in die gleiche Richtung geht.