Seit ein paar Tagen bin ich vorläufiger Besitzer eines "Missale Novissimum Romanum" aus dem Jahr 1708 und eines vierbändigen Breviers von 1718. Vorläufig, denn bevor ich diese Bände als Geschenk annehme, möchte ich für den aktuellen Eigentümer herausbekommen, was sie wert sind. Dann hat er eine faire Chance, sich sein Geschenk noch einmal zu überlegen und es ggfs. einem anderen, würdigeren Empfänger zukommen zu lassen.
Das Einbandleder ist zerschlissen und brüchig, die Messingschließen des Missale sind weggebrochen, das Hadernnpapier gewellt, fleckig und wurmstichig, doch immer noch bruchfest und heller als manche meiner alten Taschenbücher. Ins Brevier sind einige Heiligengedenktage nachträglich eingeklebt, z.B. die von Alfons von Liguori, Petrus Damiani und Fidelis von Sigmaringen. Dazu ein Andachtsbildchen aus der Loreto-Kapelle in Oggersheim und gepresste Sommerblumen von 1942. Kirchengeschichte live.
Zum ausgiebigen Durchforschen bin ich noch nicht gekommen. Mein Latein ist ziemlich eingefroren und muß erst aufgetaut werden. Immerhin habe ich den heutigen (22.7.) Festtag gefunden: Festum sanctae Mariae Magdalenae. Die Gebete und Lesungen des damaligen Ordo Missae sahen sie als die große Sünderin, der Jesus aufgrund ihres Glaubens und ihrer Liebe vergab, und als die Schwester des Lazarus:
Beatae Mariae Magdalenae, quaesumus Domine, suffragiis adjuvemur: cujus precibus exoratus, quatriduanum fratrem Lazarum vivum ab inferis resuscitasti. Qui vivis & regnas cum Deo Patre in unitate Spiritus sancti Deus."Der neue Ordo feiert sie vor allem als Auferstehungszeugin:
"Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, die heilige Maria Magdalena durfte den Auferstandenen sehen und als Erste den Jüngern die österliche Freude verkünden. Gib auf ihre Fürsprache auch uns den Mut, zu bezeugen, dass Christus lebt, damit wir ihn einst schauen in seiner Herrlichkeit, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit."
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