18. Mai 2003

Mutter Teresas Dunkelheit

Im Mai-Heft von First Things findet sich ein schöner Artikel von Carol Zaleski zu Mutter Teresas Dunkler Nacht. (Zur Erinnerung: Im Zusammenhang mit dem laufenden Seligsprechungsverfahren wurde bekannt, daß Mutter Teresa schon bald nach ihrer Berufung aus dem Orden der Loretoschwestern heraus zum Dienst an den Ärmsten Kalkuttas in eine "Dunkle Nacht" geriet: Gefühle von Zweifel und Verlassenheit überfielen sie, Gott erschien ihr abwesend und der Himmel leer. Bis zu ihrem Tod lebte sie mit und unter dieser Erfahrung.)

Zaleski gibt eine kurze Übersicht über die Geschichte der "Dunklen Nacht", von der negativen Theologie des Dionysius Pseudo-Areopagita über Wilhelm von St. Thierry und Johannes vom Kreuz bis in die Moderne. Hier erlebt sich der "Betroffene" nicht mehr als von Gott verstoßen, außerhalb des Lichts der Liebe stehend, sondern erfährt das Gefühl, ohne Glauben zu sein ("the feeling of not having any faith").

Die Erfahrungen Mutter Teresas (und die analoge der hl. Therese von Lisieux) scheinen mir auch eine spezielle Botschaft für unsere Wohlfühlkirche zu haben: Es kommt nicht auf mein Erleben an, nicht darauf, daß etwas los ist, daß ich begeistert bin, daß wir gut drauf sind in unseren Pfarreien und Gemeinschaften. Traurigkeit, Dürre, Eintönigkeit, Langeweile - all das gehört zum täglichen Brot und kann uns nicht absolvieren von unseren Christenpflichten

Christenpflichten: Dankbarkeit, Treue, Ausdauer, Dienst am Nächsten, Lächeln, Helfen, Anbeten. Lieben.

Zaleski: "When we consider her life and the ongoing life of her community, the Church seems young again, and everything seems possible. If these days are in any sense a dark night for the Church, then Mother Teresa shows the way forward: faith that we are untergoing a purification rather than a free-fall, and fidelity, in small things as well as big, to the vows that bind in order to set free."

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