Wie das so üblich ist, wenn Kirche im öffentlichen Raum unverdient präsent werden darf, rechtfertigen die Schreiber der allsamstäglichen Rubrik "Kreuzwort" in der Lokalzeitung, zumeist Seelsorger und andere hauptamtliche Verkündiger der hiesigen Konfessionen, ihre Präsenz durch vermeintliche Lesernähe: Lange Hinführungen zum jeweiligen Kirchenfest oder Sonntagsevangelium, Auswalzen alltäglicher Geschichtchen, deren Moral schon beim ersten Satz zu ahnen war, Aufgreifen politisch korrekten Empörungspotentials zur Anbahnung politisch korrekter Entscheidungen ("Gerade wegen des Mißbrauchs, gerade weil nicht alles bleiben darf in der Kirche, wie es ist, fahre ich nach München auf den Kirchentag!"). Wir kennen das.
Umso erstaunlicher und überraschender, wenn es auch anders geht: Der evangelisch-lutherische Dekan geht zum "Dreieinigkeitsfest" in die Vollen und gelangt direkt - schwuppdiwupp!- mitten hinein in seine Liturgie, ins christliche Glaubensbekenntnis, zu dessen "Grundaussagen" die "Lehre von der Trinität" gehöre, und von dort in einen Versuch, theologisch, in christlicher Sprache verständlich zu machen, wie es zugehe, daß G0tt einer und drei sein kann. Alles auf engstem Raum, mit biblischen Referenzen, ohne Fachsprache, aber auch ohne Platitüden, und in der Zuversicht, daß der wohlmeinende Leser verstehen kann.
Angesichts dessen ist es schon fast wieder korinthenkackerisch festzustellen, daß er zu kurz springt und in sabellianisch-modalistischem Gelände aufkommt, wenn er sagt:
"Die Lehre von der Dreieinigkeit ... beschreibt die drei Ebenen, auf denen Gott mit uns Menschen handelt. (...) In diesen drei Bereichen [als 'Vater', als 'Sohn' und als 'Geist'] begegnet Gott uns jeweils in besonderer Gestalt und hört doch nicht auf, ganz er selbst zu sein."
30. Mai 2010
Theologie in der Tageszeitung - Na, geht doch!
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5 Kommentare:
erstmal: Gott zum gruss und einen schoenen Dreifaltigkeitssonntag!
musste ein wenig schmunzeln, da mir spontan zwei saetze einfielen:
a)man muss auch joenne koenne
b)besser sabellianisch-modalistisch als
salesianisch-moralistisch ;-)
@ a) Eben.
@ b) Eben. (Wobei wir den hl. Franz von Sales als schmunzelnden Heiligen da jetzt ausdrücklich _nicht_ mitmeinen.)
Einen trinitarischen Segenswunsch zurück!
Kann man die Trinität eigentlich "orthodox" positiv beschreiben, ohne auf irgendeiner häretischen Seite vom Pferd zu fallen?
Ich kenne eigentlich nur Beschreibungen, die in Negationen formuliert sind, zumindest in "zwar, aber dennoch nicht".
Von daher lasse ich dem Einen Dreifaltigen die volle Verfügung darüber, freue mich daran, Ihm immer neu zu begegnen... und hüte mich vor Kritik, solang ichs nicht besser machen kann.
Gesegneten Sonntagabend!
Eine Zeitungsspalte ist ja kein dogmatischer Traktat und meine Freude war auch größer als mein Stirnrunzeln. Aber die Tendenz, die "drei" nur ad extra zu sehen und ad intra die monotheistische "eins" ist halt schon da. (Ich hatte auch noch Rémi Bragues Du Dieu des chrétiens... im Ohr; das fand ich recht erhellend.)
Besser vor GOtt paulinisch vom Pferd fallen als stolz davon. zu reiten.
Schöne Grüsse!
@Scipio: schoener letzter Satz!
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