Öffentliche Selbstreflexion, die in Reue und Umkehr mündet, ist nicht unbedingt Teil des journalistischen Ethos. Wie jeder anderen Gewalt fehlt auch der Vierten der Hang zur Selbstkorrektur.
Ein Beleg dafür? - Nun, zum Beispiel in der Besprechung des Buches von Eva Herman durch Jörg Thomann in der FAZ.
Thomann fragt sich und seine Kollegen:
"Will man das alles lesen, diese epische Litanei über Vorfälle, die lange zurückliegen? Die Antwort, überraschend vor allem dann, wenn man Hermans Weltbild in weiten Teilen ablehnt, lautet: durchaus. Und vor allem jene, die sich für Medien interessieren oder selbst in ihnen arbeiten, sollten es tun. Denn auch wenn Herman abermals befremdliche Theorien aufstellt und selbst alles andere als ein hilf- und schuldloses Opfer ist, muss man doch konstatieren, dass ihr viel Unrecht geschehen ist.
Die Prozesse gegen ihren früheren Arbeitgeber, den NDR, hat Herman verloren: Für sie galt kein Kündigungsschutz, weil sie freie Mitarbeiterin war. Interessanter aber ist, auch wenn kaum darüber berichtet wurde, welche Verfahren sie gewonnen hat - etwa ihre Klage gegen das 'Hamburger Abendblatt'. Eine Entschädigung von 25.000 Euro bekam sie zugesprochen, weil sie das, was dort stand, schlicht nicht gesagt hatte. Auch weitere Prozesse, etwa gegen die dpa, gewann sie."
Der bissige Hund sei allemal interessanter und wichtiger als ein Hunde-beißender Mann, so hören wir im Tone des Selbstverständlichen von den Hütern des gesellschaftlichen guten Gewissens. - Nach dieser Logik findet sich natürlich die Meldung, daß sich der Vorwurf sexuellen Mißbrauchs gegenüber Bischof Mixa nun doch nicht zu erhärten scheint, erst auf S. 4 und in klein - statt wie es sich gehörte, als Aufmacher auf Seite Eins.
11. Mai 2010
Selbstkorrektur der Vierten Gewalt
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1 Kommentar:
Wenigstens findet sich die Nachricht über Mixa dort überhaupt... in der SZ suche ich noch, jedenfalls in der Onlineausgabe. Widerlich, die Hetze dort, vor allem unter Foristen, aber kräftig geschürt durch die angebliche "Qualitätspresse".
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