28. Dezember 2007

Tief durchatmen

Stellen Sie sich vor, Sie sind in ihrer Pfarrei (altes katholisches Herzland, städtisch geprägt, jedoch mit dörflichen Wurzeln) ehrenamtlich tätig. Sie erhalten zu Weihnachten einen "Weihnachtsbrief" Ihres Pfarrers mit den folgenden, nicht namentlich gezeichneten meditativen Gedanken, die Sie folglich Ihrem Pfarrer zuschreiben:

An Weihnachten feiern wir Christen das Höchste,
was sich von Jedermann und Jederfrau sagen lässt.
Wir alle sind die Geborene [sic!] einer Frau,
ob sie Maria heißt oder Monika,
ob es in der Krippe oder im Kreißsaal geschah.

Als Geborene sind wir natürlich Sterbende,
ob am Kreuz oder im Klinikum.
Das ist die Ordnung der Natur.
Sie gilt für Jedermann.

Die Frage ist: ist das alles?
Christen sagen: stimmt, Menschen sind Sterblinge.
Doch: das ist nicht das, was ihr Leben, ihre Würde ausmacht.
Geboren sind wir nicht nur aus einer Frau.
Aus Ungeborenem sind wir geboren und leben wir.
Ins Unsterbliche sterben wir.

Christen geht das, wovon alle Religionen leben,
besonders deutlich an dem Sohn Mariens auf.
ER lebte, redete und handelte in strahlender Klarheit ganz aus dem,
was Menschen nicht gebären und nicht töten können.

Das war sein EIN und ALLES, sein ganzes GLÜCK.

Die Schriftsteller des Neuen Testamentes
nannten ihn deswegen GOTTES SOHN.
Die Kirche machte daraus das Dogma:
wahrer Mensch und wahrer GOTT.

An solch ein Wunder nur zu glauben,
entspricht dem Kind in der Krippe nicht.
ER hat es gelebt mit jedem A t e m z u g.

W e r traut sich, genauso tief zu a t m e n?

A T M A

MAH ATMA JESHUA

Was denken Sie nach der zweifachen Lektüre dieser Sätze?
  1. Schön, daß sich der Herr Pfarrer selber Gedanken gemacht hat und mit uns teilt, was ihm wichtig ist zu Weihnachten.
  2. Klasse, wie sich unser Herr Pfarrer auf den Dialog der Religionen ein- und sich von dem Gedankengut anderer Religionen bereichern lässt!
  3. Religionen hin oder her: Die Leser dieses Briefes sind allesamt getaufte und gläubige Christen. Denen hilft es für ihren Glauben doch wenig bis nichts, vom "Atma" zu reden.
  4. Voll defizitäre Christologie!
  5. Über Christus redet er gar nicht, höchstens über den Menschen. Christologie = Anthropologie.
  6. Ich weiß nicht, wie der überhaupt noch mit gutem Gewissen als katholischer Priester auftreten kann, wenn er sich so implizit wie deutlich von der Botschaft der Bibel und der Kirche - Jesus von Nazareth als der eingeborene Sohn Gottes, von dem und durch den allein uns alles Heil zukommt -distanziert.
  7. Spätestens Ende Juni 2008 wird er sein Priesteramt aufgeben und die Laisierung beantragen. Mal sehen, wie groß der Knall sein wird!
  8. Was ist eigentlich aus dem Heiligen Offizium geworden? Und wofür, mein Gott, wofür zahlen wir Kirchensteuer? Damit jeder geweihte Idiot uns seine Privattheologie vortragen kann?

Sie atmen durch, tief, ganz tief. Mahatma Jeshua, hilf!

5 Kommentare:

Martin hat gesagt…

Meine Gedanken bei der Lektüre entsprechen eher den Punkten 3-8.

Relativismus+Weichspülsentimentalität
(=)Weihnachtsbotschaft???????????????

Anonym hat gesagt…

>>Was ist eigentlich aus dem Heiligen Offizium geworden?<<

So laut habe ich schon lange nicht mehr von einem Monitor sitzend gelacht. Ich weiß, dir ist sicher wieder mehr zum Heulen, aber das ist einfach zu köstlich.

Anonym hat gesagt…

Aber jetzt mal im Ernst ... Du könntest ihm doch einfach das Maha Mrityunja Mantra als spirituelle Entgegnung schicken?
Om trayambhakam yajamahe
sukandim pusthivardanam
urvarukamiva bhandanat
mrityor mukshiya mamritat.

Om wir verehren den dreiäuigigen Shiva der wohlriechend ist und alle Wesen ernährt. Möge er uns vom Tod befreien und uns dazu reif machen, zur Unsterblichkeit zu gelangen wie ein reife GURKE von der Pflanze fällt.

*kringelt sich*

*tschuldigung*

dilettantus in interrete hat gesagt…

Is´ "atma" ruhrgebietsdeutsch? also ich denk jetzt so: jemand steht kurz vorm Ersticken und der Ersthelfer sagt: "Mensch, Kär´ - atma!"

P.s. hab ich schon Frohe Feste gewünscht? - wohl nicht - gut dann jetzt!

Scipio hat gesagt…

"Reife Gurke". Das ist natürlich gut, echt gut.