29. Dezember 2007

Impulshaftes

Für die folgende Glosse sollten wir - wenn wir wüssten, wer wir überhaupt sind - Eduard Nagel vom Deutschen Liturgischen Institut zum Blogozesanen h.c. ernennen:

Erster Adventssonntag – einer jener Gottesdienste, die diesen Namen vor allem kraft der Konsekrationsvollmacht des Vorstehers verdienen. Es ging darin um die Vorstellung der Erstkommunionkinder und um „Leben“. Den Kindern, die man mit einer Ausnahme nie in der Kirche sieht, kam die Rolle zu, den Versammelten – Gläubigen und Ungläubigen – „Impulse“ zu geben. Dafür sagten sie, was sie unter „Leben“ verstehen: Familie, Fußball, Tiere, Sonne, Freunde, Spaß, .. . – ein religiös anmutendes Wort war nicht dabei. Mindestens für die Gläubigen könnte das ein „Impuls“ gewesen sein, darüber nachzudenken, warum ihnen, die sie gekommen waren, um in der Feier des Gottesdienstes in den Advent einzutreten, so etwas zugemutet wird. (...) Apropos durchsetzen: Der Pfarrer gab auf die Nachfrage, warum er zwei Lesungen und einen Antwortpsalm durch eine Wald- und Wiesengeschichte und die Homilie durch eine Frage-Antwort-Wiederholung besagter Geschichte durch den Gemeindereferenten ersetzen ließ, zur Antwort: „Ich werde mich doch nicht mit dem Gemeindereferenten anlegen.“ Das war zwar ehrlich, aber doch enttäuschend bei einem Mann, der gerade als Vorsteher und Prediger bei den Gläubigen hoch angesehen und beliebt ist. Letztlich ist also der Burgfriede wichtiger als Gottes Wort im Gottes-Dienst, das Kirchenjahr und was das Messbuch sonst verbindlich vorschreibt. Und nicht zuletzt: Was für ein Bild bekommen die fremden Gäste von der Kirche, wenn ihnen im Gottesdienst Gottes Wort – außer im vorgelesenen Evangelium – erspart bleibt und eine anspruchslose Wald-Geschichte vorgelesen und vorgekaut wird? Wofür sollten da die Kinder und ihre Eltern, wenn ihr Fest vorbei ist, auch nur noch ein einziges Mal einen Gottesdienst besuchen, fragt

sich nicht nur Eduard Nagel, sondern viele andere auch an viel zu vielen anderen Orten.

(Quelle)

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