31. Juli 2005

100 Tage

Einige 100-Tage-B-16-Stimmen hat Matthias O. Will zusammengetragen - ergänzt werden müssten noch das Interview mit Kardinal Lehmann und der Artikel von Otto Kallscheuer in der heutigen Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Mir selbst ist es lieber, daß sich in der gleichen Zeitung Dieter Zetsche den Beinamen "Menschenfänger" einfängt als daß "sie" den meinem Papst verpassen.

30. Juli 2005

Schräger Vogel

Reverend Vince Anderson in Deutschland: Kauz, der eigentlich Star sein müßte, hält Paradiesvogelpredigt vor Spatzenpublikum (Die Welt)

Bei den Hörbeispielen u.a. ein superinspiriertes Tryin to be an Asshole, (but I got Jesus)
Vorfreude auf den Herbst



Wenn schon, dann dürfte es nicht "Clapton", sondern müsste "Douglas is god" heißen: Jerry Douglas ist DER Dobro-Spieler schlechthin, und wenn einer je auf der Gitarre zaubern konnte, dann er. Am 20. September lüftet er sein Best Kept Secret.

Tja, und dann soll im Oktober noch Otto Kallscheuers Theologie-Einführung erscheinen: Immerhin will er den theologischen Analphabeten unter uns eine "alte Leitwissenschaft", eines "der größten intellektuellen Abenteuer der europäischen Geschichte" vorstellen. Dürfte spannend werden, denn Kallscheuer ist ein hervorragender Analytiker und Chronist öffentlicher Religion.

29. Juli 2005

... ecclesiam evolvendam esse

Johannes Röser referiert im Christ in der Gegenwart ausführlich verschiedene Stimmen aus der gerade mal wieder aufgeflammten Evolutionsdebatte. Lesenswert, auch wenn er im letzten Satz das übliche "Ceterum censeo" des Blattes anbringen musste (was für mich unter Aequivokationsverdacht fällt).
Vorausgeschautes Gutmenschentum

Noch eine Lesefrucht aus dem "Werfel" - eine frühe Erwähnung des deutschen Gutmenschentums, das also doch keine Erfindung aus der PC-Debatte der 90er ist.

"... Und wie um Zeit zu gewinnen, sang er vor sich hin: 'Die Deutschen, ja diese Deutschen... Was geschah nur mit den verdammten Deutschen?'

Plötzlich glänzte aber sein blasses Gesicht pfiffig auf, und ich hörte ihn mit satirischer Übertreibung Schlagzeilen aus damaligen Zeitungen rezitieren:

'Nun hör aber gut zu', begann er, 'denn das hat's wirklich gegeben: »Der Kasseler Weltfreundschaftstag«, - »Allherzenssympathiewoche zu Gera« - »Allgemeines deutsches Judenabbittefest zu Halle an der Saale« - »Bund deutscher Pantheistinnen zur Hingabe an das Leben in jeder Form« - Dies und noch viel, viel mehr sehe ich vor mir und lese es in dem frühesten Lexikonband meiner Vorerinnerungen. Zwischen Weltkrieg Zwei und Drei drängten sich die Deutschen an die Spitze der Humanität und Allgüte. Der Gebrauch des Wortes »Humanitätsduselei« kostete achtundvierzig Stunden Arrest oder eine entsprechend hohe Geldsumme. Die meisten der Deutschen nahmen auch, was sie unter Humanität und Güte verstanden, äußerst ernst. Sie hatten doch seit Jahrhunderten danach gelechzt, beliebt zu sein. Humanität und Güte erschien ihnen jetzt der beste Weg zu diesem Ziel. Sie fanden ihn sogar weit bequemer als Heroismus und Rassenlehre.' (...)

'Ich erinnere mich', fuhr er fort, 'an das berühmte Buch eines deutschenhassenden Deutschen, eines damals weitverbreiteten Alibi-Typs. Einen Augenblick, wart einmal, unterbrich mich nicht, der Autor hieß - halt, ich hab's - er hieß Carl Egon (von) Ausfaller. (...) Das Buch erschien, dessen bin ich sicher, noch vor 1960. Ausfaller behauptete darin, es gebe zwei Arten von Deutschen: »Die Heinzelmännchen« und »die Wichtelmännchen«. Die Heinzelmännchen waren gute, hilfreiche, unermüdlich fleißige Arbeiter, die überall, ob erwünscht oder unerwünscht, hartnäckig auftauchten, um ihre Schuld gutzumachen. Hatten zum Beispiel irgendwo in Europa abends die Arbeiter eine Fabrik verlassen, so stellten die Heinzelmännchen nächtlicherweise sich ein und schufteten unbemerkt bis ins Morgengrauen, wenn sie auch die Gewerkschaften des betreffenden Landes damit rasend machten. Sie gingen jedermann auf jede Weise zur Hand und verlangten keinen andern Lohn als ein bißchen Verzeihen für das, was man dem deutschen Volke zur dauernden Schande anrechnete. Mir selbst sind an manchem Orte eine Menge solcher Heinzelmännchen begegnet, und sie haben mich manchmal gerührt, obwohl ich nicht verzieh. Sie waren die Erfinder der undankbaren Ethik der »selbstlosen Zudringlichkeit«. Zur Erholung hielten die Gebildeten unter den Heinzelmännchen philosophische Vorträge an Volkshochschulen, in protestantischen Kirchen und sogar in Reformsynagogen, wobei ihr eintöniges Thema stets der brüderlichen Pflicht des Menschen gewidmet war. Ohne Pflicht ging's nicht, wie ja die deutsche Grundauffassung vom Leben in der »Anbetung des Unangenehmen« bestand. Sie waren, mit einem Wort, echte Schafe im Schafspelz. Da sie aber selbst dies krampfhaft waren, glaubte es ihnen niemand, und man hielt sie für Wölfe. Aus diesen Heinzelmännchen bestand der größte Teil der deutschen Nation." (Stern der Ungeborenen.- Stuttgart: Deutscher Bücherbund, 1967, S. 202f.)
Katholische Histo-Fi

Ein vergessener Zukunftsroman aus dem Jahr 1945: Franz Werfels "Stern der Ungeborenen". Immer wieder klingen theologische und philosophische Aspekte an, es geht um Tod und Geburt, um Leib und Seele, um, wie es Walker Percy sagen würde: "Angelismus" und "Bestialismus", um den homo sapiens auf seiner langen Reise durch die Zeit.

"... eines dulde ich nicht, daß man meiner Seele und meinem Bewußtsein nahetritt. Da stehe ich davor wie ein Erzengel oder ein Preisboxer. Ein paar Psychoanalytiker, die im Laufe meiner jüngeren Jahre zudringliche Unterhaltungen mit mir begannen, mußten eilig den Rückzug ergreifen, aber sehr eilig..."

"Und die Beichte, F.W.?" murmelte mein Freund schläfrig.

"Das ist ein ebenso alter wie falscher Vergleich, B.H.", entgegnete ich. "Die Beichte nimmt keine Persönlichkeit ab, die dir ihre Überlegenheit beweisen muß und dich mit tückischen Augen heimlich zum Kampf herausfordert, sondern der Priester, der nur ein Amt ist und kein Selbst und als Verwalter eines heiligen Sakraments sich nicht an willkürlich theoretische Ausgeburten, sondern an strenge Vorschriften zu halten hat..."

27. Juli 2005

Der Papst in Schreibferien

Heinz Joachim Fischer schürt die Erwartung der 1. B-16-Enzyklika, die dem Vernehmen nach im Aostatal in Arbeit ist:

"Seit hundert Tagen hat den Stuhl Petri ein intellektueller Skeptiker inne - nicht ein Kulturpessimist, der überall Untergänge sieht, sondern einer, der die offenbaren Schwächen der modernen Kultur, ihre Gefahren für die Seele des Menschen kennt und offenlegen wird; einer, der sich vom vermeintlichen Fortschritt nicht verblüffen läßt und den Wunderdingen der Moderne kühl ihren Zauber zu nehmen vermag; einer, der die Schönheit von Religion, Christentum und Kirche werbend dagegensetzt." (FAZ via Reto)
Geburtstagsständchen

Zum dritten Blog-Geburtstag ein paar Verse aus der Feder von Paul Simon, dem Anlaß entsprechend aktualisiert:

Still Blogging After All These Years

I met my old blog buddy
On the street last night
He seemed so glad to see me
I just smiled
And we talked about some old times
And we drank ourselves some beers
Still blogging after all these years
Still blogging after all these years

I’m not the kind of man
Who tends to socialize
I seem to lean on
Old familiar ways
And I ain’t no fool for love songs
That whisper in my ears
Still blogging after all these years
Still blogging after all these years

Four in the morning
Crapped out
Yawning
Longing my life away
I’ll never worry
Why should I?
It’s all gonna fade

Now I sit by my window
And I watch the cars
I fear I’ll do some damage
One fine day
But I would not be convicted
By a jury of my peers
Still blogging
Still blogging
Still blogging after all these years
Backwoods Music

Nachdem fono mich Hillbilly auf den wunderbaren Rolling Tussie hingewiesen hat, revanchiere ich mich kurzerhand mit einem Link zu Jim and Jennie and the Pinetops und ihrem Song übers Leben auf dem Vulkan: "Mount St. Helens". Spezialinstrument: Banjocaster.

26. Juli 2005

Bushmill's vom Papst

"Not only is the Vatican the Whore of Babylon but it's also a den of gambling and a purveyor of godless drink throughout the world." (An Irishman In Moscow):- Das könnte Ian Paisley zu einem Papst sagen, der Whiskey rund um die Welt verschickt. Coole Geschichte. (Danke, Petra! - Später mehr.)

25. Juli 2005

London

Am frühen Donnerstag nachmittag standen meine Frau und ich mit den für den Heimflug gepackten Koffern in der U-Bahn-Station Kensington High Street. Eine Lautsprecherdurchsage, ein Handvoll netter Aufsichtsbeamter, etwas siebzig ruhige und gefasste Passagiere - und die Station war in fünf Minuten geräumt. Ein paar Minuten später hatte die Polizei alles abgesperrt, und das Leben ging draußen auf der High Street weiter wie zuvor. Die Gelassenheit der Londoner und der Besucher der Stadt begleitete uns im Bus zur Paddington Station und dann weiter im Heathrow Express - aber da wusste wohl auch noch niemand, daß um ein Haar vier weitere Bomben hochgegangen wären.

In den Tagen zuvor hatten wir London lebhaft und entspannt erlebt, und internationaler als ich es von früheren Besuchen kannte. Multikulti in Reinform, symbolisiert in den Tschador-verhüllten Frauen, die mitsamt ihren Kindern bei Harrods einen Großeinkauf tätigten.

Nicht nur bei Harrods, sondern fast überall, in Kneipen, Bussen, Kirchen, Cafés: CCTV - Überwachungskameras. Man fühlt sich in London nicht nur nicht allein - das ist sowieso fast unmöglich -, sondern auch gesehen, beobachtet. Und hofft, daß sich die Übeltäter der verschiedenen Sorten genau so fühlen.

Britische Institutionen bröckeln: In den Tante Emmas an den Straßenecken gibt es einen Regalmeter mit Kaffees, aber keinen losen Tee. Gut sortierte Weinläden scheinen zu blühen, aber britisches Markenbier ist außerhalb der Pubs Mangelware.

Meiner Frau wollte ich eine der großen Attraktionen Londons zeigen: Foyles in der Charing Cross Road, den Archetyp eines Buchladens schlechthin. 2005 gibt es dort immer noch so ziemlich jedes englischsprachige Buch der Welt, allerdings in einer generalüberholten, hellen, sauberen Umgebung und ohne die Leichen der von umgestürzten Stapeln erschlagenen und mumifizierten Kunden - die waren wohl seit meinem letzten Besuch von den Heerscharen der neuerdings motivierten und kundigen Verkäufer bestattet worden.

Das aktuelle "Book of Common Reading" war natürlich Harry Potter - für die heimlichen Leser gibt es eine Ausgabe mit dezent dunkel gehaltenem Umschlagbild, die nicht so auffällt wie die grellen, blau-grün-gelben Farben der Standard Version. Yours Truly suchte sich stattdessen eine signierte Ausgabe von "The Big Over Easy", einer neuen "Nursery Crime Investigation" von Jasper Fforde.

Zu unernst, zu belanglos all das in Tagen des Terrors? Aus der sicheren (?) Ferne denke ich, daß zum Standhalten auch das schlichte Weitermachen gehört. Das Ziel der Attentäter ist nicht der Tod möglichst vieler Menschen. Es geht ihnen darum, das einigermaßen friedliche Zusammenleben von Menschen verschiedener Kulturen, Völker, Religionen, Weltanschauungen auf dem engen Raum der Kosmopolis zu stören und zu zerstören, Mißtrauen zu säen und Gewalt auf die Straßen zu bringen. Nur wenn ihnen das gelänge, wären sie erfolgreich. Bis zum vergangenen Donnerstag waren sie jedenfalls gescheitert.

16. Juli 2005

Leaving for London

"From the Two Sticks an' a' Apple to Bride o' the Shandies' Well over the Fleet; from Hallows-on-Wall to the keel-haws; from the ditch without the Vicinal Gate to Lud's hill; within and extra the fending circuit, both banks the wide and demarking middle-brook that waters, from the midst of the street of it, our twin-hilled Urbs. At Martin miles in the Pomarary (where the Roman pippins grow) at winged Marmor miles, gilt-lorica'd on his wheat-hill, sticking the Laidly Worm as threats to coil us all." (David Jones: Anathemata.- Basel: Herder, 1988, S. [127]

[Von Mariens Kapelle bis Brigids Quelle überm Fleet, von den Heiligenauf dem Wall bis zu den Häfen, vom Hundsgaben hinterm Vicinaltor bis zu Luds Berg, inner und außer dem wehrhaften Ring wässert der weitumgrenzende Bach unsere zweihüglige Urbs aus seiner Mitte nach beiden Seiten. Bei Martin miles im Pommerarium (wo die römischen Pippinen wachsen), beim geflügelten Marmor miles auf seinem Weizenberg, wo er goldbemantelt den Linden Wurm absticht, der uns alle verwickeln will. (Übersetzung: Cordelia Spaemann)]
Bis zum Freitag ist Blogpause angesagt. Gehabt Euch wohl und alleweil ein gutes Herz!
Urs, Rudolf und Karl im Trialog

Ralf verlinkt zu einem Stück dramatisierter Theologie rund um den Theodramatiker Hans Urs von Balthasar.

15. Juli 2005

"Mit Sicherheit"

Drüber gestolpert und amüsiert: Eduard Kopp im chrismon weblog mit damals (Januar 2005) noch unbefangener prophetischer Klarsicht:

"Strategische Überlegungen werden den Ausschlag bei der Papstwahl geben, nicht die Verdienste einzelner Kandidaten in der Vergangenheit. Denn so, wie Johannes Paul II. mit zahlreichen unerwarteten Schritten Maßstäbe für die Zukunft setzte, so wird auch sein Nachfolger an der Fähigkeit gemessen werden, ob er neue Wege gehen kann. Zur Erinnerung: Johannes Paul II. war der erste Papst, der an der Mauer des jüdischen Tempels in Jerusalem gebetet, eine Moschee besucht, dem Weltkirchenrat in Genf seine Aufwartung gemacht hat. Er betete in Assisi gemeinsam mit Menschen vieler Religionen und trug massiv zum Einsturz der sozialistischen Staaten Osteuropas bei. (...) Der Vatikan im Bann des bevorstehenden Machtwechsels, der nur eins mit Sicherheit nicht bringen wird: eine Aufwertung der Deutschen, am allerwenigsten die Wahl eines deutschen Papstes. Das ist kirchenpolitisch einfach nicht dran."
100 Tage B-16



Sandro Magister zieht eine interessante Anfangsbilanz. Das Amt zeigt, was im Manne steckt (Aristoteles) - und der Mann prägt in aller Kontinuität zu Johannes Paul II das Amt. Erneut "a pope who knows how to pope".

Und falls nicht viele erfolgreich für einen neuen Papst beten, im Sinne der Geschichte, die Magister erzählt

("In another interview with 'la Repubblica,' Alberigo recalled that in 1953, at his home in Bologna, a 'pious and rather famous' Benedictine monk who was staying with him as his guest invited him and his wife to pray for the death of Pius XII – which took place in 1958 – with the explanation: 'Now the Holy Father is a burden for the Church; let's pray that the Lord will take him soon."),
dann stehen uns allen noch einige große Überraschungen bevor.
Im Namen des deutschen Gottesvolkes

Nicht nur die beiden Kommentatoren haben ihr Problem mit dem großen Z in ZDK.

Ich habe keine Insider-Informationen aus diesem Gremium, dem nicht nur der Herr Meyer, sondern auch eine ganze Menge vernünfigter Leute angehören. Deshalb kann ich nur tippen, warum - 16 Jahre post muri lapsum - man/frau den historisch belasteten Begriff "Zentralkomitee" noch nicht aufgegeben hat.

Im Gegensatz zu anderen Begriffen, die ähnliche soziale Phänomene in der organisierten christlichen Religion benennen, trägt dieser den Alleinvertretungsanspruch bereits im Namen. "Konzil", "Synode" - da muß man ein bißchen Ahnung haben, um den Anspruch dieser entities zu ahnen. "Zentralkomitee" aber - das klingt schon beim ersten Hören nach Zentrale, Mitte, Macht-, Einfluß-, Wissenszentrale. Gleich dahinter marschiert der scheinbar harmlose bestimmte Artikel, der schwuppdiwupp, hast-du-was-gesehen die Gesamtheit "der deutschen Katholiken" hinter das Zentralkomitee einordnet.

Schon ein bißchen totalitär, der Anspruch des Namens, und man muß das Kleingedruckte lesen, um mitzukriegen: Das sind ja gar nicht alle Katholiken, sondern nur "die katholischen Frauen und Männer, die sich in den Laienräten, in Verbänden, Bewegungen, Initiativen und Organisationen aktiv an der Gestaltung der Gesellschaft und der Kirche in Deutschland beteiligen". Alle, die sich nicht "aktiv" beteiligen, bleiben außen vor - die schweigende, gläubige und nicht-mehr-so-gläubige Mehrheit also.

Dafür aber gibt es über 44 "Einzelpersönlichkeiten", die "aktiv", ganz "vorne-oben"(P. Teilhard) im ZdK mitmachen dürfen - z.B. den Prof. Dr. H. J. Meyer und viele andere Namen des politischen und gesellschaftlichen Lebens.

Über die Konsequenzen dieses Klüngels hat Joseph Kardinal Ratzinger einige klare Worte verloren, die ich kürzlich gepostet habe.

Was Yours Truly betrifft: Ich habe dem ZdK bereits in einem Anfall akuten Ärgers erklärt, daß es mich jedenfalls nicht mehr vertritt (obwohl ich mich auch vergleichsweise "aktiv an der Gestaltung etc." beteilige), und ihm vorgeschlagen, doch wenigstens den Bestimmten Artikel fallen zu lassen.

Zentralkomitee (mancher, vieler, aktiver, wichtiger, wichtigtuender) deutscher Katholiken - das wäre das mindeste an Einsicht und Ehrlichkeit.
"Ob Sie Atheist sind, wird sich noch zeigen"

Ist er noch, ununterbrochen, schon oder bald wieder katholisch, der Harald Schmidt, der "vielmaskentragende und höflich blinzelnde" (Homer)? Martin bloggt ein paar der relevanten Passagen aus seinem 11-Seiten-Interview mit der Weltwoche.

14. Juli 2005

Katholischer Ohrenblog



Keine Ahnung, ob es wirklich der ausgefallenste Podcast über die Una Sancta Romana Ecclesia ist. Aber die Konkurrenz müsste dann schon völlig abgefahren sein.

Beim Catholic Cast Podcast gibt es nämlich so ziemlich alles von gekreuzigten Nonnen, Bauchrednerinnen, katholischen Tattoos und Victor Lams, Mitblogger und Mitpodcaster.
Bloggen ist schlecht für die Karriere

Bloggers need not apply - also Vorsicht! (Chronicle of Higher Education)
Der endgültige Beweis

Wir Blogger bieten all unsere Ironie, unsere Kritik- und Unterscheidungsfähigkeit auf, um klar zu machen, wer heute all zu oft in der Kirche das Sagen hat, wiederholen uns über die Jahre hin, zweifeln an uns, geben schon fast auf - und dann schlägst du das Gemeindeblatt auf und liest, daß in der Nachbarpfarrei zum Familiengottesdienst am nächsten Sonntag die Gruppe "Zeitgeist" aufspielt.

Fragen? Keine? Weiterbloggen.

13. Juli 2005

Wort und Sakrament

"Eine Randbemerkung: Der Episkopalianer Philip Jenkins weist in einer Passage seines Buchs "Die verborgenen Evangelien" darauf hin, daß die frühen Kirchenväter es für absurd gehalten hätten, die Schrift in ihren Häusern aufzubewahren. Sie konnten sich die Schrift nicht außerhalb der Sakramente vorstellen." (Ten Reasons, zit. nach Video meliora, proboque; Deteriora sequor)

12. Juli 2005



Reingeholt von gott.net..
Die Schlöndorff-Variante

Ohne absichtlich in einen ausgestandenen oder wenigstens beendeten Konflikt weiteres Öl gießen zu wollen, zitiere ich dennoch aus einem Interview mit Volker Schlöndorff zu seinem "Neunten Tag":

"Has Schlöndorff's 'good Jesuit training' influenced his own religious views? Schlöndorff acknowledges that Catholicism has had a lasting impact on his life, though he never made the decision to convert. 'This is very personal... I had my daughter baptized Catholic, I promised to give her a Catholic education—with the communion and all that. I didn't personally convert to anything... I believe in spirituality, and I think that in our western world the Catholic faith, the Catholic religion seems to make more sense than the Protestant. But that would be a long, long argument. But that is something I came to understand.'" (Godspy)
Mythen und Märchen

Über Aschenputtel und Moses (der übrigens das gelobte Land nicht betreten durfte) in der FAZ.

Der Wähler liest und fühlt sich durchschaut, er mag sich vorm Spin-Doktor drehen und wenden, wie er will.
Fingernägel als Datenspeicher

Omnia mea mecum porto, oder wie das auf Lateinisch heißt. Vielleicht reichen für manche Mit-Menschen ja sogar die 50 MB aus, die gegenwärtig gespeichert werden könnten ...
Weiter ohne Denkpause

Sogar die Rundschau trauert und greift ins Adjektivenarsenal - barbarisch, grotesk, unsäglich, willkürlich:

"Fest steht, dass die kontemplative Architektur von Sankt Raphael nach seiner Entwidmung kaum noch Überlebenschancen hatte. Angesichts des Umbaus, der gedroht hätte, erscheint der Abriss, schlimm genug, sogar noch weniger barbarisch als ein zum Supermarkt entstellter Kirchenbau. Grotesker Gipfelpunkt des unsäglichen Vorgangs ist, dass der Investor formal sogar korrekt gehandelt haben soll. Wo kein Denkmalsschutz ist, darf offenbar nach Gutdünken verfahren werden.

Beseitigt wurde mit diesem Willkürakt nicht nur ein erhaltenswertes Gebäude, sondern auch ein in Berlin zwischen Kirchen und Denkmalpflegebehörden beschlossenes Moratorium. Über sinnvolle Lösungen für nicht mehr benutzte Sakralbauten sollte gemeinschaftlich und in gegenseitigem Vertrauen nachgedacht werden. Wo Vorstädte wuchern, Öffentlichkeiten schrumpfen und Supermärkte Marktplätze ersetzen, scheinen Denkpausen jedoch nichts weiter zu sein als überflüssige Verzögerungen auf dem Weg ins gelobte Aldiland."
Friedensfürst inkognito



Mir gehen die Worte von Prince of Peace in ihrer Hardcore-Bluegrass-Interpretation durch New Grass Revival nicht mehr aus dem Ohr:

"Love the blind and wounded, as you will yourself,
And the businessman in sales collecting pennies,
Judge their wealth by coins that they give away
Not the ones who keep themselves spending.

Never be impatient with the one you love,
It might be yourself that you're burning.
Won't you listen only to their song and watch their eyes
For they might just be the Prince of Peace returning.

Never treat a brother like a passing stranger,
Always try to keep the love light burning."
Nachruf auf St. Raphael, Gatow

"Die Gleichgültigkeit wiederum, mit der die Öffentlichkeit reagiert, ist erschreckend, aber verständlich. Man hat andere, wichtigere Sorgen - um den Arbeitsplatz, die Altersversorgung, die eigenen monatlichen Ausgaben. Härte ist gefragt, nur noch der Tag zählt. Egal, ob es um entlassene Kollegen oder um die Auflösung für lebenslang gehaltener Liebesbeziehungen geht: Der Raum, in dem nur wahre Worte möglich sein sollten, wird gar nicht mehr vermißt, und als letzte Wahrheit, durch den Abriß beglaubigt, bleibt das grausig umgemünzte Christuswort 'Laßt die Toten ihre Toten begraben'." ("bat" im FAZ.net)

(Action Item: Nachdenken über die Einrichtung eines deutschen "Catholic Church Conservation"-Blog.)

11. Juli 2005

Viel Wasser im Wein

In einem der zeichenhaften Akte der Gabenbereitung läßt der Priester gerade mal einen Tropfen Wasser in den Kelch mit dem Wein fallen.

Würde das Zentralkomitee deutscher Katholiken die Messe feiern, würde das Verhältnis bei fifty:fifty liegen. Ausgewogenheit muß sein, und außerdem wäre der Wein sonst zu stark - zu viel Herrenblut für Sünderlippen.

Diese Gedanken kamen mir, als ich die "Positionen des Zentralkomitees der deutschen Katholiken zur voraussichtlich vorgezogenen Bundestagswahl im September 2005" und den dazu gehörigen Kommentar von Karl-Georg Michel in der Tagespost las.

Die Zentrallaien fassen in erster Linie für "die Mitglieder des ZdK" (R. Schumacher, ZdK-Gesellschaftspolitik) die eigenen Verlautbarungen der letzten paar Jahre zusammen, verdünnen die paar klar-kirchlichen Positionen, bis sie keinen Magen mehr verstimmen, und laden die vertretenen Katholiken ein, im gesellschaftlichen Mainstream mitzuschwimmen - nicht so schnell wie andere, immer mit einer kleinen katholischen Verspätung, aber in die gleiche Richtung. Vorauseilend ist der Gehorsam nur gegen Rom, hinterherhinkend aber gegenüber dem Zeitgeist.

Symptomatisch die folgenden Ausführungen, die u.a. das Thema "Homo-Ehe" abdecken:

"1. Das Gelingen stabiler Partnerschaften in Ehe und Familie bedarf förderlicher Rahmenbedingungen. Art. 6 des Grundgesetzes verpflichtet die öffentliche Ordnung, freiwillige Bindungen hin zu Ehe und Familiengründung zu ermöglichen und zu unterstützen, damit das Prinzip Verantwortung immer wieder neu Wurzeln in der Wirklichkeit schlagen kann. Die Zukunft der Familie wird sich daran entscheiden, dass Familienpolitik Partnerschaft und Elternschaft auf der Basis der Gleichberechtigung von Männern und Frauen absichert. Nicht zuletzt um des Kindeswohles willen brauchen wir eine Stärkung verlässlicher Partnerschaften. Abgestimmt auf die im Familienrecht odifizierten und weiter zu entwickelnden Rechte und Pflichten müssen in allen Rechtsbereichen, insbesondere im Sozialversicherungs-, Steuer- und Arbeitsrecht stimmige Lösungen gefunden und zu einer präventiv ausgerichteten Familienpolitik zusammengeführt werden. Dazu gehört der Erhalt des Ehegattensplittings im Steuerrecht ebenso wie die Neubalancierung der familiären Komponenten im Rentenrecht."
Einen vollkommenen Ablaß dem, der da eine klare Position ausmachen kann!
Die sieben Todsünden der Gummibärchen

Entdeckt bei den Angry Twins.

10. Juli 2005

Nacht und Nebel in St. Raphael



(Die Bildergalerie, aus der diese Aufnahme stammt, gibt es hier.)

So schnell kann sich gar keine Initiative konstituieren, wie verkaufte Kirchen abgerissen werden... Die Berliner Morgenpost berichtet vom Abriß der Kirche in Spandau-Gatow, die Welt kommentiert:

"Gewiß ist die bescheidene Vorortkirche in Gatow keine 'Frauenkirche'. Aber ihr Architekt war einer, der sich bewußt war, daß der Kirchenbau 'quer zu unserer Zeit' steht, einer, der ihn ein 'gottesdienstliches Werk' nannte, 'bestimmt zu strengem Dienst vor strengem Gott'.

Dieses Zeichen mußte einem Supermarkt weichen. 'Eine Menschheit, die nicht mehr den bunten Flor des Ursprünglichen hervorbringt, verfällt in die Masse, das maßlose Getriebensein von anonymen Gewalten', mahnte Rudolf Schwarz. Weiß man heute, in einer schrumpfenden Kirche, noch um solche Einsichten?"

9. Juli 2005

Visio Dei

"Das bedeutet Erwartung des ewigen Lebens: Den Blick Gottes nicht mehr verlieren wollen, weil er unser Leben ist." (J. Ratzinger: Gott ist uns nah.- Augsburg: St. Ulrich, 2005, S. 158)
"Wenn Du schon mal zu etwas konvertierst, dann wenigstens zu was Toleranterem..."

Petra erzählt uns heute von ihrem Heimweg - interessant und wichtig für alle "katholischen Hausgeburten"! Ein Segen, daß es Leute gibt, die genau wissen, warum sie katholisch sind! In der Blogozese haben wir einige davon, ja: als "älterer Sohn" ist man sogar in der Minderheit.
"Meet the pro-Americans"

Anne Applebaum sucht den typischen Amerika-Freund und findet ganz verschiedene Typen. (Foreign Policy - via Dappled Things)

8. Juli 2005

Die Jugend der Welt und das deutsche Wesen

Ein Kommentar von Guido Horst in der Tagespost. Das mit den tauben Rentnern ist nicht nett, aber trifft den Kern: Die Jugend suche das "Authentische" - und dazu gehört neben dem gelebten Glauben, wie ihn u.a. der Papst verkörpert, die gelebte Nächstenliebe, aber halt nicht der "Tag des sozialen Engagements".
No Angst

We're not afraid.
Ewiges Licht

Ein Allerfrömmstes Willkommen an den ersten bloggenden Priester Deutschlands - den unser Gemeindeältester bald offiziell zum Blogozesen-Kaplan ernennen sollte! Wir akklamieren jetzt schon alle, würde ich mal so sagen.

Ein weiteres allerfrömmstes Willkommen an den ersten bloggenden Universitätstheologen Deutschlands.

Ad multos annos.
Ganz entspannt im Vorgarten

Auch Buddhisten brauchen Geld und denken sich dann GarZenZwerge aus. (FAZ)



Linz

Gillibrand hat uns eine Fotoreportage zum Linzer Ritus zusammengestellt: Iskariot-Feiern, tote Zweige als Kreuzersatz, die neue liturgische Farbe Gelb-Orange in der Batik-Ausführung (zu tragen am Gedenktag Seiner Heiligkeit, des 14. Dalai Lama?), bärtige Diakone, die Priester und Laie zugleich sind, und vor allem: viele fröhliche Menschen. Genau das, was unser HErr wollte, als er sprach: "Verlasst alles und folgt mir nach."

Der neue Bischof ist im Anzug und sendet vorab eine Absage an "Flügelkämpfe". Das könnte, wenn Bischof Schwarz mit dem "Mann-der-Mitte-sein" wirklich ernst macht, bedeuten, daß er sozusagen auf dem Median der innerkirchlichen Meinungen reitet, einem Median, der durchaus nach rechts und links, hin und her gleiten kann.

Zu den Formen des Linzer Ritus äußert er sich in den Oberösterreichischen Nachrichten so:

"Wir müssen uns aber bemühen, die Liturgie in der vorgesehenen Art und Weise zu feiern. Es kann hier nicht alle Freiheit geben. Die Liturgie ist nicht Selbstzweck. Sie bedeutet, Gott zu ehren und zu ihm zu beten. Wenn man ins Messbuch schaut, sind manchmal Gestaltungsmöglichkeit vorgesehen, für andere Teile des Gottesdienstes gibt es klare Richtlinien."
Auf englisch heißt das: "We are increasing our efforts to improve", (wie ich gerade im e-Mail eines großen Wissenschaftsverlages las).

GOttes Segen!

7. Juli 2005

Ihr Kirchenvölker der Welt, schaut auf dieses Land!

Publik-Forum: In einer Mitteilung schrieben Sie von einer kritischen Begleitung dieser Tage. Was heißt das konkret?

Weisner: Dieser Weltjugendtag in Deutschland bietet zum Beispiel die Chance, Jugendlichen aus aller Welt die demokratischen Seiten der Kirche in Deutschland zu zeigen. Es gibt die vom Kirchenvolk auf Zeit gewählten Pfarrgemeinderäte, die Katholikentage und sogar eine Schwangerschaftskonfliktberatung der Laien und so weiter. Wir können zeigen: Die Laien sind präsent und gestalten die Kirche mit." (Publik-Forum)
Am deutschen Wesen...
Widerstehen.

Bei der Rückfahrt vom Mittagessen klingelte beim Kollegen aus Newcastle das Telefon - er warf einen kurzen Blick aufs Display und drückte den Anruf weg. Zurück im "meeting room" wollte er mal kurz ins Internet wegen der "news". Erst da sah ich von der Seite, daß es in London irgendwelche Anschläge gegeben hatte, von denen er wohl über eine SMS erfahren hatte.

Unbewegt, gleichmütig überflog er die BBC-Seiten, klickte sich anschließend zum time table von Heathrow durch und konzentrierte sich wieder auf die Tagesordnung. Wir anderen ahnten nicht, daß im Herzen Englands, der Mutter aller Demokratien, mehr als dreißig Menschen getötet und hunderte verletzt worden waren. Dazu brauchte es bei mir die 19.00 Uhr-Nachrichten bei der Heimfahrt.

So ist es also immer noch, das Volk, dem 1940 "blood, sweat and tears" versprochen wurden. Tun, was gerade getan werden muß. Und widerstehen.
Hidden Agenda

Georg Muschalek zu pastoralen Räumen, Strukturinitiativen, Seelsorgeeinheiten und anderen Ungetümen (tagespost):

"Der Verdacht ist doch sehr nachdrücklich da, dass die zwei nicht zu leugnenden Lücken in der Seelsorgestruktur benützt werden, um bei dieser Gelegenheit andere Wünsche und Projekte einzuschleusen. (...) Dass der Priester nicht mehr in erster Linie für die Seelsorge zuständig ist, ergibt sich schon aus den Zahlenverhältnissen der nichtpriesterlichen Seelsorger zu den priesterlichen. Es ergibt sich weiter durch die Betonung der "Eigenverantwortlichkeit" der nichtpriesterlichen Seelsorger, wenn auch - wie manchmal beschwichtigend gesagt wird, dem aber bald das Gegenteil folgt - der Pfarrer diese Dienste koordinieren soll. Meint man wirklich, dass dies funktionieren kann? Eine Koordinierung ist immer auch ein Eingriff in den Verantwortungsbereich des anderen. Eingriffe aber, die Autorität verlangen, sind grundsätzlich tabu. Hier kommt dazu, dass sie durch die 'Eigenverantwortlichkeit' abgewehrt werden."

5. Juli 2005

Bilder einer Ausstellung

Zum WJT Ansichten Christi im Kölner Wallraf-Richartz-Museum
Und auf Internet-Café und Toiletten folgt der Supermarkt...

Vorgeschmack der kommenden Dinge:

St. Raphael in Berlin-Gatow soll umgenutzt werden - unten Real, oben ein Café. Und wo laut dem Architekten Rudolf Schwarz "das Licht ... stellvertretendes Gleichnis der Ewigkeit" war, ist das "kleine Architekturwunder" (Frankfurter Rundschau) nun bald ein Gleichnis für die Weltzugewandtheit der Kirche: Im Viertel fehlt das Lebensmittelgeschäft, der Kirche fehlt das Geld, und so gibt sie schweren Herzens und nach monatelangen Diskussionen den Sakralbau hin für die "suburbane Infrastruktur", für das irdische Wohl, wenn schon am himmlischen Heil kein Interesse mehr besteht.

Rettung kommt wohl nur noch vom Urheberrecht - of all things. Das erspart die Umnutzung zugunsten des Abrisses. (Mehr in der Welt hier und hier.)

4. Juli 2005

"Abstinence is countercultural"...

... und deshalb hat sie es in den Rolling Stone geschafft. (Catholicism Wow und pax et bonum waren schneller und haben gestern schon verlinkt.)

3. Juli 2005

Müllkippe der Liturgiereform

Eduard Nagel vom Deutschen Liturgischen Institut in seiner Auf-zwei-Minuten-Kolumne über die Fürbitt-Unkultur:

"In der Kaffeepause berichtet ein Kollege, er spreche bei den Fürbitten den Ruf der Gemeinde oft nicht mit. Entweder sei es zu mühsam, in Sekunden den Inhalt der vorgetragenen Intention in seiner Tragweite zu erfassen und zu entscheiden, ob man dazu wirklich 'Wir bitten dich, erhöre uns' sagen kann und will. Oder aber dieser Inhalt sei von vornherein von solcher Art, dass er sich schämen würde, Gott damit unter die Augen zu treten. Die Fürbitten seien – wie Bußakt und Kyrie – ein Krebsgeschwür, eine Müllkippe der Liturgiereform. Im Gespräch stellt sich heraus, dass alle Beteiligten weitgehend ähnlich empfinden und dies entsprechend praktizieren: Sie hören aufmerksam hin, wenn die Anliegen vorgetragen werden, und entscheiden dann, ob sie den vorgesehenen Ruf mitsprechen. Oft genug bleibe ihnen dann nur das Schweigen. (...)

Ein Beispiel aus jüngerer Zeit: 'Das Großraumflugzeug A 380 ist zum ersten Mal geflogen. Wir beten für alle Menschen in Wissenschaft und Technik, die ihr Wissen und Können zum Wohl der Menschen einsetzen und nicht einfach nur das technisch Machbare machen wollen.' – Wer vermag in Sekunden zu erfassen, was diese 'alle Menschen in Wissenschaft und Technik' alles tun, wofür zu beten ist? Und warum werden jene nicht einbezogen, 'die ihr Wissen und Können“ nicht „zum Wohl der Menschen einsetzen . ..'? Und was bringt die Unterstellung gegenüber gewissen Wissenschaftlern, dass sie 'einfach nur das technisch Machbare machen wollen', im Zusammenhang dieser Fürbitte? Abgesehen vom Sprachstil – 'das Machbare machen' – wie lange mag ein durchschnittlich begabter, aufmerksamer und gutwilliger Hörer brauchen, um auch nur einigermaßen zu erfassen, für wen und um welches Gut er hier bittend vor Gott eintreten soll, und das innerlich auch zu tun."
Solche Fürbitten - und das dahinter stehende Verständnis von Gottesdienst und Liturgie - fallen freilich nicht vom Himmel, sondern sind 2005 das Ergebnis eines 40 Jahre langen, und offensichtlich auch unheilvollen Wirkens der Multiplikatoren in Diözesen, Universitäten und Pfarreien - und das Produkt einer Liturgietextindustrie mit vielen Beteiligten - Autoren, Lektoren, Verlagsmitarbeiter -, die jede Menge Kirchensteuern und Kollekten frisst.

1. Juli 2005

Multifunctional Downchurching

"Genug Platz für alles!" sagt die Liturgiekommission der DBK.

"Ich reiß ja auch nicht meine Bude ab, nur weil bei der Geburtstagsparty zu wenig Leute vorbeischauen." Sagt Dirk Haas in SpOn.

Zitat:

"Abtrennung von Raumteilen

Eine Möglichkeit ist die Abtrennung von Raumteilen für anderweitige Nutzungen. Dies kann durch die Einführung von permanenten oder mobilen Raumteilern (Glaswände, Falttüren, Vorhänge, Gitter u. ä.) geschehen, die etwa einen Teil des Schiffs, Seitenschiffe, den Chorraum, den Raum unter einer Empore oder eine Seitenkapelle vom Hauptraum trennen. Der Grad der Separierung hängt von der Eigenart der Nutzung dieser Räume ab. Je nachdem ob die Nutzung liturgienah oder -fern ist, wird die Trennung entsprechend geringer oder stärker zu akzentuieren sein. Folgende Nebenräume sind denkbar: Raum für parallele Kinder-Wortgottesdienste, Meditationsraum, Beichtzimmer, Sprechzimmer, Gruppenräume, Raum für kleinkinderbetreuung, Ausstellungsraum (Museum, Galerie), Foyer (Empfangsraum, Cafeteria, Internetcafe), Pfarrbüro, Pfarrbücherei, Schriftenstand, Räume für die Caritas, Lagerräume (z.B. Stuhlmagazin), Toiletten."
Wenn das mal für die Weniger-Differenziert-Denker und -Leser kein Freibrief ist...
Ver- und Misstrauen

"Großen Herren und schönen Frauen // Soll man gern dienen, wenig trauen." (Georg Rollenhagen)

"Man muss den Absichten misstrauen, auch den guten, vor allem aber den eigenen." (Johannes Gross)

PAVLO APOSTOLO MART

Paulus wartet fuori le Mura auf seine "Verwandlung" (1 Kor 15, 51), die garantiert sensationeller sein wird als die Entdeckung des Apostelgrabes. (Welt)