21. Oktober 2008

Der Katholik und die Religionen

"I will be a better Catholic, not if I can refute every shade of Protestantism, but if I can affirm the truth in it and still go further. So, too, with the Muslims, the Hindus, the Buddhists, etc. This does not mean syncretism, indifferentism, the vapid and careless friendliness that accepts everything by thinking of nothing. There is much that one cannot 'affirm' and 'accept,' but first one must say 'yes' where one really can. If I affirm myself as a Catholic merely by denying all that is Muslim, Jewish, Protestant, Hindu, Buddhist, etc., in the end I will find that there is not much left for me to affirm as a Catholic: and certainly no breath of the Spirit with which to affirm it."

[Ich werde ein besserer Katholik, nicht wenn ich jede Nuance des Protestantismus widerlege, sondern wenn ich die Wahrheit darin bestätigen und darüber hinaus gehen kann. So auch mit den Muslimen, den Hindus, den Buddhisten etc. Das bedeutet keinen Synkretismus, keinen Indifferentismus, nicht die fade und nachlässige Freundlichkeit, die alles akzeptiert, weil sie nicht denkt. Es gibt vieles, was man nicht 'bestätigen' und 'akzeptieren' kann, aber zuerst muß man 'Ja' sagen, wo man es kann. Wenn ich mich selbst nur als Katholik behaupten kann, indem ich alles bestreite, was muslimisch, jüdisch, protestantisch, hinduistisch, buddhistisch usw. ist, dann werde ich am Ende merken, daß mir als Katholik nicht mehr viel zu bejahen bleibt; und gewiß kein Hauch des Geistes, mit dem ich es bejahe.]

- So weit Thomas Merton, der gewißlich nicht immer orthodoxe.

3 Kommentare:

Tiberius hat gesagt…

Sehr schön! Die einfachen Formeln der Abgrenzung dienen eh nur der Selbstvergewisserung.

Anonym hat gesagt…

Ich will gewiss nicht widersprechen, aber zu bedenken geben, dass es zwei unterschiedliche Arten gibt, sich seinem Glauben hinzugeben. Die Deskriptive und die Normative. Moderne Christen begnügen sich oft mit der Beschreibung ihres Glaubens, ohne sich um die Normen zu scheren die daraus folgen. Die meisten beobachten gar diejenigen, die ihren Glauben normativ leben mit einer gewissen Neugier, so als würde man im Zoo exotische Tiere beobachten.

Gewiss, ich überspitze vielleicht ein wenig, aber ein Moslem würde nie auf die Idee kommen seinen Glauben zu beschreiben. „Deus vult“ ist für ihn keine Leerformel angeblich finsterer Vergangenheit, sondern die Norm unter die er sein Leben ordnet.

Christen, ich nehme mich hier nicht aus, behandeln ihren Glauben oft wie ein gewöhnliches Geschäft. Wenn die Moslems hier eine Moschee bauen wollen, bitte, dann dürfen Christen in der Türkei doch auch eine Kirche errichten. Der Moslem antwortet darauf: Das wir in eurem Land eine Moschee errichten ist Gottes Wille. Genau deshalb dürft ihr auch keine Kirchen bauen.
Glaube, so will mir scheinen, ist ohne Norm nur eine halbe Angelegenheit und ein wenig mehr Glaube daran, dass er die einzig mögliche Wahrheit ist, stände der übrig gebliebenen Christenheit sicher gut zu Gesicht.

Besagtes Zitat atmet sicher den Geist vernünftelnder Modernität und weltumarmender Toleranz. Aber wer kann ernsthaft leugnen, dass sich, zumindest in Europa, die christlichen Kirchen nach dem Zweiten Vatikanum leerten?

Anonym hat gesagt…

Ja, wir sollten erstmal das Verbindende suchen. Und in den Unterschieden zu anderen Konfessionen lernen wir viel über uns selbst. Die "fade und nachlässige Freundlichkeit" jedoch, die viele als eigene Toleranz verstehen, ist oft doch nur eine nett zurechtgemachte Form der Ingnoranz.